Riesling Chara *** 2023

Alexander Laible: Riesling Chara *** 2023

2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2033
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 95/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Chara *** 2023

95
/100

Lobenberg: Chara ist Griechisch und heißt »die Freude«. Eine Hommage an die evangelische Kirche, die den Laibles in den schweren Gründungsjahren das Überleben sicherte. Der Wein wächst auf Kalkmergel, das ist Verwitterungsgestein mit Kalksteineinsprengseln, Kies, Sand und Granit. Extrem schwachwüchsige Unterlagsreben mit einem bei Spitzenwinzern hoch angesagten Rieslingklon, minimaler Ertrag. Ein Wein durchaus mit Anspruch und Dichte. Aber gar nichts Wuchtiges oder Fettes. Alexanders Weine stehen in der Ortenau, großteils in Sinsheim. Das sind kühle Standorte, man darf nicht an fettes oder heißes Baden denken, nein, das sind andere Standorte, die Alexander hier hat. Es sind kühlere, windige Hochlagen. Alexander sagt, dass diese Weinberge noch sicher 20 Jahre dem Klimawandel standhalten und weiterhin kühle, saftige und feine Rieslinge bringen wird. Die Mostgewichte bleiben hier immer recht stabil, liegen leicht über 90 Oechsle selbst in heißen Jahren. Der Chara war der erste Wein bei Alex Laible der tendenziell Richtung Größe marschiert, erhaben, geschliffen und elegant. Die Nase ist nicht nur traubig, wie bei den Einsteigern, sondern auch schon mit viel Schub von gelber Birne und saftigem Apfel, ein bisschen Muschelkalk in der Nase. Auch etwas Zitronengras, ein bisschen Salz. Im Mund dann ein Angriff auf alle Geschmacksnerven, der Wein hat unglaublich viel Schub, noch mehr als erwartet, hier kommt so viel Druck und Frische, extrem verspielt und dabei gleichzeitig spannungsgeladen und salzig. Das ist der Riesling mit deutlich mehr Knackigkeit, mit richtig mineralischem Dampf drin, hier kommt auch etwas Limette hinzu, Minze, tonisch, kühl, frisch, man spürt den rasanten Zug aus den kühleren Hochlagen. Schlanke hellgelbe Frucht, Pfirsich, grüne Birne, wilder Fenchel, wieder minzige Noten, die das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Die Saftigkeit war selten so ausgeprägt, kommt fast mit der schlotzigen Art von Deidesheim in den Mund, bis die Mineralität wieder das Ruder übernimmt, kein braver Schmusewein, hier geht schon die Post ab. Das ist schon nicht mehr so ein einfacher Zechwein, wie der SL und der Kalkmergel, hier muss man sich schon ein wenig auseinandersetzen. Das ist mit seiner Dichte und Kraft ein Essensbegleiter, der aber dennoch unglaublich viel Spaß macht, was ja die Weine von Alex Laible alle auszeichnet, denn sie sind unglaublich saftig und süffig. 95/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Alexander Laible

Im Jahr 2007 war es so weit: Alexander Laible, Jahrgang 1978, der jüngere Sohn des erfolgreichsten Rieslingwinzers in Baden, erfüllte sich den Traum eines eigenen Weinguts im heimischen Durbach.

Riesling Chara *** 2023