Lobenberg: Ornato ist eine Lage in Serralunga. Sie liegt in 380 Metern Höhe und hat die Form eines Amphitheaters. Die Reben sind nach Süden, Südwesten und auch ein bisschen nach Südosten exponiert. Hauptsächlich Kalksteinböden mit ein bisschen Kreide und weißem Lehm. Auch ein kleines bisschen Sand. Ganz klassisch Serralunga eben. Der 2017er hat eine sehr tiefe, reiche und würzige Nase. Aber sehr feines Tannin, der Gerbstoff ist total poliert und trotzdem kommt es sehr profund von unten geschoben. In 2017 wurde bei Pio Cesare schon um den 20. September mit der Ernte begonnen. Nach zehn Tagen waren alle Trauben im Keller. Ein frühes, sehr reifen und sehr trockenes Jahr, das vom Konsumenten wegen des Frosts und anderer Probleme häufig etwas unterschätzt wird. In Wirklichkeit ist 2017 wie in Bordeaux, im Burgund, in Deutschland und speziell im Piemont ein großes Jahr. Aufregende Weine aus einer großen Hitze und Trockenheit. Der Ausbau geschieht zu 80 Prozent im großen 2500-Liter Holzfass und zu 20 Prozent im Barrique, davon ist gut die Hälfte neues französisches Holz, die andere Hälfte gebrauchtes Holz. 2017 war gekennzeichnet von einer großen Frostperiode im Frühjahr und von einem warmen Sommer mit langer Trockenperiode. Vom Frost wurden vor allem jene Winzer verschont, die Reben in Hochlagen bewirtschaften. Durch die Trockenheit und Wärme stand im Herbst eine deutlich frühere Lese an als normalerweise, teils vier Wochen früher. Das schöne war, dass Anfang September in den Nächten eine große Kühle herrschte. Wir haben also auf der einen Seite einen warmen, reichen, fruchtbetonten Jahrgang wie 2011 oder 2015. Und gleichzeitig haben wir Frische und Kühle durch den kühlen Herbst und somit auch eine hohe Eleganz, mit seidigen Tanninen. Deshalb ist 2017 ist nicht wirklich vergleichbar, weder mit 2011, das die Kühle nicht hatte, und auch nicht mit 2003 oder 2015. Die klimatischen Bedingungen haben 2017 auch dazu geführt, dass sich in Barolo die verschiedenen Höhenlagen etwas annäherten. Der Jahrgang, mit seiner Frische, Finesse und fruchtstarken Aromatik, dominiert in diesem Jahr 2017 deutlich mehr als in Jahren wie 2016 oder später 2019 und 2020. Die Nase mag gar nicht mehr aufhören, so fein, so schiebend, aber eben nicht aggressiv. Einfach nur hintergründig. Unglaublich viele Facetten zeigend. Vielschichtig, reich, rotfruchtig, vibrierend und singend. Konzentrierte Himbeere kommt immer wieder hoch, gefolgt von Sauerkirsche. Aber nichts Lautes. Der Mundeintritt ist fulminant. Die Augen ziehen sich zusammen, die Zunge rollt sich. Eine wahnsinnige Frische, aber nichts ist aggressiv, weder die Säure noch das Tannin. Letzteres ist enorm seidig, aber in großen Mengen vorhanden. Was für eine immense Konzentration in Feinheit! Grandiose Länge – der Wein hört gar nicht wieder auf, er braucht fünf Jahre, vielleicht zehn Jahre, bis er perfekt ist. Für so ein heißes Jahr hat der Wein eine geniale Frische. Die Balance ist ziemlich perfekt. Trotzdem bewahrt der Wein all die Aufregung und all das Drama, das 2017 auch darstellte. Großer Barolo in kleiner Stückzahl – es gibt weniger als 5.000 Flaschen. Fantastischer Stoff, Hedonismus und Drama in einem Glas. Und dazu diese Famose Harmonie und Reife. So soll Barolo sein! 98+/100