Lobenberg: Der aus dem Burgund stammende Charly Rol hat lange Jahre bei Pataille gearbeitet. Nun macht er zwar Wein in Österreich, aber im Stil eines Burgunders! Tatsächlich baut er seine Weine nach dem Modell Pataille aus. Biodynamische Bewirtschaftung im Weinberg, die Trauben stammen jeweils zur Hälfte aus den Rieden Wachtberg im Kremstal und Neuberg im Kamptal. 100% Ganztrauben, Direktpressung ohne Standzeiten, dann ohne Schwefel und mit viel Trub rein ins Holz. Nur burgundische Fässer mit 15% Neuholzanteil. Le Téméraire habe ich noch nie so mineralisch, klar und präzise probiert wie jetzt als 2021er! Wow, was ist das für eine elegante, steinige, kühle, mineralisch-pikante Nase. Ausbau für 18 Monate auf der Hefe ohne Schwefelgabe. Dann unfiltrierte Abfüllung direkt vom Fass per Hand, nur minimal geschwefelt. Und so schmecken die Weine dann auch wie eine Mischung aus burgundischem Freigeist und österreichischen Rebsorten. Kühle und sehr klare, mineralische Art. Zerstoßenes Gestein und eine feinrauchige Reduktion. Grüne Walnuss, deutliche Kräuteranmutung von Melisse, etwas Salbei, dann reifer Zitronensaft, ein Hauch Aprikose und gelblicher Apfel. Diese einmalige Mischung von oxidativen Einflüssen und reduktiver Spannung, die Pataille so genial macht, beherrscht Charly eben auch. Das ist schon ein Hammer, weil es sowas in Österreich glaube ich zuvor noch nie gab. Was für eine geniale Entdeckung dieses winzige Boutique-Weingut ist! Der Mund ist präzise, geschliffen, schlank, enorm frisch und saftig. Mit hellgelber Frucht und leicht kräuterig-zitrischer Unterlage von Zitronenmelisse, Grüntee, kandierter Orange und feinkörniger Salzigkeit. Auch die typische Aprikosenfrucht des Veltliners kommt hier raus, aber mit einer nussigen und rauchig-mineralischen Komponente unterlegt, die man selten findet. Charly Rol macht wirklich Unikate. So einen Veltliner habe ich noch nie getrunken. Markus Lang oder Clemens Strobl machen ähnlich ausgefallene Veltliner, aber die sind auch total anders. Charly Rol ist etwas wilder und würziger. Was für ein genialer Wein, in 2021 einfach nochmal eine Spur geschliffener und präziser. 95+/100