Lobenberg: Dieses Miniweingut von Jérôme Aguirre in Lalande Pomerol hat nur 4 Hektar alte Reben. Das Terroir besteht aus Kies mit leichtem Sand und Lehmanteilen. Nicht der üppig schwere Lehmboden, wie man ihn sonst häufig in der Region antrifft. Jérôme Aguirre ist der Chefönologe der Gruppe Kwok, der die Weingüter Bellefont-Belcier, Tour Saint Christophe und andere gehören. Jérôme war früher der Winemaker für Le Gay und La Violette. Aber wie gesagt, auf Haut Musset wohnt er, weil es das Weingut der Eltern seiner Frau ist. Die Trauben werden natürlich von Hand gelesen, die Auslese ist auch im Weinberg extrem. Es wird immer entrappt und im Zementtank spontan vergoren auf fast null Gramm Restzucker. Der Wein verbleibt danach noch einige Wochen auf der Schale. Eine Art Nachmazeration zur Harmonisierung. Anschließend wird der Wein zum Teil im Zement und zum Teil im Barrique ausgebaut. 50% des Holzes ist einjährig, der Rest zweijährig. Also gar kein neues Holz, weil einfach diese Aromatik nicht gewünscht ist und Harmonie im Vordergrund stehen soll. Es wird kein Schwefel vor oder während der Gärung verwendet, auch nicht nach der Malo. Schwefel kommt erst zum Hochsommer dazu, wenn die Temperatur stark ansteigt. Die Reben hier sind knapp 40 Jahre alt. Der Cabernet Franc-Anteil liegt inzwischen bei 30 Prozent, 70 Prozent der Fläche ist mit Merlot bestockt. Und obwohl die Cabernet Franc nur 30 Prozent einnimmt, dominiert sie die Nase komplett. Das ist eine Nase zum Reinspringen. Erdbeersaft mit Himbeersaft, Fruchtkalkschale, rote Grütze. Ein immenses Beerenkompott, total duftig und fruchtig. Mit viel Charme. Feines Salz an den Seiten. Ganz helle Lakritze, weiße Schokolade, Sahne, dazu eine leichte Würzigkeit. Fast wie Thymian. Auch im Mund diese wahnsinnige Intensität der Frucht. Auch hier Himbeere ganz vorne, gefolgt von Erdbeere. Aber alles Waldfrüchte. Dann kommt süße rote Kirsche, etwas rote Johannisbeere. Auch eine leicht pfeffrige Pimentschärfe. Viel Salz und eine steinige Mineralität vom Kalksteinanteil im Boden. Extrem fein und verspielt, die Tannine sind butterweich und seidig. Die leichte Schärfe im salzigen Nachhall bringt die Balance. Ein unglaubliches Leckerli mit Struktur und Länge. Ein seidig-verspieltes kleines Wunderwerk. Noch zwei Minuten später ist der Mund von dieser hohen Intensität der extrem charmanten Frucht belegt. Frische, Länge, Himbeere, Salz, Steine – alles vorhanden. Ein zartes Wunderwerk mit viel Format. Als Einstieg in Pomerol schon ziemlich überragend. Kein großer Wein, aber ein extremer Freudestifter. Eine Ode an die Freude. 94-95/100