Lobenberg: Chateau Carmenere – im äußerst nördlichen Bereich des Medoc gelegen – ist inzwischen drei Jahre im Besitz einer optischen Nachsortiermaschine, die im oberen Qualitätsbereich ja schon länger bekannt ist. Lasergesteuerte Aussortiermaschine per Luftschuss. Dies führt zusätzlich zur händischen Auslese zu weiteren 10% Ausschuss nicht vollreifer Beeren. Die Perfektion schreitet weiter voran. Extreme Weinbergsarbeit in Verbindung mit einer extremen Handauslese auf dem Sortierband, mit nachträglicher optischer Auslese. Das letztlich vergorene Beerenmaterial ist dann schon außerordentlich einwandfrei. 30% Frostverluste 2017 auf Carmenere. Die finale Zusammensetzung ist dann auch stark zur Cabernet gewandert, was aber ja ganz hervorragend passt, denn es ist ja ein Cabernet-Jahr. 71% Cabernet Sauvignon, nur 19% Merlot und 10% Carmenere. Und diese Zusammensetzung ist in der Nase so spürbar. Eine traumhafte, reife Cabernet. Der Carmenere 2017 kommt in der Nase dem Clos Manou, dem Superstar aus Haut-Medoc, unglaublich nahe. Reif, lang, viel konzentrierte rote Frucht. Überhaupt nicht fett. Sehr verspielt. Flieder, helle Lakritze, dazu Zwetschge, auch ein Hauch Himbeere. Vielleicht kommt das aus der Carmenere. Aber dann sehr viel fokussierte, mittige Sauerkirsche. Auch schwarze Kirsche, rote Johannisbeere und ein wenig Cassis. Toll verwoben. Extrem typische reife Cabernet in einer Finesseausprägung mit viel Fülle eines reifen, warmen Jahrganges. Und diese Reife zeigt sich auch im Mund. Mir gefällt 2017 aromatisch fast besser als 2016, wobei der dazu probierte 2016 unglaublich delikat, schick und gleichzeitig unendlich kraftvoll in seinen seidig delikaten Tanninmassen ist, klar best ever. Aber 2017 ist so schön raffiniert und Cabernet-orientiert. Das macht richtig Freude. Das Tannin ist total geschliffen. Der Wein hat eine Persönlichkeit, Länge, eine tolle Salzspur. Und im Mund alles auf rote Frucht, Kalkstein und Salz hinauslaufend. Obwohl der Untergrund hier eben nicht Kalkstein ist, sondern die klassische Medoc-Bodenzusammensetzung: Kies und Sand. In Summe ergibt sich in der Rückverkostung mit Jahrgang 2016, dass 2017 trotz der irren Aromatik aber erheblich leichter ist. Zwar noch mehr auf Cabernet fokussiert, noch typischer Cabernet, aber an die Größe von 2016 kommt er nicht ran. Trotzdem ist 2017 Carmenere einer der Top-Werte des Medoc und Haut-Medoc, weil er so schön reif, so puristisch und rotfruchtig Cabernet ist, und dabei doch diese Fülle und Cremigkeit aufweist, die man von so einem Wein gerne hätte. Und in diesem Preisbereich so selten findet. 94-95+/100