Der Begriff Orange Wine an sich ist nicht synonym mit »Naturwein«, ein Orange kann ein Naturwein sein, muss es aber nicht.
Im Keller
Die Gärung beginnt also nicht mit ausgepresstem Most (Traubensaft), sondern mitsamt den Schalen (Maische). In den Beerenhäuten steckt die Mehrheit der Tannine und Aromakomponenten, die durch den Maischekontakt zunehmend herausgelöst werden. Ebenso werden je nach Rebsorte mehr oder weniger intensive Farbstoffe mit ausgelöst, was zu einer Nuancierung zwischen dunklem Ocker über Orange bis hin zu Bernstein führt und dem Orange Wine seinen Namen gibt.
Warum kann Rotwein kein Orange Wine sein?
Da nahezu alle Rotweine ohnehin mit irgendeiner Form von Schalenkontakt hergestellt werden, macht die Bezeichnung Orange Wine rein technisch nur als Sonderform von Weißweinen Sinn.
Die Gärung
Es gilt zu unterscheiden zwischen einer tatsächlichen Maischegärung und einer Maischestandzeit. Die Temperatur ist der entscheidende Faktor. Stellt man die Maische kühl, wird die Gärung nicht beginnen. Eine solche Standzeit (oder Kaltmazeration) kann von ein paar Stunden bis hin zu mehreren Tagen oder Wochen dauern. Auch bei der Maischegärung gibt es viele Varianten. Von einer Maische angärung von wenigen Stunden/Tagen bis hin zu einer kompletten Maischevergärung über Wochen und Monate ist alles möglich und auch gängige Praxis.
Auf die Spitze getrieben wurde und wird das Ganze spätestens bei Amphorenweinen. Hier wird die gesamte Maische in ein Tongefäß gefüllt und anschließend meist vergraben. Durch die relative Konstanz der Temperatur und den mäßigen unterirdischen Sauerstoffaustausch der Amphore findet hier eine recht gleichförmige, natürliche Vergärung bei nur geringer Oxidation statt. Meist verbleibt der Wein hier mehrere Monate bevor er dann abgepresst und weiter gelagert oder abgefüllt wird.
Historisch gesehen ist das die Ur-Form der Weinbereitung. Die Römer und schon lange vor ihnen die Kulturen im und um das heutige Georgien vollzogen diese Art der Weinbereitung seit schätzungsweise 7000 Jahren.
Die Sensorik
Ein Orange Wine weicht nicht nur geschmacklich, sondern vor allem in seiner Textur deutlich von unserem angelernten Geschmacksbild eines Weißweins ab. Teilweise massive Gerbstoffe attackieren den Gaumen wie bei einem jungen Rotwein, begleitet wird das Ganze von urwüchsigen, würzigen, erdigen und pflanzlichen Aromen, die an vieles erinnern, nur selten an frische Früchte.