Riesling Tausend Sterne *** 2023

Alexander Laible: Riesling Tausend Sterne *** 2023

Zum Winzer

95–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2037
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 95–97/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Tausend Sterne *** 2023

95–97
/100

Lobenberg: Dieses ist quasi das »Große Gewächs« des Weingutes. Das ist eine bestimmte Parzelle mit den ältesten Reben vom Kalkmergel. Der Wein wächst in Baden-Baden-Sinsheim auf Granitböden mit Kalk und Verwitterungsgestein. Französische Genetik, aus dem Elsass genau genommen. 2008 gepflanzt, das war quasi das erste Projekt von Alex. Zwei Wochen vor der Lese wird das untere Drittel noch mal mit der Schere herausgeschnitten. Alexander füllt seine Weine ungewöhnlich früh. Ende März sind alle Weine, auch dieser, auf der Flasche, weil er hier in der Ortenau lange Hefelager ablehnt, die Weine haben schon selbst genug Dichte. Ein Wein durchaus mit Anspruch und Konzentration. Aber gar nichts wuchtiges oder fettes. Alexanders Weine stehen ja in der Ortenau, großteils in Sinsheim. Das sind kühle Standorte, man darf nicht an fettes oder heißes Baden denken, nein, das sind andere Standorte die Alexander hier hat. Es sind kühlere, windige Hochlagen. Alexander sagt, dass diese Weinberge noch sicher 20 Jahre dem Klimawandel standhalten und weiterhin kühle, saftige und feine Rieslinge bringen wird. Die Mostgewichte bleiben hier immer recht stabil, liegen leicht über 90 Oechsle selbst in heißen Jahren. Alexanders Weg ist eben das nicht so lange Hefelager und die Ertragsreduktion. Der Tausend Sterne stellt in der Kollektion das GG dar, wenn man es mit VDP Maßstäben messen würde. Dieser Wein fasziniert schon von der ersten Nase an. Das ist eine Einladung, das ist eine Umarmung, das ist ein Wein, der sofort sagt: „Trink mich!“. Dieser 1000 Sterne hat alles, was Alex Laible ausmacht und vielleicht auch sein Faible ist, er ist gewissermaßen ein Workaholic und ein Perfektionist, der immer wieder verblüfft. Man wird bei Alex Laible nie Weine finden, die nicht lecker sind, die nicht saftig sind, die nicht einfach extrem süffig und trinkig sind. Aber so geschmackvoll, saftig und charmant seine Weine sind, man sollte nie ihr Potenzial unterschätzen. Die Topweine haben alle eine satte Konzentration und perfektionistische Klarheit und Feinschliff. Alex selbst ist ein Rieslingfreak, das spürt man hier sofort. Der 1000 Sterne ist glockenhell und kristallin, zeigt viel Kalkstein, auch Feuerstein, schlanke grüne Birne, schlanke Mirabelle, Apfelblüte, alles ganz fein und zart. Das ist Alex‘ elegantester Wein, er hat am meisten Noblesse und Feinsinnigkeit. Der Mund erinnert fast an einen Burgunder in seinem Schmelz aus weißem Pfirsich und Kalkstein, so cremig und dicht, man wird mitgerissen von dieser substanziellen Kraft, die aber gar nicht laut ankommt, sondern immer auf der feinen Seite bleibt. Dennoch ist die Kraft und die Dichte enorm, trägt einen fast aus der Kurve mit seiner pikanten Frische, weißer Pfeffer, Ingwerschärfe, Kreide, ein paar Zitruszesten, all das gibt eine gute Definition und Schliff unter die köstlich-cremige Frucht. Das Salz zieht an den Papillen, das ist ein Riesling im Turbomodus, hier ist richtig was los am Gaumen. Und doch ist das entscheidende Stichwort hier die Eleganz, bei aller Kraft ist das Alex‘ feinster Wein. 95-97/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Alexander Laible

Im Jahr 2007 war es so weit: Alexander Laible, Jahrgang 1978, der jüngere Sohn des erfolgreichsten Rieslingwinzers in Baden, erfüllte sich den Traum eines eigenen Weinguts im heimischen Durbach.

Riesling Tausend Sterne *** 2023