Lobenberg: 74% Cabernet Sauvignon, 23% Merlot, 3% Cabernet Franc. Grand-Puy-Lacoste ist für mich der Wein, der in Pauillac immer total die Jahrgangstypizität widerspiegelt. Der Wein changiert wirklich von Jahr zu Jahr. Wir haben uns hier schon in der Stilistik von Rioja über Châteauneuf du Pape Richtung Barolo bewegt und wir sind jetzt im Burgund angelandet. Die Nase ist ultrafein, ultrazart, schwarze Kirsche und rote Kirsche, aber süß und weich. Ganz zart leichte Röstaromatik darunter, feine zarte Blaubeerschalen, etwas Wachholder, Lorbeer, Oliven, aber alles so zart und so lecker, dicht und schwarzkirschig in die Nase steigend. Der Mund greift die Zartheit auf, die Tannine sind total geschliffen. Wissend um den recht hohen Tanninlevel, der durchaus 2014 entspricht oder gar übersteigt, spürt man das erstaunlicherweise aber gar nicht, weil alles so poliert ist. Nichts tut weh, nichts muss auf Zukunft projiziert werden, der Wein ist lecker, kirschig vorne und hat trotzdem dann den Fokus auf rote Kirsche, Sauerkirsche und ein bisschen rote Johannisbeere, ein nicht enden wollendes salzig mineralisches Finale, welches für Minuten nachhallt. Aber diese unglaubliche Köstlichkeit und Delikatesse macht GPL zu einem wirklich famosen Wein und zu einem für Château Grand-Puy-Lacoste ganz großen Erfolg. Ein Unikat in der Historie dieses Weinguts in dieser so extrem feinen burgundischen Stilistik. Der Wein ist direkt auf Spur hinter Pichon Comtesse in ähnlich zarter Stilistik. Auch wenn der Pichon Comtesse eine Liga darüber schwebt, macht GPL trotzdem wirklich große Freude. Hoffentlich passt der Preis, dann ist er eine unbedingte Kaufempfehlung. Man muss aber ein totaler Delikatessenliebhaber sein. Nach einer halben Stunde immer wieder Rückverkostung kriegt der Wein doch langsam die Power und Struktur, die ich am Anfang etwas vermisst habe. Im Finale ist es dann letztlich sicher einer der besten GPLs, die ich hier verkostet habe und er schwingt sich zu einer richtigen Größe auf. 97-98+/100