Lobenberg: Der Duft von Château Grillet kommt einem Riesling häufig nahe, ein bisschen Burgund schwingt auch immer mit. Ein Condrieu, der natürlich nicht Condrieu heißt, denn Château-Grillet ist eine eigene Appellation mit diesen etwas über drei Hektar. Die Ernte 2020 war die größte jemals für Château Grillet, das heißt 23 Hektoliter auf dem Hektar. Château Grillet erlitt in 2021 circa 60 Prozent Verlust durch den Frühjahrsfrost. 9 Hektoliter pro Hektar Ertrag im Betriebsschnitt, also quasi nichts. Es gibt nur 2000 Flaschen Château Grillet 2021 und noch weniger Côtes du Rhône, eine der kleinsten Ernten jemals. Es ist ein gewissermaßen atypisches Jahr für Condrieu, bzw. Château-Grillet gewesen, weil es deutlich, deutlich kühler war als alle Vorjahre seit 2013/14. Eine sehr faszinierende Nase, die zwischen der typischen Steinigkeit von Grillet und einer eher schlanken, hellgelben Frucht von grüner Aprikose, Quitte und getrockneter Ananas changiert. Wahnsinnig kristallin, kühl und leicht rauchig. Obwohl das Jahr im Allgemeinen recht zugänglich war, braucht auch der 2021er Grillet sicherlich einige Jahre Zeit, um sich voll zu öffnen. Ein kleiner Touch Anis verstärkt die feinen Bitterstoffe, die dem Mund diesen Speichelturbo geben. Es ist viel weniger opulent als 2022, 2020 und 2019, eine ganz feine Klinge im Mund, salzig, muschelschalig, feuersteinig. Ein Touch Chablis mit Alsace Riesling Es ist aber dennoch immer ratsam 10 Jahre oder mehr zu warten, um das volle Spektrum zu erfahren. Ein superber Weißwein. Einer der großen Weißweine der Welt. Der 2021er ist ein Stoff für Finessetrinker, die 2016 oder 2014 geliebt haben, oder vielleicht sogar 2013. Der Wein steht im Mund für sich selbst, rollt immer wieder hoch, lässt nicht mehr los, steht für Minuten auf der Zunge – wie jedes Jahr fehlt ihm eigentlich nichts, weil dieser Weinberg immer komplett ist in seinem dreidimensionalen Ausdruck. Aber er ist dennoch total anders als alles, was ich bisher bei Grillet probiert habe in seiner mineralisch-schlanken Abgehobenheit. Das ist nicht an der Rebsorte Viognier festzumachen, das ist kein Condrieu, das ist irgendwo zwischen einem burgundischen Chardonnay und einem Riesling aus dem Elsass. Der Wein steht absolut für sich selbst, und es verbietet sich fast, ihn mit irgendeinem anderen Condrieu zu vergleichen, weil es einfach nicht vergleichbar ist und sich auch in keiner Blindprobe wie ein klassischer Condrieu trinkt. Château Grillet und nichts anderes. A class of its own. 100/100