Lobenberg: Dieser Wein kommt wie immer aus 11 verschiedenen Lagen und ist der Barolo des Hauses schlechthin. Dafür steht Vietti und dieser Barolo steht für Vietti. Diese Basis zeigt perfekt, was Vietti kann. Und der Wein ist mit gleichem Aufwand vom Weinberg bis zum Keller entstanden und somit eines der qualitativen Superschnäppchen der Langhe überhaupt. Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 hl/ha durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine frühere Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Vietti arbeitet seit vielen, vielen Jahren biologisch, ja sogar biodynamisch, aber ohne zertifiziert zu sein. Dementsprechend war in einem Jahrgang wie 2014 die klassische Kupferspritzung in großer Häufigkeit angesagt. Das Frühjahr war ja bis in den Sommer extrem verregnet. Auch hat Vietti sehr viel Blüten durch Verrieselung verloren. Dann Mehltau und falscher Mehltau. Über 20 Spritzgänge Kupfer waren nötig. Ab August und September änderte sich das Wetter. Die Lese kam hier erst relativ spät im September. Es wird hier ja außer Kupfer nicht gespritzt. Weder chemisch noch systemisch gegen Botrytis. Sondern einfach nur extrem stark im Weinberg gearbeitet. Gras, Bodenbearbeitung, etc. Das heißt, man hat hier mit etwa 40% Mengenverlust am Ende reife, saubere, kleine Träubchen hereinbekommen. Barolo Castiglione ist das Sammelsurium aller Crus. In 2014 ist die gesamte Menge der Lage Brunate in den Castiglione geflossen, da das Ergebnis auf Grund zusätzlichen Hagels weder von der Menge noch Qualität den Erwartungen an einen Brunate entsprach. Castglione ist ja neben vielen ausgesuchten Lagen quasi auch immer ein Sammelzweitwein aller Crus von Vietti aus Castglione, La Morra, Serralunga und Novello. Entsprechend ist das immer einer der komplexesten „normalen“ Barolo des Piemonts gewesen. Sicherlich auf dem gleichen Level wie ein Bussia bei Aldo Conterno. Der 2014er, der ja so ein kühles Jahr repräsentiert, kommt auf Grund des winzigen, konzentrierten Ertrags mit einer sehr Garrigue-beladenen, schwarzfruchtigen Nase daher. So viel Wucht, so viel Dichte hätte ich nicht erwartet. Im Gegensatz dazu der Mund, der zwar mit höchster Spannung und Intensität daher kommt, gleichzeitig aber schlank und kühl bleibt. Sehr lang. Dieser Castiglione verhallt erst nach zwei Minuten. Die Säure liegt sehr hoch. Die Frucht ist sehr frisch. Viel auf der roten Frucht bleibend, anders als es die Nase suggerierte. Sehr viel Zwetschge, Waldhimbeere, auch etwas Johannisbeere. Nicht ganz so extrem auf der Finesse und nicht ganz so schlank wie der ähnlich komponierte Wein von Bartolo Mascarello. Etwas mehr Wärme und Fülle, etwas mehr Körper und süße Fülle aufweisend. Dennoch eher ein feiner, langer, extrem stylischer, seidiger Finessebarolo. Man muss 4-5 Jahre warten, aber es wird eine große Freude sein diesen sehr stylischen, sehr typischen Barolo aus einer fast vergessenen Zeit zu trinken. Ein Wein wie Barolo früher war. Schlanker, viel verspielter, nicht dieser, durch Parker dominierte wuchtige Stil. Mir gefällt dieser Barolo extrem gut. Eine Ode an die Freude. 93-94/100