Chateau Coutet 2024

Chateau Coutet 2024

BIO

Zum Winzer

96–98
100
2
Merlot 60%, Cabernet Franc 30%, Cabernet Sauvignon 7%, Malbec 3%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2030–2050
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 96–98/100
Gerstl: 19+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Coutet 2024

96–98
/100

Lobenberg: 60 Prozent Merlot, 30 Prozent Cabernet Franc, drei Prozent Malbec und sieben Prozent Cabernet Sauvignon. Ein kurioses Jahr: Châteu Coutet hatte nur die halbe Ernte, die Hälfte ging durch Mehltau und Colure verloren. Aber nur bei jungen Reben, die alten Reben hatten null Prozent Verluste. Bei diesen 100 Prozent Biobetrieb – seit Jahrhunderten – spricht das einmal mehr für die Gesundheit von alten Reben. Violett und dicht ist der 2024er, auch die Nase ist unglaublich dicht. Satte Maulbeere und Schlehe, drückend und hochintensiv! Dahinter ganz helle Lakritze, vibrierend singend in der Frische. Auch im Mund ist Schlehe vorne, dazu Salz und Karamelle, auch ein kleiner Hauch Holz. Immense Länge… 2024 ist einer der wirklich fantastischen Weine bei Coutet, fast so gut wie der opulentere 2023, 2024 ist eben deutlich filigraner! Ein Wein, der sich wirklich nicht verstecken muss hinter den Vorgängerjahren. Der Winzer Adrian hält 2024 gar für eines der besten Jahre seiner Geschichte! Der Wein hat eine wahnsinnige Konzentration und Spannung, er ist grandios schick mit samtigem, seidigem Tannin. Der Wein steht für Minuten, ich bin hin und weg… Ich habe vorher schon ganz große Weine probiert an diesem Tag – Jean Faure, Clos Louie oder Domaine de L’A – aber Coutet fasziniert mich am meisten. Ein wunderbarer, hochintensiver, spannender Wein. Selbst nach zwei Minuten habe ich ihn noch im Mund. *** Das 15 Hektar große Weingut (12 Hektar Reben) war bis 1985 Grand Cru Classé und möchte das heute aufgrund erbrechtlicher Steuer-Problematiken nicht mehr sein. Die Weitergabe an die nächste Generation wird dadurch viel zu teuer. Heute nur Grand Cru. Château Coutet liegt direkt oberhalb von Château Angélus an den Südhängen des Kalksteinfelsens von Saint-Émilion. Die weiteren direkten Nachbarn sind Beauséjour Duffau, Château Bellevue und Château Beauséjour Bécot. Viel besser geht es vom Terroir her kaum. Ein Drittel dieser Hanglage ist ganz oben gelegen und reines Kalksteinplateau, ein Drittel Lehmböden am oberen Hang, und der unterer Teil ist sandig-kiesiger Boden. Dreifaltigkeit. Da kann man richtig spielen in der Komposition des Erstweins. Uralter Bestand an Reben. Zum Teil weit über 100 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der Reben beträgt annähernd 50 Jahre. Coutet ist das älteste Bioweingut in ganz Bordeaux. Es besteht seit 1453 (laut Jurade-Buch von Saint-Émilion) und es ist seit 1680 im Besitz der Familie David-Beaulieu, also seit unzähligen Generationen. Adrien David-Beaulieu führt das Weingut heute. Coutet wird vom ersten Tag (1453) an biologisch-organisch bearbeitet. Es wurden über die Jahrhunderte nie Herbizide oder Pestizide oder künstliche Dünger verwendet. Hier existieren längst ausgestorbene Blumenarten und eigentlich ausgestorbene Kröten und Salamander. Wenn es woanders nur grün, oder später braun ist in der Natur, ist es hier immer noch bunt. Naturkundler der ganzen Welt geben sich zur Besichtigung die Klinke in die Hand. Die Familie gehörte immer der naturalistischen Bewegung an. Wir sind hier also im Herzen des natürlichen und biologischen Arbeitens der Weingüter von Bordeaux. Trotzdem hat sich das Weingut erst 2012 biologisch-organisch zertifizieren lassen, da die Generationen zuvor das für nicht nötig hielten. Die Besonderheit des Weins besteht auch aus der Art der Merlot, welche aus Jahrhunderte altem, ausgestorbenem Ursprungsbestand der Rebsorte kommt, und eine viel kleinbeerigere Merlot ist. Das Verhältnis von Saft zur Schale ist also viel geringer, Adrien David-Beaulieu kann somit mit wesentlich weniger Extraktion arbeiten. Dazu kommt, dass nur diese Merlotform verfügt auch ohne Schalenkontakt über roten Saft. Eine Merlotform, wie es sie andernorts schon lange nicht mehr gibt. Einige Nachbarn haben sich eine Selection Massale von hier gesichert. Ansonsten ist diese Form seit dem Zweiten Weltkrieg ausgestorben. Die Entrappung erfolgt hier maschinell, aber es wird mit 12 Leuten von Hand nachsortiert, sodass alle grünen Elemente sowie Stile und Stengel herausgenommen werden. Auch unreife und überreife Beeren. Nur die Cuvée Demoiselle wird komplett händisch entrappt und sortiert. Die Fermentation geschieht selbstverständlich spontan. Das Ganze passiert im Stahltank und wird dann lange Wochen auf den Schalen und der Hefe belassen. Hier wird nicht wirklich gepresst, nur der natürlich auslaufende Saft wird verwendet. Der Ausbau geschieht zu 20 % im neuen Barrique, zu 45 % im gebrauchten Barrique und zu 35 % im gebrauchten großen Holzfass

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

19+
/20

Gerstl über: Chateau Coutet

-- Gerstl: Das ist wieder dieser unvergleichliche Duft, fast pures Terroir eine dermassen ausgeprägte Mineralität bei einem Rotwein findet man sonst kaum, auch die Frucht spielt eine tragende Rolle auch wenn sie eher aus dem Hintergrund hervor schimmert. Ich musste mich nochmals vergewissern, dass wir effektiv 2024 verkosten, wo nimmt der Wein diese geniale Süsse her, das scheint beinahe ein heisser Jahrgang zu sein, obwohl auch die kühle Seite nicht zu kurz kommt, die Harmonie ist total, alles ist aus einem Guss, da ist Spannung drin, da kommen ständig neue Komponenten ins Spiel, dieser Wein wird mit Sicherheit niemals langweilig, ein Stück einzigartige Natur, irgendwie ist das eine eigene Welt, man kann das einfach nur staunend geniessen, das ist nicht St. Emilon, das ist nicht 2024, das ist weder Merlot noch Cabernet Franc, das ist Coutet. (mg)

Mein Winzer

Coutet

Château Coutet ist das älteste Bioweingut in ganz Bordeaux. Dieses Weingut gibt es seit 1599 und es ist seit dem im Besitz der Familie David Beaulieu, also seit unzähligen Generationen. Und vom ersten Tag an biologisch organisch bearbeitet. Es wurden über Jahrhunderte nie Herbizide oder Pestizide...

Chateau Coutet 2024