Lobenberg: Bei Conterno Fantino teilt sich eine der besten Lagen von Monforte und Barolo überhaupt, nämlich die aus weißem Lehm und reinem Kalkstein bestehende Großlage Ginestra, die auch durch Elio Grasso und andere berühmt ist, in Vigna del Gris, den etwas kühleren Teil, und Vigna Sori Ginestra in reiner Südexposition. Vigna del Gris ist durch seine kühlere Exposition häufig der etwas finessenreichere, zartere Wein. Ginestra mit Südexposition zeigt sehr viel mehr Volumen und Reichhaltigkeit. Aber die große Lage Ginestra ist generell schon atemberaubend in der Ausdrucksstärke. Ich bin nie sicher ob ich die Bussia oder die Ginestra Seite in Monforte als besser erachte. Ginestra ist auf jeden Fall etwas tiefer und wuchtiger im Tannin, kraftvoller, etwas profunder und wuchtiger. Bussia ist etwas feiner und finessenreicher. Dieser Vigna del Gris aus dem warmen Jahr 2016, mit seinen kühlen Nächten im Herbst und während der Lese, ist multikomplex. Ja, um ehrlich zu sein, habe ich seit 2010 - trotz der großen Jahre 2015 und 2013 - nichts Vergleichbares mehr im Glas gehabt. Weil wir hier alles haben: Die Power, den Druck, die hohe Intensität und trotzdem viel Frische. In der Nase viel Holunder und Lakritze, typisch für das Jahr, schwarze und rote Frucht, salzig dazu, viel Druck zeigend schon in der Nase. Trotzdem salzig-feine, total polierte Tannine dazu. Und dann haben wir in 2016 eben auch diese unglaubliche Frische, diese enorme Säure, aber auch das ist alles fein. Zeigt viel Terroir, bleibt dabei immer tänzelnd. Die frühen Muster trinken sich so, als ob man 2016 früh genießen könnte, sie machen dabei schon richtig Freude so kurz nach der Füllung. Aber täuschen sie sich nicht. Die Weine werden zu machen und dereinst viel länger brauchen als die Vorgängerjahre. Wenn sie 2014 vergessen haben und 2015 in den allerletzten Zügen des Genusses liegt wird 2016 erst richtig aufmachen. Genau wie es mit 2010 ist. 2016 ist vielleicht noch etwas massiver. Und der Vergleich der alteingesessenen Winzer mit 1971 und 1989 ist durchaus nicht von der Hand zu weisen. Ein wirklich großes Jahr, aber eines das noch so viel besser ist als die früheren großen Jahre wie 2004 und 2006 deren Tannine niemals weich werden, die immer etwas spröde und rustikal bleiben werden. Auch wenn sie damals als Jahrhundertjahrgänge gefeiert wurden. Nein, 2010 und 2016 sind nochmal in einer anderen Liga, weil hier die total polierten Tannine und die Finesse eine völlig andere Dimension erreicht haben. Und so probiere ich diesen Vigna del Gris wahrscheinlich das erste Mal in meinem Leben in einer Klasse, in der ich zugeben muss, dass er ganz vorne mitspielt. Normalerweise liegt er so weit hinter dem Sori Ginestra, doch 2016 bin ich völlig geflasht von diesem kühleren Vigna del Gris und von seiner Frische. Rasiermesserscharf, lang, geradeaus, salzbeladen, rotfruchtig. Schlehe, rote Johannisbeere, Cranberry, ein bisschen Himbeere. Aber die Säure steht ganz klar im Vordergrund, die Frische, dieses total polierte Tannin. Das hallt für Minuten nach. Mir ist klar, dass ich für die beiden Superstars des Hauses Sori Ginestra und Mosconi noch Luft lassen muss. Aber hier muss ich trotz aller Vorsicht schon mal an die 100 herangehen. 97-100/100