Lobenberg: Ein reinsortiger Chenin, in Saumur gewachsen. Der Grundwein wird im Barrique ausgebaut und am Ende komplett ohne Dosage degorgiert, so pur wie nur möglich. Die Nase hier ins Glas zu halten ist wie der Gang über eine Streuobstwiese im Frühling. Quitte, gelber Apfel, helle Birne, Narzissen und Apfelblüten, Wildkräuter. Die ganze Frische eines Frühlingsmorgens in einem Wein eingeschlossen. Ein bisschen pikante Ingwer und Orangenzesten und aufgehender Hefeteig und Kerzenwachs darunter. Aber so frisch und saftig schon im Duft, wunderbar. Die ganz leicht spürbare Holzunterlegung wird von der hohen Frische und intensiven Frucht des Chenin Blanc einfach weggepustet, bleibt sehr hintersinnig, aber gibt eine raffinierte Fülle und etwas Druck dazu. Im Mund ist das ein archetypischer Chenin von der Loire. Intensiv, kraftvoll und aromatisch, aber dennoch saftig, verspielt und mit viel mineralischem Schub und pikanter Elektrizität auf der Zunge. Orangenschale und Orangenblüte, Grapefruit, schlanke Birne und etwas Apfeltarte. Durchaus versammelt und druckvoll in der Mitte, da kommt auch der Schmelz und die Cremigkeit vom Barrique leicht durch. Das saftige, elegante und sehr frische Finale ist dann aber wieder grandiose Loire wie aus dem Bilderbuch. Tänzerisch und verspielt, aber voller Energie und Saft, mit weißen und gelben Blüten, weißem Pfeffer und feinem Fleur de Sel, das prickelnd und mundwässernd lange auf der Zunge stehen bleibt. Mit dieser feinen Konzentration und der leichten Holzunterlegung bei gleichzeitig hoher Frische schmeckt dieser Zero Cremant wie ein schlanker Savennières oder ein Top-Chenin von Biodynamiker Thierry Germain mit Sprudel-Turbolader. Ein großer, kompromissloser Schaumwein von der Loire, keinerlei Zucker einer Dosage kaschiert die Typizität. Zugleich auch ein polarisierender Extremist mit seinem steinig mineralischen Nachhall Bittere Orange mit karger Quitte und herber Grapefruit treffen auf Salz und Feuerstein und staubigen Kalkstein, das kann einem schon die Schuhe ausziehen in dieser Puristik. Aber genau so sind die ganz großen Savennieres und Chenin Blancs der Loire: Terroir und Mineralität und Eleganz siegen über Frucht und Körper und Süße. Fruchtig und lieblich kann jeder, die Top-Loire kann aber auch ganz anders. Wenn man sich dran gewöhnt hat kann man diesen anspruchsvollen, mit dem Genuss immer charmanter und trinkiger werdenden Superstoff die ganze Nacht durchtrinken, keinerlei Spannungsabfall oder Reue. Absichtlich im ersten Antrunk etwas karg, mit mehr Luft kommt nach einiger Zeit langsam eine charmante Fruchtnote durch, nie ermüdend und ein langanhaltender, nie endender Hochgenuss, ein Wein für die Freude und ein echtes Unikat.