Barolo Brunate 2017

Roberto Voerzio: Barolo Brunate 2017

Zum Winzer

98–99
100
2
Nebbiolo 100%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2051
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 98–99/100
Suckling: 97/100
Vinum: 19/20
6
Italien, Piemont
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Barolo Brunate 2017

98–99
/100

Lobenberg: Brunate liegt direkt neben, bzw. leicht versetzt unterhalb von La Serra, oberhalb von Cerequio, kurz hinter dem Ortsausgang von La Morra Richtung Barolo. Wie alle Lagen von Voerzio hat auch dieser Weinberg nur gut einen Hektar. Die Exposition ist Ost/ Südost. Der Weinberg liegt durchschnittlich auf ungefähr 380 Meter Höhe. Brunate gilt Kennern zusammen mit Cannubi historisch als einer der zwei besten Cru von allen Barolo-Lagen der Langhe. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio deutlich unter 300 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. Nur die stocknahen 5 Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte (mit der höheren Säure) der Traube vorsichtig weggeschnitten. Wahrscheinlich der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit biologisch-organisch (auf Robertos Wunsch nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert), vom Weinberg bis zum Keller. Nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigem Holz, minimal getoastet, also nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren die höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Brunate ist leider immer die kleinste Menge. Nicht nur bei Voerzio, sondern auch bei allen anderen, die das Glück haben ein Stück Brunate zu besitzen oder gepachtet zu haben. Brunate zeichnet sich dadurch aus, dass es eben den wahren Kompromiss, die wahre Harmonie darstellt von dem kühlen Weinberg La Serra und dem warmen Cerequio. Eine absolute Kultlage, die von vielen für die größte Lage des Ortes gehalten wird. Auch wenn ich persönlich glaube, dass Voerzio mit La Serra, der noch feineren, höchsten Lage, häufig noch einen draufsetzt. 2017 war gekennzeichnet von einer großen Frostperiode im Frühjahr und von einem warmen Sommer mit langer Trockenperiode. Vom Frost wurden vor allem jene Winzer verschont, die Reben in Hochlagen bewirtschaften. Durch die Trockenheit und Wärme stand im Herbst eine deutlich frühere Lese an als normalerweise, teils vier Wochen früher. Das schöne war, dass Anfang September in den Nächten eine große Kühle herrschte. Wir haben also auf der einen Seite einen warmen, reichen, fruchtbetonten Jahrgang wie 2011 oder 2015. Und gleichzeitig haben wir Frische und Kühle durch den kühlen Herbst und somit auch eine hohe Eleganz, mit seidigen Tanninen. Deshalb ist 2017 ist nicht wirklich vergleichbar, weder mit 2011, das die Kühle nicht hatte, und auch nicht mit 2003 oder 2015. Die klimatischen Bedingungen haben 2017 auch dazu geführt, dass sich in Barolo die verschiedenen Höhenlagen etwas annäherten. Der Jahrgang, mit seiner Frische, Finesse und fruchtstarken Aromatik, dominiert in diesem Jahr 2017 deutlich mehr als in Jahren wie 2016 oder später 2019 und 2020. Roberto Voerzio arbeitet biodynamisch, aber ohne Zertifizierung. Im Weinberg gibt es winzige Erträge von klar unter 20 Hektolitern pro Hektar, häufig sogar 15 oder gar 10 Hektoliter. Es sind extrem stammnahe, winzig kleine Träubchen. Die Reben stehen in extremer Dichtpflanzung von 10.000 und mehr Stöcken pro Hektar. Der Ertrag pro Pflanze liegt damit zwischen 300 und 500 Gramm. Normalerweise reduziert Roberto die Weinstöcke auf fünf Trauben pro Rebe. Zusätzlich werden die Trauben mittig halbiert, sodass nur die Schultern und der mittlere Teil in den Wein kommen. In warmen Jahren reduziert Roberto sogar auf vier Trauben pro Stock, der durchschnittliche Ertrag liegt dann bei circa 400 Gramm pro Pflanze. 2017 war das erste Jahr, in dem Roberto aufgrund der niedrigen Erträge und der biologischen Arbeit bereits im August mit der Lese begonnen hat. Am 31. August wurde Brunate gelesen, am 7. September war die gesamte Lese abgeschlossen. Brunate zeigt deutlich mehr Intensität in der Frucht als Cerequio. Er ist etwas weniger Chambolle-burgundisch, sondern fokussierter und etwas mehr Vosne-Romanée. 2017 bei Voerzio ist pures Burgund. So unendlich fein und delikat. Aromatisch in einer Duftigkeit, wie man sie selten hat. Dieser Jahrgang 2017 ist wirklich verzückend in seiner Typizität. Die Wärme macht die Weine so aromatisch, gleichzeitig kommt Frische aus den kühlen Nächten. 2017 ist Hedonismus pur. Nicht wie 2016, wo man 10, 20, 30 Jahre warten muss. Da machen viele Verbraucher den Fehler, auf die falschen Jahrgänge zu setzen. Um die nächsten 20 Jahre Freude zu haben, muss man 2017 kaufen, nicht 2016. Kalkstein, Salz und Kreide neben schöner süßer Kirsche und süßer Sauerkirsche. Unglaublich schick! Der Mund zeigt neben der Feinheit auch Kraft. Und der Vergleich Chambolle versus Vosne-Romanée ist eindeutig richtig. Wir haben mehr Vosne-Romanée, mehr die deutlich massivere rote Frucht. Deutlich mehr Salz, Kreide und Kalkstein. Und deutlich konzentrierter in roter Kirsche, Sauerkirsche und roter Johannisbeere. Das Finale endet nach Minuten und es bleiben ein wenig Hagebutte, Sanddorn und konzentrierte Sauerkirsche, mit Salz und Stein. Aber delikat und mit seidigen Tanninen allemal. 98-99/100

97
/100

Suckling über: Barolo Brunate

-- Suckling: Very subtle aromas of dried strawberry with cedar and flowers that follow through to a full body with tight, linear tannins that are focused and polished. Earth, spice and stone undertones. Extremely firm and long. Succulent. Racy and driven. Needs four or five years to open. 97/100

19
/20

Vinum über: Barolo Brunate

-- Vinum: Brunate wird von Kritikerkollegen gerne als Monolith bezeichnet und präsentiert sich auch in diesem Jahrgang charaktervoll, aber immer voller Finesse, die Muskeln zeigen sich erst nach einiger Belüftung: helles Rubin, viel Frucht, auch balsamische Nuancen, vielschichtig und lang. Insgesamt ein Wein mit einer Eleganz, die an das Burgund erinnert. 19/20

Mein Winzer

Roberto Voerzio

„Der Barolo, den ich anstrebe, soll ein strenger Wein sein, komplex an der Nase und am Gaumen sehr feurig. Man soll verstehen, dass er Frucht bester Weinberge ist, geduldiger und emsiger Arbeit, großer Leidenschaft, in großer Einfachheit und mit Respekt vor der Natur.“ (Roberto Voerzio)

Barolo Brunate 2017