Lobenberg: Die Besonderheit von Chateau Cheval Blanc ist die Lage, das Terroir. Wie das auch beim Nachbarn Jean Faure genau so zum Ausdruck kommt. Wir haben einen Untergrund komplett aus Lehm. Darüber ein sehr hoher Kies-/Sandanteil. Aber 60% ist Lehm, 40% Kies und Sand. Kies und Sand macht die Feinheit aus. Der Lehm hält das Wasser. Es gab also auf diesen Untergründen mit diesem hohen Lehmanteil keine Probleme in Form von Wasserstress, trotz der Trockenperiode. Im Jahr 2016 gab es aber vier Plots mit jungen Reben, die nicht tief genug verwurzelt waren. Sie wurden komplett im Fass verkauft. Weil sie durch den Trockenstress dann doch größtenteils ausfielen oder schwache Ergebnisse brachten. Resistent gegen diesen Trockenstress der extrem trockenen drei Monate, nach den zuvor extrem großen Regenfällen der Monate April bis Juni, waren nur die tief wurzelnden, uralten Reben. Das Problem in 2016 war, dass Cheval Blanc diese vier Plots mit jungen Reben komplett mit Cabernet Franc bestockt hatte, und dass zeitgleich weitere vier Plots mit zu alten Cabernet Franc komplett von Reben zur Neubepflanzung gerodet wurden. Mit dem Ergebnis, dass Cheval Blanc untypische 58% Merlot, nur 38% Cabernet Franc und 4% Cabernet Sauvignon aufweist. In der Zukunft, in weiteren 10 Jahren, wenn die Cabernet Franc wieder da ist, ist aber die 50/50 Cabernet-Merlot-Relation wieder das Ziel. Cheval Blanc hat insgesamt 33 verschiedene Plots. 77% des Weines sind Erstwein. Dichtpflanzung und biologische Bearbeitung, genau wie der Nachbar Jean Faure. Spontanfermentation und Ausbau im neuen Barrique. Der neue Kellermeister und zukünftiger Direktor Pierre Olivier Clouet erklärte uns ausgiebig die Besonderheiten der Veränderungen im Weinberg. Die Nase von Cheval Blanc verblüfft jedes Jahr aufs Neue. Mal ist sie feiner als erwartet, mal voluminöser. Das ist 2016 der Fall. In diesem feinen Jahrgang kommt eine unglaublich voluminöse Duftwolke, eine Reichhaltigkeit aus dem Glas, die wirklich verblüfft. So viel Süße, zerdrückte Himbeere von der Cabernet Franc. Auch zerquetschte süße Kirsche, Schattenmorellen, aber nichts Säuerliches. Alles süß, reif und dicht. Dann noch ein bisschen Schwarzkirsche darunter. Sehr pikant. Süße und Säure zugleich ausstrahlend, aber alles in totaler Eleganz. So erotisch, so einnehmend. Im Mund kommt dann noch etwas rote, süße Johannisbeere dazu. Es bleibt aber bei der sehr reichen, üppigen, dichten, roten Frucht in dieser totalen Süße. Sehr stylischer, sehr lecker, sehr modern. Das ist der Gegenentwurf zu dem extrem naturverbundenen Nachbar Jean Faure, der viel mehr Dampf hat, und der durch die teilweise Rappenvergärung deutlich mehr Würze ausstrahlt, viel mehr Frische und Power ausstrahlt. Cheval Blanc ist die Seidigkeit schlechthin. Ist wie Ausone fast abgehoben in der Feinheit und Delikatesse. Ich weiß nicht welche Richtung ich bevorzuge. Beides hat seinen Sinn. Aber Cheval Blanc ist in jedem Fall sehr modern, ultra schick und in dieser Ausrichtung Saint Emilions sicherlich einer der absoluten Tops. 100/100