Lobenberg: Die Assemblage 2021: 70 Prozent Cabernet Sauvignon, 28 Prozent Merlot und zwei Prozent Petit Verdot. 12,8 Volumenprozent, die Säure liegt bei 3,45 und der pH-Wert bei 3,75. Im Jahr 2020 wurden nur 36 Hektoliter pro Hektar gelesen. Die Nase ist so sehr Calon Ségur wie es eigentlich ausgeprägter gar nicht sein kann. Diese wunderbar schwarze Cassisfrucht mit Brombeere. Vibrierende Cabernet-Nase, aufregend! Dahinter Schwarzkirsche, schwarze Heilerde und schwarze Olivenpaste, dazu dunkle Lakritze. Eher fein als süß und tief. Fast schwebend in der aromatischen Ausprägung, aber dabei hochintensiv. Was für ein schwarzer Ansturm im Mund, wow! Auch hier wieder Cassis, dann kommen Holzkohle, geflämmtes Fleisch und schwarze Kirsche. Eine ganz zart angedeutete Süße aus der reifen Cabernet. Sehr lang, die Augen ziehen sich zusammen ob dieser großen Frische. Vibrierend, salzig, lang auslaufend. Sehr schwarz, sehr Saint-Estèphe. Archetypisch. Das Tannin ist sehr präsent, aber sehr fein. Ein Wein mit großer Harmonie, aber auch sehr vibrierender Saint-Estèphe-Ausprägung. Im Preis-Leistungs-Verhältnis auch in 2021 ein Superschnäppchen. Mit Le Boscq zusammen ein Muss-Kauf für Preis-Leistungs-Trinker in Saint Estephe. 94+/100 *** Capbern ist das zweite Weingut von Calon Ségur, es besitzt Kies- und Sandböden mit etwas Lehm und ein paar Kalkstein-Einsprengseln. Insgesamt 38 Hektar, von denen 32 Hektar für die Produktion genutzt werden. Vor 16 Jahren wurde komplett neu bestockt. Die Erziehungsform ist Doppel-Guyot mit Dichtpflanzung von 8.000 Stöcken pro Hektar. Wir haben also einen Ertrag von weit unter einem Kilo pro Pflanze. Biologische Weinbergsarbeit ohne Zertifizierung. Seit vielen Jahren ist Capbern – das früher Capbern Gasqueton hieß – so stark im Aufwind und so stark in der Annäherung zu Calon Ségur. Calon Ségur wurde vor vielen Jahren von den Besitzern von Capbern gekauft, so wurden die beiden Château vereint, die Weinberge gehen ineinander über. Château Capbern wird umgeben von Phélan-Ségur und grenzt an Montrose und Tronquoy Lalande. Es ist also wirklich allerbestes Terroir. Das Team von Calon Ségur arbeitet auch auf Capbern. Immer noch ein absoluter Geheimtipp und häufig sogar besser als der Zweitwein von Calon Ségur. Die Vergärung erfolgt spontan und läuft über einen Zeitraum von über 20 Tagen, der Ausbau geschieht für 18 Monate in 60 Prozent neuem Holz, der Rest ist gebrauchtes Holz. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.