Die Region Apulien ist der Absatz des italienischen Stiefels. Die ausgedehnte Küstenlandschaft erstreckt sich ein Stück entlang der Adria und dann weiter um den Absatz herum am Ionischen Meer. Im Gegensatz zum Rest Italiens ist Apulien eher flach, mit Ebenen und niedrigen Hügeln. Die Küstenregion ist also ein krasser Kontrast zu ihren schroffen, bergigen Nachbarn Basilicata und Molise. Die fruchtbaren Ebenen Apuliens eignen sich von Natur aus für die Massenproduktion von Weinen, daher wurde hier in der Vergangenheit viel Grundwein für verstärkte Weine wie Wermut gemacht. Die Qualität war lange Zeit eher einfach. Anfang des Jahrtausends bemühte man sich aber, höhere Qualitäten und das DOC-Niveau zu erreichen. Seit 2011 gibt es sogar vier DOCGs in der Region – eine davon, die Primitivo Dolce Naturale DOCG, hat sich der Primitivo Traube verschrieben.
Primitivo wurde von einem Priester in Gioia del Colle entdeckt, der die Rebstöcke aus einem alten Weinberg auswählte, die früher reif wurden und sie deswegen ›Primativo‹ nannte, auf lateinisch so viel wie ›die Frühreife‹.
Der Durchbruch kam aber schliesslich erst mit der Erkenntnis, dass Primitivo genetisch identisch ist mit der amerikanischen Zinfandel Rebe. In der Primitivo di Manduria DOC wird Primitivo sortenrein zu kräftigen Rotweinen ausgebaut, sie gibt es in Form eines einfachen Rosso oder eines Rosso Riserva, der für mindestens zwei Jahre ausgebaut wird und davon mindestens neun Monate im Holzfass. In der Vergangenheit hatten Weine, die mit »Primitivo di Manduria« ausgezeichnet waren, häufig auch Restzucker. Aber durch die Einführung der Primitivo di Manduria Dolce Naturale DOCG, deren Weine mindestens 50 Gramm Restzucker pro Liter haben, beschränkt sich die DOC heute meist auf trockene und beinahe trocken ausgebaute, körperreiche Weine.