Die Lössterrassen der Wagram sind zwar weder berühmt, noch spektakulär, dennoch keltern einige Winzer in den letzten Jahren dort durchaus atemberaubende Weine.
Der Wagram liegt östlich der berühmten Weinbaugebiete Wachau, Kremstal und Kamptal und erstreckt sich von Krems bis an die Tore zu Wien nach Klosterneuburg. Es ist ein mächtiger, aber insgesamt recht flacher Hügelzug mit größtenteils terrassierten Weinbergen. Auf der südlichen Seite des Flusses liegen die Weinberge in der Hügellandschaft von Klosterneuburg, auf der nördlichen Seite auf dem flacheren Wagramplateau. Wie viele andere österreichische Weinregionen, wird auch das Terroir von Wagram durch das ausgeprägte Kontinentalklima beeinflusst. Warme Brisen aus der pannonischen Tiefebene im Osten werden durch kühle, alpine Einflüsse aus dem Norden – etwa aus dem Waldviertel – gemildert.
Weine vom »Meeresgrund«
Der nördliche Rand des Wagramplateaus wird von einem rund 20 Meter hohen Bergrücken begrenzt, der parallel zur Donau verläuft. Vor rund 10 Millionen Jahren ist hier einmal die Donau entlang geflossen. Dadurch haben wir ziemlich komplexe Bodenformationen aus urzeitlichen Meeresablagerungen, mit teilweise meterdicken Lössauflagen. Daher stammt auch der Name, denn Wagram leitet sich von »Wogenrein« ab, was so viel bedeutet wie Meeresufer. Diese Kombination aus besonders wasserspeichernden Böden und fast mediterranem Klima mit Cool-Climate-Einschlag, ergibt in den besten Weinen des Wagram eine geniale Balance aus Konzentration und Dichte, gepaart mit einer frischen, kristallinen Ader. Hier hat man stilistisch schon deutliche Parallelen zur Wachau und zum Kremstal, aber eben doch eine ganz eigene Stilistik, die vielleicht eine Art Mittelweg dieser beiden Regionen ist. Die Lössterrassen bringen bei den besten Winzern der Region kaum weniger mineralische Vibration ins Glas als von den Urgesteinsböden der Wachau.
Zukunftsregion Wagram
Im Gegensatz zu seinen berühmten Nachbarregionen, ist der Wagram eine noch weitestgehend unentdeckte Perle des österreichischen Weinbaus. Allerdings gibt es seit ein paar Jahren einige innovative Mikro-Produzenten, die das Potenzial dieser hochspannenden Region entdeckt haben. Sie produzieren in akribischer Handarbeit extrem eigenständige Weine. Einer davon ist der geniale Individualist und Medien-Unternehmer Clemens Strobl, den die klimatische Ähnlichkeit des Wagram zu seinem Vorbild, dem Burgund, in die Region gelockt hat. Biologische Arbeit ist für ihn genauso selbstverständlich wie möglichst viel Handarbeit. Penibelste Selektion im Weinberg, Ausbau ohne »Schminke« – also für Strobl unnötige Schönungsmittel. Das Ergebnis sind ungemein feine, kristalline Rieslinge, Grüne Veltliner ohne jeglichen barocken Speck, eher mit viel mineralischem Schub und genialer Textur. Hervorheben muss man auch unbedingt die extraterrestrischen Pinot Noirs, die hier wirklich ein burgundisches Ausmaß erreichen. In guten Jahren schafft Strobl mit seinem Pinot Noir Hengst tatsächlich eine geschmackliche Brücke zur Côte de Nuits – Ziel erreicht! Wir sind uns ziemlich sicher, dass dem Vorbild von Strobl noch weitere Produzenten folgen werden und der Wagram sich in den kommenden Jahren vom Geheimtipp zu einer absoluten Top-Region für terroirgeprägte und spannungsgeladene Weine entwickeln kann.