Lobenberg: Der Wein wächst in Castiglione Falletto in einer 6,3 Hektar großen Monopollage. Seit 1990 in Alleinbesitz. Die Lage ist seit Jahrhunderten bekannt, wurde aber erstmals 1970 als Einzellage erwähnt und gelabelt. Zu 100% Kalkstein und etwas Kreide, das Hammerterroir für Komplexität, Eleganz und Feinheit. In Edelstahl fermentierter Wein, Ausbau in großen Holzfässern. Traditionell eben. Mittleres Rubinrot, glänzend und extrem duftig. Erst Bittermandel und Marzipan, verflüssigter Kirschkern in der Nase. Blumig, Lavendel, Veilchen, Pfingstrose, Hagebutte und dann erst langsam süße rote Kirsche. Filligran, feinst geschliffen. Famos wie das Gesteinsmehl, das Salz, der dominikanische Tabak und die Jasminblüte mit der Duftrose gegen die feine rote Kirsche und die zarte rote Johannisbeere um die Vormacht kämpfen. Betörend und ultracharmant! Und dann diese grandiose fruchtige Frische im Mund mit toller Fülle, burgundisch im Stil eines Musigny. Erstaunlich reif und voller Charme dazu, Marzipan, Mandeln, Frucht und Säure dominieren dennoch mit extremer Länge. Tabak, Stein, Minze und Eukalyptus ergänzen die Frucht aufs spannendste. Das hier auch sensationelle Tanninmassen am Werk sind spürt man erst im zweiminütigen Nachhall. Der Gripp ist extrem, so gar kein Fett, in drahtiger Sportler, viel Adstringenz von reifem und doch total poliertem Gerbstoff. Was ein Abgang, die totale Harmonie, eine ungeheure Komplexität und ein traumhaftes Finish, dass man erstmal lang genießen möchte, bevor der nächste Schluck den Eindruck stört. Mit das Feinste was es in Barolo gibt, von der Jugend bis ins hohe Alter eine Sensation. Die unendliche Leichtigkeit des Seins. Der Genießer sollte sich allerdings darauf vorbereiten, dass er hier nur Feinheit bekommt, nur tänzelnde erotische Verspieltheit. Für Schnüffler und Romantiker, die sich Zeit nehmen diese zarteste Versuchung Stunde um Stunde zu erleben. Hier ist man an eine Riserva von Giacosa erinnert. Toller Stoff, groß! 97-98/100