Lobenberg: Clos Louie besteht 2023 aus 50 Prozent Merlot im gemischten Satz mit 10 Prozent Malbec und 40 Prozent Cabernet Franc. 14,2 Volumenprozent Alkohol. 20 Prozent der Trauben wurden nicht entrappt. Die Nase ist reinstes Parfum. Wow, was für eine traumhafte Erdbeer-Himbeer-Kirschnase! Moschus, blumig, aber nicht nur Veilchen, sondern ein ganz bunter Strauß. Hohe aromatische Intensität, ultrafein. Ein Lächeln schleicht sich ins Gesicht. Was für ein zauberhafter Duft! Eine Ultraschönheit, so zart, so fruchtintensiv und so verspielt! Das Ganze setzt sich im Mund fort, wird dann aber deutlich erwachsener. Der Wein hat einen hohen Extrakt, sehr präsente Tannine, die allerdings total geschliffen sind, aber samtig und reich. Insgesamt ist der Wein sehr vollmundig. Zusammen mit dem Alkoholgehalt von über 14 Prozent gibt das ein ziemlich fülliges, hochintensiv, rotfruchtiges Ereignis. Die 50 Prozent Merlot spielen im Nasen- und Geschmackseindruck eine untergeordnete und rein stützende Funktion. Der Wein will gar nicht mehr enden im Mund, alles wird belegt von dieser hochintensiven, konzentrierten Waldhimbeere, der Walderdbeere und der Sauerkirsche. Aber das Ganze bleibt ultrafein – ein Konzentrat in Finesse. Auch nach Minuten steht der Wein noch. Was für ein Ereignis! Anders in der Struktur als 2022, weniger massiv, aber trotzdem von gleicher Intensität und von wahrscheinlich noch größerer rotfruchtiger Aromatik. So ein ultrafeines Konzentrat, irrer Stoff! Das spielt mindestens in der gleichen Liga wie Coutet Demoiselle in diesem Jahr und das war vielleicht einer der Sieger schlechthin. Das ist mindestens in der Liga von Jean Faure und das war von allen, die einen Touch Naturwein haben, ein ganz großes Ereignis. Clos Louie ist sicher in der allerersten Reihe. Ich habe von vorgestern noch den biodynamischen Nachbarn Clos Puy Arnaud in Erinnerung – da kann ich nur sagen, dass dieser Teil von Castillon ein aromatisches Wunderwerk ist, der reine Wahnsinn! *** Ein Weingut am Rande der Appellation zu Saint-Émilion, mit weniger als 15 Hektar Anbaufläche, dessen Kern eine nur 0,85 Hektar große Zelle bildet, bestockt mit bis zu 150 Jahre alten, wurzelechten Reben, Prephyloxera. Das mit Abstand beste Château in Castillon, das es locker mit allen Weingütern in Saint-Émilion aufnehmen kann. Direkter Nachbar ist Eric Jeanneteau von Tertre de la Mouleyre, das noch in Saint-Émilion liegt. Der Weinberg von Clos Louie steht in der Gemeinde Saint-Philippe d’Huile. Merlot, Malbec, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Die verschiedenen Plots sind unterschiedlich alt. Der jüngste 59 Jahre. 60 Prozent Merlot, 10 Prozent Malbec, 30 Prozent nehmen die Sauvignons im gemischten Satz ein. Die Weinberge sind über einer Eisenauflage auf reinem Kalkstein gelegen, biologische Bearbeitung, Gras- und Kräuterbewuchs. Die Lehmauflage über dem reinen Kalkstein ist etwa 30cm dick. Der Ertrag ist auf Grund des hohen Alters der Reben extrem gering. Alles wird in Handarbeit erledigt und auf einem Tisch händisch sortiert und entrappt. Ein Aufwand, welchen sich ein großes Weingut gar nicht leisten könnte. Der alte Weinberg ist mit 6.500 Stöcken pro Hektar bepflanzt. Das Weingut ist inzwischen biodynamisch zertifiziert. Önologe ist Claude Gros, Besitzer sind Pascal und Sophie Lucien-Douteau. Die Weine werden im Zement, aber auch im offenen 30-Hektoliter-Inox-Stahltank vergoren, danach in 600-Liter-Stockinger-Tonneaux, 300 Liter Holzfässer und in Barriques von Sylvain für 20 Monate ausgebaut. Sie bleiben ohne Bâtonnage in diesen Fässern. Unberührt bis zur Abfüllung. Seit 2018 gibt es ein paar kleine neue Plots dazu, insgesamt gibt es somit maximal etwas über 5.000 Flaschen Clos Louie, es bleibt immer noch ein rares Elixier.
Bordeaux 2023 aus Expertensicht über ein reifes und früh trinkbares Jahr mit elegantem, schmeichelndem und seidigem Tannin, hohem Genussfaktor und saftigem Trinkfluss: Stephane Derenoncourt, Önologe, Consultant am rechten und linken Ufer, Winzer, eine lebende Legende in Bordeaux: „Überall waren die Tannine reif und von hoher Qualität. Die Trauben zeigten die volle technologische und phenolische Reife. Die Weine dieses Jahrgangs sind insgesamt harmonisch und dynamisch.“ *** Thomas Duclos, führender Berater und Önologe des rechten Ufers: „Bei dem Jahrgang 2023 haben wir ständig Neues entdeckt. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich in ein paar Jahren einige 2023er den 2022er Weinen als überlegen erweisen. Der Jahrgang 2023 ist sehr schmeichelhaft: Wir haben eine angenehme Weichheit im Abgang, ohne Schwere, elegante Texturen, überraschend seidig...“ *** Axel Marchal, führender Önologie-Professor der Universität Bordeaux: „Trotz der extremen Wetterbedingungen sind in dem Jahrgang 2023 Weine mit einem guten Gleichgewicht und schönen Säurenoten entstanden. Die Weine sind sehr angenehm, zwar nicht von immenser Konzentration, aber köstlich, rund und fruchtig.“*** Michel Rolland, Önologe und Weingutsberater und ein Bordeaux Urgestein: “The aromatic potential was good, with excellent aromatic intensity and ripe fruit flavours. 2023 is a vintage without excess and opulence. Enjoyable, delicious and easy-to-drink!!