Das Kremstal erstreckt sich auf beiden Seiten der Donau rund um die altehrwürdige Weinstadt Krems in Niederösterreich. Es ist eine der ältesten Weinbauregionen des Landes.
Dass das hier im Kremstal vorherrschende Klima entlang der Donau optimal für den Anbau von Weinreben ist, haben schon die Kelten sehr früh erkannt. Auch wenn das Getränk, was sie hier anfangs aus Weintrauben herstellten, vermutlich nur im entferntesten etwas mit unserer heutigen Vorstellung von Wein zu tun hatte. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Weinbau hier dann im Jahr 470 n. Chr und hat seit jeher Tradition in der Region. Heute ist Krems mit seiner »Wein-Uni« ein bedeutendes, weinbauliches Zentrum Österreichs.
Terroir und Rebsorten
Wie auch in der berühmten Nachbarregion Wachau, sind Riesling und Grüner Veltiner hier im Kremstal die beiden Leitrebsorten. Auf den teils spektakulären Terrassen an mancherorts sehr steilen Hängen, wurzeln sie im Nordwesten der Region auf Urgestein und im Nordosten auf Löss. Wenngleich die meisten Lagen des Kremstals nicht so atemberaubend neben der Donau aufsteigen wie die der viel berühmteren Wachau, sind die besten Lagen – wie der Steiner Hund – eigentlich kaum weniger beeindruckend, nur weniger bekannt. Dieses Terroir ist prädestiniert für große, enorm ausdrucksstarke Rieslinge mit mineralischer Tiefe, sowie komplexe Grüne Veltliner mit hohem Terroirausdruck. Genau wie in der Wachau wächst der Riesling eher in den höher gelegenen, steileren und kargeren Parzellen. Der Veltliner schätzt die tiefgründigeren Böden mit höherer Wasserhaltefähigkeit, die er zum ausreifen braucht.
Viele Kremstaler Weine sind etwas schlanker und feiner ziseliert als die intensiveren Wachauer von den exponierten Steilhängen.
Im südlichen Kremstal durchzieht eine Kalkader die vielfältigen Bodenformationen des Schwemmlands mit Anteilen von Donauschotter, Löss und Schwarzerde. Klimatisch ist das Kremstal im wörtliche Sinne spannend, weil es so komplex und vielfältig beeinflusst ist. Durch den pannonischen Einfluss aus Richtung Ungarn, haben wir hier grundsätzlich ein recht warmes Klima, was dazu führt, dass auch Rebsorten wie Cabernet Franc hier eine hohe aromatische Reife erreichen können. Ein kühler Strom ins Donautal aus dem darüberliegenden Waldviertel sorgt in den Nächten für Ausgleich und ermöglicht vielen Topwinzern auch biologisch zu arbeiten, da die Trauben sich vielerorts rascher natürlicher Abtrocknung erfreuen können. Trotz der Wärme haben wir hier also einen optimalen Cool-Climate-Einschlag – dadurch erhalten die Weine ihre saftige Frische bei gleichzeitiger Konzentration. Viele Kremstaler Weine sind dennoch etwas schlanker und feiner ziseliert als die intensiveren Wachauer von den exponierten Steilhängen. Die Rieslinge und Veltliner des Kremstals sind etwas »waldiger« beeinflusst in ihrer kühlen Art. Dabei stahlig und mit dezenter Fruchtigkeit, was sie zu großartigen Essensbegleitern macht. Zudem stehen die Weine aus den Kremstaler Toplagen von Urgesteinsböden in ihrer Alterungswürdigkeit den großen Wachauern in nichts nach.
Klassiker und »junge Wilde« – die Winzer des Kremstals
Sepp Moser zählt mit seiner großen Familienhistorie sicher zu den klassischsten Betrieben im Kremstal. Das Weingut liegt unweit der Stadt am Schmelztiegel zwischen Wachau und Kremstal. Mosers biodynamisch angebaute Weine bestechen durch ihren Trinkfluss, eine gewisse positive, süffige Simplizität. Einfach extrem verführerisch. Auch Geduld zahlt sich aus, denn diese Weine können super reifen. Ein Gegenentwurf und sicher etwas mehr Freakstoff, sind die naturbelassenen Weine von Biodynamiker Charly Rol. Ausgefallene Weißweine mit burgundischem Touch und Cabernet Francs, die ihre Pendants von der Loire teilweise alt aussehen lassen, sind seine Spezialität. Quereinsteiger Markus Lang von HM Lang, ebenfalls akribischer Biodynamiker, ist einer der interessantesten Weißweinwinzer Österreichs der letzten Jahre. Kaum jemand schafft diesen vibrierenden Balanceakt aus Power, Spannung und anmutiger Eleganz wie er. Ultrafrühe Lese und doch so ausdrucksstark. Das ist ungemein faszinierend und lässt einmalige Weißweine entstehen, die in Österreich aktuell ihresgleichen suchen. Das Kremstal hat unglaublich viel zu bieten und es lohnt sich für jeden Genießer auch mal abseits der berühmten Hänge der Wachau nach faszinierenden Weinen zu suchen. Die Identität des Kremstals hat durch die enorm spannenden Winzer, die sich hier ansiedeln, nochmal ordentlich an Dynamik gewonnen. Klar eine aufstrebende Region, von der wir sicher noch mehr hören werden.