Vertikale 2008 bis 2018: Rebholz – Kastanienbusch, Wittmann – Morstein, Christmann – Idig
Nur alle 5 Jahre (jetzt 2019 das dritte mal) geben sich die drei Freunde und Biodynamiker Hans Jörg, Philipp und a Steffen die Ehre ihre persönlichen Lieblingskunden, internationale Importeure und internationale Journalisten zu dieser, inzwischen berühmten Vertikale einzuladen. Alle 3 sind dazu Präsidenten im Spitzenverband VDP. Ihre 3 besten GGs repräsentieren aufs schönste den stilistischen und klimatischen Wechsel über 10 Jahre.
Ökonomierat Rebholz – Kastanienbusch
Den Anfang macht Hans-Jörg Rebholz mit seinem Kastanienbusch. Hans Jörg ist der Präsident des VDP Pfalz. Die südliche Weinstraße und speziell die Lage Kastanienbusch besteht aus rotem Schiefer mit viel Eisen, in der Permzeit vor 300 Millionen Jahren entstanden. Also der einzige der 3 Weine, der nicht auf Kalk gewachsen ist. Der Kastanienbusch liegt in einem Talkessel, nach Westen dich einen Höhenzug vor kalten Winden geschützt. 40 Jahre alte Reben, bis zu 300 Meter hoch, Steillagen mit bis 40 % Gefälle.
Die Weine zeigen ein perfektes Zusammenspiel zwischen Reife und Mineralität, Frucht und Säure, sowie Dichte und Eleganz. Rauch, Feuerstein, Pfeffer, Feuerstein, Heu, Tee, Kräuter. Dazu Apfel, Zitrus, Pfirsich und Aprikose, eben Riesling!
Die Probe und die Jahrgänge unterscheiden sich für mich klimatisch deutlich. Eher etwas grüne Frucht, intensive Säure, kühler Feuerstein im grandiosen 2008 und superbem 2010, auch 2015 etwas davon geprägt, aufregende und etwas angriffslustige Weine, Eindruck hinterlassend. Dann eine Reihe ausgewogener Weine, alles passt, wunderbar ausgewogen, aber nichts macht den Trinker richtig positiv oder negativ an: 2009, 2011, 2014, 2017. Dann das Bindeglied zur großen Eleganz und Erhabenheit, der wunderschöne Jahrgang 2012, best of both worlds. Für mich die Krönung der Erhabenheit und Eleganz ist gleichwertig 2016 und 2018. Da ist einfach alles, die Aufregung aus 2008 und die überbordende Eleganz und Feinheit aus 2012. Reif und doch spannend, ganz große Weine. Also Resümee: 2008, 10 und 12 suchen! 2016 und 18 Mengen einkellern!
Wittmann – Morstein
Dann Philipp Wittmann, Präsident des VDP Rheinhessen: Die Lage Morstein, schon eine Legende und einer der gesuchtesten Weine der letzten Jahre. Wittmanns sind Westhofener Winzer seit 1663.
30 Hektar in Biodynamie. Der Vater stellte vor 20 Jahren schon um. Keller und Wittmann, die Morstein Superstars und all-Stars Rheinhessens, mit die besten Winzer Deutschlands. 5 Hektar Morstein, eine seit 1282 bekannte Lage. 80 % Tonböden mit extrem hohem Kalkgehalt. Kalkfelsuntergrund.
Elegante und kühle Mineralik, salzige, dabei traubig frischfruchtige Weine. Bis 25 % Hangneigung. 250 Höhenmeter. Kühler Duft, Steinobst, weißer Pfirsich, weißer Pfeffer. Kristalline Vielschichtigkeit, immense Frucht und Fülle, wahnsinniges Alterungspotenzial.
Auffällig überragend präsentiert sich 2018. Einer der größten deutschen Rieslinge meiner Laufbahn. Danach runter bis 2009 aber keinerlei Schwächen. Wahnsinniges Niveau. Mit etwas Mühe der Entscheidung aus dem Reigen der großen Morsteins folgt für mich 2015, 2012 und 2016, aber 2010 und 2013 sind auch der Hammer, und 2011 und 2009 sollte man suchen für den Konsum der nächsten 10–15 Jahre. 2014 und 2017 verstecken sich noch, verkaufen sich jetzt jugendlich unter Wert, sind aber klare Oberliga, zur Zeit vielleicht noch am Markt zu finden, bitte erst frühestens in 15 Jahren anfangen zu trinken.
Christmann – Idig
Finale Steffen Christmann: Der Präsident des Gesamt VDP. Einer der balanciertesten und diplomatischsten Menschen, die ich kenne. Deshalb auch zu Recht der Präsident, der Merkel unter den Amtsträgern des Weins. Und sein Idig ist auch einer der balanciertesten Rieslinge überhaupt. Wenn wir mal ein unbemanntes Raumschiff zur nächsten Galxie senden, muss neben dem Porsche und dem IPhone auch eine Flasche Idig mitgeschickt werden.
Die südliche Mittelhaardt ist aber klimatisch auch sehr besonders. Richtige Ausfälle gibt es nie. Die seit dem 14. Jahrhundert bekannte Lage Idig ist reiner tertiärer Kalkmergel mit etwas Ton auf reinem Kalksteinfels. Ein Quasi-Monopol, denn Christmann ist der einzige VDP Erzeuger und damit der einzige, der ein Großes Gewächs erzeugt. 4 Hektar, neben den Forster Spitzenlagen das Allerbeste der Mittelhaardt. Bis 180 Meter hoch, 20 % Hangneigung, über 30 Jahre alte Reben.
Hohe Mineralität, immer dicht und zugleich fein und unaufdringlich. Seidige, cremige, runde Weine mit abgeschliffener Frucht. Nie aggressiv, schon jung überwältigend, aber immense Langlebigkeit. Man muss sich auf diese Eleganz und Erhabenheit einlassen können, das ist großes Kino für alle die zuhören können.
Und wenn denn die elegante Erhabenheit dieser ewig haltbaren Weine das Ziel und das Maximum des Idig ist (für mich ganz sicher), dann sind die lauteren und aufregenden Säurehämmer 2010, 13 und 15 hier, anders als beim Kastanienbusch und Morstein, eher in der zweiten Reihe. Ganz vorne sind 2018, 2016, 2011 und 2009, die tollen Jahrgänge 12, 14 und 17 irgendwo dazwischen. Also jetzt 2009 und 2011 (eventuell auch 12) suchen und Mengen von 18 und 16 einkellern, 2017 Mag dereinst den Anschluss daran schaffen.
Eine grandiose Probe alle 5 Jahre, ich freu mich schon auf nächstes mal.