Lobenberg: Der Wein wurde schon 1870 gepflanzt, aber es ist dennoch keine Originalrebe, sondern eine gepfropfte Unterlagsrebe. Es ist der erste Weinberg an der südlichen Rhône, der so veredelt wurde. Der älteste Weinberg der Domäne, direkt vor dem Haus, 1,5 ha. Hier ist Kalkstein als Untergrund. Exposition ist Südwest. Muschelkalk aus 10 Millionen Jahre alten Kalksteinformationen, auf denen diese uralten Reben stehen. Der Wein besteht zu 100 % aus Grenache. Der Le Claux (oder auch Clos = ummauerter Weinberg) liegt 270 Meter hoch. Diese Hochlage, zusammen mit dem kühlen Mikroklima der Lagen von Saint Cosme, gibt eine ganz andere Expressivität der Grenache als bspw. in Châteauneuf-du-Pape. Deshalb sind wir hier in einer Fruchtstilistik, die weitaus mehr an Burgund, und auch ein wenig an die Loire und uralte Cabernet Franc erinnert. Als Ganztraube inklusive Rappen spontan im Zement vergoren. Ausbau in neuen und gebrauchten Barriques. Le Claux hat, wie so häufig, die eleganteste Nase der drei Einzellagenweine aus Gigondas. Verspielt, ätherisch, burgundisch, ultrafein, viel satte Beerenfrucht und Garrigue, tänzelnd. Die große Eleganz und perfekte Balance erinnert in seiner kühlen, saftigen Finesse, passt so perfekt zu diesem Eleganzwunder Le Claux. Wunderbar, schöne Schärfe im Mund zeigend. Grapefruit gibt Frische und Säure, Mango, Weinbergspfirsich geben Charme und Süße. Was für eine berauschende Balance, alles spielt und tanzt, greift perfekt ineinander, makellos samtige Tanninqualität. 2022 hat brutal viel Tannin, aber es ist total reif, poliert und geschliffen, überirdisch fein. Immer einer der größten Gigondas überhaupt. Der 2022er ist ein Wein die Ewigkeit. 98-100/100
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!