Von Anfang an stand Pinot Noir im absoluten Fokus seines Interesses, obwohl damals keiner erahnen konnte, dass die Region um Martinborough schon kurz darauf als eines der Epizentren für diese Sorte durchstarten sollte. Und Ata Rangi hat zu diesem kometenhaften Aufstieg nicht wenig beigetragen. Martinborough ist ein kleines ländliches Dorf am Fuße der Nordinsel, eine Autostunde von Wellington entfernt über die spektakuläre Remutaka-Gebirgskette. Das Tal ist auf drei Seiten durch Berge vor Regen geschützt. Die Erntetage sind warm, doch die Nächte sind aufgrund der direkten Exposition zum südlichen Ozean das ganze Jahr über kühl.
Die steinige Flussterrasse, auf der die meisten Reben gepflanzt sind, besteht aus sehr flachem Schluff-Lehm, der auf 25 Meter tiefem Schwemmkies liegt. Bei den Steinen handelt es sich meist um quarzhaltige Grauwacke und in geringerem Maß um vulkanische Basalte. Dieses sehr frei entwässernde Profil, kombiniert mit dem windigsten und trockensten Klima der Nordinsel – bei etwa 700 Millimeter Niederschlag pro Jahr – bedeutet ein geringes Krankheitsrisiko. Der Frühling ist typischerweise kühl und windig, was oft zu einer unvollkommenen Blüte führt und die Erträge auf natürliche Weise in Schach hält, und zwar bei einem viel geringeren durchschnittlichen Ertrag pro Hektar als im Rest des Landes.
Seit 2014 ist der gesamte Betrieb biologisch zertifiziert, zudem ist er Gründungsmitglied der neuseeländischen Nachhaltigkeitsvereinigung für Weinbau. Natürlich verfügt Ata Rangi als Pionier hier mit circa 40 Jahren die ältesten Reben der Region, die es möglichst lange zu erhalten gilt – ein klarer Qualitätsvorsprung. Ata Rangi macht daraus drei verschiedene Pinot Noirs, wobei das Flaggschiff weiterhin der Ata Rangi Pinot Noir bleibt. Daneben gibt es mit dem McCrone Block noch eine single vineyard-Auskopplung und den Crimson, der für einen etwas früheren Genuss gemacht ist, aber dennoch bereits ein herausragender Terroirwein ist. Die Pinot Noirs strotzen vor vibrierender Frucht, strahlend, frisch, kristallin und explosiv. Sie sind unverkennbare Vertreter des kühl-fruchtigen Neuseeland-Stils.
Aber die Weine verfügen über so viel Struktur, Tiefe und seidige Dichte, dass sie zu den allerbesten Pinot Noirs aus Übersee gezählt werden müssen. Das ist fraglos nahe an der Perfektion. Mit dem Te Wa Sauvignon Blanc werden auch Weißweintrinker bei Ata Rangi fündig. Cremig, konzentriert und druckvoll mit etwas Schalenkontakt ausgebaut geht auch der Sauvignon ganz eigene Wege und zählt in seiner Andersartigkeit sicher zu den spannendsten Weißen der Insel. »2010 wurde der Ata Rangi Pinot Noir sogar als Grand Cru of New Zealand« ausgezeichnet. Kein Wunder, denn die Arbeitsweise ist seit Anbeginn hingebungsvoll und nachhaltig. Für das Team um Clive Paton und Kellermeisterin Helen Masters ist das meiste eben noch immer Handarbeit wie früher. 30 Jahre nach der Umwandlung einer Schafweide zum Weinberg ganz oben angekommen im Olymp der besten Pinot Noirs der neuen Welt – was für eine Erfolgsgeschichte.