Lobenberg: Dieses dritte Cru hat ein eher kühleres, aber klassisches Kies-Sand-Terroir in der Appellation Margaux. Genauer im Ort Issan, nach dem es auch benannt ist. Eine Majorität an Cabernet Sauvignon (60 Prozent) zu Merlot (40 Prozent). Traditionelle Machart. Issan ist in kühlen und feuchten Jahren schon mal etwas grün und uninteressant. In großen und warmen Jahren kann es aber, wie einige andere Kollegen in Margaux, zu großer Form auflaufen. 2018 war es sehr gut, 2016 war es sehr gut, 2019 scheinbar best ever. Schwarzrote Farbe, dicht. Wuchtige Nase. Pumpernickel, Brombeere, Cassis, viel schwarze Kirsche. Darüber dunkle Lakritze, darunter würzig. Sanddorn, Veilchen, auch Eukalyptus und Minze. Eine sehr moderne Nase. Der Ausbau geschieht ausschließlich im Barrique. Davon – so verrät die Nase – ein erheblicher Anteil Neuholz. In Jahren mit großer Frische wie 2019 frisst bekanntlich Säure Holz. Dann stimmt die Balance. Auf jeden Fall stimmt sie besser als in 2018. Die geringere Frische wurde dann eben zu stark durch das neue Holz und das Toasting überdeckt. In 2019 passt das gut. Auch die Teernote passt schön zu dieser Wucht der schwarzen Frucht. Auch viel würzige schwarze Erde. Eine durchaus spannende Nase mit Rasse und viel Struktur. Schiebend, drückend, schön geradeaus. Das setzt sich im Mund nahtlos fort. Sehr fokussiert, sehr sauber definiert, sehr präzise. Jetzt kommt auch mehr rote Frucht zur schwarzen Frucht, sie gewinnt sogar langsam die Überhand. Auch würzige Schlehe, ein bisschen Himbeere und Erdbeere. Satter Holztouch, guter Geradeauslauf. Schönes Fleisch, ohne fett zu sein. Die Frische hält die Üppigkeit ganz hervorragend in Balance. In Summe ein sehr reifer und gleichzeitig sehr frischer und sehr klassische Margaux mit dieser dunklen Expression, die so typisch ist für diese Appellation. Sehr guter Issan, Stilistisch eine gewisse Verwandschaft zum Nachbarn Palmer. Durchaus schick, interessant und spannend. 95-97/100