Riesling Ritsch Großes Gewächs 2022

Carl Loewen: Riesling Ritsch Großes Gewächs 2022

Zum Winzer

97–98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2052
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
fruchtbetont
mineralisch
3
Lobenberg: 97–98+/100
Suckling: 98/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Ritsch Großes Gewächs 2022

97–98+
/100

Lobenberg: Ein grauer Devonschiefer und extrem hohe Quarzitgehalte. Quartz ist eines der härtesten Gesteinsarten und wurde von der Mosel kaum abgetragen. Dadurch ist der Boden einer der steinigsten überhaupt. Zudem ist es der zweitsteilste Weinberg an der Mosel nach dem Bremmer Calmont. Familie Loewen übernahm den Weinberg 1998 und machte 10 Jahre lang nur restsüße Weine aus dieser Lage, weil sie Angst vor der extremen Säure dieses Weinbergs hatten. Ritsch hat immer so immensen Säurezug und schlanken Druck, dass es für einen trockenen Wein fast zu heftig ist. Nach 10 Jahren ohne Dünger und mit sehr vorsichtigem biologischem Weinbau, erreichten die Trauben dann aber ein Level, dass sie bei später Lese doch so gebändigte Säurestrukturen erreichen, um einen großen trockenen und auch noch fein trinkbaren Wein zu erzeugen. Man will ja nicht von der Mineralität überwältigt werden, was beim Ritsch leicht der Fall sein kann. Die Lage ermöglicht eben eine extrem späte, ausgedehnte Lese und erhält sich immer diese pikante Säurespur, dass es nie überreif schmecken kann. Das ist schon einzigartig und eine riesen Chance einen so filigranen und dennoch intensiv mineralischen, einschneidenden Wein zu keltern. Ritsch ergibt die puristischsten, elegantesten und filigransten Weine, laut Christopher Loewen in jedem Jahrgang. Die Nase ist seidig und elegant, hat viel weißen Pfirsich, Zitronentarte, etwas Brioche. Und einfach so viel kühles Gestein. Ritsch ist so puristisch und klar. Der Wein ist weit entfernt davon schmusig zu sein, man muss sich dem Wein langsam nähern, immer wieder hineinriechen, reinschmecken, die Nuancen und die Feinheiten erleben. Im Abgang kommt nochmal ein feiner Kräuterturbo, der den Stein begleitet. Das ist schon ein unglaublich fokussierter, puristischer und großer Terroirwein der Mosel – und das in jedem Jahrgang in den letzten Jahren, das ist ein Statement! 97-98+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

98
/100

Suckling über: Riesling Ritsch Großes Gewächs

-- Suckling: Welcome to the Alpine peaks where the sunlight picks out every crevice in the rock and the wild flowers have extremely intense colors. A breathtakingly fresh wine that is dangerously energetic and mind-blowingly focused and precise. Incredible crystalline purity at the super-long finish. Still extremely young. Vegan. Drinkable now, but best from 2025. 98/100

Mein Winzer

Carl Loewen

Stuart Pigott, der wohl neben Stephan Reinhardt (Parker) bekannteste Weinjournalist mit dem Schwerpunkt "Deutsche Weine", erklärte das Weingut Carl Loewen in der FAZ im November 2017 zum Liebling des Jahres.

Riesling Ritsch Großes Gewächs 2022