Lobenberg: Der direkt um das Weingut gelegene 'Bricco Boschis' ist das Flaggschiff vom in Castiglione Falletto gelegenen, historischen Weingut Cavallotto. Hier wird ganz traditionell im Ausbau nur mit großen Holz-Fässern gearbeitet und bis zur späten Füllung lange ausgebaut. Ein archetypischer Barolo-Stil, wie ihn auch die Mascarellos, Vietti, Giacosa oder Brovia pflegen. Nach der alkoholischen Vergärung weitere 4 Wochen auf den Schalen verbleibend, der Tresterhut wird dazu mittels einer Holzscheibe ganz nach unten gedrückt, das gibt weichere Tannine. Ich verkoste diesen Wein als Fassprobe, er ist noch nicht abgefüllt. Alfio Cavallotto hat mir den Wein aus 3 Fässern cuvetiert. Hier wird ausschließlich in großen Fässern bis zu 10.000 Litern aus slawonischer Eiche ausgebaut. Alles komplett zu 100% entrappt und im Stahl spontanvergoren. Dadurch und durch den reinen Ausbau im großen Holz haben die Weine von Cavallotto immer einen Hauch mehr flüchtige Säure als wenn Reinzuchthefen verwendet werden würden. Der Wein stammt vollständig aus der direkt am Haus liegenden, südwestlich ausgerichteten Lage Bricco Boschis. Von diesem Lagen-Barolo werden rund 30.000 Flaschen gefüllt, dennoch ist er heiß begehrt und immer ausverkauft. Ich habe versucht 2015 nachzukaufen, keine Chance. 2016 gab es noch deutlich weniger Ertrag, es ist ein sehr klassisches Jahr. Alfio findet 2016 noch vor 2013 und 2010, 2006 und 2004, das größte Jahr seit 2006 und 2004, 2016 erinnert ihn an 1971 und 1989. Allesamt große, klassische Jahrgänge. 2016 ist anders als 2010, 2012 und 2015, die zugänglicher und charmanter waren. Dafür wird 2016 ein Wein für die Ewigkeit werden. Die Nase ist deutlich versammelter als die des daneben probierten 2015ers. Sehr viel schwarze Frucht, fast an Holunder mit Lakritze erinnernd, ein bisschen vegetabil an Lorbeer heranreichend. Aber eben nicht weich, sondern sehr versammelt. Bleistiftabrieb in einem fast an Schiefer erinnernden Terroirabdruck. Bricco Boschis steht fast ausschließlich auf weißem Lehm, teilweise mit Mineraleinsprengseln, also weißgelber und weißgrauer Lehm. Die klassische und beste Barolo Terroirausprägung hier. Die Lage befindet sich ziemlich in der Mitte des gesamten Barologebietes. Ab und zu ist der Lehm durchzogen von sandigen Anteilen, was auch für ein bisschen Feinheit sorgt, sonst wäre der Wein wahrscheinlich zu maskulin. Der Mundeintritt ist so typisch Barolo wie er es eben sein kann, fast brachial im Fruchtausdruck. Viel dunkle Frucht, unsüße Brombeere und Blaubeere, wieder begleitet von viel Graphit. Schieferartige Mineralanmutung, was beim weißen Lehm, der ja zerriebener Kalkstein ist, ja eigentlich kaum sein kann. Massives Tannin, aber es ist nicht grob, sondern extrem feinkörnig. Immens üppig, aber grandios poliert. Der Bricco Boschis hat wirklich satte Gerbstoffe, die ob ihrer Finesse allerdings nicht weh tun. Dieser 2016er ist vom Fass schon wunderschön zu trinken und trotzdem spürt man, dass man 10 oder vielleicht besser 20 Jahre darauf warten sollte. Es ist dann auch schon erstaunlich, dass dieser enorm verschlossene, hochgradig strukturierte Wein auch in seiner Frucht und in seiner Mineralität irgendwie etwas Zugängliches enthält. Es macht wirklich und ganz erstaunlich viel Freude diesen viel zu jungen Wein im Mund zu haben. Auf jeden Fall ein großes Ereignis und ein großer Wein. 97-99/100