Lobenberg: Eigentümerin Claire Villars-Lurton (Enkelin von Jacques Merlaut) leitet neben Château Ferriere noch die Weingüter Château Haut-Bages-Libéral und Château La Gurge. Ihr Ehemann Gonzague Lurton führt das Weingut Château Durfort-Vivens. Ferriere hat 8 Hektar in biodynamischer Bewirtschaftung. Die Zusammensetzung in 2019 ist 70 Prozent Cabernet Sauvignon, 25 Prozent Merlot und fünf Prozent Petit Verdot. Der Ertrag bei diesem Biodynamiker liegt bei nur 40 Hektoliter pro Hektar, die Reben stehen in Dichtpflanzung. Pro Stock sind das dann gerade einmal rund 500 Gramm Trauben pro Stock. Biodynamiker können früher ernten, weil die gesunden Reben einfach eine schnellere Reife hervorbringen. Die Ernte 2019 startete am 20. September und endete am 8. Oktober. Die Nase des 2019er Ferriere hat durchaus viel Ähnlichkeit mit der Nase aus 2018. Wieder so ungeheuer schick. Rote, schwarze, blaue Beeren. Sehr voluminös, weich und reich. Leichte Begleitung von Pimentpfeffer und schwarzem Pfeffer. Ein kleiner Hauch Krautwürze, Nuss-Nougat, intensive Maulbeere, etwas Cassis. Schöner Druck, helle Lakritze und feine Blütenaromen. Insgesamt tendiert 2019 sicherlich mehr zur Schwarzbeere, mit leichtem Blaubeertouch an der Seite, als der 2018er, der noch mehr in die Rotfruchtigkeit ging. Nach ein paar Minuten Belüftung recht viel schwarze Kirsche und dunkle Sauerkirsche, Schattenmorellen. Deutlich mehr Grip und Pikanz im Mund als im letzten Jahr. Nicht der bessere Wein. 2018 war extrem schick, aber 2019 hat das Quäntchen mehr an Säure und an Frische. Die Augen ziehen sich zusammen, der Oszillograph reicht von großer, mit Krautwürze unterlegter Frische, bis in diese ganz reife Frucht, mit den samtenen und seidigen Tanninen. Ein bisschen eigenwillige Frucht. Nicht nur Kirsche, Brombeere und Cassis, nicht nur die Klassiker. Auch ein bisschen Cranberry, Berberitzen, Weichselkirsche, Schlehe und Schattenmorellen. Viel Mineralität und Gestein. Im Nachhall, der sich über zwei Minuten hinzieht, eine deutliche Spur von Holunder und Schlehe. Etwas komplexer, etwas vielschichtiger als 2018, der dafür einen extremen Geradeauslauf hatte. Für mich zwei gleich große, aber doch recht unterschiedliche Weine, mit einer typischen Jahrgangsausprägung. Ferriere, innerhalb der Appellation Margaux, ist als Biodynamiker schon eine echte Hausnummer. Ich finde 2019 genauso gut wie 2018. Das will etwas heißen, denn es war letztes Jahr ein phänomenaler Wein. 96-97/100