Verkostungsnotizen: Burgund 2015

Sylvain Pataille

2015 Bourgogne Pinot Noir: Sehr langer Fassausbau, 18 Monate lang. Der 2015er Bourgogne Rouge ist nach dem klassisch gestylten 14er ungewöhnlich dicht und voluminös im Mund, tolle Fruchtsüße und intensiv. Konzentrierte Kirschnase mit Himbeere und dichter Erdbeere, schön süß rüberkommend. Dicht, massiv und fast explosiv dann am Gaumen. Hohe Intensität nebst Charmefaktor. Der Jahrgang 2015 ist schon extrem eindrucksvoll in seinem pikant süßen Charakter. Nie hätte ich das blind verkostet für einen einfachen Bourgogne Rouge gehalten. Mit dieser Wucht. Der Wein hat nur 12,5 % Alkohol, trinkt sich aber eher wie 14 %, eben weil er so süß, aromatisch und dicht ist. Das ist wirklich eine Ode an die Freude und auch für nicht geübte Burgunder-Trinker von Anfang an ein süßes, fruchtiges, reiches Vergnügen. 92/100

2015 Marsannay Village: Es gibt kaum eine interessantere Village-Appellation, was das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft, vergleichbar vielleicht mit Chorey Les Beaune. Der große Künstler ist Sylvain Pataille, ein neuer junger Wilder, der viele andere Weingüter in Gevrey und Morey als önologischer Berater und als Weinbergsmanager betreut. War bis dahin nur Bruno Clair in Marsannay interessant, so gilt es jetzt umzudenken. Hier wird nun die erste Geige gespielt. Die Pinot Noirs seiner Handschrift, deshalb der Vergleich mit Chorey, zeichnen sich durch immense Dichte und fast opulente Fülle aus, fast gamayhaft in ihrer blauen und schwarzen Frucht. Der Marsannay Village präsentiert sich deutlich feiner und verspielter als der einfache Bourgogne Rouge. Sehr viel Eleganz, Himbeere dominiert mit etwas Schlehe darunter. Hinzu kommt feine, süße Kirsche. Auch Veilchen mit schwarzer Kirsche und üppigem Blaubeersaft. Auch dieser Wein weist eine tolle, charmante Fruchtaromatik und Süße auf. »Lecker« ist überhaupt der verbindende Kern aller Weine von Sylvain. Reichhaltiger Körper, unglaublich süffig im Mund. Nicht so dicht und wuchtig wie der Bourgogne Rouge, sondern eher ganz fein, zart und lecker. Der Wein hat ungefähr 13 % Alkohol, im Antrunk viel süße Himbeere, reiche süße Zwetschge, viel Druck im Nachhall. Weniger klassisch ausgerichtet, eher süffig und lecker und darin archetypisch. Everybodys darling, besser kann man nicht ins Burgund starten. Überwältigend schön, erotisch, sexy. Sofort da. 93–94/100


Thierry Mortet

2015 Bourgogne Rouge: Das Jahr 2015 bringt mich um den Verstand. Es ist nicht nur im Bordeaux so herausragend gewesen sondern auch im Burgund. Eine betörende, süße Nase. Frische Erdbeere und Himbeere in wunderbarer Dichte, fein schwebend. Im Mund kommt dann mehr Struktur dazu. Salz, schöne Länge, die charmante Süße bleibt, aber der Wein bekommt ein richtiges Rückgrat. Dabei dennoch so ein sexy Wein. Es ist nicht der allergrößte aller Bourgogne Rouge, aber auf dem gleichen Level wie der Überflieger Tollot Beaut oder Sylvain Pataille, ausgestattet mit soviel betörendem Charme und gepaart mit ausreichender Struktur. Perfekter, süffiger Wein, der aber locker 10 Jahre im Keller verträgt. 92/100

2015 Gevrey Chambertin Premier Cru Clos Prieur: Jetzt sind wir schon archetypisch tief in Gevrey Chambertin. Dieser Wein hat diese maskuline Seite und gleichzeitig die Fülle und Reichhaltigkeit, die so typisch für die großen Lagen in Gevrey sind. Gevrey ist nie so geprägt von der Johannisbeere wie Vosne Romanee, nie so ausufernd himbeer-sexy wie Chambolle, hat aber trotzdem die Süße und die Fruchtfülle, die diese beiden Gemeinden auszeichnen. Nicht umsonst gilt der Chambertin Grand Cru vielen als Mitglied der ersten Reihe des Burgund. Traumhafte Frucht, dichte Sauerkirsche, Schlehe, ein bisschen unterlegt mit Walderdbeere und Himbeere. Entwickelt sehr viel Druck, die Augen ziehen sich zusammen. Ein wunderschöner Tanninteppich legt sich darunter. Frische Säure, ein Hauch von grünen Elementen, hervorgerufen durch die Vergärung mit den Stielen. Tolle frische Struktur dadurch. Die Mineralität läuft immer wieder die Zunge herunter. Feines Salz, aber nie zu viel. Der Wein bleibt sexy und erotisch, bleibt üppig, und er ist trotzdem versammelt und maskulin. In der Bordeaux Sprache würde man sagen: Das ist ein Wein an der Grenze zwischen Saint Julien und Pauillac. Der Wein hallt fast zwei Minuten nach. Es ist dennoch kein Wein zum Niederknien, sondern einfach eine Ode an die Freude mit Klasse und Struktur, ohne dabei den Genießer einzuschüchtern. Der Wein bleibt ausgesprochen lecker und wird doch Jahrzehnte vor sich haben. Das ist ziemlich perfektes, schönes Burgund, und wenn es preislich passt, ist das die absolute Oberliga meiner häufig getrunkenen Burgunder. Einfach eine große Freude. Was bleibt als Eindruck? Eine filigrane Komplexität, eine erotische Maskulinität und eine hervorragende Balance. Meine Worte lesen sich fast wie von einem großen Wein, ich weiß. Das ist aber kein großer Wein, sondern nur ein ziemlich perfekter Burgunder und ein archetypischer Gevrey Chambertin. So etwas bringt die Leute mit Recht zu Burgund und sollte häufig getrunken werden. 95–96/100

2015 Chambolle Musigny Village: Dieser Chambolle Musigny unterstreicht alles, was Chambolle so ausmacht, denn Thierry produziert ja Gevrey Chambertin und Chambolle Musigny. Und was der Gevrey an Struktur, Größe und Erhabenheit hat, fehlt dem Chambolle. Dafür ist er als Wein sooo weich, sooo sexy, sooo schmeichelnd, sooo himbeerig sexy und eingängig. Zum Reinspringen schön. Schon die Mineralität, die Steinigkeit kommt weich und fruchtig rüber. Das Ganze tänzelt und ist so ungeheuer lecker. Zwei Ligen über dem Bourgogne Rouge. Er ist nicht nur Erdbeere, viel viel Himbeere und Kirsche sondern auch feine Zwetschge. Hat durchaus auch etwas Struktur und Linie nebst einer feinen Salzspur. Der Wein ist so herrlich saftig und frisch. Schönes Terroir und Mineralität, aber er bleibt doch eine tolle Prima Ballerina, ein junges, anmutig schönes Mädchen auf der Frühlingswiese. 93–94/100

2015 Chambolle Musigny Premier Cru Le Beaux Bruns: Das junge Mädchen auf der Frühlingswiese, das ich eben beim Chambolle Village erwähnte, wird hier erwachsen, ist schon eine junge, selbstbewußte Frau im heiratsfähigen Alter. Rauchige Aromen zur feinen Kirsche, Stein kommt dazu, Struktur. Doch bleiben wir viel weicher, saftiger, runder, sowie zärtlicher als in Gevrey Chambertin Premier Cru. Im Mund ist der Wein weniger verspielt und fein, aber doch genauso saftig wie der Village. Und so ungemein lecker. Es war verdammt schwer, die Fassprobe nicht zu schlucken. Dann hab ich es doch getan und der Schluck hallte lange nach. Aber alles blieb so fein. Eine salzige, mineralische Spur, aber nie erschlagend, nie anstrengend, sondern einfach nur die wunderschön feine Kirsch-Erdbeer-Himbeerfrucht stützend. Das macht so unglaublich Freude. Trotzdem bin ich in Summe der Premier Cru bei Thierry wahrscheinlich eher auf der Gevrey Chambertin-Seite als auf der von Chambolle. Denn dieses bisschen mehr »Pauillac-artige« mag ich schon auch sehr dazu. Dieser Chambolle driftet schon mehr auf die andere Uferseite in Bordeaux. Er ist ein feiner, zarter Saint-Emilion, vielleicht in seiner Feinheit sogar ein zarter Pomerol. Thierry Mortet ist wirklich eine geniale Entdeckung. Schön, dass ich jetzt anfange, mit ihm zusammen zu arbeiten. Ich hätte es früher tun sollen. Er hat ein idealtypisches Portfolio mit seinen vier Traumweinen. Das ist wie Sylvain Pataille, bestes Preis-Leistungsverhältnis. 95+/100


Tollot Beaut

2015 Bourgogne Rouge: Nur aus verschiedenen Village-Lagen, uralte Reben. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Ich kann die grandiosen Jahre dieses einfachsten Weines von Tollot Beaut kaum noch zählen. Dieser Bourgogne Rouge stellt deshalb vieles in den Schatten, was woanders aus gehobenen Appellationen kommt, weil er so unglaublich beständig ist. Ein Merkmal dieser Domaine überhaupt. Wenn es hier keinen Totalausfall gibt, wie nahezu alles in 2016 durch Frost oder durch Hagelschaden, ist alles immer unglaublich zuverlässig. Für mich ist die Domaine Tollot-Beaut zusammen mit Sylvain Pataille und Jean Grivot der archetypischste und beständigste Winzer aus Burgund, den ich in meinem Programm habe. Egal wie groß der Name ist, auf Tollot-Beaut kann man sich immer verlassen. My first love, und das wird so bleiben! Die Nase des jungen Weines ist anfangs noch deutlich vom Holz geküsst. Kirschig orientiert mit einer feinen hellen Schokolade, kubanischem Tabak, Raucharomatik. Aber auch frische Zwetschge spielt rein, und ein leichter Hauch rote Johannisbeere. Wunderschöne konzentrierte Granatapfelkerne, Erdbeere, Himbeere in der Nase. Im Mund dominieren schwarze und rote Kirsche, dazu kommt aber auch ein bisschen Schlehe und rote Johannisbeere. Das Ergebnis im Mund ist dicht und gleichzeitig hocharomatisch und fein mit großer Länge. Voluminöser Körper. Zeigt eine feine Süße. Seit Jahren beständig gut und für mich einer der perfektesten Gastronomie-Weine aus dem Burgund überhaupt. Everybodys Darling in seiner voluminösen Fruchtsüße und trotzdem große Klasse. Superber Einstieg und einfach saulecker! 92–93/100

2015 Chorey-les-Beaune Village Piece du Chapitre Monopol: Das ist eine Monopollage von Tollot-Beaut. Der Weinberg liegt direkt neben Aloxe-Corton, ein sehr sanft abfallender Hügel Richtung Süden. Die Weinberge sind über 60 Jahre alt, seit 2001 hat Tollot-Beaut diese Lage im absoluten Alleinbesitz und Alleinvinifikation. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Sehr dichte Kirschnase, fast etwas Amarena, Kirschlikör, Marzipan, zerdrückte Kirschkerne. Das Ganze unterlegt von extrem floraler Aromatik. Veilchen, Vergissmeinnicht und dazu Gewürznelke. Deutlich schwarzfruchtiger Anteil. Nach und nach kommt auch etwas Blaubeere dazu. Der Mund kommt ähnlich komplex rüber. Trotz der sensationellen Einstiegsqualität ist es schon ein Quantensprung vom Bourgogne Rouge zu diesem ersten Lagenwein aus dem Hause Tollot-Beaut. Tolle Spannung und Dichte zeigend. Der Wein vibriert. Auch hier wieder diese schwarzen und blauen Früchte. Sehr viel Kalksteinaffinität. Das Terroir kommt deutlich durch. Der Wein hat Wucht und ist trotzdem unendlich fein und süffig. Sooo saftig! Die Frucht ist süß und zugleich hocharomatisch. Das ist kein riesiger Wein, aber unter den kleineren Weinen ein beispielhaftes Exemplar mit richtig Anspruch. Der Wein hat Grip am Gaumen, die Tannine sind präsent aber nicht kantig, sondern fein, fast poliert. Das macht Jung wie Alt Freude. Ein Spaßmacher auf erstaunlich hohem Niveau. Der Wein ist immer extrem zuverlässig mit seinem zusätzlichen, erotischen Sexappeal in dieser reifen, süßen, komplexen Frucht. 
94+/100

2015 Savigny-lès-Beaune 1er Cru »Les Lavières«: Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Der Lavières liegt mit knackigem Rot im Glas. Im Bouquet ist der Wein wahres Understatement. Etwas Dill, Sauerkirsche, alles ist gut strukturiert, doch der Wein braucht noch etwas Zeit. Am Gaumen besticht die Kraft und Intensität. 45 % neues Holz sind hier verwendet worden. Alles ist super integriert. Beeindruckend ist die Frische. Delikat und im besten Sinne burgundisch. Ausgeglichen, elegant und mit feinem Tannin ausgestattet. Der Wein klingt regelrecht salzig aus und ist dabei wollüstig charmant und lecker. So rund und so schön! 93–94/100

2015 Savigny-lès-Beaune 1er Cru Monopole »Champ Chevrey«: Eine Monopollage. Chorey-les-Beaune und Savigny-les-Beaune waren immer gute und nette, sympathische Einstiegswerte. Das sind sie immer noch, aber neuerdings auf einem Level, der sonst den 1er Cru aus der Cote de Nuits vorbehalten ist. Jeder möge sich darüber klar sein, dass die Jahrgänge nach 2007 in der Qualität, Dichte und Rasse einen echten Qualitätssprung darstellen. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Die Nase dieses dichten und konzentrierten, fast urgewaltigen Weins, verspricht eine Reichhaltigkeit und eine Fruchtintensität und Rasse, wie sie in Savigny früher nie zu sehen war. Im Mund knallt es fast, so viel Rasse und Spannung kommt rüber, tolles Süß-Sauer-Spiel, steinig salzige Mineralität, feinste Fruchtsäure, seidig poliertes Tannin, überall hohe Intensität, alle Sinne werden berührt, dennoch ist Harmonie der vorherrschende Eindruck. Konzentrierte Waldhimbeere und ein Hauch Cassis. Diese Monopollage ist voller Spannung, rassig, lang, mit Aromen von warmen Kirschkernen und besitzt eine supergute, knackige Säure, Spannung, Kraft, Finesse, alles ist da. Gebt ihm fünf Jahre und man hat einen großartigen Burgunder zum kleinen Preis im Glas 94+/100

2015 Beaune 1er Cru »Clos du Roi«: Sehr alte, über 60 Jahre alte Reben. Auch die Weinbergsarbeit geschieht bei Tollot-Beaut ohne jegliche Herbizide und Pestizide, möglichst naturnah. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Sehr intensive dichte Nase, deutlich wärmer und samtiger, voller, reicher als die Weine von Chorey oder Aloxe. Fast wie ein Pommard in der intensiven, rund charmanten Power. Das Bouquet ist dennoch enorm straff, mit minzigen und würzigen Einschüben, hat aber eine ganz tolle Balance. Am Gaumen ist der Clos du Roi ebenfalls dicht, sehr ausgeprägt und etwas scharf im Tannin, aber im besten Sinne kraftvoll. Hinzu kommt eine sehr dicht verwobene Frucht, die Lage braucht etwas Zeit. Die Verbindung aus straffer Säure und knackiger Frucht ist animierend. Clos du Roi verblüfft durch einen langen Ausklang, muss sich aber am Ende noch etwas finden, daher bitte fünf Jahre ruhen lassen. Der Wein hat enormes Potenzial! Im Charakter ist dieser Pinot etwas reif in der Frucht und niedriger in der Säure als die Savignys des Hauses, das gibt ihm Größe und Erhabenheit. 95+/100

2015 Beaune 1er Cru »Grèves«: Das sehr spezielle Terroir des Grèves, ein urzeitliches Flussbett, prägt den Wein in seiner hohen Mineralität, kalkig, salzig, eher karg, rau und kantig als süß. Deshalb immer deutlich vom mineralischen Untergrund und vom Holz geprägte Nase, Tabak, Röstaromen, verbranntes Fleisch, Teer und Holzkohle, dann kommt schwarzer Tee, Brombeere, Cassis, nur langsam stellt sich rote süße Kirsche ein und hohe Mineralität, Salzigkeit schon in der Nase, Steinmehl, leicht exotischer Hauch, vielleicht sogar etwas Passionsfrucht. Die Trauben werden bei diesem Wein nur hälftig entrappt, 50 % als Ganztraube, und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung für den entrappten Teil eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. In Verbindung mit der Zugänglichkeit des Jahrgangs gerät der Grèves wunderbar mineralisch, bleibt im Kern aber rustikal, fast scharf und sehr tanninreich. Eine Typizität des Weins. Er kann aber mit mehreren Jahren Reife viele andere Weine schlagen, denn er ist ein echter Langstreckenläufer, der in der Jugend manchmal massiv und ungehobelt erscheint, sich aber mit der Reife als großer Gentlemen erweist. Der Grèves hat durchaus Ähnlichkeit mit einem 1er Cru aus Gevrey-Chambertin, das ist schon ziemlich vorne im südlichen Burgund! 96/100

2015 Aloxe-Corton Village: In Aloxe-Corton gibt es neben dem Kalksteinanteil auch einen großen Anteil blauen Lehms, also hohe Eisenanteile, außerdem ist Aloxe-Corton kühler als die Lagen in Beaune und Chorey-les-Beaune. Das zusammen mit dem Eisenanteil gibt deutlich würzigere, schwarzfruchtigere Weine. Etwas kühler in der Charakteristik, aber gleichzeitig mächtiger und kraftvoller im Ausdruck. Die Weine erinnern immer ein wenig an Clos de la Roche Grand Cru aus der Cotes de Nuits, der weißblaue Lehm und die Kühle des Terroirs sind wohl dafür verantwortlich. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Ich überlege seit Jahren, warum diese grandiosen Weine aus Aloxe-Corton sich beim Konsumenten schwerer tun als die extrem charmanten Weine aus Chorey oder Savigny. Und direkt nach dem Besuch von Comte Vogüé fällt es mir jetzt eigentlich wie Schuppen von den Augen. Wir haben hier eine Charakteristik in Aloxe-Corton wie wir sie in Chambolle Musigny beim Bonnes-Marres Grand Cru oder noch ausgeprägter beim Clos de la Roche haben. Wir haben schwarze Frucht und Veilchen. Kirsche, Brombeere, Granatapfelkerne, schwarze Erde, sehr viel Druck, aber alles dunkel bleibend. Hinzu kommen nach etwas Zeit im Glas schwarze Kirsche, Blaubeere und dunkle Rosenblätter. Dabei sehr würzig und dicht. Total eindrucksvoll. Im Grunde wie in der Oberliga beim Bonnes-Marres Grand Cru, der ja aus Chambolle Musigny, an der Grenze zu Gevrey-Chambertin und Morey-Saint-Denis stammt oder eben der Morey-Wein Clos de la Roche. Hier im Süden der Cote de Beaune ist Corton das Gegenstück. Im Grunde eine, wenn wir im Bordeaux- Sprachgebrauch bleiben, Merlot-Version einer ansonsten Cabernet-dominierten Gesamtregion. Wir gehen weg von der roten Finessefrucht, weg von Johannisbeere und viel Sauerkirsche, hin zu diesen schwarzen Früchten, zu dunkler Erde und zu dieser intensiveren, dunklen Blumigkeit. Hier liegt farblich ein strahlendes rubinrot mit schwarzen Reflexen vor, der Wein ist nicht nur tintig und dunkel, sondern auch transparent. Im Bouquet geht das weiter, dieser Village bleibt trotz der Erdigkeit und Würze immer fein strukturiert und balanciert. Er hat dieses feine Parfum von dunklen Früchten. Am Gaumen bleibt er wunderbar schwarzkirschig, blaubeerig, maulbeerig, schwarzerdig, aber dabei doch total gradlinig, im positiven Sinne streng und mineralisch. Der Wein klingt auf Sauerkirsche und schwarzen Früchten aus. Das sind druckvolle Weine und im Charakter eben ganz anders als das übliche Burgund. Ganz anders als die sexy, erotischen, rotfruchtigen Beaunes, Choreys, Volnays und Savigny-lès-Beaunes. Natalie Tollot-Beaut erklärt den Unterschied mit dem Terroir. Dieser komplett andere Untergrund, kein klassischer Kalkstein, sondern weißer und weißblauer Lehm, übrigens häufig im Barolo und teilweise im Pomerol zu finden, ergibt ebenso ganz andere Weine in Sachen Maskulinität, Fruchtstilistik und Würzigkeit. Vielleicht liegt es daran, dass Aloxe-Corton bis hin zum Corton Grand Cru sich schwerer tun, weil sie einfach ein anderes Publikum ansprechen. Sie sind maskuliner, schon ein bisschen in Richtung Malbec tendierend, wenn man das von einem Burgunder jemals sagen darf. Diese Intensität kommt so wuchtig rüber, ohne natürlich jemals so fett zu sein wie ein Merlot oder Malbec, und trotzdem einfach anders. Aber super reizvoll, dabei auch sehr lecker. 93+/100

2015 Aloxe Corton 1er Cru »Les Fournieres«: Die Weinberge in Fourniers wurden in den 50ern gepflanzt, d. h. wir haben 50 bis 60 Jahre alte Reben. Es ist genau ein Hektar. Die Nase dieses Fourniers Aloxe-Corton ist immer deutlich feiner und rotfruchtiger als die Nase des Village. Unglaubliche Feinheit, hier deutlich mehr rote als schwarze Kirsche und Zwetschge dazu. Dieser Weinberg liegt auf der Ostseite, das Terroir enthält viele Steine zum Lehm und Kalkstein, also viel Granitgestein und Feuerstein – alles was den Boden aufwärmt und Wärme speichert. Dieser Wein hat entsprechend deutlich wärmeren und rotfruchtigeren Charakter. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine, zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg, ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Amarenakirsche mit Veilchen, würziger Walderde, schwarze Erde und weiche, fast süße, schwarze Olivenpaste, schwarze Lilien sowie dunkle Rosenblätter. Dazu ein Hauch würziger Wachholder. Konzentrierte, eingekochte Schwarzkirsche, etwas süße Maulbeere. Alles unterlegt mit einer famosen Süße. Eine Süße, die aber nicht klebrig ist, sondern nur erotisch umarmend mit ihrer schwarzen Frucht. Alles einhüllend mit ihrem Duft. Die ganze Erotik des Orients meint man in der Nase zu haben. Im Mund fängt sich das Ganze dann aber zu großer Eleganz. Deutlich schlanker als die üppige Nase andeutetet. Hier bekommen wir durchaus gradlinige Elemente. Wieder diese schwarze Kirsche, aber hier ist nichts fett oder rund. Es hat viel Gerbstoff. Fast ein scharfes Tannin und ein langes Finale mit feiner Schwarzkirschen-Aromatik. Aber, wie schon gesagt, nicht so überüppig orientalisch wie die Traumnase, sondern trinkig, lecker, saftig, lang, geradeaus. Fournieres ist vom Wesen eher ein massiver Wein, lang und ausgeglichen, aber auch druckvoll mit Aromen von Walderdbeeren, Schlehe, Sauerkirsche und Herzkirsche. Und doch ist alles harmonisch und zugänglich. Fournieres war früher der massivste Wein, er ist dank der optischen Traubensortierung deutlich feiner geworden. Wir sind hier im Charakter deutlich näher am Chorey-les-Beaune als am Aloxe-Corton Village. Hier wird nichts übertrieben, aber die komplexe Intensität ist grandios. Das ist der beste aller Aloxe-Corton, den ich bisher getrunken habe unterhalb von Grand Cru Corton. Der Wein braucht allerdings ein paar Jahre. Superber Stoff. 95/100

2015 Corton Grand Cru: Der Corton grenzt sich vom Corton Bressandes dadurch ab, dass er in reiner Südost-Exposition anstelle der reinen Ostexposition im Bressandes wächst, d. h. hier im Corton haben wir eine wärmere Lage. Corton selbst hat gleichzeitig mehr Lehm und blauen Lehm mit viel Eisenanteil, wir werden hier daher sowohl von der Lage als auch vom Untergrund mächtiger, dicker und weniger fein, aber vielleicht etwas Corton-typischer in dieser Opulenz. Dieser Wein hat deutlich mehr Kraft und Power als der feine Bressandes. Die Weine erinnern immer ein wenig an Clos de la Roche Grand Cru aus der Cotes de Nuits, der weißblaue Lehm und die Kühle des Terroirs sind wohl dafür verantwortlich. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Alles was ich zuvor gesagt habe über die schwarze Frucht von Aloxe-Corton, trifft natürlich auf Corton selber in nochmals verstärktem Maße zu. Man hat eine dunkle Kirsche und dann Tabak, leichte Räucherspecknoten und auch ätherische Komponente in Form von Minze. Nur 60 % neues Holz bekommt der Corton. Das merkt man am Gaumen. Der Corton zeigt Gewürze des Orients bis hin zu Moschus, Gewürznelke, Wachholder, fast stechender Pferdeschweiß. Unfassbare Würze. Lebkuchen, schwarze Erde und wieder diese super konzentrierte Schwarzkirsche in Kombination mit süßer Maulbeere, dazu Holunder. Der Mund ist, wie schon beim Premier Cru Fournieres, fast dramatisch elegant und doch deutlich und extrem ausgeprägt im Geradeauslauf. Wie schon in der Nase treffen hier Veilchen, Rosen und schwarze Nelke aufeinander. Aber alles schlanker, immer geradeaus, sehr viel Stein, feine Salzspur. Schwarz, dicht, würzig, aber nie fett. Hier verliert sich die Merlotartigkeit total. Auch diese Süße der Nase, diese Assoziation und Affinität an Hochlagen-Malbecs aus den Argentinischen Anden ist im Mund überhaupt nicht vorhanden. Wenn wir überhaupt Malbec-Affinität haben, dann so etwas wie die extrem feine Grand Cuvee von Chateau du Cèdre aus dem Cahors. Superdichter Stoff und trotzdem sexy und rund. Sehr fein und verspielt. Das ist ein toller Corton, der sicher 10 Jahre zur Entwicklung braucht, aber dann für Jahrzehnte halten wird. 97–98/100

2015 Corton Bressandes Grand Cru: Es gibt genau einen Hektar von diesem Weinberg. Corton Bressandes ist eine Namens-Option, um diesen Teil des speziellen Terroirs abzugrenzen vom Corton Grand Cru. Die meisten Winzer nennen alles einfach Corton Grand Cru, was erlaubt ist. Die Lage Bressandes liegt genau im kühleren Osten. Die Corton Grand Cru Lage von Tollot-Beaut liegt jedoch im Südosten, dort ist es sehr viel wärmer, reicher und süßer. Corton Bressandes ist aber bei Tollot-Beaut der für das Weingut jedenfalls typischere Teil mit dieser kühlen Charakteristik. Uralte Reben, hohe Dichte. Die Trauben werden komplett entrappt und dann nach einer Kaltmazeration im Beton spontan vergoren. Danach erfolgt die Malo und Ausbau für über 18 Monate in zur Hälfte neuen, zur Hälfte gebrauchten Barriques ohne Bâtonnage. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Das gibt den Weinen nochmal ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Dieser Corton Bressandes ist in der Regel, und so auch in 2015, der blumigere, deutlich duftigere Grand Cru. Der Corton ist der deutlich monolithischere, exotischere, orientalischere Wein. Der Bressandes zeigt Veilchen, Rosen, Lilien. Aber die Gewürze sind nicht ganz so süß. Der Wein schwebt und tänzelt. Deutlich feiner auch im Mund. So verspielt. Schwarzfruchtig aber tänzelnd. Das Bouquet ist im positiven Sinn streng. Man hat rauchige Noten, eine klare Herzkirsche, etwas Menthol. Am Gaumen ist der Spannungsbogen enorm. Das baut sich zunächst fruchtig auf, mit Herzkirsche und etwas dunklen Früchten und verwandelt sich dann in ein Aromenmeer aus Lorbeer, feinen grünen Kräutern und wird zum Schluss sahnig-cremig. Ein generöser Pinot Noir, nicht so massiv wie der Corton, der Neuholzanteil liegt nur bei 60 Prozent. Man kann hier ideal vergleichen, welcher Corton einem mehr zusagt. Der opulentere Corton oder der Charmeur Bressandes. Es gibt die Vorlieben für die Wucht des Corton Grand Crus und im Gegenzug die für den Bressandes in seiner Verspieltheit. In seiner würzigen Länge rollt der Bressandes immer wieder hoch. So fein geschliffenes Tannin und Säure. Ich glaube, wenn wir das archetypische der schwarzen Frucht und der Wucht der blauen Lehmböden aus Aloxe-Corton wirklich betonen wollen, und von der Geschmacksvorliebe dabei bleiben wollen, ist der Corton der typischere Wein. Der Bressandes ist schon eine leichte Kompromisslinie in die feine Verspieltheit und Komplexität der Cotes de Nuits. Und von daher gilt er häufig als der beste rote Cru der Cote de Beaune überhaupt, wenn dann die Cotes de Nuits mit ihren Grands Crus der Maßstab der Burgunder-Oberklasse ist. Dieser Corton Bressandes bewegt sich schon Richtung Gevrey Chambertin noch fast vor dem schwarzfruchtigen Morey Saint Denis, und er kann sich dort wahrscheinlich als Einziger Südburgunder einreihen. Ob es ihn dadurch besser macht, oder ob man lieber beim monolithischen Corton bleibt, lasse ich dahingestellt. Für mich ist er in etwa gleich zu bewerten, aber eben im Charakter seiner Feinheit deutlich anders. 97+/100


Domaine Pierre Morey

2015 Monthelie: Ein reinsortiger Pinot Noir aus der Nachbargemeinde von Meursault. Zwischen Mersault und Auxey-Duresses gelegen. Eine ansteigende Hügellage, kühle Charakteristik. Die Nase in der Feinheit fast noch an Meursault erinnernd, ein Hauch Volnay verströmend. Dieser Rotwein hat eine schöne Fülle, dabei ausgeprägte Mineralität in der Nase. So typisch Pinot aus kühlen Hügellagen. Süße rote Kirsche. Das ist kein Riesenwein, kein Kraftprotz wie die benachbarten Pommards, sondern unendlich fein, aber doch süßer, dichter und opulenter als die noch höher gelegenen Weine aus Auxey-Duresses. Sehr zarter Mund. Verspielt. Dabei intensiver mineralischer Ausdruck. Rote süße Kirsche als Dominante. Leichte Blumigkeit, Flieder, etwas Holunder. Schöne Dichte und trotzdem recht frisch. Mittlerer Körper mit hoher Aromatik. Ein Spaßmacher, der qualitativ über den meisten Bourgogne Rouge liegt und von daher eine absolute Berechtigung in seiner feinen Erhabenheit hat. Wahrscheinlich mit dem einfachen Bourgogne Chardonnay und dem Aligote der absolute Preis-Qualitäts-Kracher bei Pierre Morey. Unbedingt empfehlenswert. Eine Ode an den Trinkspaß. 92+/100

2015 Volnay 1er Cru »Santenots«: Volnay ist die Weinbergsappellation, die direkt an Meursault grenzt und die bekannt ist für die feinsten Rotweine der Cote de Beaune, die größte Zartheit der ganzen Cote d’Or. Natürlich wird auch dieser Weinberg biodynamisch bearbeitet. Entrappung aller Trauben, Spontanvergärung, Verbleib der Weine auf der Feinhefe im Barrique ohne Abzug bis zur Füllung. Für einen Volnay erstaunlich wuchtige Nase, deutliches, überaus passendes Holz, schöne rauchige Aromen, Brombeere und süße Maulbeere, neben Teer und kubanischem Tabak, salzige Mineralität, konzentrierte Walderdbeere, tiefe reife Pflaume, Holzkohle, ein Hauch Estragon, viel Kraft und süße Fülle steigen aus dem Glas, extrem rassiger und sehr mineralischer Mund, Salz und Stein, Holz und Holzkohle, Tabak, immer wieder kommt das Salz und Steinmehl durch, überdecken die frische Brombeere und feine Sauerkirsche, auch ein wenig Cassis und reife Himbeere, recht druckvoller, langer, extrem mineralischer, raffinierter und komplexer Volnay. In seiner Tiefe und Würze ein klein wenig dem kraftvollen Clos des L’Angles von d’Angerville gleichend. Ein sehr schöner Wein, der sich eher zur Fülle und kraftvollen Mineralität und biodynamisch erdig-würzigem Boliden entwickelt als zum superfeinen Charmeur, sehr eigenständig. Toller Wein. 94+/100


Domaine de Bellene

2015 Bourgogne Rouge Maison Dieu: Der Gutswein der Domaine zeigt eine sehr dichte, konzentrierte Kirschnase. Darunter Himbeere, Zwetschge, sehr reichhaltig, süß. Zeigt ein tolles Volumen und ist dabei hocharomatisch. Die Trauben für diesen Wein sind wie bei allen Weinen von Nicolas Potel nicht entrappt und stammen aus der Region Pommard, wo die Reben auf Sedimentböden aus einem früheren Flusstal wachsen sowie von einem alten Weinberg aus Saint Romain. Alte Reben ergeben einen sehr mineralischen Mund mit ungewöhnlicher Länge. Dabei diese tolle Würzigkeit der Rappen, ohne das dieser würzige Touch jetzt zu extrem wird. Das ist ein Bourgogne Rouge für durchaus erfahrene Konsumenten. Durch die Rappen und die hohe Mineralität ist der Wein sehr ausdrucksstark. Kein absoluter Softie, sondern ein Wein mit echter Klasse und Anspruch. 92–93/100

2015 Côte de Nuits Village: Auch dieser Wein zu 100 % ohne Entrappung. Ganztrauben in Maische und Vergärung. Die Nase dieses Cote de Nuits ist wie diese Appellation generell extrem gradlinig, etwas maskulin, toller Geradeauslauf. Sehr versammelt, kein Raum lassend für Erdbeere und Himbeere, sondern Kirsche und Zwetschge, Kalkstein, Gesteinsmehl, sehr viel Struktur bei leichter Rappigkeit, aber eben nur ein Hauch der grünen Würze. Der Mund kommt mit enorm viel Gripp. Süße Schwarzkirsche, auch Sauerkirsche und Schlehe, aber das Ganze mit sehr reifen, stützenden Rappen unterlegt. Das gibt unglaublich würzige Weine mit Druck und mineralischer Länge. In diesem Fall kommt noch eine feine Krautwürze dazu. Über zwei Minuten nachhallend. Leichte Tanninschärfe, Salz auf der Zunge, immer wieder hochrollend. Ein erwachsener Wein, der sicherlich mehr als 5 Jahre im Keller braucht um noch feiner zu werden. Um mehr Süße durch die Mineralität, das Terroir und die Rappenwürzigkeit zu lassen. Macht viel Spaß und ist ziemlich erwachsen dabei. 93–94/100

2015 Volnay Les Grands Poisots: Ein Volnay Village aus einem Lieu-dit, also einer Einzellage, mit weißem Lehm als Untergrund. Also relativ schwere Böden für sehr dichte, reichhaltige Weine. 1985 gepflanzt, seit sechs Jahren in Bearbeitung durch Nicolas Potel. 2015 gab es Hagel, Frost und Mehltau. Das bedeutet sehr geringe Erträge, woraus auch die hohe Konzentration dieses Volnays herrührt. Dieser Wein fermentiert als Ganztraube zwei Wochen, kein Überpumpen, vorsichtige Extraktion. Dann weitere zwei Wochen nach der Vergärung auf den Rappen und Schalen verbleibend, um die weicheren Tannine herauszuwaschen. Dies ergibt sehr weiche, sehr saftige Tannine. Die Nase ist für einen Volnay eher sehr reichhaltig, fast üppig fett. Zwar die große Feinheit ausstrahlend, nichts Scharfes stört hier, und doch ungemein viel Bums, eben das spezielle Terroir. Und trotz der Rappigkeit ist die Würzigkeit nicht überbordend. Wir bleiben in feiner Kirschfrucht, das ganze unterlegt mit Gesteinsmehl. Im Mund dann aber ein Angriff auf alles. Hohe Intensität, sehr reiches Tannin. Erst hart, dann immer weicher werdend, feinkörnig. Für einen Volnay unglaublich lang und druckvoll. Läuft mit salziger, kreidiger Gesteinsspur die Zunge herunter. Und doch merkt man im Nachhall die Seidigkeit eines Volnay. Ein Wein der mindestens fünf, besser zehn Jahre in den Keller gehört. Ein richtiger Kracher in Kirsche, Zwetschge, Gesteinsmehl und Rappigkeit. Diese irre Würzigkeit. Das wird einmal ein ganz großer Wein. 95–96+/100

2015 Vosne Romanee »Les Quartiers de Nuits«: Eine kleine Einzellage von 0,3 Hektar direkt neben dem Grand Cru Echezeaux gelegen. Gepflanzt 1927, also uralte Reben. Auch dieser Wein selbstverständlich nicht entrappt, Ganztraubenvergärung. Es gibt nur 1.000 Flaschen von diesem Elixier. Dieser Wein wird in einem großen 600-Liter-Fass vergoren und danach in diesem auch ausgebaut. Nach der Vergärung verweilt der Stoff hier weitere vier Wochen auf den kompletten Trauben und Schalen. Der Wein hat so viel Konzentration & Kraft und tolle rotfruchtige Säure, dass weder das Holz noch die würzige Rappigkeit dominieren. Hier kommt die rote Sauerkirsche, rote Johannisbeere, ein Hauch von heller Brombeere. Dann ein Touch schwarze Kirsche, aber die rote Frucht dominiert fast komplett. Auch frische Zwetschge, viel viel Gripp. Im zweiminütigen Nachhall macht sich sowohl das Terroir über die kalksteinigen, salzigen Noten, als auch die Rappen mit einer schönen Würzigkeit bemerkbar. Was hier noch fehlt im Beginn ist die fruchtige Süße. Da braucht es doch erhebliche Zeit auf der Flasche. Ganz großes Potenzial, ein großer Wein. Ein kleiner Grand Cru mit viel Zukunft. 95–97/100

2015 Beaune 1er Cru »Cuvee du Cinquantenaire«: In dieser Cuvee befinden sich vier verschiedene Top-Lagen, in Summe nur 1,6 Hektar. Es lohnt sich nicht, diese einzeln abzufüllen, deshalb sind diese Spitzenlagen aus Beaune in dieser lagenlosen Cuvee vereint. Uralte Reben, nicht entrappt, über vier Wochen im großen Holzfass als Ganztraube vergoren und anschließend vier Wochen Standzeit auf der Maische um die weichen Tannine im zweiten Akt herauszuwaschen. Die Nase fast archetypisch Beaune. So weich, so rund und üppig. Leichte Rauchnote, leichte Rappenwürze, aber alles überdeckt durch süße, weiche Kirsche, auch etwas Amarena. Süße Zwetschge, etwas Holunder dazu, dann kommt Schwarzkirsche. Aromatisch sehr dicht. Im Mund deutlich schlanker, etwas trockene Tannine, Krautwürze, schöne Länge. Sehr großer Beaune, für mich fehlt allerdings als Fassprobe noch ein bisschen der süße Saft. Mir fehlt noch die charmante Süße. So sehr auf Extrakt, Tannin und Rappen gesetzt, dass man 10 Jahre Flaschenlager dazugeben sollte, riesiges Potenzial. 94–95/100

2015 Beaune 1er Cru »Les Greves«: Dieser Cru ist 1904 gepflanzt worden. Prephylloxera. Winzige Erträge aus ganz alten Reben. Ganztraubenvergärung, danach lange Maischestandzeit. Hier kommt so viel Kraft und Frucht aus den alten Reben, dass die in der Cuvee vorhandenen Rappen und das Tannin balanciert wird. Die Nase ist süß und dicht, aber auch hier schon mit Tannin beladen. Viel schwarze Frucht dazu, Druck, Brombeere, sehr konzentrierte Himbeere, dichte Schwarzkirsche, Sauerkirsche, Schlehe nebst tollen floralen Aromen. Ungeheure Dichte. Im Mund sattes Tannin, etwas trocken. Viel Rappen aber auch unheimlich viel Fruchtdruck. Die Balance ist ganz klar eher zur Frucht. Der Wein wird zehn Jahre brauchen. Viel Volumen. Das ist ein großer Beaune. Ziemlich perfekter Premier Cru. 96+/100

2015 Vosne Romanee 1er Cru »Les Suchots«: Die Weine wurden 1937 gepflanzt. Sie sind zum größten Teil wurzelecht. 0,4 Hektar, also sehr kleine Mengen. Seit 2009 im Besitz von Nicola Potel. Komplett unentrappt, als Ganztraube vergoren. Danach weitere 4–5 Wochen Maischestandzeit, danach ohne Abzug langer Ausbau im mittelgroßen Holzfass. Die Nase wird von der Frucht komplett überdeckt. Rote Frucht mit toller Süße. Wir haben hier das Stück mehr an Süße, was im Village nicht ganz so ausgeprägt ist, sich da aber schon andeutet. Wir haben rote Frucht, wir haben eine extrem klassische Ausrichtung. Zwetschge, Schlehe und viel süße Kirsche, auch schwarze Kirsche dazu. Auch ein Hauch Blaubeere und Brombeere, aber dann kommt immer wieder diese wunderschöne rote Frucht aus Sauerkirsche und Johannisbeere hoch. Im Mund super feines Tannin. Extrem geschliffen. Zwar noch etwas trocken, aber dies ist ein Fassmuster welches bereits tolle Saftigkeit zeigt. Vor allem wieder diese klassische süße rote Frucht. Sehr lang, sehr intensiv, aber nie scharf im Tannin. Nie bissig von den Rappen, sondern bereits als Fassprobe eine tolle Harmonie ausstrahlend. Verweilt über zwei Minuten. Terroir, Kalkstein. Ein ziemlich perfekter Vosne Romanee, der wahrscheinlich nur den Nachteil des Preises hat. Aber sonst ist das ist superb. Das macht Freude und ist archetypisch Vosne Romanee. Das ist ein Wein im Stile eines Dujac. Erhaben und wertvoll. 97–98/100

2015 Savigny Les Beaunes Village Blanc: Nur 0,5 Hektar, überwiegend auf Kalkstein stehend. Uralte Chardonnay-Reben, eine sehr steile Lage. Cool Climate trotz der leicht südlichen Exposition. Trotz des warmen Jahrgangs 2015 zeigt der Wein eine ausgesprochen expressive, ja kühle Nase mit leicht grünlicher und gelber Frucht. Weiße Pfirsiche, auch etwas Limetten und pikante Passionsfrucht. Süße, weiße Grapefruit, Kreide. Toller Gripp im Mund. Sehr schöne Mineralität. Tolle Länge zeigend, rund und trotzdem crisp & frisch, ein Wein mit unglaublich viel Charakter. Eine Bereicherung meines Programms. Das ist wirklich ein schöner Wein von perfekten Reben aus einer perfekten Lage. Mit einem langen Nachhall. Schöne Kreide-, Kalkstein-, Tanninspur mit Salz versehen läuft über die Zunge. Toller Charakterwein. 94–95/100


Agnes Paquet

2015 Chardonnay de Bourgogne: Eine kleine Fläche direkt in Volnay. Kreideböden, als Ganztraube gepresst, in Inox vergoren. Diese Chardonnay-Reben sind auf uralte Rotweinreben aufgepfropft, das heißt altes Wurzelmaterial um den Vieilles-Vignes-Effekt von kleinen Erträgen und hoher Mineralität zu haben. Es gibt nur 3.000 Flaschen von diesem Stoff, der 2015 das erste Jahr überhaupt abgefüllt wurde. Ausbau je zur Hälfte im Inox und alten Barrique. Entsprechend sehr feine, nur wenig vom Holz geküsste Nase. Apfel- und Birnenaromen, ein kleiner Hauch Papaya und Mango, süße, weiße Grapefruit. Aber alles sehr zart. Von Kreide unterlegt und ganz fein schwebend. Der Mund bringt dann Reneklode, Birne, auch leichter Apfel dahinter und etwas Kumquat. Wieder ein Hauch Papaya und süße, weiße Grapefruit und Pfirsich. Sehr saftig. Ein zarter Wein, und trotzdem aromatisch, dicht und sehr lecker. Ein perfekter Offenausschank-Chardonnay, der alle mit seinem Charme mitnimmt. Everybodys Darling. Super Einstiegswein ins obere Burgund. 90–91/100

2015 Bourgogne Pinot Noir: Wie der Chardonnay Bourgogne ist der Pinot Noir ebenfalls je zur Hälfte im Inox sowie im Barrique ausgebaut. Inzwischen stehen alle Weinberge dieses Weins im kühleren Bergdorf Meloisey, dem Ort wo Agnes lebt. Anders als früher nutzt sie nicht mehr die jungen Reben aus Pommard und Auxey Duresses als Zugabe, sondern ausschließlich diese alten Weinberge aus diesen hohen, kühlen Lagen. Sehr feine Zwetschgennase mit Zimt. Etwas Fleischtatar, dunkle Kirsche, etwas Amarena, würzig. Der Wein wird zu 80 % entrappt und zu 20 % als Ganztraube eingemaischt und vergoren. Und dann nach etwa einem Jahr auf die Flasche gebracht. Im Mund schöne Weichselkirsche. Neben der für Agnes typischen Sauerkirsche, Schlehe, auch wieder frische Pflaume und Zimt. Eine schöne Würzigkeit von den 20 % Rappen kommt hinzu. Mittlere Länge, feine kühle Kreide-Kalksteinspur vom hoch gelegenen Terroir. Ein kühler, leckerer Einstiegs-Pinot-Noir mit einer famosen Länge. Zart wie immer. Das ist keine Wuchtbrumme sondern ein enorm süffiger, schicker Pinot Noir, der voller Freude beschwingt singt und tänzelt. 91/100

2015 Auxey Duresses rouge: Wie der Name schon verrät komplett in Auxey Duresse gewachsen. Auch dieser Wein wurde zu 80 % entrappt und zu 20 % als Ganztraube eingemaischt. Komplett vergoren in Beton-Tanks. Heute wird diese alte Vorgehensweise wieder für die Idealform der Vergärung gehalten. Der Wein wird nach ca. 14 Monaten im Fass abgefüllt. 20 % davon sind neues Barrique. Tolle Frische in der Nase. Nicht zu spät geerntet um auch im warmen Jahr 2015 diese Frische und verspielte Feinheit, die ja so sehr für Agnes Weine stehen, zu behalten. Auxey Duresses ist ähnlich kühl und fein wie die Nachbarappellation Monthelie, beide an Meursault und Volnay grenzend, das feinste Kreide- und Kalksteinterroir der Cote de Beaune. Wunderbare Sauerkirsche, Kirsche in allen Variationen in der Nase. Aber auch hier wieder diese feine Zwetschge, ein bisschen Koriander und Zimt, Holunder, dunkle Beeren. Alles würzig, fein, tänzelnd. Der Mund ist einfach nur superschick. So feine und frische Frucht. Die Kirsche dominiert ganz klar. Alles tänzelt. Irgendwo zwischen einem super feinen Barolo und Dolcetto angesiedelt. Blind hätte ich es gar nicht hier im burgundischen Pinot Noir verortet. Fast piemontesische Nebbiolo-Finesse. So unendlich fein und trotzdem aromatisch ist dieser Wein. Das macht große Freude. Das ist berührend und bewegend, aber nicht in der Power, sondern in der verspielt tänzelnden Feinheit. Diese Flasche wird immer ausgetrunken werden. Ein ziemlich idealer Zech-Wein mit einem schönen kalksteinigen, leicht salzig süßen Finale. Aber Finesse sollte schon das Ziel des Genießers sein. Das ist schon ziemlich begeisterndes Kino für einen solch kleinen Wein. 93–94/100

2015 Pommard Les Combes: Eine kleine Einzellage aus uralten Reben mit winzigem Ertrag. Aufgrund des Hagelschadens 2015 gibt es lediglich drei Barriques. Das übliche Rezept bei Agnes: 80 % entrappte Beeren, 20 % Ganztrauben in der Vergärung. Dieser Wein wird zu 100 % im Barrique ausgebaut, nachdem er im Beton nach langer, anschließender Maischestandzeit vergoren wurde. Logischerweise allein aufgrund der Lage sind das die Weine mit dem meisten Volumen. Und doch ist dieser Pommard vom Holz extrem moderat gehalten. Hier kommt sehr satte, fast wuchtige, süße Kirsche. Schwarze Kirsche, Rote Kirsche, Weichselkirsche, nur ein Hauch Sauerkirsche. Wir sind hier schon eher in der süßen, reichen, Frucht. Im Mund deutlich wärmer, reicher, voluminöser als der super zarte Auxey Duresses. Hier sind wir dicht. Hier haben wir Tannin & Kraft. Der Wein packt zu und behält doch immer die tänzelnde Kirsche, die Frucht. Nie wird es zu rund, immer bleibt es verspielt auf der Kirsche, trotz aller Süße. Schöne Länge. Ein archetypischer Pommard ohne die Nachteile breiter, dicker Weine. Das ist einfach die Konzeption der Winzerin. Sie liebt die etwas frühere Ernte. Sie liebt die Frische im Wein. 94+/100


Domaine Prieure Roch

2014 Ladoix Le Cloude Rouge: 2014 war ein Jahr, das enorm vom Tannin geprägt war. Vielleicht zu vergleichen mit 2010 und auch 2008. Der Ladoix kommt in der Nase noch sehr reduktiv rüber. Im Mund explosiv mit seiner überwältigend intensiven Pinot Frucht. Der Wein wird die ersten vier Tage kurz eingemaischt, anmazeriert in Form eines Beaujolais. Dies bedeutet, dass die Vergärung innerhalb der kleinen Beeren stattfindet. Erst nach 3–4 Tagen geht der Kellermeister Antonio mit dem Wein in das aufrecht stehende Holz und fängt an mit den Füßen die ganzen Trauben zu crushen. Wie alle Pinots bei Prieure Roch, Ganztraubenvergärung, vierzehn Tage bis drei Wochen wird immer wieder übergepumpt. »Getreten« (Pigage) wird der Wein aber immer nur mit den weichen Füßen um zu vermeiden, dass die grünen Tannine aus den Rappen kommen. 2014 hat eine leichte Schärfe und viel Druck in allerdings butterweichem, geschliffenen Tannin. Große Länge zeigend. Der Wein ist sicherlich erst viele Jahre nach 2013 trinkbar. Weglegen ist die Devise. Es ist aber ein sehr ausdrucksstarker, explosiv fruchtiger Pinot Noir. 93–94/100

2014 Nuits Saint Georges 1er Cru Vieilles Vignes: Wie alles beim Biodynamiker Prieure Roch als Full Bunch, unentrappt mit den Füßen gestampft, lange Vergärungszeit. Der Ausbau erfolgt für eine extrem lange Zeit im Barrique. Der Wein ist leicht trübe wie häufig bei Prieure Roch, wie auch bei allen Winzern, die nicht entrappen. Hier wird auch nichts gefiltert oder geschönt. Rauchige, dichte Nase. Zwetschge, reife Kirsche, ein bisschen Zimt, aber auch Holunder. Sehr würzig, tief, erdig, aber alles bei roter Frucht bleibend. Etwas Amarena dazu, schwarze Kirsche, Raucharomatik. Auch Weihrauch. Sehr knackige Anlagen, im Mund dabei deutlich von den Rappen geprägt. Massives, wenngleich extrem feinkörniges Tannin. Nichts Grobes, nur eben extrem präsent. Das Ganze mit Kirsche und Zwetschge im Irgendwo lang endend. Feuerstein, Kalkstein und sehr viel Biss. Der Wein braucht bestimmt 10 Jahre Zeit, wird dann aber sehr viel Charme zeigen in seiner roten und schwarzen Frucht, wenn sich das Tannin endlich ergeben hat und die Frische von den Rappen voll durchkommt. Das passt alles ziemlich perfekt, nur jung eben schwer zugänglich. Erinnert in seiner Machart total an Dujac. Eindrucksvoll. Ein großes Unikat. 95–96/100

2014 Nuits Saint Georges 1er Cru Clos des Corvees Vieilles Vignes Monopol: Dieser Wein kommt aus dem gleichen Weinberg wie der Premier Cru Vieilles Vignes. Es ist eine bei Hochreife gelesene Vorselektion der Stöcke, die durch Verrieselung kleinere, konzentriertere Beeren behalten haben. Hier wird nur dieser Teil entsprechend herausgeschnitten und zur tollsten Cuvee dieses Weinbergs, welcher direkt hinter dem Weingut liegt, vermählt. Natürlich die gleiche Machart wie immer bei Henry Roch. Ganztraubeneinmaischung, mit Füßen getreten. Alles wird später nur per Gravitation bewegt, auch der Fassabstich. Es gibt im Weingut keine maschinellen Pumpen. Selbst für die finale Flaschenfüllung wird der Saft manuell aus dem Cuveetier-Tank zugeführt. In ganz geringen Ertragsjahren, wie bspw. im aktuellen Jahre 2016, wird sogar direkt aus dem Fass und ohne weitere Schwefelzugabe gefüllt. Es ist einfach schon ein extremes Weingut. Dieser Clos des Corvees hat eine reiche, viel schwarzfruchtigere Nase als alle anderen Weine. Blaubeere, Brombeere, Rauch, Holzkohle, schwarze, konzentrierte Kirsche, ganz viel Lorbeer, Weihrauch, Wachholder, schwarze Olivenpaste, dunkle Gewürze und schwarze Erde. Man meint fast einen L’Ermita aus dem Priorat von Alvaro Palacios vor sich zu haben oder einen der hochklassigen argentinischen Malbec. Im Mund geht dann dermaßen die Post ab. So eine hyperkonzentrierte Pinot-Noir-Frucht erlebt man selten. So viel Druck. Die Augen und Mund ziehen sich zusammen. Das Tannin ist noch etwas trocken, ist allerdings sehr feinkörnig. Nichts ist bitter, sondern nur konzentriert, lang und intensiv. Eine Feuerstein beladene Kalksalzspur läuft die Zunge hinunter. Und immer wieder kommt schwarze Frucht an den Rändern der Zunge hervor. Diese führt leichte Bitterstoffe mit sich. Aber nicht von den Kernen sondern der hyperkonzentrierten Frucht. Alles frischgehalten durch die mitvergorenen Rappen. Das ist schon eine Begegnung der dritten Art. Der Wein braucht 10 Jahre oder mehr. Er wird einmal eine Wuchtbrumme sein und ein phänomenal, konzentrierter, total eigenständiger Pinot. Dieser 2014 ist hocheindrucksvoll aber nur was für ganz erwachsene Pinot-Trinker, die bereits mit Rappen vergorenen Pinots Erfahrungen gemacht haben und diesen eigenwilligen Stil mögen. 97–98+/100

2012 Nuits Saint Georges 1er Cru Clos des Corvees Vieilles Vignes Monopol: Der 2012er wurde erst jetzt released. Ein gutes Jahr nach dem 2013er und zusammen mit dem 2014er. Obwohl 2014 sehr tanninreich ist, war 2012 so ein großer Jahrgang, dass man beschloss den Wein erst später zu bringen. Er war zu verschlossen am Anfang. In der Nase viel kalter Rauch und sehr süße Frucht. Hinzu kommt reife Zwetschge und Johannisbeere, Amarenakirsche, süße Kirsche, Schlehe. Aber alles süß, dunkel, leicht dumpf. Der Wein ist leicht trüb und hat einen ganz leichten oxidativen Touch. Das macht ihn allerdings sehr interessant und spannend, gibt ihm einen ganz leicht morbiden Charakter. Der Mund ist wunderschön und gleichzeitig sehr schräg. Auch hier haben wir viel Frische und gleichzeitig viel Zwetschge in Kombination mit einem leicht oxidativen, morbiden Stil. Super eigenwilliger Stoff, der allerdings extrem lecker dazu ist. Sattes Tannin, total poliert. Auch dieser Wein ist noch lange nicht fertig. 10 Jahre würde ich ihn mindestens weglegen. Und auch dieser Wein bleibt Trinkern mit reichlich Burgundererfahrung vorbehalten. Trinker mit einer Vorliebe für schräge, eigenwillige, »full bunch« Weine.
96–98/100

2014 Nuits Saint Georges 1er Cru Clos des Argillieres: Anders als die anderen Cote-de-Nuits-Weine hier kein Lehm sondern 100 % Kalkstein auf Kreideuntergrund. Also von daher immer andere Mineralität, ein anderer Terroir-Abdruck. Biodynamik wie alles andere, 100 % »full bunch«, mit den Füßen getreten. Das Rezept hier ist das gleiche wie bei allen Weinen von Henry Roch. Aus diesen Rappen resultiert diese wunderbar rauchige Nase, diese Frische, die Krautwürze. Das Ganze mit darin schwimmenden Zwetschgen, Kirschen, Brombeeren, Blaubeeren. Eine ganze Fruchtkaltschale mit Wachholder, Estragon, Thymian, Koreander. Aber diese Lage auf purem Kalkstein hat deutlich mehr Eleganz als die beiden anderen Premier Crus. Die rote Frucht bleibt erhalten, das Ganze endet in einem salzigen Nachhall. Und dann kommt immer wieder Kirsche hoch. Fast erstaunlich für diese Domaine, dass sie einen Wein im Programm haben, der so fruchtbetont ist und gleichzeitig so reich an Tannin. Total geschliffen, total elegant. Das wird ein Riese. Man muss ihm 10 Jahre geben, dann wird das aber ganz grandios. In Eleganz und Frucht zugleich. Einer der besten Pinots, die ich im Jahr 2014 probieren durfte. Ich bin schwer begeistert. 99–100/100

2014 Vosne Romanee 1er Cru »Les Suchots«: Bei diesem Wein fallen wir wieder tief in die Rauchkiste. Die Frucht zeigt tolle Reife. Die Rappen dazu. So viel Kraft und Dichte ausstrahlend. Man riecht den Wein und weiß: Lass ihn in Ruhe. Berühr ihn nicht die nächsten 10 Jahre. Der Mund schreit das Gleiche und straft einen gleichzeitig Lügen, denn die Frucht ist traumhaft frisch. So dicht, so rotfruchtig. Kirsche, Johannisbeere, Schlehe. Aber alles mit diesem kalten Rauch eingehüllt. Langer, steiniger Nachhall. Auf der einen Seite ein total sinnliches Fruchtbündel, auf der anderen Seite ein rappiges, kräuterwürziges, extraterrestrisches Weinerlebnis. Die Balance zwischen den beiden Komponenten kommt in den nächsten 10 Jahren wohl nicht zustande, wird aber irgendwann eintreffen, denn das Tannin ist unheimlich geschliffen. Und wir hatten das Vergnügen in dieser Probe auch Jahrgänge zurück bis 2001 zu probieren. Diese Weine bekommen die Kurve. Sie brauchen nur Zeit. Aber wenn es dann soweit ist, sind sie groß. 98–99 / 100


Domaine Jean Grivot

2015 Vosne Romanee Village: Bei diesem Vosne Romanee zeigt sich bereits diese schon fast perplex machende Qualität des Jahrgangs 2015. Dazu Grivots Stil, alles immer penibelst zu 100 % entrappt und dazu noch optisch-digital nachsortiert. 100 % gesunde reife Beeren. Wir haben bereits in der Nase diese unglaublich wuchtige, süße, dichte, schwarze und rote Frucht. Und zugleich kommt Säure und Tannin aus dem Glas geschossen. Rauchig, dichte Kirsche, Zwetschge, dunkle Waldbeeren, ein Hauch Wachholder und Blaubeere dahinter. Hinzu kommen Veilchen, Vergissmeinnicht und Flieder. Bei tieferem Einatmen kommt noch rote Johannisbeere dazu. Diese zieht sich bis in den Mund. Aber eine süße Johannisbeere. Unterlegt mit einer süßen Erdbeere und Kirsche. Aber so ungemein lecker. Und dann kommt dieses Tannin als schiebende Masse, aber nicht nur butterweich sondern mehr noch ultrafein. So wenig spürbar, erst im Nachhall mit dieser salzigen Tanninspur, mit diesem famosen Terroir-Abdruck. Das ist Vosne Romanee at its best. Holz nicht spürbar. Das ist das Gegenteil von modern. Das ist die Antwort auf Rousseau. Eine Idealform eines Vosne Romanee für mich. Weil er extrem lecker ist, dabei maskulin und trotzdem fruchtig weich mit Länge. Sogar ein bisschen an Chambolle-Musigny erinnernd in seiner eleganten Weichheit. Am Ende bleibt ein Eindruck von unglaublich saftiger Frucht neben dieser großen Länge. Ein Wein der in den nächsten drei Jahren schon Genuss bieten wird und dennoch für mehrere Jahrzehnte halten wird. Toller Village oberhalb des schon fast so grandiosen, einfachen, fast unauffindbaren Bourgogne Rouge, dessen Rebfläche direkt angrenzt. 94–95/100

2015 Nuits Saints Georges Village »Lavieres«: Deutlich maskulinere Nase als der Vosne Romanee. Die Weine aus Nuits-Saints-Georges sind schwarzfruchtiger. Eben Lehmböden statt Kalkstein. Biologische (nicht zertifiziert) Weinbergsarbeit. Alles immer penibelst zu 100 % entrappt und dazu noch optisch-digital nachsortiert. 100 % gesunde reife Beeren. Mit Füßen eingemaischt nach Vormazeration. Tanninreicher schon im Duft. Wenn Vosne Romanee ein Saint Julien ist im Bordeaux, ist Nuits-Saints-Georges ein Pauillac in dieser maskulinen Ausprägung. Im Mund bleibt es maskulin, aber gleichzeitig kommt auch hier viel rote Frucht. Nur etwas konzentrierter, bissiger. Gleichzeitig etwas schlanker, etwas weniger komplex und ausfächernd als ein Vosne Romanee. Die Tannine sind lang und seidig. Ein super eleganter Nuits-Saints-Georges. 94/100

2015 Chambolle Musigny Village »Combe d’Orveau«: Biologische (nicht zertifiziert) Weinbergsarbeit. Alles immer penibelst zu 100 Prozent entrappt und dazu noch optisch-digital nachsortiert. 100 Prozent gesunde reife Beeren. Mit Füßen eingemaischt nach Vormazeration. Dieser Combe d’Orveau grenzt direkt an den Grand Cru Musigny an. Combe d’Orveau ist ein Plot, der in die drei Lagen: Village, Premier Cru und eben Musigny Grand Cru als bestes Stück unterteilt ist. Die Village Lage ist im Frühjahr etwas kühler und reift deshalb oft nie ganz aus. In warmen Jahren wie 2015 aber ist dieser Village auf Premier Cru Level. Die Nase ist eine Ode an die Freude. Johannisbeere, Rauch, Erdbeere, Himbeere, schöne süße, rote Kirsche. Ganz fein, ganz verspielt. Traumhaft komplex in der hohen Aromatik. Der Volnay der Cote de Nuits. Auch im Mund fein, verspielt, lang, aber trotzdem tänzelnd. Nie anstrengend. Feminin, alles schick. Nicht groß und zum niederknien aber süffig und überwältigend im rotfruchtigen Charme, grandios unterlegt von geschliffenem Tannin der Kalkböden. 95+/100

2015 Vosne Romanee 1er Cru »Aux Brulees«: Biologische (nicht zertifiziert) Weinbergsarbeit. Alles immer penibelst zu 100 % entrappt und dazu noch optisch-digital nachsortiert. 100 % gesunde reife Beeren. Mit Füßen eingemaischt nach Vormazeration. Rauchige, dichte Rotfruchtnase unterlegt mit schwarzer Kirsche und Holzkohle. Das Ganze für einen Vosne Romanee aber unglaublich weich daherkommend. Rote und schwarze Johannisbeere. Eine sagenhafte Spannung im Mund. Er vibriert, ist unglaublich saftig, lang, extrem feines Tannin. Sehr viel Terroirabdruck. Langer, steiniger, salziger Nachhall und trotzdem kommt er als saftig, glänzendes Ereignis wieder hoch. Das macht viel Freude. 2015 ist für mich das Jahr. Es hat mehr Struktur als der mit ähnlicher Frucht ausgestatteter 2009er. Er hat mehr Sexappeal und Erotik als der tanninreiche 2010. Er ist im Grunde eine intensivere, etwas fruchtstärkere Version der eleganten 2012er.
96–97/100

2015 Vosne Romanee 1er Cru »Les Suchots«: Biologische (nicht zertifiziert) Weinbergsarbeit. Alles immer penibelst zu 100 Prozent entrappt und dazu noch optisch-digital nachsortiert. 100 Prozent gesunde reife Beeren. Mit Füßen eingemaischt nach Vormazeration. Suchots liegt genau zwischen den Grand Cru Echezeaux und dem Romanee Saint Vivant. Monsieur Grivot sieht Suchots als einzigen Premier Cru, dem eine Grand Cru Würdigung zustehen würde. Das besondere an Suchots ist, der Wein ist ganz früh, ganz offen mit intensiver, berstender roter, süßer Frucht. Dennoch hält der Wein für Jahrzehnte. Noch länger als alle anderen Premier Crus aus Vosne Romanee. Man springt fast in das Glas so schön süß und rot ist das. Der Mund elegant, kirschig. Cocktail-Kirsche, süße rote Kirsche. Ganz feiner Zug von Sauerkirsche und Johannisbeere, aber es geht alles mehr in Richtung süße, rote Kirsche. Ein bisschen Schwarzkirsche. Das Tannin ist ultrafein. Das Feinste aller Weine von Grivot. Noch feiner als im Chambolle-Musigny. Etwa wie die zurückgezogene Faust im Samthandschuh. Nur in dem nicht vergehen wollen der Geschmackseindrücke im Mund wird klar, dass dies ein riesiger Wein ist. Die Eleganz und Feinheit und Nachhaltigkeit pur. Super-Stoff. 97–99/100

2015 Nuits Saints Georges 1er Cru »Aux Boudots«: Biologische (nicht zertifiziert) Weinbergsarbeit. Alles immer penibelst zu 100 Prozent entrappt und dazu noch optisch-digital nachsortiert. 100 Prozent gesunde reife Beeren. Mit Füßen eingemaischt nach Vormazeration. Erster Ansatz mit explosiver roter Frucht und trotzdem auch noch rauchig, maskulin in der Nase von den lehmigeren Böden. Aber es wird dann extrem blumig. Flieder, Jasmin, Veilchen und Vergissmeinnicht. Unglaublich duftig. Dazu Rauch, Myrrhe, Wachholder. Das Ganze mit Holunder unterlegt. So tief, so würzig. Dann kommt schwarze Kirsche, schwarze Erde. Das ist ein richtiger Strauß dunkler Aromen. Ohne dabei schwer oder üppig, süß zu werden. Es bleibt auf jeden Fall europäisch und waldig. Es wird nicht exotisch. Der Mund ist ungeheuer harmonisch und straft mein Vorurteile gegen Nuits-Saints-Georges Lügen. So balanciert und butterweiches Tannin. Aber auch hier bleiben die dunklen, waldigen Aromen erhalten. Die Blumigkeit spielt den Gegenpart. So ein ungeheurer Strauß von Geschmackseindrücken. Grandiose Komplexität. Nicht so positiv eindimensional wie die rotfruchtigen Vosne-Romanee-Weine, sondern vielschichtig und geheimnisvoll. Es gibt immer was Neues zu entdecken bei jedem neuen Schluck, jeder neuen Nase. Und alles bleibt haften. Super Stoff. Der beste Nuits den ich kenne, ganz anders aber auf der Höhe des 1er Cru von Prieure Roch. 97–98+/100

2015 Clos de Vougeot Grand Cru: Biologische (nicht zertifiziert) Weinbergsarbeit. Alles immer penibelst zu 100 % entrappt und dazu noch optisch-digital nachsortiert. 100 % gesunde reife Beeren. Mit Füßen eingemaischt nach Vormazeration. Der Clos de Vougeot von Grivot geht von der Nordkante der Lage bis etwa zur Mitte. Ein langer Streifen mit drei, vier verschiedenen Terroir-Abstufungen. Deshalb ist dieser Grivot Clos de Vougeot inzwischen unter den Burgunder Juroren aufgestiegen zu den besten Dreien überhaupt ob seiner unglaublichen Komplexität. Der Wein hat so viel Energie. Er ist so elegant. Erinnert an einen Top Cote Rotie in seiner Art. Er ist ein Gentleman in seiner seidigen Eleganz. Die Tannine sind so geschliffen und trotzdem hallt alles zwei Minuten nach. Der Wein geht zu Wild, zu scharf angebratenem Fleisch. Geht zu allem Üppigen und trotzdem hat er diese unglaubliche Eleganz, dass er auch als Solitär am Abend am Kamin getrunken werden kann. Er berauscht, da diese Nase so vielschichtig ist. Dabei aber so unglaublich lecker. Er hat eine famose Süße, ist saftig und so delikat. Das ist der erste 100-Punkte-Wein, den ich hier dieses Mal probiere. Obwohl ich eigentlich bei zwei Premier Crus diese Höchstnote auch hätte zucken können, aber dieser Wein ist so glasklar, so fein und elegant. So strahlend in seiner saftigen Frucht. Das ist wirklich die wahre Freude. 100/100

2015 Echezeaux Grand Cru: Wie alle Weine bei Jean Grivot komplett entrappt. Und danach optisch sortiert. Hier wird im Gegensatz zu vielen anderen, die eigentlich eher in Richtung »Full bunch« unterwegs sind, eine Entrappung vorgezogen. Ähnlich wie beim direkten Nachbarn Domaine Romanee Conti, die aber manchmal Rappen und volle Trauben mitvergären. Hier immer volle Entrappung. Die Beeren bleiben dabei unzerstört und die ersten Tage Mazeration finden mit ganzen Beeren statt, sodass es eine intrazelluläre Fermentation gibt. Das gibt mehr Eleganz und Frucht. Danach wird erst gecrushed. Die Beeren werden dann ganz vorsichtig per Hand und Fuß angequetscht, nichts Maschinelles passiert hier. Das macht die Weine von Jean Grivot so wie auch die der DRC so einzigartig in ihrer Fruchtigkeit. Und man mag gern darüber streiten ob die »Full Bunch«-Methode der Dujacs und der Prierure Rochs die auf Dauer schöneren Weine ergibt. Sie sind spezieller, aber die Weine von Jean Grivot sind dermaßen elegant, sexy, erotisch, fruchtig, saftig. Das ist wirklich schwer zu schlagen. Nach dem Clos de Vougeot probiert kommt der Echezeaux etwas schwarzfruchtiger rüber, etwas dichter & kraftvoller mit viel Druck. Viel schwarze Kirsche, Kräuter der Provence. Im Mund hat der Wein, genau wie der Nase angedeutet, etwas mehr Gripp und Druck als der Clos de Vougeot. Er hat soviel Power. Ein großer Echezeaux, auch wenn ich den super feinen Clos de Vougeot vorziehe.
98–99/100

2015 Richebourg Grand Cru: Biologische (nicht zertifiziert) Weinbergsarbeit. Alles immer penibelst zu 100 Prozent entrappt und dazu noch optisch-digital nachsortiert. 100 Prozent gesunde reife Beeren. Mit Füßen eingemaischt nach Vormazeration. Richebourg, eine legendäre Lage. Eine Lage, die direkt oberhalb von Romanee Conti anschließt, wo der fast flache Hügelteil in eine leichte Steigung übergeht. Ganz häufig, und so auch bei Grivot, ist das die expressivste Nase überhaupt. Für mich ist La Tache und Richebourg das absolute Nonplusultra im Burgund. So expressiv. Voller Kirsche. So liebenswürdig und doch voluminös rüberkommend. Süß und doch fein zugleich. Der Mund ist, anders als der zuvor probierte Echezeaux, eine Ode an roter, süßer Frucht, an Kirsche in allen Facetten. Unterlegt mit feinen provenzalischen Gewürzen. Eine feine Blumigkeit dazu, aber so unendlich große Harmonie. Das ist die Feinheit des Clos de Vougeot mit einer Fruchtwucht der besten Vosne Romanees. Und das Ganze mit einem kleinen Turbolader versehen. Das ist großes Kino. Das ist genauso groß wie der vor zwei Tagen probierte Chambertin Clos de Beze von Rousseau, wie der Musigny Grand Cru bei Comte Vogue. Das gehört zum Allerbesten was das Burgund und damit die gesamte Weinwelt hervorbringen kann. Das ist ein erhabener Wein, ein großer Wein, und trotzdem ist er lecker von der ersten Sekunde an. Überfordert nie. Für mich der beste Wein, den ich weltweit als 2015er probiert habe. Ich kann ihn mir nicht leisten, aber das ist genau mein Wein! 100+/100


Patrick Piuze

2015 Chablis »Terroirs de Courgis«: Sehr frisch und animierend in der Nase. Quitte, Zitrusaromen und ein Hauch Holunder. Am Gaumen sehr klar und gradlinig mit schönem inneren Nerv und feinem Charakter. Hier schmeckt man den kühlen Chardonnay wunderbar raus, obwohl er auch deutliche Affinitäten zu Riesling hat. Der leichte Barriqueeinsatz wird klar von der reinen und klaren Frucht und der organischen Mineralität überdeckt. Den Abgang bestimmt dann klar seine feine Mineralik, die dann schon wieder fest im Burgund verortet ist. Dieser »Einsteiger« nötigt einem schon einiges an Respekt ab und ist in dieser Preisklasse schon eine kleine Sensation.
93+/100


2015 Chablis Grand Cru »Preuses«: Das Prachtstück von Patrick Piuze, ein wahrer Aristrokrat aus der Lage »Preuses«. Uralte Reben veredeln den Chardonnay. Nüsse, zartes Holz, geschmeidig wie Honig am Gaumen. Anis, Kräuter, Weihrauch, Karamell und Zitronengras. Wuchtig und doch verspielt, immens lang, er hallt über zwei Minuten nach. Blind in seiner Komplexität ein Grand Cru von Dauvissat, einer der großen Weine des Chablis und ein Langstreckenläufer mit wundervoller Finesse und beeindruckender Größe. 98–99/100


2015 Chablis Grand Cru »Le Clos«: Mit dem »Le Clos« zeigt Patrick Piuze eindrucksvoll sein Können bei seinen Grand Crus. Geerntet von 50 Jahre alten Reben präsentiert er eine goldene Farbe im Glas. Aromen von wunderbarer Frucht, mineralisches Steinmehl, feine Kräuter und florale Verführung zugleich. Am Gaumen straffe Struktur, immense Spannung, mineralische Reinheit wie ein großer Meursault und burgundisches Fett wie ein Puligny. Der Wein braucht sicher ein paar Jahre der Flaschenreife bis er richtig Spaß macht.
97–98+/100


2015 Chablis 1er Cru »Vaillons – Les Minots«: Ganz viel Terroirnoten, Akazienhonig, Bienenwachs und wieder Holunder mit einer Spur Flieder. Wirkt schon in der Nase wie eine betörende Mischung aus Hermitage und Mersault, dabei hat er noch diese tolle Finesse des Chablis. Am Gaumen ist er dann reich und voll. Etwas Weiches umgibt seinen vibrierenden Chardonnay-Kern. Trotzdem ist er frisch und saftig. Neben der typischen Zitrone und dem für Piuze ultratypischen Holunder schwingen vor allem noch Kamille, aber auch rauchige Noten mit. Im Abgang dominieren dann doch noch Zitrusnoten, die aber von einem feinen Karamellton unterlegt sind. Ein toller burgundischer Wein mit nur geringem Holzeinfluss. Dekantieren ist ratsam! Muss man probiert haben, vor allem wenn man sonst keine Chablis mag. 94–95/100


David Moret


Marc Morey

2015 Chassagne Montrachet 1er Cru Les Vergers: 96/100

2015 Saint Aubin 1er Cru Charmois: 94+

2015 Batard Montrachet Grand Cru: Vielleicht von allem zu viel? Fett, dicht, mineralisch, üppig, tolle Säure, Holz … Imposant, fast ungeheuerlich. 97–100/100


2015 Bourgogne Chardonnay: Das Weingut vergärt ausschließlich spontan mit natürlichen Hefen. Die Weinbergsbearbeitung geschieht biologisch-organisch. Die Weine werden sofort nach der alkoholischen Vergärung, die komplett ohne Maischestandzeit und ohne Schalenkontakt erfolgt, in Barriques überführt, in denen dann die malolaktische Gärung stattfindet. Nur im gebrauchten Barrique ausgebaut, die Village und 1er Crus dagegen zu 30 Prozent, die Grand Crus zu 100 Prozent im neuen Holz ausgebaut. Feine, warme Melonennase, Netzmelone, reife Litschi, ein Hauch von Schinken, reife Kiwis dazu und sehr reife Stachelbeere, sehr charmante, cremig feine Nase ohne jeden Hauch von übermäßigem Fett, leichter Holzeinfluss stützt gut. Rassiger Mund, auch hier cremig mineralisch, feines Zitronengras, ein bisschen Orange, fast süße Pampelmuse, wieder reife Melone, reife Birne kommt dazu, aber schönes, leicht grasiges Zitronenaroma dazu, feine Würze und Mineralität, Brioche, Bisquit, Karamell und Honig, gute Länge, die frische Säure passt gut zu dem reifen Fruchtkörper. Der Wein macht Spaß und hat eine große Harmonie und Potenzial, ist fast groß. 92–93/100


2015 Chassagne Montrachet: Archetypischer Chassagne in der so typischen Mineralität und weißen Frucht im Gegensatz zur gelben exotischen Frucht aus Puligny. Sehr charmante, fast üppige Nase mit einem kleinen Hauch von leicht grünem Holz, Brioche, helle Melone, Apfel, reife grüne Birne dazu, etwas Quitte, nur wenig Pfirsich und Aprikose, dann kommt Zitronengras und ein Hauch von Passionsfrucht und Ananas, charmant lang, feines mineralisches Schwänzchen am Ende. Der Chassagne ist ein Blend aus fünf verschiedenen Lagen. Im Mund sehr reife Ananas zusammen mit weißem Pfirsich und nur einem Hauch Aprikose, Litschi und Kiwi kommen dazu, helle Grapefruit, Limette, Zitronengras, deutliche Zitrusschale, europäische Fruchtstilistik, vibrierend. Extrem definierter Geradeauslauf wie es das so nur in Chassagne gibt, alles ist ungeheuerlich klar bei dem Wein. Rassige Mineralität und tolle Frische mit einem minimalen Hauch von Holz, keine störende Süße. Sehr schön lang, sehr balancierter, klar strukturierter und sehr sauber gezeichneter Chassagne Montrachet Village. Da ist Marc Morey kaum zu schlagen.
94+/100


2015 Chassagne Montrachet 1er Cru Virondot: Die höchste Lage in Chassagne, einem Hut gleichend über allem, kühlund schlank, dennoch reif durch Südexposition, reiner Kalkstein, pure Mineralik. Intensive Nase nach Brioche und Brotkruste, Kalkstein und Kreide, Salz, reife Äpfel, auch Schalen von Äpfeln und Birnen, weißes Steinobst, weiße Birne, helle Orangenschale, reifer weißer Pfirsich und Netzmelone, Quitte, Zitronengras, helle Grapefruit, Lindenblüten und ein Hauch von Jasmin, sehr schöne, sehr harmonische und weiche, reife und zugleich frische Nase, sehr charmant und delikat, fast pikant. Erinnert verblüffend an Corton Charlemagne in seiner weißen Geradlinigkeit. Grandioses Spiel im Mund, super geschliffen, geradeaus, ganz klar strukturiert und gezeichnet, tolle frische Säure nebst eindrucksvoller Fruchtfülle, delikat und charmant auch hier, von Orangenschale bis Ananas, Zitrus bis Passionsfrucht, sehr starker Touch von heller Netzmelone, schöne grasige und salzige Mineralität, Feuerstein, sehr lang, sehr anhaltend, ultratrocken und salzig, aber insgesamt voller Harmonie trotz der großen Spannung. Sensationeller Geradeauslauf und Definition. Das Fett passt gut zur frischen Säure, das macht es zu einem zugleich üppigen und auch sehr frischem Wein, das Holz bleibt dezent im Hintergrund, ist gut eingebunden, kaum spürbar. Chardonnay in weißer Ausprägung, salziger Mineralität, klarer Struktur und großer Harmonie. Kein ehrfurchtsgebietender Wein in seinem so wohl definierten, mineralisch grasigem und leicht kantigem Lauf, aber ein traumhaft schöner 1er Cru mit allen Eigenschaften, die ein großer Wein braucht. Der Gegenentwurf zu den fetten Pulignys. Niemand im Burgund ist in Chassagne besser als Marc Morey! 96–97/100


2015 Puligny Montrachet 1er Cru Pucelles: Zarte Fruchtnase, Aprikose, Pfirsich, Passionsfrucht, ein Hauch Erdbeere und Waldhimbeere, süße Stachelbeere, feine Melone, Orange, sehr schöne reife Frucht mit toll eingebundenem Holz. 30 Prozent neues Holz, es passt hervorragend zu der schmelzigen Frucht, weiße Schokolade, Creme Brulée in der Nase beim ganz tiefen Einatmen. Im Mund Limette, viel Feuerstein, üppige Aprikose, Litschi, Erdbeer und Wiliamsbirne, dazu Limette, Orange, feines Holz, wieder Creme Brulee, Honig und Karamelle. Das Holz überwiegt auf keinen Fall unter der sehr üppigen und wunderbaren Frucht, wunderschöner Wein mit großer Länge und einer berauschenden Üppigkeit. Weniger delikat als tief beeindruckend. Cremig, jedoch ohne wirklich fett zu sein. Überaus passende, vibrierende Üppigkeit und Opulenz, der Wein macht Spaß und hat in der Fruchtreinheit leichte Anklänge an allerbeste californische Chardonnays im Stil eines Kongsgaard. 98/100


Domaine Terres Dorees – Jean Paul Brun


Domaine d’Angerville


Domaine Faiveley

2015 Hautes Cotes de Nuits: Pinot Noir von der Hautes-Côtes-de Nuits. Also den etwas höher gelegenen Lagen, direkt an den Appellationen der Côte de Nuits anliegend, wo auch die Domaine angesiedelt ist. Das ist in 2015 ein feinfruchtiger, von reifer Frucht und auch Kraft strotzender Wein, der trotzdem extrem zugänglich ist. Sauerkirsche, Schlehe, etwas Hagebutte und feine Kräuter. Das Tannin kräftig aber fein, fast samtig. Der plätschert daher, hat Trinkfluss und Zug am Gaumen und verkörpert, was Burgund ausmacht: Finesse und Balance. 92–93/100

2015 Corton »Clos des Cortons« Grand Cru: Diese nur rund 2,5 Hektar umfassende Lage befindet sich direkt unterhalb der Parzellen, die Faiveley für seinen Corton-Charlemagne besitzt. Dieser Clos ist immer eine feste Bank. Super knackiger, roter Kern mit leichtem Wasserrand. Das Bouquet ist verschlossen im Jugendstadium, man hat viel Sauerkirsche, etwas Schlehe, Nelke und dann Rosmarin. Am Gaumen ist der Corton beeindruckend zupackend, besitzt eine super Säurestruktur. Er wirkt aber auch verspielt für einen Grand Cru und weniger robust als viele andere Cortons. Wunderbar, welch Eleganz hier drinsteckt. 96–97+

2015 Echezeaux Grand Cru en Orveaux: Der einzige Grand Cru, den Faiveley in Vosne-Romanée besitzt. Dunkler Kern, im Bouquet noch verschlossen, etwas Kokosnuss was wie Erwan Faiveley anmerkt ganz typisch in der Jugend bei den eingesetzten Taransaud-Fässern ist. Dahinter klemmt sich getrockneter Thymian und Herzkirsche, auch etwas Rumtropffrucht. Am Gaumen beeindruckt die super Struktur. Man hat ausladende, schwarze Beeren, Lakritz und erdige Noten. Sehr zupackender Echezeaux, fest, robust, mächtig. Er braucht Zeit, wird sicher in 5–7 Jahren nach dem Jahrgang so richtig aufdrehen. Ein feines Geschoss, aber bitte nach Release wenigstens 3–4 Jahre gedulden. 97+/100

2015 Bourgogne Rouge: Wunderschöne feine, schon in der Nase mit guter Säure behaftete komplexe Geruchswolke. Sehr feine rote Sauerkirsche, ein bisschen Cassis darunter, dann kommt auch ein Hauch schwarze Kirsche. Unglaublich zart, aber trotzdem Süße und Dichte ausstrahlend. Der Mund ist charmant, mit Sauerkirsche, feiner süßer roter Kirsche dazu, auch ein wenig Schwarzkirsche, Salz und Kalkstein. Der Wein hat schöne Länge. Ein sehr feiner Bourgogne Rouge, der mit seiner feinen, charmanten Süße dazu perfekt balanciert ist. Die Tannine sind seidig und geschliffen. Ein tänzelnder Bourgogne Rouge, eine Top-Empfehlung für den Einstieg ins Burgund. Es gibt wenig so schöne Bourgogne Rouge in einem so sympathischen Preisbereich. 91+/100


Domaine du Vissoux

2015 Beaujolais »Cuvee Traditionnelle« Vieilles Vignes: Ein in Frankreich hoch angesagtes Beaujolais-Weingut von Pierre-Marie Chermette in Saint Verand gelegen. Dieser Winzer ist mit Jean-Paul Brun von Terres-Dorees sehr gut befreundet, verfährt aber in einer völlig anderen, klassischen Beaujolais-Stilistik. Die Trauben werden nicht entrappt, und das Ganze wird als Mazeration Carbonique als Ganztraube mit CO2-Druck vergoren. Die Restfermentation geschieht dann nach dem Abpressen im großen Holzfass. Darin verbleiben die einfachen Beaujolais ca. sechs bis sieben Monate, die Lagen dann bis 10 Monate. Die Reben des Vieilles Vignes stehen direkt um Saint-Vérand und sind zwischen 60 und 90 Jahre alt. Das sind die ältesten Reben des Erzeugers, aber weil es nicht in einem Cru steht, gilt es nur als Beaujolais. Wir haben hier deutlich mehr Druck in der Nase. Die Kirsche ist konzentrierter, es kommt mehr Sauerkirsche, nicht nur die feine rote Kirsche. Auch dieser Wein ist als Ganztraube mit Rappen vergoren. Er hat deutlich mehr Mineralik als der Einstiegs-Beaujolais. Viel Druck, viel Salz, viel konzentriertere Kirsche, auch Schwarzkirsche und eben viel Sauerkirsche. Dazu feine, leicht vegetale Noten von den Rappen, die aber scheinbar komplett reif waren, denn nichts Grünes ist im Wein, dafür unglaublich viel Leben und Lebendigkeit. Das ist schon ein Beaujolais mit richtig Anspruch. Dieser 2015er gefällt mir extrem gut. Ein Gamay mit Würze und Tiefgang. 92–93/100

2015 Beaujolais Moulin a Vent »Les Trois Roches«: Ein in Frankreich hoch angesagtes Beaujolais-Weingut von Pierre-Marie Chermette in Saint Verand gelegen. Dieser Winzer ist mit Jean-Paul Brun von Terres-Dorees sehr gut befreundet, verfährt aber in einer völlig anderen, klassischen Beaujolais-Stilistik. Die Trauben werden nicht entrappt, und das Ganze wird als Mazeration Carbonique als Ganztraube mit CO2-Druck vergoren. Die Restfermentation geschieht dann nach dem Abpressen im großen Holzfass. Darin verbleiben die einfachen Beaujolais ca. sechs bis sieben Monate, die Lagen dann bis 10 Monate. Unentrappt als maceration carbonique im Holzfass vergoren. Nach dem Abpressen alkoholische Vergärung im großen Holzfass und Verbleib bis zum Spätsommer des Folgejahres. Moulin à Vent ist sicher die burgundischste Appellation, kraftvoll und tanninreich. Dieser Wein ist, wie alle Weine von Pierre-Marie, auf Granit gewachsen, 100 % Granit. Durchschnittlich 45 Jahre alte Reben. Dichtpflanzung – 10.000 Stöcke pro Hektar. Der Ertrag liegt nur bei 35 Hektoliter pro Hektar in diesem Weinberg, das gibt bei einer Dichtpflanzung von 10.000 Stöcken einen Ertrag von nicht weit über 500 Gramm pro Pflanze. Das ist state of the art im heute angesagten Weinbau. Man merkt diesem Wein nicht an, dass er nur aus Gamay ist. Er ist der mit Abstand burgundischste, konzentrierteste Wein des Weingutes, wie auch bei allen anderen Erzeugern. Wir haben hier eine unglaublich dichte, konzentrierte und fokussierte Sauerkirsche pur, die sich durchzieht. Schwarze Kirsche, dazu tolle Krautwürzigkeit, die aber von der immensen Frucht durchaus zurückgedrängt wird. Wir haben Lorbeer, Assam-Tee, schwarze Oliven, auch Veilchen. Das ist schon ein durchaus dichter Burgunder. Auch im Mund zeigt dieser Wein diese wunderbare Spannung. Das Dreieck aus Säure, Frucht und Mineralität ist extrem gut gelungen. Der Wein tänzelt und hat trotzdem Dichte, Dynamik und vor allen Dingen viel Energie und Spannung. Toller Moulin à Vent. Bewertung dieses überragenden 2015ers:
95–96/100


La Chablisienne

2015 Petit Chablis: Helles Gelb. Knackig frische gelbe Frucht neben etwas Apfel. Leichte Mineralität, toll balanciert und sehr lecker.
89–90/100