Lobenberg: Château Du Tertre gehört dem gleichen Besitzer wie Château Giscours, das zweifelsohne noch besser gelegen ist – nämlich auf einer Kieslinse am Anfang der Appellation Margaux. Château Du Tertre liegt höher. Du Tertre ist der höchste Punkt der Appellation Margaux. Auch Sandböden, argilo-calcaire, Kies. Es liegt nah am kühleren Waldrand, ganz in der Nachbarschaft vom meistens etwas einfacher ausfallenden Château Monbrison. Der Generaldirektor von beiden Weingütern, du Tertre und Giscours, ist Alexander Van Beek. Das Weingut gehört dem holländischen Investor Eric Albada Jelgersma. 50 Hektar, natürlich alles Handlese, Entrappung und Spontangärung. Die Cuvée besteht aus 54 Prozent Cabernet Sauvignon, 27 Prozent Merlot, 13 Prozent Cabernet Franc und sechs Prozent Petit Verdot. Der Ausbau geschieht klassisch im Barrique, davon ein Drittel neu und zwei Drittel gebraucht. Die Cépage zeigt, was für ein reifes, sonnenreiches Jahr 2019 war. Der Anteil an Cabernet Sauvignon ist deutlich höher, zusammen mit Cabernet Franc macht das schon Dreiviertel des Weins aus. Der 2019 Du Tertre stahlt schon in der Nase etwas ganz Nobles und Erhabenes aus. Er hat schwarze Kirsche in rauen Mengen. Ein bisschen Cassis dahinter, Schwarzbrot, eher Pumpernickel. Aber er ist nicht üppig süß, sondern eher stylisch. Unglaublich fokussiert geradeauslaufend. Wie aus dem Baukasten. Ganz sauber definiert. Massen von süßen schwarzen Kirschen im Mund, dazu superreife Zwetschge. Ein Hauch Cassis dahinter, ein Hauch Brombeere. Auch etwas Blaubeere, Orangenschale und ein Touch Mango. Auch im Mund diese extreme Definition, dieses Archetypische eines reifen Margaux. Hier ist wirklich alles reif. Die Tannine sind nicht spürbar, so seidig und samtig kommen sie rüber. Langes Finale. Ein Leckerli auf ganz hohem Niveau. So typisch für diese Appellation ist diese schwarze Frucht mit dieser erdigen Würze. Das findet man nur in Margaux. Weder in Saint-Julien noch Pauillac oder Saint-Estèphe. In dieser Superdefinition habe ich Du Terte bisher noch nicht probiert. Es ist kein 100-Punkte-Riese, das ist kein Wein in der Klasse des Schwesterweinguts Giscours, aber das ist Margaux vom Allerfeisten in einem sehr interessanten Preisbereich. Ich glaube, dass sich Bordeaux mit den Jahren 2018 und 2019 insgesamt, mit dieser hohen Reife, dem Stylischen und dem hohen Oszillographen von 2019, enorm viel neue Freunde machen wird. Bordeaux ist auf jeden Fall seit 2015, besonders mit 2018 und 2019, ganz ohne Zweifel wieder in Summe das interessanteste Weinbaugebiet der Welt. 97/100