Bernhard Huber: Chardonnay Bienenberg Großes Gewächs 2022
- 2
- Chardonnay 100%
- 5
- weiß, trocken
- 13,5% Vol.
- Trinkreife: 2026–2052
- Verpackt in: 6er
- 9
- voll & rund
- mineralisch
- fruchtbetont
- 3
- Lobenberg: 99–100/100
- Decanter: 96/100
- Jancis Robinson: 18+/20
- 6
- Deutschland, Baden
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Weingut Bernhard Huber, Heimbacher Weg 19, 79364 Malterdingen, DEUTSCHLAND
Chardonnay Bienenberg Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Jahr für Jahr wird dieser Wein immer präziser, geradliniger. Das ist schon fast ein Ding der Unmöglichkeit würde man denken, wie kann Julian Huber jedes Jahr doch noch einen drauf setzen? Aber er bekommt es dann doch immer irgendwie hin und das Resultat ist dann einfach atemberaubend! Wieder einmal wanderte ein Großteil der Fässer in die alten Reben, nur eine verschwindend geringe Menge wurde als Großes Gewächs abgefüllt. Diese noch striktere Selektion mag sicher auch ein Grund für diese irre Qualität sein. Der Wein wird als Ganztraube auf einer Spindelpresse, langsam und oxidativ gepresst. Dadurch bekommt er eine leichte Phenolstruktur von den Schalen. Die spontane Vergärung und der Ausbau erfolgen komplett im Barrique, etwa ein Drittel neues Holz. Rauchig, reduktiv, steinig eröffnet die Nase des Bienenbergs. Feuerstein, nasser Kalk, Muschelschale. Darauf reife Limette und Zitrusschalen. Auch ein wenig Mandarine. Feine Hefewürze ummantelt die Frucht von Birne und Quitte. Hinzu kommen leichte Anklänge an geröstete Pistazien. Diese rauchig ummantelte Frucht mit Spannung erinnert an die besten Hochlagen-Meursault, so eine dicht verwobene Struktur bei dieser präzisen Frische. Am Gaumen dann Salz, Salz und nochmal Salz. Was für ein Schub, was für eine irre Kraft und Feinheit zugleich! Reife Zitrusfrüchte und herbe Anklänge von Quitte im Mund. Diese irre Festigkeit kommt aus herbsaftigen, unglaublich reifen Gerbstoffen, die den Wein nahtlos einrahmen und in große Länge tragen. Dieses Spiel mit den Gerbstoffen beherrscht Julian mittlerweile extrem gut, die Struktur gibt den Rahmen für diese satte Säurepower und die Profundheit des Weines. Das ist absolut groß und unumstritten Weltklasse.
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
/100
Decanter über: Chardonnay Bienenberg Großes Gewächs
-- Decanter: While Huber's Chardonnay from the Schlossberg impresses with its elegance, the first impression of the wine from the Bienenberg is somewhat rougher. The light phenolic structure, acquired through pressing in a spindle press, will ensure longevity but still needs time to soften in its youth. In contrast, the Bienenberg allows the melon and citrus peel to shine amid the smoky and stony impressions.
/20
Jancis Robinson über: Chardonnay Bienenberg Großes Gewächs
-- Jancis Robinson: Slightly more austere and delicate than the Schlossberg on the nose. Yet, with the citrus volume turned down, there is room for refined fruit and cool floral accents. A vibrant herbaceousness emerges through the lissom concentration. Notable acidity and grip, elegant balance, all tied-up tightly with a beautiful, cracking saline bow.
Bernhard Huber
Die Geschichte des Spätburgunder in Malterdingen begann vor über 700 Jahren, als die Zisterziensermönche die aus dem Burgund stammenden Reben dort pflanzten.