Lobenberg: Dieses Weingut liegt ganz im Norden des linken Ufers und in direkter Nachbarschaft zum Überflieger des Médoc und Haut-Médoc, Château Clos Manou. Seit 2015 profitiert das nördliche Médoc extrem vom Klimawandel. Früher war dieser Teil des linken Ufers, inklusive des nördlichen Saint Estèphes, immer etwas benachteiligt. Feuchte und kühle Jahre funktionieren auf diesen neben Kies auch sand- und lehmhaltigen Böden nicht ideal. Aber der Wandel zum Mediterranen, speziell seit 2015, führt dazu, dass einige der Weingüter dieses Gebiets heute im Grunde klassifiziert gehörten, weil sie so großartige Weine hervorbringen. Weingüter wie Clos Manou würden sicherlich sogar in der Phalanx der viert- und drittklassifizierten Château mitspielen. So sehr überwiegt die dramatisch gute Weinbergsarbeit gegenüber dem früheren Nachteil der Terroirs, der sich heute in den trockenen mediterranen Jahren zum Vorteil gewandelt hat. Haut-Maurac gehört Olivier Decelle, dem auch Château Jean Faure in Saint-Émilion gehört. Der Großteil der 24 Hektar umfassenden Weinberge liegt an den Hängen von Mazailes, mit Blick auf die Gironde. Der nächste Ort ist Saint-Yzans. Das Terroir ist hier geprägt von Kies mit etwas Sand und ein wenig Lehm. Es ist derselbe Boden wie auf Clos Manou. Wie ich schon sagte, sind diese Böden seit dem deutlich spürbareren Klimawandel deutlich im Vorteil, früher waren sie etwas zu kühl und zu feucht. Die Reben auf Haut Maurac sind inzwischen im Durchschnitt 35 Jahre alt, mit 6200 Stöcken pro Hektar relativ dicht gepflanzt. Produziert werden rund 35 Hektoliter pro Hektar, also weit unter einem Kilo pro Stock. 60 Prozent Merlot, 40 Prozent Cabernet Sauvignon. Man findet hier die einfache Guyot-Erziehung bei den jungen Nachpflazungen. Ansonsten teilweise auch doppelter Guyot und Einzelstockerziehung bei den alten Reben. Die Ernte und die Vinifikation erfolgen Plot für Plot. Alle Trauben werden nach der Ernte auf einem Sortierband im Weingut nochmals nachselektioniert. Danach erfolgt die Vinifikation im temperaturgesteuerten Stahl, mit nur wenig Pigeage und Remontage. Der Ausbau geschieht zu 60 Prozent in großen Holzfässern und zu 40 Prozent in Barriques, von denen nur ein kleiner Anteil neu ist. Es werden ungefähr 100.000 Flaschen erzeugt. Der Alkoholgehalt des 2019ers beträgt 13,5 Volumenprozent. Haut-Maurac hat sich in den letzten fünf bis sechs Jahren nochmals weiterverbessert und ist inzwischen direkter Verfolger der beiden nördlichen Superstars Clos Manou und Château Carmenere. Auch knapp hinter Château Doyac, aber mit Charmail und Du Retout in der direkten Verfolgergruppe der besten Weine des Médoc und des Haut-Médoc überhaupt. Sociando Mallet und La Lagune, die ehemaligen Superstars, wie auch andere arrivierte und klassifizierte Crus, haben sich einfach in den letzten Jahren nicht weiterentwickeln können – oder weiterentwickeln wollen. Die kleinen besitzergeführten Weingüter auf den nun im Klimawandel besseren Terroirs sind einfach im Vorteil. Haut-Maurac zeigt in der Nase schon eine deutliche Einzigartigkeit. So viel Holunder mit heller Lakritze und Milchschokolade. Tolle Frische aufweisend. Schwarzkirsche und Cassis. Diese Holunderfrische bleibt aber die Dominante. Im Mund wird es noch frischer und trotzdem hat er überhaupt keine grünen Elemente. Der Wein ist komplett reif und zeigt trotzdem zuerst eine Holunder-Sauerkirsch Dominante. Dann langsam kommt die Schwarzkirsche hinterher. Nur wenig Brombeere und Cassis. Etwas Lakritze. Aber diese Holunder-Schwarzkisch Komponente, mit recht viel Salz, bleibt die Dominante. Ein ausgesprochen leckerer und pikanter Wein, mit einer schönen Länge. Ein leckerer und harmonischer Médoc, total hedonistisch. 2019 ist noch ein wenig spannender ald der grandiose 2018er. Er hat etwas mehr Frische, Schärfe und auch einen Hauch mehr Bitterstoff. Die rotfruchtige, süße Länge ist ausgeprägt, der Wein bleibt für zwei Minuten im Mund stehen und rollt mit dieser Holunderkirsche und süßer roter Beerenfrucht immer wieder hoch. Ein fantastischer Wert für einen fantastischen Preis. 95+/100