Lobenberg: Bei Luigi Pira wird immer komplett entrappt. Keine Kaltmazeration, normale Vergärung für zweieinhalb Wochen, danach vier bis sechs Wochen natürlich abgesetzt im großen Stahltank, danach geht der Wein für drei Jahre in 2.500 l große gebrauchte Holzfässer, also wenig Holzkontakt, nie neues Holz. Dann noch ein langes Flaschenlager für mindestens 1 weiteres Jahr. Die klassische und traditionelle Barolo-Rezeptur, so extrem sonst wohl nur noch bei Bartolo und bei Giacomo Mascarello ausgeführt. Die mittlere Lage des Ortes Serralunga ist Luigi Piras Heimat und Aushängeschild. Die Böden sind stark eisengeprägt und bringen kraftvolle Weine hervor. Anders als alle anderen Erzeuger füllt Gianpaolo Pira seine Weine erst ein gutes halbes Jahr später als üblich. Das heißt, die Füllung geschieht hier erst im Januar des dritten Folgejahres auf die Ernte. Das bedeutet, dass die Weine deutlich mehr als drei Jahre im Fass geblieben sind, und das gibt einen Extrakick in Harmonie, Trinkigkeit und Balance. Direkt unterhalb des Weingutes wachsen seine Reben, das sind die allerbesten Lagen von Serralunga. Das ist schon eine verrückte Situation, auf der einen Seite liegen die Weinberge von Gaja, auf der anderen Seite am Ortsausgang die Weinberge von Giacomo Conterno, und der Mitte, im Filet-Stück, liegen die Weinberge von Luigi Pira. 2017 war gekennzeichnet von einer großen Frostperiode im Frühjahr und von einem warmen Sommer mit langer Trockenperiode. Vom Frost wurden vor allem jene Winzer verschont, die Reben in Hochlagen bewirtschaften. Durch die Trockenheit und Wärme stand im Herbst eine deutlich frühere Lese an als normalerweise, teils vier Wochen früher. Das schöne war, dass Anfang September in den Nächten eine große Kühle herrschte. Wir haben also auf der einen Seite einen warmen, reichen, fruchtbetonten Jahrgang wie 2011 oder 2015. Und gleichzeitig haben wir Frische und Kühle durch den kühlen Herbst und somit auch eine hohe Eleganz, mit seidigen Tanninen. Deshalb ist 2017 ist nicht wirklich vergleichbar, weder mit 2011, das die Kühle nicht hatte, und auch nicht mit 2003 oder 2015. Die klimatischen Bedingungen haben 2017 auch dazu geführt, dass sich in Barolo die verschiedenen Höhenlagen etwas annäherten. Der Jahrgang, mit seiner Frische, Finesse und fruchtstarken Aromatik, dominiert in diesem Jahr 2017 deutlich mehr als in Jahren wie 2016 oder später 2019 und 2020. Der Jahrgang 2017 ist wahrscheinlich der offenste, köstlichste, hedonistischste Jahrgang, den ich je bei Luigi Pira probiert habe. Wo gibt’s das in Serralunga? Erdbeere, Himbeere, ganz fein verwoben. Ein bisschen wie rote Grütze mit Vanillesoße. Süß und extrem charmant. Warme Himbeer-Erdbeersuppe mit Rhabarber, so riecht das. Wie lecker! Im Mund gesellt sich noch frische Zwetschge dazu und süße rote Erdbeere. Helle Lakritze, feines Kalkstein, kleine Kalkspur. Etwas mehr Struktur als in der Nase. Das Hedonistische bleibt aber. Jetzt kommt Serralunga mit dem weißen Lehm. Also auch durchaus eine gewisse Tanninschärfe, aber ultrafeine Tannine. Die hocharomatische Eigenschaft von 2017 dominiert ganz klar den Wein. Er ist lecker, leckerer noch als 2014. Und dabei ein bisschen frisch hintenraus. Wenn 2016 noch nicht mal richtig trinkreif ist, sollte 2017 schon zwei, drei Jahre in der Genussphase sein. Das ist die Rundheit und der Charme von 2015 mit ein bisschen mehr Frische. Eine Turboversion des 2012er Jahrgangs. Was für ein hoher Genussfaktor – superb! In Verbindung mit dem Preis ist das wohl der genialste Barolo, den ich in diesem Jahrgang habe. Das könnte man vielleicht generell für Pira sagen. Dieser Barolo Serralunga ist im Preis-Leistungsbereich das Beste meines gesamten Portfolios. 94+/100