Silvaner Reserve 2023

Bischel: Silvaner Reserve 2023

Zum Winzer

95–97
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2040
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
frische Säure
voll & rund
3
Lobenberg: 95–97/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Silvaner Reserve 2023

95–97
/100

Lobenberg: Die Reben sind 1964 gepflanzt, richtig dicke, knorzige Stöcke. Das war ein Weinberg vom Silvaner-Papst Michael Teschke, der sein Weingut aufgegeben hat. Bischel hat die Chance genutzt und diese ökologisch bewirtschaftete Top-Parzelle übernommen. Nach einer gewissen Maischestandzeit wird hälftig in Edelstahl und Holz spontan vergoren und ausgebaut. Ertragsreduktion und späte Lese, um eine satte Reife zu erhalten. Die Nase ist faszinierend, tief und reich, aber auch voller Finesse und Spannung. Das Mostgewicht war hier nicht besonders hoch, aber der Wein hat eine ungeheuerliche Dichte. Grüne und gelbe Quitte, auch deutlich weißer Pfirsich, Alge, Meeresbrise, maritime Aromen, wilder Fenchel, kräuterwürzig, tonisch, frisch. Aus den alten Reben kommt hier schon ordentlich viel Schub und zugleich eine Dramatik und Konzentration, die sich am Gaumen immer weiter aufbaut. Vielschichtig, seidig, dramatisch tief und faszinierend in seiner ganzen Art. Das erinnert schon deutlich an die Silvaner von Teschke, die ja neben Saalwächters wohl die Besten Rheinhessens waren – und bei Bischel setzt sich diese Erfolgsstory glücklicherweise fort. Schon mit dem Erstlingswerk ein großer Wurf, weil er so spannend und geheimnisvoll daherkommt. Von Teschke wissen wir, dass diese Weine irre gut reifen, daher schätze ich das Potenzial dieses Silvaners auch auf viele Jahre. Ich bin sehr verblüfft von diesem Stoff.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Bischel

Das Weingut Bischel ist unter Führung der beiden Brüder Christian und Matthias Runkel zu einem der aufstrebenden Stars des verjüngten Rheinhessen aufgestiegen. Die Krönung ihrer ambitionierten Arbeit war die Aufnahme in den VDP mit dem Jahrgang 2018.

Silvaner Reserve 2023