Lobenberg: Bellefont Belcier liegt an den Hängen des Kalksteinplateaus. Er ist der übernächste Nachbar von Chateau Pavie, direkt nach Larcis Ducasse, stylischer als dieser, mehr klassische Ausrichtung als das Süßmaul Larcis. Bestes Terroir. Die Pflanzdichte liegt bei 7000 Stöcken pro Hektar und bewegt sich in Richtung 10.000. Alles im Weinberg geschieht per Handarbeit. Die Exposition von Bellefont Belcier mit seinen 13 Hektar ist komplett südlich, alles in einer leichten Amphitheater-Form. Der direkte Nachbar zur anderen Seite, neben Larcis Ducasse zur Linken, ist zur Rechten Tertre Roteboeuf. Das Terroir ist also schon allererste Sahne. Purer Kalkstein, darauf etwas Lehm und Kies. Die Vergärung erfolgte bisher bei etwa 28-30 Grad, ab der Übernahme durch das Kwok-Team eher 25 bis 27 Grad. Das Ganze natürlich spontan und ab 2018 auch völlig schwefelfrei. Danach verbleibt der Saft etwa noch 6 Wochen auf der Schale. Eine Prozedur, um die Tannine in Summe reicher und weniger bitter zu haben. Auch Bellefont Belcier gehört seit wenigen Jahren zum Imperium des Peter Kwok. Alles unter der Regie von J-C Meyrou und Jerôme Aguirre, die schon Le Gay und Violette als geniales Team in die Weltspitze geführt hatten. Bei Bellefont Belcier können sie nun seit zwei Jahren auch richtig investieren, speziell in Temperaturkontrolle im Keller, aber noch viel mehr was Maschinen und Arbeitseinsatz im Weinberg angeht. J-C Meyrou, der heutige Regisseur all dieser Weingüter, hat Emanuel, dem vorherigen Betriebsleiter von Bellefont Belcier, attestiert ein Genie zu sein, da er hier bis 2016 mit so wenig Geld so grandiose Wein hat entstehen lassen. Aber nun ist hier seit 2 Jahren eine andere Liga am Start und das macht sich in 2018 erstmals richtig bemerkbar. Die Cépage ist 75% Merlot und 25% Cabernet Franc bei 3.65 pH und 14.5 Alkohol. Die Nase ist so unglaublich fein. Der Mund ist deutlich dichter als der Tour Saint Christoph des gleichen Teams, strukturierter, wärmer, mehr zur schwarzen Frucht laufend, mit Dörrpflaume, nicht so sehr hell lakritzig, nicht so nussig und salzig, nicht so multikomplex. Dafür aber hochintensiv in der dunklen Frucht und unglaublich dicht in der Aromatik. So eine Art Pavie ohne Überextraktion und viel feiner. Und das schöne dabei ist, dass der Wein nicht süß wird, sondern filigran und verspielt bleibt. Eine Eigenschaft, die es bei Bellefont Belcier seit Jahren gibt, die Feinheit des Weingutes bleibt erhalten und trotzdem nimmt die Komplexität zu. Der Wein liegt für mich 2018 gleichauf mit Tour Saint Christophe, auch wenn der verantwortliche Weinmacher Jerome Aguirre ihn vorzieht, aber Bellefont hat auch in 2018 einen sagenhaften Höhenflug. Bellefont Belcier ist ein Top-Wert in der typischen Stilistik dieser südlichen Kalkstein-Weingüter Saint Emilions (Tertre Roteboeuf, Pavie, Larcis Ducasse), und bei dem Preis ein Muss-Kauf. Bellefont wird ganz sicher schon in einigen Jahren einer der Top-Ten Superstars Saint Emilions sein bei diesem Terroir und diesem Team. 98+/100