Lobenberg: Dieses kleine Weingut liegt im äußersten Norden des gesamten Médoc-Gebiets, weit nördlich von Saint Estèphe. Der Nachbar ist Chateau Haut Maurac. Auch Château Carmenere liegt nicht weit entfernt. Clos Manou wird vom Besitzer Stéphane Dief persönlich bearbeitet. Zwar nicht zertifiziert, aber in extrem biologischer Weinbergsbearbeitung mit winzigen Erträgen. Dichtpflanzung von über 10.000 Stöcke pro Hektar. Ertrag pro Pflanze ca. 500 Gramm, winzige Träubchen, sehr tief und nahe am Stamm. Bei 10.000 Stöcken nur 40 Hektoliter pro Hektar, da bleibt nicht viel pro Stock. Wenn man die Arbeit im Keller sieht, die Stephan durchführt, wird einem schwindelig ob dieses wahnsinnigen Einsatzes. Er hat spezielle Rütteltische zur Entrappung, inzwischen sogar danachnoch optische Laser-Nachsortierung der Trauben. Hier wird nichts unversucht gelassen. Stephan ist ein echter Fanatiker der Qualität. Und wäre es nicht Haut-Médoc, sondern Pauillac, wären seine Weine, zusammen mit Pontet Canet immer im 100-Euro-Bereich. Das ist seit vielen, vielen Jahren großes Kino und wird auf Grund der Randlage und zahlreicher 'Etikettentrinker' total unterbewertet. Clos Manou kann man seit den Jahren 09, 10 und vielleicht schon ab 05 nicht mehr mit den normalen Vergleichsmaßstäben des Médoc und Haut Médoc werten. Wer schon mal auf dem Château war, wer gesehen hat wie in dieser Dichtbepflanzung mit den winzigsten Erträgen pro Stock einfach diese extrem feinen Finesseweine gewonnen werden, die gleichzeitig diese irre Spannung aufweisen, der nimmt Abschied von der Klassifikation von Bordeaux. Es geht nämlich am Ende nicht um alteigesessene große Namen, es geht um Rebbestand, es geht um Terroir, das seit der Hinwendung zum mediterranen Klima hier im Médoc einfach perfekt geeignet ist. Es geht um die Böden, es geht um die Arbeit. Der 2019er besteht aus 47 Prozent Cabernet Sauvignon, 47 Prozent Merlot sowie vier Prozent Cabernet Franc und zwei Prozent Petit Verdot. Der offizielle Alkohol ist 14,3, etikettiert werden wahrscheinlich 14,5 Volumenprozent. Der pH-Wert liegt bei 3,54. Ausbau und malolaktische Gärung werden in Barriques und großen Holzfässern durchgeführt, zum Teil auch in Amphoren. Der Ausbau für 18 Monate geschieht zu 70 Prozent im französischen Barrique, der Rest in sieben Hektoliter fassenden Betontanks und zu fünf Prozent in Amphoren. Auf Clos Manou wird alles per Hand gelesen, natürlich sind während des Jahres alle Weinberge begrünt, es werden keine Herbizide oder Pestizide benutzt. Das Terroir besteht zu 29 Prozent aus Kies, zu 28 Prozent aus Kalkstein, zu 25 Sand, dazu noch 13 Prozent Lehm mit Sand und fünf Prozent Kies mit Sand. Clos Manou liegt in Saint Christoly du Médoc. Der 2019er ist pechschwarz, undurchdringlich. Leichte blaue Reflexe, rubinroter Rand. Die Nase erinnert an einen frisch gebackenen Hefezopf in der Küche der Großmutter. Dazu satte Schwarzkirsche, Holunder, Eukalyptus und Minze. Reife, reiche Amarena Kirsche, satte schwarze Pflaume, Erde, Gewürzbrot, Holunder. Was für eine verblüffend intensive Nase. Nicht fett, aber so reich. Der Mund des Clos Manou 2019 erinnert in seiner würzigen, schwarzfruchtigen, reifen Art sehr stark an Pontet Canet. Dazu ein Hauch maskuliner Touch wie Pichon Baron. Überhaupt finde ich, dass Clos Manou sehr viel Ähnlichkeit mit Pontet Canet und Baron hat. Der Winzer arbeitet biodynamisch, obwohl er nicht zertifiziert ist, der Winzer fährt den gleichen Ansatz im Weinberg, mit den gleichen niedrigen Erträgen. Und das Terroir von Clos Manou ist durch den Klimawandel, hin zum Mediterranen, auf jeden Fall gleichwertig. Tief, würzig, üppig, erdig. Da kommt wieder Holunder, da kommt Schlehe. Eukalyptus, Minze, tiefe, erdig unterlegte reife Pflaume. Aber überhaupt nichts Überreifes. Konzentrierte Brombeere, ohne Süße, ohne Schwere. Das ist ein sehr fokussierter Wein, mit einer wunderbaren Länge. Eine leicht bittere Malzigkeit schwingt mit, eine Üppigkeit. 2019 ist deutlich spannungsgeladener als 2018, aber mindestend auf dem gleichen Level. Aber Geduld! Der Wein braucht wie jeder große Pauillac 10 Jahre im Keller! Was für ein Jahr in Bordeaux, was für ein Jahr für Clos Manou! 98/100