Jedes Jahr Ende August feiern die trockenen deutschen Weine aus Großen Lagen, die VDP. Großen Gewächse, ihre Weltpremiere im Säulensaal der Kurhaus-Kolonnaden in Wiesbaden. Als neuer Redakteur und Verkoster im Team von Heiner Lobenberg habe ich dieses Jahr zum ersten Mal die Möglichkeit, an dieser als eine der bestorganisierten Verkostungen der Welt geltenden Veranstaltung teilzunehmen.
Da Events der Superlative allerdings selten ohne Vorlauf daherkommen, kann am Vorabend zur großen GG-Premiere der Gaumen im Weingut Robert Weil schon einmal gebührend eingestimmt werden. Die Neusten und einige nicht mehr ganz so junge Gewächse des VDP. Rheingau, inklusive einiger der neuen VDP. Lagensekte stehen für geladene Gäste zur Probe bereit. Thema des Abends ist neben der Vorstellung der aktuellen Großen Gewächse des Rheingaus auch die historische Entstehung ebendieser.
Ein grandioser Auftakt mit dem VDP Rheingau
1984 schlossen sich unter Federführung großer Rheingauer Weinpersönlichkeiten wie Georg Breuer und Graf Matuschka von Greiffenclau knapp 50 Weingüter im Rheingau zur »Charta«-Vereinigung zusammen. Aus den besten ihrer jeweiligen Lagen sollte jedes Jahr ein trockener oder annähernd trockener Riesling unter dem Label »Charta« abgefüllt werden. Ziel war es durch Spitzen-Rieslinge der Typizität des Rheingaus und seines Terroirs einen mehr oder weniger einheitlichen Ausdruck zu verleihen. Der Vorläufer des Gedankens der Großen Gewächse war geboren. Auf Grund der stetig wachsenden Zielgleichheit der beiden Vereinigungen ging »Charta« im Jahr 1999 dann im VDP.Rheingau auf. Daraufhin folgte die Abfüllung von Spitzenrieslingen aus klassifizierten Ersten Lagen nun unter dem Label »Erstes Gewächs«. Nach dem Vorbild der Rheingauer Ersten Gewächse für Spitzenweine aus Spitzenlagen, die Herkunftscharakter und Typizität zeigen, entstanden dann über den Bundes-VDP die Großen Gewächse aller Anbaugebiete wie wir sie heute kennen. In den GGs gipfelt die Philosophie der Einzellagen-Vinifikation mit Lagencharakter und Terroirausdruck. Je enger die Herkunft umrissen ist desto höher die Qualität im Glase ist das Credo.
Damit der Geschichtsunterricht nicht zu trocken daherkommt, wird die Erzählung mit einer Verkostung von Charta-Abfüllungen der letzten Jahrzehnte begleitet. Alle gezeigten Weine sind noch sehr lebendig, einige sogar absolut begeisternd. Auf die Charta-Weine folgt dann eine flüssige Rheingau-Zeitreise zurück bis 1937 – es sind einige Highlights dabei! Im Anschluss gibt es noch eine moderierte Verkostung zum neuen VDP-Sektstatut, welches ab jetzt auch GG-Sekte aus Einzellagen ermöglicht. Ziel ist es den Ausdruck des jeweiligen Terroirs auch bei deutschem Schaumwein weiter voranzutreiben, sowie ein möglichst einheitlich hohes Qualitätsniveau zu etablieren. Ein grandioser Abend als Auftakt vor der großen Premiere!
Tief-kräutrige Nase, sehr gelbfruchtig, Petrol. Am Gaumen herb mit viel Zitrus, Kräuter, getrocknete Blüten. Wurde mal feinherb mit 10+ Gramm Restzucker gefüllt, geschmacklich nun eher trocken. Immer noch sehr präsent am Gaumen, schwebend leicht.
Ein wenig Petrol, wirkt etwas stumpf in der Nase. Am Gaumen hingegen sehr präsent, aromatisch mit fein-zitrischer Säure.
Intensive Nase von Honig und Buttergebäck auch etwas tropische Frucht mit Ananas und Maracuja. Am Gaumen getrocknete Zitrone, präsente Säure, etwas Honig. Wirkt sehr intensiv am Gaumen mit tiefer warmer Frucht.
Eine Auslese von vollreifen goldgelben Trauben. Sehr präzise mit mittlerem Körper, kraftvolle Säure, kaum wahrnehmbare Süße. Eher kräutriger Charakter mit viel tiefer gelber Würze, getrockneten Gräsern. Viel Zug mit rassiger Säure, sehr direkt am Gaumen. Was für ein Trinkfluss für einen über 20 Jahre alten Riesling!
Kaum Alterungsanzeichen in der Nase, sehr klar. Etwas Quitte und auch Minze, mentholische Frische. Straffe Säure, mittlerer Körper, trinkt sich sehr gut.
Wenig Petrol, etwas Iod, leichte Botrytis-Note. Guter Körperbau mit feinem Schmelz und milder Säure. Honig im Nachhall, sehr langer Abgang. Der gelbfruchtige reife Wegeler-Stil ist noch immer erkennbar.
Tropische Nase mit Maracuja und etwas Brause. Feinherbe Restsüße am Gaumen. Im Mund gelbfruchtig mit präsenter Säure, mittlere Länge mit zartem Schmelz.
Sehr zarte, filigrane, extrem elegante Nase mit getrockneter Zitrone und Dörraprikose. Alles in ganz feinen zurückhaltenden Anklängen. Am Gaumen schlank, straff, sehr zitrisch mit kräftiger Säure. Langer Nachhall mit viel Creme und laktischen Noten.
Honig und tropische Früchte in der Nase. Salz, Meeresbrise und Algen. Am Gaumen noch immer deutliche Restsüße. Sehr cremig mit Butter, süßem Hefeteig, Wachs, insgesamt sehr komplex. Große Länge mit guter Präsenz am Gaumen, sehr schöne Harmonie.
Nur leichte Oxidation, etwas Iod und Eisen, auch etwas Sauerkraut. Am Gaumen dann sehr präsent mit feiner Süße, gelbfruchtig. Tolle Balance mit fein ziselierter Säure, salzige Zitrone, lang anhaltendes Aroma im Abgang. Unglaublich.
Ein Tasting der Superlative
Dann sind die großen Tage endlich gekommen. Ab Sonntag den 26. August steht die Premiere der Großen Gewächse an, bevor diese dann ab dem 1. September ihren offiziellen Verkaufsstart haben. Was für ein festliches Ambiente unter den riesigen Kronleuchtern im Säulensaal der Kolonnaden des Wiesbadener Kurhauses. Einige der besten Verkoster der Welt sind anwesend, ebenso Vertreter aller wichtigen Genussmagazine und Weinguides, die einflussreichsten Weinhändler, Blogger, Masters of Wine und Sommeliers. Das who is who der deutschen Weinszene. Tasting auf allerhöchstem Niveau, quasi in der ersten Bundesliga der Weinwelt.
Um das Ausmaß dieser Verkostung besser zu begreifen: 426 verschiedene Weine stehen auf der Verkostungsliste, rund 3500 Gläser werden über die drei Tage hinweg benötigt, 50 Helfer servieren und sorgen für einen reibungslosen Ablauf, 22 Kühlschränke bringen insgesamt 4250 Flaschen Wein auf die richtige Temperatur. Das ist in jeder Hinsicht ein Tasting der Superlative. Wirklich toll, was der Verband der Prädikatsweingüter da auf die internationale Bühne bringt.
Der erste Tag gehört den weißen und roten Burgunder-Sorten. Die Königsdisziplin Riesling gibt es erst an den zwei darauffolgenden Tagen ins Glas. Für die weißen Burgunder war 2017 in meinen Augen kein ganz großes Jahr. Da dieser zusätzliche Extrakt und die Konzentration des Jahrgangs den ohnehin etwas schmelzigeren Rebsorten für mich häufig nicht zum Vorteil gereicht haben. Die vorgestellten 16er haben meistens die Nase vorn. Neben den etwas zu üppig geratenen Kandidaten gibt es aber auch einige wirklich großartige Burgunder-GGs. Man muss aber auch sagen, dass hier in Wiesbaden nur vergleichsweise wenige weiße Burgunder gezeigt werden.
Weißburgunder
In Saale-Unstrut und Franken sind für mich keine Leuchttürme zu entdecken. Ellwanger und Aldinger zeigen jeweils einen schönen Weißburgunder, aber nicht herausragend. Die Pfalz hat ein paar Highlights zu bieten, allen voran der Kirschgarten von Philipp Kuhn. Mit einem hellen, reintönigen Charakter, mineralisch-straff, kein Gramm Fett aber schöner Schmelz (91–93+). Auf Augenhöhe aber mit ganz anderem Stil der »Im Sonnenschein« von Rebholz mit einer schönen tief-gelben Frucht und der typischen Rebholz-Säure mit tollem Zug (91–93+). Die Spitze kommt für mich dieses Jahr aus Baden von Heger mit dem Winklerberg »Gras im Ofen«. Ein kraftvoller weißfruchtiger Körper wird von einer rassigen Säurespur im Zaum gehalten. Tolle Balance und nie zu laut (92–94+).
Grauburgunder
Aus Sachsen und Württemberg ist nichts Erwähnenswertes dabei. Dann bleibt nur noch Baden und da brilliert Heger wie schon beim Weißburgunder mit zwei sehr unterschiedlichen aber spannenden Grauen Burgundern. Zum einen der Schlossberg. Klassisch badisch mit viel Kraft, spürbarem Holzeinfluss und ganz viel Schmelz. Imposant kann aber noch Zeit brauchen (91–93). Der Winklerberg »Gras im Ofen« aus 2016 zeigt sich sehr viel filigraner, eleganter und weniger laut mit viel Finesse. So geht Grauburgunder (92–94+)!
Chardonnay
Der König der weißen Burgundersorten ist hier dieses Jahr nur mit fünf Weinen vertreten (alle aus Baden und alle bis auf einen aus 2016). Der Flight wird dominiert von Huber und Heger. Erneut kommt Hegers Wein aus dessen überragendem Gewann »Gras im Ofen« im Winklerberg, Jg. 16. Wirkt sehr fest, hell-mineralischer Kern, fein aber mit Substanz für ein langes Leben ausgestattet (93–95). Dann kommt der strahlende Bienenberg 16 von Huber – ein Puligny-Montrachet aus Baden. Dicht, rauchig, reduktiv, Kräuterwürze, Salz, Kreide. Grandios! (94–96)
Silvaner
Alle angestellten Kandidaten kommen aus der Silvaner-Hochburg Franken. Rudolf May kann mit zwei sehr schönen GGs überzeugen. Zum einen haben wir da einen frisch-verspielten Rothlauf mit feiner Frucht (92). Noch eine Schippe drauf packt dann der Himmelspfad mit einem vollen Körper, satter Konzentration mit reifer fast tropischer Frucht und tollem Säurespiel (93–95). Horst Sauer kann mit einem unglaublich feinen Am Lumpen 1655 begeistern. Geht in seiner floralen Aromatik fast in Richtung Viognier, ist aber dennoch so leichtfüßig und völlig ohne Schwere (93–94+).
Ahr
Der Herrenberg 16 von Stodden strömt mit einer tiefen, mächtigen Nase aus dem Glas. Veilchen, Cassis, Orangenschale und Schieferwürze. Am Gaumen intensive Rotfruchtigkeit mit Beerenaroma, straffer Säure und extraktreichem, kraftvollem Körper. Ein toller Ahr-Pinot – an den 15er kommt er allerdings nicht ganz ran, der hat noch etwas mehr Charme (93–95).
Rheinhessen
Neben den grandiosen Blaufränkisch vom Roten Hang brilliert Sankt Antony durchaus auch mit Pinot. Der Paterberg 16 verfügt über eine dunkle, kraftvolle Frucht mit Brombeere, Pflaume und viel Würze. Sehr offen, strukturiert mit feinkörnigem Tannin für ein langes Leben (93–95).
Rheingau
August Kesselers Spätburgunder aus den allerbesten Pinot-Lagen des Rheingaus zählen oft mit zur Spitze in Deutschland – so ist es auch in diesem Jahr. Der Schlossberg 16 strömt mit strahlend klar herausgearbeiteter Frucht aus dem Glas. Sauerkirsche und Waldbeeren, Nelkenwürze und feines Holz im Hintergrund. Am Gaumen sehr fein, diese hohe Intensität breitet sich schwebend im Mund aus. Zarte Tannine begleiten den langen beerigen Abgang (94–96). Dann kommt meine Lieblingslage (wenn sie klassisch und nicht überreif interpretiert wird): der Höllenberg aus 16. Tiefes rubinrot. Kraftvolle Rotfruchtigkeit mit viel Cassis, Johannisbeere, Maronen. Strahlt eine schöne Frische aus. Auch florale Noten, viel Veilchen. Die Frucht steht dem Holz gut entgegen. Ein wenig rauchig und rappen-würzig. Am Gaumen dann auch Sauerkirsche mit hohem Säurezug, schon wunderbar zu trinken. Viel Tiefe und Kraft bei kühl-präziser Stilistik, perfekte Gratwanderung zwischen Charme und Power. Ein großer Höllenberg! (95–97)
Franken
Nur Luckert und Fürst sind hier dabei. Fürst zeigt auch in 16 warum er zur deutschen Pinot-Spitze gehört – alle drei Vorgestellten sind ein Ausbund an Feinheit. Der Centgrafenberg kommt mit einem schönen rubinrot ins Glas. Wie immer bei Fürst keine zu starke Extraktion. In der Nase viel Würze, Nelke und Muskatabrieb. Ein dunkler Fruchtkern mit Cassis und Schwarzkirsche. Fein eingebundenes Holz, steinige Mineralik. Trotz der hohen Intensität wirkt der CGB nie mächtig. Präsente Tannine geben ein festes Rückgrat, langer rotfruchtiger Nachhall (95–97). Der Schlossberg zeigt sich durchscheinend granatrot. Sehr offen-intensive rotfruchtige Nase mit Kirsche und Himbeere, sehr fein. Zeigt eine große Tiefe an, absolut ruhend und erhaben. Am Gaumen enorm zart mit ganz feinkörnigem Tannin. Das ist ein reintöniger Pinot auf Samtpfoten, hocharomatisch mit unglaublich elegantem Charakter. Im Abgang Stein und Graphit. Perfekte Balance (97–98+)! Der Hundsrück ist in der Nase der ausladendste der drei Fürst Pinots. Intensiv, erdig, Waldboden, rotfruchtig mit dunklem Kern. Sehr schöne Frische, etwas Orangenabrieb und Minze. Am Gaumen schwebend fein mit purer Kirschfrucht und rassigem Geradeauslauf. Verbindet Kraft mit Finesse und massivem Zug. Unglaubliche Aromenfülle, absolut erhaben auch wenn mir der Schlossberg einen Hauch besser gefällt (96–98).
Baden
Das Portfolio von Franz Keller umfasst einige der besten Lagen des Kaiserstuhls. Pinot Noir Klone aus burgundischer Selection Massale auf vulkanischen Böden. Der Eichberg aus 16 wirkt noch leicht verschlossen mit einer Nase von Sauerkirsche, Himbeere und feiner Holzwürze. Am Gaumen dann sehr zart mit kaum merklicher weicher Tanninstruktur, gutem Säurezug und tollem Geradeauslauf. Wirkt sehr präzise und schnörkellos schön (94–95). Der Kirchberg 16 ist etwas kräftiger als der Eichberg, schöne rote Beerenfrucht mit Johannisbeere. Am Gaumen dann weich aber spürbar kraftvoll, sehr elegant. Hohe Intensität im Mund mit ausgeprägter Tanninstruktur und milder Säure. Sauerkirsche gepaart mit etwas Kaffeebohne und Piment (94–95+). Dann kommt ein überragender Schlossberg 16 mit reintöniger Kirsch-Nase, etwas Rappenwürze, Veilchen und Nelke. Am Gaumen straff und präzise mit grandioser Säurestruktur und purer Sauerkirsche für einen unglaublichen Zug (94–96+). Mit diesem puren Ausdruck kommen natürlich sofort Assoziationen ans Burgund auf. Doch bei Kellers Pinots schwingen trotz des burgundischen Einschlags immer auch dieser unverkennbar badische Terroirausdruck und diese Rassigkeit der Vulkanböden mit. Eine in dieser Reintönigkeit fast puristisch schön wirkende Kollektion mit tollem Trinkfluss, die Keller da präsentiert.
Dann kommt Julian Hubers starkes Portfolio aus 16. Los geht es mit dem Bienenberg. Sehr offenherzige, florale Nase mit Kirsche, Waldbeeren, Schlehe, Veilchen, etwas Kreide. Am Gaumen seidig-weiche Frucht, viel Sauerkirsche, Himbeere – alles unglaublich zart, sehr verspielt, leichtfüßig und tänzelnd. Rassige aber pointierte Säure, das trinkt sich unglaublich easy, das hat ganz viel Charme (93–95+). Sommerhalde ist schon tiefer als Bienenberg, dunkler, deutet Kraft an bleibt aber auch beeren-duftig. Mit zunehmender Reife wird diese Duftigkeit zurückgehen und mehr dieser würzige Kern hervortreten. Getrocknete Blüten, Waldbeeren, eine tiefe rote Würze, Nelke, Graphit. Auch am Gaumen etwas voluminöser als der Bienenberg, prägnante Säure- und Tanninstruktur, fast ins zitrische gehend, sehr frisch. Insgesamt eine tolle Balance, etwas seriöser als der verspielte Bienenberg (94–96). Der Schlossberg zeigt eine klare, reintönige Nase, reine Kirsche, Schlehe, Asphalt. Am Gaumen etwas griffiger, weniger Fruchtbetont, mehr fest-mineralisch mit Graphit und Blei. Braucht Zeit, wirkt noch sehr fest und dicht, aber wartet mit extrem poliertem und kräftigem Tannin auf. Zeigt bereits große Harmonie und Länge – die Zeit wird hier einen erhabenen Wein freisetzen (95–96+). Dann der Wildenstein, die beste Parzelle im Bienenberg. Schöne offene Nase, Sauerkirsche, Cassis, Brombeere, etwas Rappenwürze. Wirkt insgesamt sehr dunkel-beerig und würzig. Am Gaumen pure Sauerkirsche, sehr zart, ultra-geschliffene Tannine, ganz viel Charme und filigrane Power, unglaublich elegant mit kreidig-kalkigem Unterbau. Wirkt sehr erhaben (95–97).
Pfalz
In einem Flight mit drei Knipser-Weinen aus 14 und dem Idig Pinot von Christmann sticht der 15er Kirschgarten von Kuhn für mich positiv hervor. Knipser hat für meinen Geschmack in der Jugend immer einen Tick zu penetranten Holzeinfluss, der Idig aus 14 ist fein aber nicht herausragend. Kuhns Kirschgarten 15 präsentiert sich mit offener, klarer Nase mit purer Sauerkirsche und ein wenig Johannisbeere. Dahinter lässt sich ein tief mineralischer Kern erahnen, gut eingebundene Holzwürze. Am Gaumen ein unglaublicher Zug, das ist fast roter Riesling so rassig ist das. Pure Sauerkirsche rinnt mit super Trinkfluss über den Gaumen, diese zitrische 15er-Säure gibt dem Pinot einen genialen Kick (94–95+).
Dann kommt der Moment, auf den ich mich schon lange gefreut habe: die 15er Pinots von Friedrich Becker. Ich bin sehr gespannt was der Großmeister aus der Südpfalz aus dem Spitzenjahrgang herausholen konnte. Der Sankt Paul verfügt über eine sehr fein-würzige Nase, nicht ganz so kraftvoll intensiv wie Heydenreich und Kammerberg. Viel Graphit, Stein, und Kalk in der Nase dahinter ein glasklarer Fruchtkern mit Blaubeeren, Brombeere, sehr dunkel und tief, auch Schlehe. Am Gaumen wirkt der SP etwas robuster als der Kammerberg und der Heydenreich, sehr kraftvolle Tanninstruktur, zitrische Säurespur, viel Salz und Kreide am Gaumen, extrem langer Abgang. Mächtig, braucht Zeit (95–97). Der Kammerberg mit sattem granatrot. Enorm intensive erdig-pflaumige Nase mit schwarzfruchtigem Kern, Sandelholz, Brombeere, Cassis, Schwarzkirsche. Am Gaumen noch straffer, direkter als der Heydenreich. Dafür mit etwas weniger Intensität, hat nicht ganz diese innere Wucht des Heydenreich. Doch der Kammerberg ist unglaublich zart und weich, trotz massiver Tanninstruktur. Schwebende Kraft, rassige Säure, tief-mineralischer Kern, sehr fest und druckvoll. Ganz große Ansätze für die Zukunft (96–98).
Und dann der Heydenreich in tiefem granatrot. Eine unglaubliche Intensität in der Nase, das ist so tief, da kann man sich drin verlieren. Erdige Würze, Nelken, Zimt, Muskat und so viel Sauerkirsche, Cassis, gar Pflaume, Schlehe. Ein dunkler schwarzfruchtiger Kern schlummert da in der sich offenbarenden unglaublichen Tiefe. Am Gaumen sehr druckvoll, diese rassige Säure transportiert die Aromenintensität und die Wucht des vollreifen Jahrgangs 15 fast schwerelos über den Gaumen, so erhaben und ausbalanciert. Dann beißt sich eine intensive kalkige Mineralik mit unglaublichem Gripp am Gaumen fest. Feinste Tannine. Endloser Abgang. Großes Pinot-Kino. (98–100)
Fazit Spätburgunder
Das deutsche Pinot-Triumvirat Fürst, Becker und Huber zementiert seinen Stand an der Spitze erneut ein. Beckers 15er mit unbändiger Power, perfekter Extraktion und enormer Tiefe – eine Urgewalt. Sehr beeindruckend, aber sie brauchen definitiv noch einiges an Zeit. Fürsts 16er glänzen mit grandioser Eleganz und Finesse. Huber zeigt auch mit seinen 16ern insgesamt wieder eine äußerst stimmige Lagenkollektion mit tollem Terroirausdruck und ganz eigenem Stil. Meinen persönlichen Geschmack trifft Fürst am ehesten, das sind so raffinierte und trotz all der Klasse einfach unglaublich trinkige Pinots. Alle drei sind Meister ihres Fachs – was soll man dazu noch mehr sagen.
Versteigerungsweine
Als besonderes Highlight werden am Sonntag im Anschluss an die Burgundersorten noch die Versteigerungsweine per Tischpräsentation in Anwesenheit der Winzer gezeigt. Der Raum ist gut gefüllt, das Interesse an der Veranstaltung sehr groß. Viele nutzen die Gelegenheit mit den Vertretern der Weingüter zu sprechen, während die GG-Premiere bewusst in Abwesenheit der Winzer stattfindet, um keine Beeinflussung in irgendeiner Art aufkommen zu lassen. Gezeigt werden wie immer besonders gute Fässer einiger GGs, Sondereditionen, Kabinette, Spätlesen und edelsüße Rieslinge. Einiges davon auf absolutem Weltklasse-Niveau.
Ein blasses gelb im Glas, fast scheu wirkend. Es folgt eine glockenklare, ultra-feine Nase, weißfruchtig, Birne, helle Melone, ein Anflug von Honigwaben im Hintergrund. Das ist unglaublich raffiniert, so hohe Komplexität in schwebender Feinheit. Am Gaumen genauso fein wie es die Nase versprochen hat, tänzelnd aber dabei hocharomatisch. So verspielt und gleichzeitig erhaben. Kräuterwürze, weißes Steinobst, sehr feiner Säurenerv. Großartig! (96–97)
Zartes Zitronengelb. Helle weißfruchtige Nase mit feiner Würznote. Sanfter Aprikosenduft, floral-verspielt, extrem elegant und fein. Da ist nichts Lautes, alles ist harmonisch. Auch Stein und Kreide. Am Gaumen dann sehr trocken, rassig-zitrisch, man erkennt Cornelius Dönnhoffs Handschrift. Eine enorme innere Spannung wird von einer messerscharfen Säure aufgeladen, ganz viel Tiefe andeutend. Viel Schiefermineralität tritt mit ordentlich Nachdruck hervor bei gleichzeitig so geschliffener Feinheit, milde Haptik im Mund und dennoch diese Zugkraft. Eine schwer zu beschreibende Harmonie liegt in diesem Wein. Ein Riesling-Monument für die Zukunft. (98–100)
Zartes grün-gelb changiert im Glas. In der Nase kommt direkt dieser klassische Schäfer-Fröhlich Sponti-Ton. Das wirkt zunächst etwas wild, aber bindet sich mit der Zeit absolut ein. Dahinter lauert eine gelbfruchtige zarte Süße. Am Gaumen total elegant mit feiner Verspieltheit und grandios polierter Säurestruktur, die zu einem beängstigenden Trinkfluss führt. Getrocknete Zitrusfrüchte, Orangenzeste, kaum merkliche Süße – dieser Riesling schwebt förmlich über den Gaumen. Aromatischer, sehr langer Abgang. Ein riesiger Spaßmacher. (95–97)
Expressive Sponti-Nase, noch reduktiv, Rauch und nasser Stein, Zitrus, wirkt insgesamt sehr druckvoll. Am Gaumen dann glockenklar, minzig-kühl mit tiefer Kräuterwürze. Kaum Frucht – ein steinig-mineralischer Extremist, aber so spannend bis in den langen sehr salzigen Abgang. (96–97+)
Sehr schöne offene weißfruchtige Nase. Traubig, weißer Pfirsich, feiner Schmelz mit einem Hauch Honig und etwas Hefe. Kleidet den Mund mit steinigem Zitrusaroma aus – tolle Intensität, dann etwas Kiwi und Limette im enorm feinen aber sehr langen Nachhall. (95–97)
Ganz grandiose Feinheit in der Nase, Aprikose gepaart mit dieser zitrischen Schieferrassigkeit, tolle Frische. Limetten, Kräuter, nasser Stein, ganz leicht ins Tropische gehend. Am Gaumen super-fein und gleichzeitig hocharomatisch. Süße, ganz reife Amalfizitrone, Basilikum und salzige Ananas. Mit diesem magischen Trinkfluss bei 11 Gramm Säure, die in keinster Weise negativ auffallen. Das ist ein Muster-Kabinett von der Saar. (94–96)
Hochfeiner Pfirsich-Aprikosen-Duft, dahinter gebeizte Zitrone und knackiger grüner Apfel. Was für ein zart-aromatisches Bukett! Im Mund dann diese salzige Zitrus-Ananas-Kombi. Pikante Säure, Schiefer und Stein ummantelt von zarter, gelber Frucht. Tolle Harmonie, absolut ruhend, tänzelnd fein. Wahrscheinlich die beste Auslese die ich bis dato aus 17 im Mund hatte. (95–97+)
Riesling
Dann ist es endlich soweit, die Königin der weißen Rebsorten kommt am morgen des zweiten Tages direkt mit einem Paukenschlag auf den Tisch.
Mosel-Saar-Ruwer
Fünf mal Heymann-Löwenstein sorgt für einen imposanten Auftakt. Für mich brilliert der Röttgen in diesem Flight mit seiner kargen Präzision, steinig-rassig aber dennoch mit einem gewissen Schmelz für diesen Löwenstein’schen Charme ausgestattet (94–96).
Im nächsten Flight liefern sich Loosen und Schloss Lieser ein Duell auf Augenhöhe. Zwei Mal Himmelreich, zwei Mal anders interpretiert. Loosen zeigt sich sehr zitrisch, viel Grapefruit, langanhaltend mit schöner Balance, fast fragil wirkend in dieser Feinheit (93–96). Lieser ist noch leicht reduktiv aber sehr saftig mit viel Zug und schöner Frucht. Am Gaumen dann mit hoher Intensität, einnehmend (93–96). Beide mit grandiosem Potenzial. Die Wehlener Sonnenuhr von Loosen ist verspielt und schwerelos mit Steinobst und Würze, für mich aber 2017 im momentanen Stadium knapp hinter dem Himmelreich (93–95+). Lieser hat dann aber noch einen überragenden Niederberg Helden im Programm. Auch hier noch Reduktion in der Nase dann Zitrus, nasser Stein, Kräuter. Am Gaumen zeigt sich eine enorme Tiefe, deutlich trocken mit Nachdruck und pikanter Säurespur. Langer Abgang mit feinem Schmelz. Ein fantastischer Helden 17 mit großer Zukunft! (95–97)
Fritz Haag ist dann ein völlig anderer Stil aber in seiner Art auch sehr gelungen. Juffer mit schönem Schmelz und kräftigem Körper, weniger Frucht mehr auf der würzigen Seite. Insgesamt etwas voller und runder als Lieser (93–95). Die Juffer-Sonnenuhr zeigt ebenfalls einen grandiosen Schmelz, intensiv am Gaumen und fast etwas barock wirkend mit üppiger reifer Gelbfruchtigkeit (94–95+).
Weiter geht es dann mit der Saar, die mir dieses Jahr noch besser gefallen hat als die Mosel. Ein strahlend-schöner Abtsberg von Grünhaus macht den Auftakt und setzt schon gleich eine Bestmarke. Kräuter-würzig, hauchzart und so aromatisch. Ganz feine Haptik am Gaumen bei rassiger Saar-Säure. Insgesamt einfach total stimmig und sehr harmonisch. Da reift ein großer Wein heran (96–97+). Etwas lauter zeigen sich dann die Rieslinge von Peter Lauer. Hervorragend ist das Kupp GG. Reduktion in der Nase, aber dennoch offenbart sich ein glockenklarer weißfruchtiger Kern. Am Gaumen dann fast opulent in seiner Intensität. Schmelz, Hefe, viel Extrakt, cremige Haptik. Ein ganz eigener Stil, den Peter Lauer da entwickelt hat (94–96+). Dahinter wirkt dann Zilliken vielleicht noch etwas feiner als es eh schon ist. Der Rausch ist von filigraner Statur, ganz zarte Nase, sehr feine Aromatik. Alles schwebt – dennoch mit guter Dichte (94–95+).
Rheingau
Los geht es mit dem großen Rheingau-Klassiker Gräfenberg von Weil. Rauchig, dicht, man kann Tiefe erahnen. In diesem Stadium noch sehr zurückhaltend-filigran. Aber wer den Gräfenberg kennt weiß, dass dieser Wein mit der Zeit ordentlich zulegen kann (93–95+). Dann folgt das nächste Monument: der Marcobrunn. In der Interpretation von Achim von Oetinger zeigt sich der Wein zart mit feiner Aprikosencreme in der Nase. Glasklar und cremig, sehr konzentriert und dabei absolut harmonisch (94–97). Floral-verspielt zwischen weißer und gelber Frucht changierend ist der Siegelsberg aus gleichem Haus. Die Nase wirkt cremig-hefig, der Wein bekommt ein langes Hefelager im Edelstahl. Am Gaumen dann straff, knackig und klar strukturiert (92–94+).
Mit einem Jahr längerer Reife, was spürbar gut getan hat wird nun der Doosberg aus 16 von Peter Kühn vorgestellt. Grandiose offene Nase, die in sich ruht, mürber Apfel, Heu, Quitte, etwas Hefe und feines Holz. Reife samtige gelbe Frucht, Kräuter und Tabak breiten sich im Mund aus, ganz feine Haptik und große Länge. Alles in Balance, sehr berührend (95–98).
Nahe
Den Auftakt an der Nahe macht Diel mit den drei Spitzen-GGs Pittermännchen, Goldloch und Burgberg. Letzterer hat die bereits offenste Nase der drei. Sehr sortentypisch, zeigt auch etwas Frucht, durchaus charmant (92–93+). Das Goldloch präsentiert sich etwas zugeknöpfter, steinig und leicht floral im Hintergrund. Am Gaumen dann straff und druckvoll, eher karg, trocken (93–95+). Das Pittermännchen offenbart eine erhabene, wenn auch reduktive Nase. Weißfruchtig, leicht hefig, Zitrusfrüchte. Im Mund dann wie das Goldloch mit einem sehr puristischen Stil, etwas Grapefruit und extrem viel Schieferrasse und Salz. Ein ungeschminkter Terroir-Ausdruck (94–96+). Ein sehr gelungenes GG-Trio!
Gut Hermannsberg ist ebenfalls im Team Late-Release und zeigt dieses Jahr also die 16er. Das Weingut ist seit Jahren im stetigen Aufwind und ist mittlerweile oben angekommen. Der Hermannsberg mit gelbfruchtiger Nase, Nektarine und Honig. Rassige Säure mit strammem Geradeauslauf, Salz und Blutorange bis in den langen Nachhall (94–96+). Die Kupfergrube hat eine leichte Sponti-Nase, dahinter Quitte und Kräuter. Am Gaumen dann sehr hell und klar. Trocken mit hohem Extrakt und viel Kraft bis in den feingliedrigen Abgang (94–97).
Und jetzt kommt Dönnhoff, dessen Weine mich in der Gesamtheit mit am meisten berührt haben. Das ist die kompletteste und schlüssigste Kollektion in 17, gekrönt vom Brücke GG Versteigerungswein – wohl der beste Riesling der Veranstaltung für mich.
Los geht es mit dem Krötenpfuhl. Sehr reintönige sortentypische Nase, etwas floral-verspielt. Am Gaumen dann aber sehr straff mit viel Zug. Grapefruit und Stein, feste Spannung. (94–96) Weiter geht es mit dem neuen Höllenpfad im Mühlenberg. Der Roxheimer Höllenpfad ist ja eigentlich eine Erste Lage bei Dönnhoff. Dieses GG aber stammt aus der besten Parzelle im Herzen des Höllenpfades mit alten Reben, deren Trauben nun seit diesem Jahr zum ersten Mal getrennt vinifiziert wurden. Sehr klare offene Nase mit gelbem Steinobst, Grapefruit und nassem Stein. Im Mund trocken-rassig mit pikanter Säure. Aber mit sehr weicher Haptik, tiefem gelbfruchtigem Kern und satter Mineralik. Wirklich ein toller Wein und ein absolut würdiges GG-Debüt (95–97). Es folgt das Dellchen, etwas reduktiver als die ersten beiden. Reife Zitrone und etwas Basilikum in der Nase. Am Gaumen zwar kompromisslos trocken aber sehr fein und poliert mit einer reifen Säurestruktur. Perfekte Gratwanderung zwischen Stahligkeit und Feinheit (96–98). Nun das Felsentürmchen aus dem Felsenberg. Wieder eine glasklare etwas verspielte Nase – Apfel, Quitte, Stein. Am Gaumen dann erneut diese charakteristische Straffheit, puristisch aber extrem präzise vinifiziert. Beim Felsentürmchen schwingt aber noch ein ganz feiner Schmelz, eine gewisse Verspieltheit mit und verleiht einen besonderen Charme (96–98). Man denkt jetzt kann das Vorausgegangene eigentlich nicht mehr getoppt werden, dann kommt die Hermannshöhle und setzt noch einen drauf. Feiner Zitrusduft und viel Dönnhoff’sche Steinigkeit. Am Gaumen die Weiterentwicklung des Dellchens und Felsentürmchens. Fein, hocharomatisch mit heller Frucht aber zarter, anschmiegsamer als die anderen Dönnhoff-GGs. Totale Harmonie und in sich ruhende Strahlkraft (97–98+).
Ebenfalls herausragend präsentieren sich die GGs von Schäfer-Fröhlich. Alle Weine zeigen mal mehr, mal weniger deutlich die typische Fröhlich-Reduktion und Sponti-Noten, die mich immer etwas an Knoblauch erinnern aber mit der Reife verfliegen. Der Felsenberg mit extraktreichem Körper, stahliger Säure, Kräuterwürze und unglaublich viel Druck – der Wein platzt beinahe vor Spannung (95–96+). Felseneck zeigt sich rauchig mit Gewürznoten, sehr spannend. Im Mund dann hauchzart mit geballter Intensität, ganz sanft deutet sich da ein immenser Nachdruck an, ohne jedoch laut werden zu müssen. Beeindruckend (96–97+)! Weniger rauchig als der Felseneck, aber ebenso reduktiv ist dann der Stromberg. Zeigt sich klar und hellfruchtig, Zitrusfrucht mit viel Grapefruit, stahlig-kernige aber polierte Säure und langem steinigem Ausklang (94–95).
Dann folgt ein Duell der Giganten – das Frühlingsplätzchen jeweils in der Variante von Frank Schönleber und Tim Fröhlich. Schönleber mit reifer gelber Frucht, Quitte etwas Honig und Butter. Am Gaumen dann zwischen klarer, weißer und reifer gelber Frucht changierend, eingerahmt von einer rassigen Säurespur, feine Spannung, langes poliertes Finish. (94–96) Fröhlich wieder stark reduktiv in der Nase, am Gaumen dann aber mit weichem saftigem Fruchtkern. Wirkt enorm dicht und mundwässernd bis in den fein-salzigen Abgang (94–97). Mir persönlich gefällt Schäfer-Fröhlich einen Tick besser. Schönleber hat dann noch einen sehr erhabenen Halenberg dabei. Mit beeindruckend dichtem und unglaublich spannungsgeladenem Kern. Man fühlt die Power die da in der Tiefe lauert. Hohe Intensität am Gaumen mit viel Zitrus, Apfel und Stein aber dabei immer schwebend fein. Hat grandiose Anlagen für die Zukunft (95–97).
Rheinhessen
Für mich dieses Jahr neben der Nahe und der Saar ebenfalls ganz oben mit dabei. Ein Garant für preiswerte und absolut hochklassige Rieslinge ist immer Sankt Antony. Ein warmer gelbfruchtiger Orbel mit Quitte und Mirabellen in der Nase macht den Anfang. Am Gaumen weich und reif mit mürbem rotem Apfel sowie milder aber präsenter Säure. Der würzige Kern des Rotliegenden kommt schön zur Geltung, toller Terroir-Ausdruck (94–95). Die Nase des Hipping zeigt sich eher mit weißfruchtigem Steinobst und kreidiger Mineralik. Am Gaumen dann würzig mit Physalis und überreifer Grapefruit. Zeigt viel Charme und Wärme (94–96+). Das Pettenthal verführt mit einem hochfeinen Duft nach Quitte und zermahlenem Stein, etwas Holz und Hefe im Hintergrund. Im Mund mit reifem mürbem Steinobst, zitrischem Kern, weicher Säurestruktur und sehr viel typischem Pettenthal-Schmelz (94–97). Felix Peters hat für Sankt Antony mit seinen GGs sehr treffend den Charakter jeder Lage herausgearbeitet. Das sind sehr elegante, gelbfruchtig-weiche Rieslinge mit zarter Würze, die jetzt schon sehr offen sind und viel Genuss bereiten.
Dann kommt eine Kollektion, die mich ebenfalls sehr beeindruckt hat: Wittmann. Zunächst die Aulerde mit Zitrus, Tabak und Rauch. Eher schlank, sehr elegant, zitrisch-karg. Süßliche reife Zitrone, fester Kern, phenolischer Gripp, sehr präzise (93–94+). Das Kirchspiel dann bereits in der Nase mit salzigen Zitronen, Mirabellen, wirkt sehr fest. Am Gaumen ebenso grandioser Geradeauslauf wie die Aulerde mit ganz viel Zug. Warm-würziger Kern mit hellem Tabak und feinem Schmelz (95–97). Das Brunnenhäuschen hat viel reifes gelbes Steinobst in der Nase, auch Maracuja, leicht laktisch. Blutorange und Schwarztee und Tabak am Gaumen bis in den langen phenolisch-grippigen Abgang (95–96). Und dann als Krönung der Morstein. Die Nase wirkt erhaben, in sich ruhend aber noch reduktiv-verschlossen. Ein wenig Minze, Kreide, kaum Frucht. Am Gaumen dann mit enormer Intensität – Zitrus, Stein, Salz. Minzig-kräutrig mit pikantem Säurenerv, extrem geschliffen. Endloser Abgang mit feiner Kühle im Mund (97–98). Tatsächlich lag der Morstein von Philipp Wittmann bei mir einen Hauch vor KP Keller.
Auf dem gleichen, überragenden Niveau mit den Allergrößten in Rheinhessen hat Schätzel dieses Jahr seinen ohnehin schon hohen Stand bei mir nun einbetoniert. Durchaus etwas unkonventionelle, aber ebenso sensationelle Weine hat Kai Schätzel hier dieses Jahr präsentiert. Von den fruchtsüßen Kabis (Versteigerungsweine) bis über die GGs war ich ausnahmslos begeistert. Der Ölberg ist in der Nase noch reduktiv aber mit würzigem Kern. Im Mund dann erfrischend und lebhaft mit zarter Säure und super Trinkfluss. Mit etwas Luft jetzt schon recht zugänglich, macht Spaß (94–95+)! Hipping dann mit etwas wilder Reduktion. Dahinter komplett ohne Frucht – nur Stein und Kräuter. Am Gaumen mit grandioser Tiefe, sehr erhaben und ausgewogen mit Grapefruit, Melone und Schwarztee. Leicht phenolisch vom Schalenkontakt aber bis in den Abgang sehr fein (95–97+). Dann kommt das Pettenthal aus 16. Sponti-Nase, immer noch etwas reduktiv. Mit Kräuterwürze, Quitte und Tabak. Im Mund eher gelbfruchtig mit reifen Mirabellen, Nektarine aber immer sehr straff und präzise mit stahligem Säure-Rückgrat (94–97+). Ich kann mich nicht entscheiden welcher mir besser gefällt, beide sind auf ihre Art grandios.
Pfalz
In der Pfalz geht es gleich angemessen weiter mit Philipp Kuhn, der sich im Flight mit Knipser befindet und für meinen Gaumen die Nase vorne hat. Ein expressiver Zeller Schwarzer Herrgott macht den Auftakt mit reifer gelber Frucht, Maracuja und reifer Nektarine. Cremig aber nicht opulent, immer von einer sanften Säurespur im Zug gehalten. Schöne Verbindung aus der reifen Gelbfruchtigkeit mit der kühleren Stilistik des Zellertals (93–95+). Der Saumagen ist deutlich zurückhaltender als der Herrgott. Klare helle Frucht, Limettenabrieb und kreidig-kalkige Anklänge. Kühler Stil mit mildem Gripp und einer gewissen Phenolik (93–95+). Zwei sehr unterschiedliche Lagen aber eine klare Handschrift ist immer zu erkennen. Sehr gelungen!
Es folgt ein Flight Pechstein in dem Bürklin-Wolf mit dem Late-Release 16er mir etwas besser gefällt als Bassermann und Mosbacher. Letzterer zeigt allerdings ebenfalls einen wirklich tollen Pechstein. Sollte man im Auge behalten, wenn es hier weiter so bergauf geht.
Dann zeigen Mathieu Kauffmann und sein Team bei von Buhl Rieslinge mit riech- und schmeckbar französischem Einschlag. Die Weine weisen teilweise laktische Noten (Molke, Joghurt) vom biologischen Säureabbau auf, die in Richtung Chablis gehen. Wer also gerne Nord-Burgund trinkt wird hier auf seine Kosten kommen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, mal erfrischend anders bei so vielen gleichgeschalteten GGs.
Los geht es mit dem Jesuitengarten aus 16. Reintönige Nase, feine Extraktsüße eingerahmt von einer milden reifen Säure. Eher schlank, aber cremig und mit einer gewissen Pikanz durch fast komplette Abwesenheit von Restzucker. Sehr harmonisch (94–97)! Vom Ungeheuer wird der aktuelle Jahrgang 17 präsentiert. Ausgewogene Nase mit Limettenabrieb, Grapefruit, weißem Pfeffer und Stein. Am Gaumen sehr hellfruchtig und klar mit Limette und Zitronenmelisse. Gute Konzentration und dennoch wirklich elegant. Feiner Gripp mit leicht salzigem Abgang (94–97).
Die Krönung ist das Kirchenstück aus 16. Hochfeine harmonische Nase mit hellem Kern. Zitrus, leichte Meeresbrise. Am Gaumen dann enorm intensiv und einnehmend, aber gleichzeitig unendlich fein bleibend. Eine zarte Symphonie aus reifer Zitrone, Physalis und Salz. Ultra-elegant, schwebend, aber mit immensem Nachdruck (96–98+).
Es folgt der Kastanienbusch von Rebholz, ebenso immer mit einem ganz eigenen Stil. Zarte Nase von gelbem Steinobst, Pfirsich, Nektarine, Boskoop und Wiesenkräuter. Am Gaumen sehr ausgewogen, die typische Rebholz-Säure ist hier sehr geschliffen. Hoher Extrakt, aber vom Charakter eher filigran bleibend. Würzig-straff bis in den langen Abgang mit widerhallenden Kräuter-Aromen (94–96+).
Ein weiteres Highlight ist der Idig von Christmann. Die Nase wirkt noch reduktiv-verschlossen. Kaum Frucht – nasser Stein, karg-mineralischer Charakter. Im Mund dann mit unfassbar cremigem Schmelz, total vereinnahmend. Hellfruchtiger samtig-weicher Kern, der eine spannungsgeladene innere Wärme ausstrahlt. Eine nahezu ungreifbare Tiefe wohnt diesem Riesling inne. Im aktuellen Stadium kann man vielleicht etwas die Präzision verleihende Säure vermissen, aber dieser Stil ist so eigen und markant, dass es hier nichts auszusetzen geben kann – der Wein ist erhaben. Wenn er sich perfekt entwickelt kann das in 15 Jahren ein deutscher Montrachet sein (96–99).
Franken
Neben Luckert und Knoll hat mich vor allem der Am Lumpen 1655 von Horst Sauer begeistert. Weißfruchtig mit viel Birne und Apfel, salzig-mineralischer Kern. Glasklar und pur, ausdrucksstark mit hoher innerer Spannung. Eine grandiose Lumpen Expression in sehr reintöniger Form (94–97). In der selben Liga spielt die Spitzenlage Centgrafenberg von Fürst. Birne, Limettenabrieb, rauchig, leichte Reduktionsnoten. Hohe Konzentration aber fast schwerelose Feinheit, tolle Balance. Sehr persistent bis in den Abgang mit salziger Zitrone, phenolischem Gripp und nassem Stein (94–97).
Württemberg
Aldinger zeigt mit dem Gips Marienglas ein sehr schönes GG. Am meisten beeindruckt hat mich aber der Steingrüben von Dautel. Reduktion und Sponti-Noten in der Nase. Man erahnt Zitrus, Stein und Kräuter – kaum Frucht. Am Gaumen dann noch mehr intensive Salzigkeit, Kräuterwürze mit straffem Zug in sehr puristischer Anmutung. Ein Riesling mit der Statur eines Athleten, kompromisslos. Erinnert fast ein wenig an Dönnhoff in diesem Stil (94–96+).
Riesling Fazit
Die absoluten Spitzenerzeuger haben wie jedes Jahr mit vielen ihrer Weine voll überzeugt. Aber in fast allen Regionen besonders aber in der Pfalz, Baden, dem Rheingau und auch teilweise an der Mosel ist der Mittelbau 2017 doch deutlich heterogen-durchwachsen.
Am meisten begeistert mich in der Gesamtheit dieses Jahr die Nahe. Hier findet man sehr viele trockene, puristisch-stahlige, reintönige Rieslinge mit tiefem Terroir-Ausdruck und feiner Präzision. Die Krönung setzt der starken Gesamtleistung aus der Region dann Dönnhoff auf, der für mich die Riesling-GG-Kollektion des Jahres präsentiert hat. Cornelius Dönnhoffs Weine sind noch einen Tick trockener als die seines Vaters Helmut und dadurch so präzise auf den Punkt.
Im Mosel-Saar-Ruwer-Trio ist die Saar meiner Meinung nach sogar noch etwas spannender als die Mosel. Lauer und Van Volxem präsentieren herausragende Weine und auch Maximin Grünhaus stellt für die Ruwer mit dem Abtsberg für mich eines der besten GGs an.
Im Rheingau zeigen die führenden Erzeuger einige tolle Weine, die sich grandios entwickeln werden. Kühn schwebt für mich persönlich mit seinen Gewächsen in einer eigenen Sphäre momentan – das ist ganz groß. Insgesamt sehe ich die Region aber nicht auf den vorderen Rängen in 2017, das Gesamtbild haut mich nicht vom Hocker dieses Jahr.
Sehr ins Herz geschlossen habe ich hingegen Rheinhessen, das sich erneut sehr stark gezeigt hat, besonders die Rheinfront. Wer weiche reife Frucht, satte Konzentration und gleichzeitige kraftvolle innere Spannung sucht, wird dieses Jahr in größerer Breite eher in Rheinhessen fündig als an der Mittelhaardt meiner Meinung nach. Gerade bei Sankt Antony, Wittmann und allen voran Schätzel, der eine bärenstarke Kollektion gezeigt hat und mein Coup de Coeur ist.
Auch die Franken dürfen nicht unerwähnt bleiben. Sie haben sowohl bei den Silvanern als auch bei den Rieslingen und Pinots einige der Highlights dabei und zeigen sich wieder ganz unaufgeregt mit in der Spitze. Fürst und Horst Sauer brillieren mit ihren Gewächsen.
Aushängeschild für den deutschen Wein
Die GG-Premiere gibt einen tollen Überblick über den Jahrgang 2017, der in mancher Hinsicht vielleicht etwas unterschätzt wird. Es zeigen sich bei vielen Weinen sehr gute Reife, hohe Extrakte, Dichte und Tiefe bei ausreichenden Säurestrukturen. Es sind wirklich grandiose Weine dabei. von denen einige die herausragenden Jahre 16 und 15 noch übertreffen können. Diese Veranstaltung strahlt in allen Belangen höchste Professionalität aus und ist wirklich ein tolles Aushängeschild für den deutschen Wein, der auch bei den Trockenen zweifellos in der Weltspitze mitspielt.
Mosel-Saar-Ruwer
Riesling Röttgen 2017
Zartes Zitronengelb. In die Nase strömen abwechselnde Zitrusfrüchte, etwas Ingwer, ein Anflug von Sponti-Noten, etwas reduktiv und hefig aber gleichzeitig sehr klar. Am Gaumen dann puristisch, straight. Satte reife Säure, Stein, Kräuter, kraftvoller Fruchtkern fast etwas tropisch, viel Salz, Schieferwürze – da ist ordentlich was los im Mund. Aber alles sehr geordnet, präzise vinifiziert mit gutem Geradeauslauf. Klar hat das mächtig Power und Druck, aber weniger barock-opulent wie früher, geschliffener und raffinierter. Viel Glyzerin entsteht während der Spontangärung, das zieht Schlieren im Glas und sorgt zusammen mit der Hefelagerung für dieses persistente Mundgefühl, diese geniale Haptik am Gaumen. 94–96/100
Riesling Uhlen – Roth Lay 2017
(Fassprobe am Weingut) Zitronengelb mit goldenen Reflexen fließt der Roth Lay ins Glas. Der erste Eindruck in der Nase ist eine zitrische Frische, Limettenabrieb, Schwarztee, dahinter Eukalyptus und Zitronenmelisse. Die Nase ist natürlich auch noch etwas von der Hefe geprägt. Eine tief verankerte Würzigkeit offenbart sich, abgerundet von Iod. Zwischenzeitlich meint man ganz kurz einen Anflug von Tropik zu vernehmen, salzige Ananas. Doch die Nase kehrt immer wieder in diese sehr präzise zitrisch-würzige Steinigkeit zurück, da ist sogar etwas Muskatnuss. Im Mund breitet sich der Wein mit Intensität aus, reife Quitte, Mirabelle, zwischen weiß- und gelbfruchtig changierend, sehr fein ziselierte Säure, tolle Haptik am Gaumen. Der Wein zeigt sich noch etwas verspielt, auch zurückhaltend, aber mit einer unglaublich langen Salzspur über die Zunge bis in den Abgang. Das Finish ist langanhaltend, aber noch von Phenolik geprägt, keine Adstringenz, aber eine leichte Bitternote sorgt für einen interessanten Nachhall. Viel Kraft und Intensität sind da zu spüren, man hat die Tiefe des Extraktes förmlich am Gaumen. Der Wein zeigt bereits jetzt eine gute Komplexität, das weitere Jahr auf der Hefe im Fass wird ihn zu einem großen, in sich ruhenden Riesling heranreifen lassen. Die Ansätze sind bereits jetzt beeindruckend – so viel Intensität so fein transportiert. 95–97+/100
Riesling Juffer 2017
Leicht reduktive Nase, viel Stein, Kräuter und Salz, etwas Zitrone aber insgesamt weniger Frucht. Am Gaumen voluminös, cremig, sehr zarte aber präsente Säurestruktur. Viel Kräuter- und Gewürznoten leiten da in den langen Abgang. Sehr schmelzig-feiner Charakter mit kräftigem Körper. 93–95+/100
Riesling Juffer-Sonnenuhr 2017
Schönes kraftvolles goldgelb. Ebenso wie das Juffer GG eher karge Nase, steinig-puristisch aber sehr klar und mit schöner Frische. Am Gaumen dann eine kraftvolle Gelbfruchtigkeit, sehr reife, volle Frucht mit gelbem Pfirsich, etwas Maracuja. Zeigt viel Schmelz am Gaumen, wirkt fast etwas barock mit dieser reifen gelben Frucht, ein Mosel-Klassiker. 94–95+/100
Riesling Wehlener Sonnenuhr 2017
Blassgelb im Glas. Zarte Aprikose, viel Grapefruit, feine Schieferwürze. Am Gaumen dann sehr präsent, aber immer zart bleibend, verspielt und schwerelos mit Grapefruit, etwas Blutorange mit leichter Phenolik, samtige Säurestruktur. Langer Abgang mit viel Zitrusfrucht und Stein. 93–95+/100
Riesling Himmelreich 2017
Die Nase ist noch etwas reduktiv von Sponti-Noten geprägt aber bereits sehr fein. Kräuter, weißes Steinobst, reifer Pfirsich. Im Mundraum dann eine super Präsenz, da werden alle Geschmacksknospen angesprochen. Reifer grüner Apfel, Zitrus, sehr knackig mit viel Zug, toller Geradeauslauf, enorm saftig und animierend. 93–96/100
Riesling Niederberg Helden 2017
Wie auch beim Himmelreich ist die Nase noch etwas verschlossen, reduktiv, etwas Sponti. Im Hintergrund offenbart sich viel Zitrusfrucht, Grapefruit, nasser Stein, auch Kräuter, wenn sich die Reduktion mit etwas Luft verflüchtigt wird der tief mineralische Kern freigelegt, der momentan nur zu erahnen ist. Im Mund eine rassige Säure, sehr pikant, knochentrocken, verleiht dem Helden GG eine sehr spannende Würzigkeit. Grapefruit, reifer Pfrisich, Schiefer – alles mit viel Nachdruck im Mund. Der persistente Abgang wird von einem sehr feinen Schmelz begleitet, tolle Haptik. Große Zukunft. 94–97/100
Riesling Abtsberg 2017
Viel Kräuter und Würzigkeit in der Nase, Suppengrün, Majoran, etwas Muskat, ein Touch Honig. Im Mund dann eine unvergleichliche Feinheit, diese rassige Saar-Säure wird in ein so zart-schmelzendes Gewand verpackt. Das ist federleicht und doch so aromatisch. Auch am Gaumen viel Kräutrigkeit, getrocknete Kornblumen und viel zitrische Steinigkeit. Mit einem sehr feinen Mundgefühl. Großartige Balance, super ausgewogen. 95–97+/100
Riesling Ayler Kupp 2017
Ich habe bei einem Riesling selten so eine großartige Reduktion in der Nase gehabt wie bei diesem Kupp GG. Glockenklare, sehr feine Nase mit weißem Pfirsich, Nektarine, etwas Hefe. Am Gaumen dann typisch Kupp opulente gelbe Frucht, fast ins tropische wechselnd, mit enormem Schmelz vom Hefelager, gute Konzentration, viel Extrakt. Die rassige Säure kommt ultra-poliert über die Zunge, sehr cremige Haptik. Das ist ein ganz eigener Stil den Peter Lauer da pflegt, einmalig. 94–96+/100
Riesling Rausch 2017
Unglaublich zart-duftige Nase, das ist ultra-fein. Aprikose, reife Orange, Zitrusfrische. Am Gaumen völlig schwerelos, tänzelnd, weißfleischiger Pfirsich, Grapefruit aber alles in hauchfeiner, ganz zarter Ausführung. Da ist überhaupt nichts lautes, ein hoch-feiner Riesling mit schwebendem Körper aber toller aromatischer Dichte. 94–95+/100
Rheingau
Spätburgunder Berg Schlossberg 2016
Sehr klar herausgearbeitete rote Frucht, Sauerkirsche, Johannisbeere, Brombeere, Nelkenwürze und kraftvolles Holz im Hintergrund. Am Gaumen ganz fein, diese tolle Fruchtigkeit breitet sich nachhaltig und mit schwebender Intensität im Mund aus, extrem polierte, zarte Tannine, sehr langer aromatischer Abgang mit Waldfrüchten. 94–96/100
Riesling Doosberg 2016
Sattes Mittelgelb mit goldenen Reflexen. Die Nase ist von Anfang an grandios, schon sehr offen und absolut in sich ruhend, total harmonisch. Ganz reifer und klarer gelbfruchtiger Duft. Quitte, mürber Apfel auch ein Hauch Maracuja. Viel Hefecremigkeit und fein eingebundenes Holz. Der Ausbau erfolgt im Stockinger-Stückfass, der Wein blieb bis Mai 18 auf der Hefe. Diese immense Cremigkeit zeigt sich am Gaumen. Reifer Pfirsich, Birne und Melone sind mit hoher Präsenz im Mund. Das ist so glockenklar und rein, alles verbindet sich in toller Balance. Das ist wirklich ruhend aber bei aller Konzentration und dem satten Körperbau dennoch immer sehr fein und schwebend. 95–98/100
Riesling Marcobrunn 2017
Zitronengelb im Glas. Reifes Steinobst in sehr zarter Ausprägung, ganz feine Aprikosencreme mit leicht laktischen Nuancen vom BSA. Sehr stimmige Anmutung, tolle Balance. Unter 20 Hektoliter Ertrag gelesen, sehr konzentriert. Es gibt nur einen 500 Liter Edelstahltank. Im Mund zeigt sich eine glasklare Aromatik, sehr traubig, cremig. Eingerahmt von einer super präsenten samtig-weichen Säure zeigt der Marcobrunn seine berührende Harmonie. Mit dieser Phenolik und dem Extrakt wird das zu einem großen Riesling heranreifen, aber das ist jetzt schon sehr verführerisch. 94–97/100
Riesling Siegelsberg 2017
Blassgelb im Glas. Floral-verspielte Nase mit viel weißfleischigem Pfirsich und knackiger Mirabelle. Hier findet eine lange Maischestandzeit statt, der Wein liegt zudem zehn Monate auf der Hefe für eine cremige Anmutung. Wirkt sehr ruhig und ausgewogen. Am Gaumen dann ein satter Zug, sehr straff und klar, gut strukturiert. Zitrusfrucht und Kräuterigkeit, etwas Kerbel. Der Abgang ist noch von Phenolik geprägt, leichte Adstringenz. 93–94+
Riesling Kiedricher Gräfenberg 2017
Sehr zartes Gelb mit grünlichen Reflexen im Glas. Rauchig-reduktive Nase, noch sehr fest. Aber man ahnt bereits in der Nase eine große Tiefe, einen hochmineralischen Kern. Ganz reife Zitrusfrüchte, auch etwas herbe Melone dabei, Kräuterwürze, Majoran. Am Gaumen extrem filigran, fast zurückhaltend, ganz zart. Die Säure ist grandios poliert, das fließt so spielerisch über den Gaumen. Ein aromatischer Gräfenberg, der trotz seiner Intensität niemals laut ist aber in 10+ Jahren wird sich hier erfahrungsgemäß noch ganz viel Power entfalten. 93–95+/100
Nahe
Riesling Pittermännchen 2017
Erhabene Nase mit weißem Steinobst, Kräutern, Zitrus, etwas Hefe, man erahnt feinen Schmelz. Am Gaumen dann aber puristische Zitrusfrucht, sehr steinig-mineralisch, kreidig, salzig. Das ist ein ungeschminkter, purer Terroir-Ausdruck. Die Haptik ist noch etwas von Phenolen geprägt. Sehr konzentriert, hoher Extrakt. Kraftvoller Geradeauslauf mit großem Lagerpotenzial. 94–96+/100
Riesling Goldloch 2017
Die Nase wirkt noch etwas verschlossen, zitrische Steinigkeit und etwas Aprikose, fast ein wenig floral. Am Gaumen ähnlich wie das Pittermännchen, puristisch, karg, tief-mineralischer Stil, unglaublich Druckvoll. Am Gaumen trocken aber mit geschliffener Säurestruktur, leichte Phenolik, sehr langer Abgang. 93–95+/100
Riesling Burgberg 2016
Der Burgberg hat bereits die offenste Nase der Diel GGs, sehr sortentypisch und klar mit Pfirsich und Apfel. Auch am Gaumen ist der Burgberg weniger puristisch, weniger karg. Zeigt einen schönen Fruchtkern mit saftigem grünen Apfel, reife Zitrone, floral, verspielt. Hat viel Charme und guten Extrakt mit schönem Köperbau. 92–93+/100
Riesling Höllenpfad im Mühlenberg 2017
Sehr klare, offene Nase mit reifem gelbem Steinobst und Grapefruit auch Stein. Im Mund dann trocken-rassig mit pikant geschliffener Säure, straffer Zug aber mit weichem gelbfruchtigen Kern. Grapefruit und ein tiefer weicher Kern der viel Mineralität andeutet. Sehr fein vinifiziert aber doch druckvoll, sehr Charakterstark. 95–97/100
Riesling Krötenpfuhl 2017
Zarter Aprikosenduft, etwas grüner Apfel, auch Kreide, floral-verspielt aber sehr reintönig. Am Gaumen extrem präzise, rassig, sehr spannungsgeladen, viel Grapefruit, Zitrus und Stein. Tolle Haptik mit dieser messerscharfen Säure. Feiner Körperbau aber ganz viel Nachdruck dahinter. 94–95+/100
Riesling Dellchen 2017
Die Nase wirkt noch recht verschlossen, man kann reife Zitrone, etwas Basilikum und nassen Stein erahnen. Am Gaumen dann zwar kompromisslos trocken, aber unglaublich fein. Die Säure ist präsent aber extrem zart und poliert. Schwereloser Haptik im Mund, vibrierend-zitrische Aromen gepaart mit Kräuterwürze, enorm langer Nachhall. Perfekte Gratwanderung zwischen Stahligkeit und Feinheit. 96–98/100
Riesling Hermannshöhle 2017
Feiner Zitrusduft, grüner Apfel und natürlich diese Dönnhoff-typische Steinigkeit im Hintergrund. Am Gaumen die Weiterentwicklung des Dellchens, große Feinheit, hocharomatisch mit weißem Steinobst. Zeigt sich etwas zarter, nicht ganz so stahlig wie die anderen Dönnhoff GGs. Aber ebenso tief-mineralisch, Stein und Kräuter, hauchzarte Weißfruchtigkeit. Totale Harmonie, sehr erhaben und in sich ruhend. 97–98+/100
Riesling Felsenberg "Felsentürmchen" 2017
Sehr floral-verspielt in der Nase, Apfel, Quitte, Stein – glockenklare Nase. Im Mund dann wieder diese typische trocken-rassige Stahligkeit, puristisch vinifiziert. Aber beim Felsentürmchen schwingt da eine gewisse Verspieltheit mit, ein zarter Schmelz, das hat viel Charme und Feinheit, ist aber dennoch unglaublich präzise und direkt am Gaumen. 96–98/100
Riesling Frühlingsplätzchen 2017
Reifes gelbes Steinobst, Quitte, ein Hauch Honig, fast etwas buttrig. Am Gaumen dann gelb- und weißfruchtig changierend mit reifem Pfirsich, saftiger Apfel, auch etwas Blutorange. Sehr zarte Anmutung im Mund, bei rassiger Säure und feiner Spannung. Ein poliertes Finish mit noch ausgeprägter Phenolik bei leichter Adstringenz. 94–96/100
Riesling Halenberg 2017
Sehr erhabene, in sich ruhende Nase, grüner Apfel, etwas Fenchel, Hefe, sehr dezentes Holz im Hintergrund. Im Mund dann eher fein, schwebend, mit sehr weicher Säurestruktur. Stein, Zitrus, Blüten, Kräuter, alles mit hoher Intensität. Enorme innere Spannung, viel Druck – da schlummert sehr viel Kraft im zarten Gewand. Wirkt im Kern noch sehr dicht und fest, wird Zeit brauchen um sich zu entfalten, aber die Anlagen sind sehr vielversprechend. 95–97/100
Riesling Felsenberg 2017
Die typische Sponti-Nase, die mich immer etwas an Knoblauch erinnert, Kräuterwürze. Im Mund dann sehr klar, hellfruchtig, stahlige Säure, kräftiger Körper mit hohem Extrakt. Enorme innere Spannung, man spürt förmlich wie das Zeit und viel Luft braucht, um diesen enormen Druck der da lauert freizusetzen. 94–96+/100
Riesling Felseneck 2017
Rauchige Reduktion in der Nase mit viel Würze, sehr spannend. Am Gaumen dann hauch-zart bei gleichzeitiger Intensität, ganz sanft deutet sich da eine Spannung und ein Nachdruck an, ohne aber laut zu werden, das bleibt ganz fein. Glasklare, helle Frucht mit weißem Pfirsich, Grapefruit, Quitte und Kräutrigkeit. Eine zarte Salzspur zieht sich über die Zunge bis in den persistenten Abgang. 96–97+/100
Riesling Stromberg 2017
Weniger rauchig als der Felseneck, aber auch noch reduktiv-verschlossen. Sehr klar, weißfruchtig mit mineralisch anmutendem steinigen Kern. Am Gaumen sehr rassig mit Zitrus, Grapefruit, Physalis, stahlig-kernige Säure, die allerdings fein poliert ist und ein kraftvolles Rückgrat verleiht. Langer Nachhall mit Kräutern und Stein. 95–96/100
Riesling Frühlingsplätzchen 2017
In der Nase kommt auch hier nicht viel durch die Reduktions-Noten durch. Am Gaumen dann eine ganz weiche, saftige Frucht, hell-mineralischer Kern, viel grüner Apfel, Wiesenblüten. Tolle Haptik im Mund, weiche aber präsente Säure. Wirkt sehr saftig und mundwässernd bis in den sehr langanhaltenden Abgang mit feiner Salzigkeit. 95–97/100
Rheinhessen
Riesling Hipping 2017
In der Nase noch sehr reduktiv. Zitrus, Stein und Kräuter, wirkt sehr hell und zart. Am Gaumen unglaubliche Intensität, der gesamte Mundraum wird eingenommen. Zitrus, herbe Kräutrigkeit, phenolischer Gripp mit hohem Zug, enorme innere Spannung bei gleichzeitiger enormer Feinheit. Der Wein hat alles. Pures Terroir, pure Eleganz. Ganz Groß. 97–99/100
Riesling Hipping 2017
Noch etwas wilde Nase, sehr reduktiv. Entfernt Stein und Kräuter, kaum Frucht. Am Gaumen offenbart sich dann eine enorme Tiefe, total ausgewogen, ganz harmonisch. Zitrus, Grapefruit, Melone, Schwarztee, Kräuterwürze – Salzigkeit kleidet den gesamten Mundraum aus. Da ist sehr viel Zug dahinter, noch leicht phenolisch vom Schalenkontakt, aber schon sehr zugänglich und fein. 95–97+/100
Riesling Ölberg 2017
Die Nase zeigt sich noch reduktiv, aber eine tiefe Würze liegt darunter. Am Gaumen dann erfrischend, lebhaft, mit super Trinkfluss bei zarter Säure. Intensive Gelbfruchtigkeit am Gaumen, roter Apfel, Schwarztee, Quitte, etwas Muskat. Sehr offenherzig und würzig-warm. 95–96+/100
Riesling Pettenthal 2016
Leichte Sponti-Noten, reduktiv. Kräuterwürzige Nase, Quitte, Tee auch etwas Tabak. Am Gaumen straff, präzise, eher gelbfruchtig bleibend, reife Mirabellen, mürber Apfel, viel Würze, wieder Tabak. Etwas phenolisch vom längeren Schalenkontakt. Zeigt einen dichten mineralischen Kern mit einer stahlig-zitrischen Säure, die ein gutes Rückgrat verleiht. 94–97+/100
Riesling Hipping 2017
Weißfruchtige Steinobst-Nase mit Pfirsich und Aprikose, kreidig-mineralischer Kern. Am Gaumen sehr klar, gut strukturiert mit polierter sehr zarter Säure. Zeigt sich enorm würzig im Mund, mürbe Physalis, überreife Grapefruit, Boskoop-Apfel, eher gelbfruchtige Aromatik. Transportiert viel Charme und Wärme. 94–96+/100
Riesling Orbel 2017
Schöne gelbfruchtige Nase mit Mirabellen, Quitte, sehr warm und würzig. Diese Wärme zeigt sicht ebenfalls am Gaumen, sehr ausgeprägte Würzigkeit rotem Apfel, Nektarine, Kräutern und Blüten. Auch im Mund eher gelbfruchtig mit reifem Pfirsich, Physalis, mürber Apfel. Zeigt eine milde, sehr weiche Säure. Dieser würzige Kern des Rotliegenden im Orbel wird hervorragend herausgearbeitet, zeigt viel Terroir. 94–95/100
Riesling Pettenthal 2017
Tiefes Mittelgelb im Glas. Hochfeiner Duft Quitte, Stein und Salz, etwas Holz und Hefe im Hintergrund sorgen für eine cremig wirkende Nase. Im Mund dann gelbfruchtig mit sehr reifem Steinobst, ein zitrisch-salziger Kern, auch würzig. Cremiger Schmelz von der Hefe und dem Holzausbau sorgen mit einer sehr weichen aber rassigen Säure für einen burgundisch anmutenden Charakter. 94–96+/100
Spätburgunder Paterberg 2016
Tiefes rubinrot. In der Nase tief-würzig, Brombeeren, Pflaumen, eine dunkle, kraftvolle Frucht strömt da aus dem Glas, viel Sauerkirsch. Im Mund dann sehr strukturiert mit genug feinkörnigem Tannin für ein langes Leben ausgestattet. Eine sehr warme, offenherzige Anmutung mit dieser tiefen Rotbeerigkeit, tolle Intensität. 93–95/100
Riesling Aulerde 2017
Zarte Nase mit Zitrus, Blüten, hellem Tabak, etwas Rauch. Am Gaumen dann sehr elegant, eher schlank, zitrisch-karg, ganz weiche aber enorm hohe Präsenz am Gaumen mit sehr viel Salzigkeit. Süßlich-reife Zitronen, hocharomatisch gelbfruchtig mit festem Kern, viel phenolischer Gripp aber auch unglaublich präzise und mit viel Zug. 93–94+/100
Riesling Kirchspiel 2017
Bereits in der Nase salzige Zitronen, Mirabelle, Rauch, etwas Hefe, wirkt sehr fest. Am Gaumen dann genauso puristisch wie die Aulerde, enorm geradeaus. Sehr direkt aber mit einem warmen, würzigen Kern mit viel Salz, weißem Tabak und feinem Schmelz. Tolle Gratwanderung zwischen puristisch-straffem Stil und dennoch cremiger Haptik am Gaumen. 95–97/100
Riesling Brunnenhäuschen 2017
Viel reifes gelbes Steinobst in der Nase, Pfirsich, Nektarine, Zitrus, auch Maracuja, ganz leicht laktisch. Im Mund dann hochintensiv, kleidet den Mund mit reifer Grapefruit und Blutorange aus, auch etwas Schwarztee. Ein rassiger Säurenerv zieht sich bis in den phenolisch-grippigen Abgang mit immer wieder nachhallender Salz-Zitrone und Tabak. 95–96+/100
Riesling Morstein 2017
Schönes sattes Zitronengelb. Sehr erhabene Nase, große Ruhe ausstrahlend. Noch etwas zurückhaltend-verschlossen, ein wenig Minze, Kreide, kaum Frucht. Am Gaumen dann mit großer Intensität – Stein, Zitrus und Salz. Im Nachhall etwas Grapefruit, auch minzig-kräutrig, Kreide. Fester phenolischer Gripp, sehr pikant-feiner Säurenerv, extrem geschliffen. Endlose Länge, die ein erfrischend kühles Mundgefühl hinterlässt. 97–98+/100
Pfalz
Spätburgunder Sankt Paul 2015
Sehr fein-würzige Nase, nicht ganz so kraftvoll intensiv wie Heydenreich und Kammerberg. Viel Graphit, Stein, und Kalk in der Nase dahinter ein glasklarer Fruchtkern mit Blaubeeren, Brombeere, sehr dunkel und tief, auch Schlehe. Am Gaumen wirkt der SP etwas robuster als der Kammerberg und der Heydenreich, sehr kraftvolle Tanninstruktur, zitrische Säurespur, viel Salz und Kreide am Gaumen, extrem langer Abgang. Mächtig, braucht Zeit. 95–97/100
Spätburgunder Kammerberg 2015
Sattes granatrot. Enorm intensive erdig-pflaumige Nase mit schwarzfruchtigem Kern, Sandelholz, Brombeere, Cassis, Schwarzkirsche. Am Gaumen noch straffer, direkter als der Heydenreich, dafür mit etwas weniger Intensität, hat nicht ganz diese innere Wucht des Heydenreich, doch der Kammerberg ist unglaublich zart und weich, trotz massiver Tanninstruktur. Schwebende Kraft, rassige Säure, tief-mineralischer Kern, sehr fest und druckvoll. Ganz große Ansätze für die Zukunft. 96–98/100
Spätburgunder Heydenreich 2015
Tiefes granatrot. Eine unglaubliche Intensität in der Nase, das ist so tief, da kann man sich drin verlieren. Erdige Würze, Nelken, Zimt, Muskat und so viel Sauerkirsche, Cassis, gar Pflaume, Schlehe. Ein dunkler schwarzfruchtiger Kern schlummert da in der sich andeutenden Tiefe. Am Gaumen sehr druckvoll, diese rassige Säure transportiert die Aromenintensität und die Wucht des vollreifen Jahrgangs 15 fast schwerelos über den Gaumen, so erhaben und ausbalanciert. Dann beißt sich eine intensive kalkige Mineralik mit unglaublichem Gripp am Gaumen fest. Feinste Tannine. Endloser Abgang. Großes Pinot-Kino. 98–100/100
Riesling Jesuitengarten 2017
Sehr feine fast zurückhaltende Nase, sehr reintönig mit Birne, Melone, getrockneten Blüten. Ganz feine Extraktsüße eingerahmt von einer milden, so reifen Säure. Hat jetzt schon unglaublichen Trinkfluss. Eher schlank aber mit cremigem Schmelz und hat trotzdem eine gewissen Pikanz durch die Abwesenheit von Restzucker. So geschliffen und rund am Gaumen. 94–97/100
Riesling Ungeheuer 2017
Ein tiefes Zitronengelb im Glas. Ganz leichte Reduktion, Zitrus, Grapefruit, Stein, weißer Pfeffer, ein wenig Birne, eine sehr schön ausgewogene Nase. Wirkt am Gaumen dann sehr hellfruchtig und klar, Limette, grüner Tee, Zitronenmelisse, sehr fein und erhaben, trotz der durchaus vorhandenen Konzentration ist das ein sehr elegantes, reintöniges Ungeheuer. Feiner phenolischer Gripp und weiche Säurespur am Gaumen – leicht salziger Abgang. Trinkt sich schon jetzt sehr gut. 94–97/100
Riesling Kirchenstück 2016
Sehr harmonische Nase, heller Kern mit etwas Zitrus, leichte Meeresbrise, wenig Frucht, eher steinig-salzig wirkend. Am Gaumen dann eine starke Präsenz, intensiv aber dabei unglaublich fein bleibend. Schwebend leicht mit ganz zart-salziger Säure über den Gaumen gleitend. Reife Zitrone, Physalis und viel Salzigkeit wird mit kaum merklichem unterschwelligem Nachdruck transportiert. Hochfein und gleichzeitig so intensiv – das ist genial. 96–98+/100
Riesling Pechstein 2016
Noch leichte Reduktions-Noten, gelbfruchtig ins tropische gehend, Quitte, Mango, Passionsfrucht, etwas laktisch. Am Gaumen ein sehr fester mineralischer Kern ummantelt von reifem Steinobst. Sehr elegant, cremig-weich, gute Länge mit salzigem Finish. 95–97/100
Riesling Ungeheuer 2016
In der Nase reife gelbe Frucht, wirkt sehr ausladend aber nicht fett. Mit Quitte, ein wenig mürbem rotem Apfel, Nektarine, auch einem Hauch tropische Frucht. Dahinter leicht hefiger Schmelz und ein kühl-mineralischer Kern. Am Gaumen sehr seidig, polierte Säurestruktur, filigrane Gelbfruchtigkeit mit einer gewissen Würze. Dunkle, griffige Phenolik macht sich am Gaumen breit, enorme Tiefe signalisierend. Ein Bund getrocknete Kräuter, reifer Pfirsich, Steinigkeit, Mirabellen – abgerundet von einer so feinen reifen Säure. Ein tiefer, spannender Wein, der noch etwas Zeit braucht um diesen dunkel-würzigen Kern offenzulegen. 95–98/100
Riesling Idig 2017
Noch reduktiv-verschlossen wirkende Nase, zeigt kaum Frucht. Etwas nasser Stein, eher karg-mineralischer Charakter. Am Gaumen dann mit cremigem Schmelz, weicher hellfruchtiger Kern mit weißem Pfirsich, vollreifer Nektarine etwas Mangojoghurt, Kräuter. Strahlt eine spannungsgeladene innere Wärme aus. Die extrem reife weiche Säurestruktur, verleiht dem Wein eine gewisse Präzision, die in diesem Stadium für mich aber noch etwas zu kurz kommt. Braucht definitiv noch Zeit zum Entwickeln. Zeigt allerdings schon diese sehr weiche, reife Gelbfruchtigkeit, nahezu ungreifbare Tiefe und Erhabenheit mit grandiosem Schmelz. 96–99/100
Riesling Schwarzer Herrgott 2017
Expressive Nase mit hochreifer gelber Frucht, Maracuja, ganz reifer Pfirsich, Aprikosenjoghurt. Cremig aber nicht opulent am Gaumen, immer präzise und geschliffen bleibend, sanfte Säure. Der Herrgott verbindet diese reife gelbe Frucht der Pfalz mit dem kühleren Charakter der Nordpfalz zu einer wirklich schönen Balance. 93–95+/100
Riesling Saumagen 2017
In der Nase deutlich weniger expressiv als der Schwarze Herrgott von Kuhn, eher weißfruchtig, sehr hell und klar. Reife Zitrone, Limettenabrieb, kreidig-kalkige Anklänge. Am Gaumen dann reintönig, weißfleischiger Pfirsich, etwas Tabak, Zitrus. Immer unterlegt mit einer gewissen Kühle, milder Gripp am Gaumen mit etwas Kreide und leichter Phenolik. 93–95+/100
Weißburgunder Kirschgarten 2017
Blasses mittelgelb mit grünen Reflexen. Sehr sortentypische, reintönige Nase von Birnen, auch florale Noten, weiße Blüten, insgesamt ein sehr helles, reintöniges Geruchsbild. Im Hintergrund schwingt auch noch ein leichter Spontiton mit, auch etwas Holz ist wahrnehmbar. Am Gaumen zeigt der Weißburgunder sich sehr frisch, knackige Säure, schön trocken, straffer Charakter bei hoher Aromenintensität, kein Gramm Fett. Weißfleischiger Pfirsich, grüner Apfel, fast ein bisschen Rieslinganmutung mit dieser Straffheit aber dann kommt doch dieser feine Burgunderschmelz im sehr langen Abgang. 91–93+/100
Spätburgunder Kirschgarten 2015
Sehr offene, klare Nase, pure Sauerkirsche, ein wenig Johannisbeere, dahinter lässt sich ein tief mineralischer Kern erahnen, super eingebundene Holzwürze. Am Gaumen ein unglaublicher Zug, das ist fast roter Riesling so rassig ist das, pure Sauerkirsche rinnt mit super Trinkfluss über den Gaumen, diese zitrische 15er Säure gibt diesem Pinot einen genialen Kick. 94–95+/100
Riesling Kastanienbusch 2017
Sehr zarte reintönig-klare Nase, Pfirsich, etwas roter Apfel, getrocknete Wiesenkräuter, salzige Brise. Am Gaumen dann sehr ausgewogen, die typische Rebholz-Säure ist sehr geschliffen, viel Extrakt und Intensität am Gaumen. Aber im Charakter auch eher fein bleibend, man spürt die Filigranität des hoch gelegenen Weinbergs. Sehr würzig-straff, mit reifem gelbfruchtigem Kern, viele Kräuter im langanhaltenden immer wieder nachhallenden Abgang. 94–96+/100
Weißburgunder Im Sonnenschein 2017
Zartes Zitronengelb, klassische Steinobst-Nase, Weinbergspfirsich und Aprikose, auch Kräuter, kein wahrnehmbares Holz. Straff am Gaumen, die Rebholz-typische Säure sorgt für viel Zug, tief gelbfruchtig am Gaumen, auch Melone. Mittlerer Abgang, gute Balance mit schönem Trinkfluss. 92–93+/100
Baden
Spätburgunder Sommerhalde 2016
Sommerhalde ist schon tiefer als Bienenberg, dunkler, deutet Kraft an bleibt aber auch beeren-duftig. Mit zunehmender Reife wird diese Duftigkeit zurückgehen und mehr dieser würzige Kern hervortreten. Getrocknete Blüten, Waldbeeren, eine tiefe rote Würze, Nelke, Graphit. Auch am Gaumen etwas voluminöser als der Bienenberg, prägnante Säure- und Tanninstruktur, fast ins zitrische gehend, sehr frisch. Insgesamt eine tolle Balance, etwas seriöser als der verspielte Bienenberg. 94–96/100
Spätburgunder Schlossberg 2016
Sehr klare, reintönige Nase, reine Kirsche, Schlehe, Asphalt. Am Gaumen etwas grippiger, weniger Fruchtbetont, mehr fest-mineralisch mit Graphit und Blei. Braucht Zeit, wirkt noch sehr fest und dicht, aber wartet mit extrem poliertem kräftigem Tannin auf. Zeigt bereits große Harmonie und Länge – die Zeit wird hier einen erhabenen Wein freisetzen. 95–96+/100
Spätburgunder Bienenberg 2016
Sehr offenherzige, florale Nase, Kirsche, Waldbeeren, Schlehe, Veilchen, etwas Kreide. Am Gaumen seidig-weiche Frucht, viel Sauerkirsche, Himbeere – alles unglaublich zart, sehr verspielt, leichtfüßig und tänzelnd. Rassige aber pointierte Säure, das trinkt sich unglaublich easy, das hat ganz viel Charme. 93–95+/100
Spätburgunder Bienenberg Wildenstein 2016
Schöne offene Nase, Sauerkirsche, Cassis, Brombeere, etwas Rappenwürze. Wirkt insgesamt sehr dunkel-beerig und würzig. Am Gaumen pure Sauerkirsche, sehr zart, ultra-geschliffene Tannine, ganz viel Charme und filigrane Power, unglaublich elegant mit kreidig-kalkigem Unterbau. 95–97/100
Weißburgunder Gras im Ofen 2016
In der Nase viel Birne, reife Melone, sehr klar und reintönig, da ist viel Terroir und Zug dahinter. Am Gaumen dann ganz weicher Schmelz, weißer Pfirsich, Aprikosen, eine dezente Säurespur hält den Weißburgunder in absolut stimmiger Balance, bei so viel Kraft wird dieser Weißburgunder doch nie zu laut, leichte Phenolik sorgt für einen animiereden Abgang. 93–95+/100
Grauburgunder Schlossberg 2017
Sattes goldgelb im Glas. In die Nase steigen Röstaromen, Kaffee, Mokka, ein wenig Karamell, vom Holzausbau geprägte Nase, dahinter dann helles Steinobst. Am Gaumen ein sehr klassischer badischer Grauburgunder, viel Kraft, Birne, ein wenig Buttergebäck, satter Schmelz, dezente Säure, ganz leichte phenolische Bitternis, langanhaltender Abgang. 91–93/100
Grauburgunder Gras im Ofen 2016
Viel feiner als der Schlossberg, weniger vom Holz geprägt, ein tänzelnder, schwebender Grauburgunder der viel Mineralität zeigt, so zart, fast schwebend leicht und doch so aromatisch. 92–94+/100
Chardonnay Gras im Ofen 2016
Goldgelb im Glas. Die Nase wirkt noch fest, etwas verschlossen, nur ein wenig gelbe Frucht und milde Kräutrigkeit und ein wenig Salz sind zu erahnen. Schlank-rassig im Mund, sehr zart, weißfleischiger Pfirsich, Birne, sehr helle und klare Frucht, ganz sanfte aber präsente Säurestruktur, leichte Phenolik, noch etwas Adstringenz, für ein langes Leben gebaut. 93–95/100
Spätburgunder Enselberg 2016
Eine etwas wärmere Nase, klassisch badisch, Kirsche, Johannisbeere, weißer Pfeffer, ein Hauch Kreide. Am Gaumen eher schlank-feiner Charakter. Rassige Säure mit ordentlich Trinkfluss und Zug und trotz des leichteren Körpers eine ausgeprägte Tanninstruktur und damit gute Ansätze zur Lagerung. 92–94+/100
Spätburgunder Eichberg 2016
Noch leicht verschlossene, holzwürzige Nase, Sauerkirsche, Himbeeren. Am Gaumen sehr weiche, kaum merkliche Tanninstruktur, sehr zarter Charakter mit guter Säure und schönem Geradeauslauf, sehr präzise vinifiziert, burgundisch im Stil aber doch mit deutschem Terroirausdruck. 94–95/100
Spätburgunder Kirchberg 2016
Etwas kräftigere Anmutung als der Eichberg, eher rotbeerig, Himbeere und Johannisbeere. Am Gaumen weich und doch spürbar kraftvoll, immer elegant bleibend, gute Intensität und ausgeprägte Tanninstruktur, zurückhaltende Säure. Feine Sauerkirsche gepaart mit etwas Kaffeebohne und Piment. 94–95+/100
Württemberg
Riesling Steingrüben 2017
Noch reduktiv, auch etwas Sponti. Man ahnt Zitrus, Stein und Kräuter, kaum Frucht. Am Gaumen dann ein intensiv salziger Kern, viel Stein, kräuterwürzig, sehr straff und puristisch. Trocken mit gutem Säure-Zug und phenolischem Gripp, lang anhaltend. Ein Riesling von der Statur eines durchtrainierten Athleten, kompromisslos. Erinnert etwas an Dönnhoff. 94–97/100
Franken
Riesling Centgrafenberg 2017
In der Nase etwas Birne, Limettenabrieb, rauchig, noch leichte Reduktionsnoten. Am Gaumen dann sehr geschliffene Haptik mit ganz zarter aber präsenter Säurestruktur. Trocken mit viel Zug und ordentlich Trinkfluss. Das ist fast schwerelos bei gleichzeitiger guter Konzentration, tolle Balance. Sehr heller Fruchtkern mit weißem Pfirsich und viel Grapefruit und salzige Zitrone. Langer, persistenter Abgang mit etwas phenolischem Gripp und Steinigkeit. 94–97/100
Spätburgunder Centagrafenberg 2016
Rubinrot, wie immer bei Fürst, keine zu stark extrahierte Farbe. Die offene Nase zeigt viel Würze, Nelkenpfeffer, Muskatnuss, ein dunkler Fruchtkern mit Cassis und Schwarzkirsche, fein eingebundenes Holz und steinige Mineralik. Am Gaumen zart-floral, Cassis und Veilchen, die präsente Säurestruktur verleiht guten Trinkfluss, trotz der Intensität wirkt der CGB nicht mächtig. Weiches aber präsentes Tannin gibt ein festes Rückgrat dann folgt ein rotfruchtiger Abgang Veilchen und Kirsche, lange nachhallend. 95–97+/100
Spätburgunder Schlossberg 2016
Durchscheinendes granatrot. Sehr feine Nase, sehr intensiv und offen, rote Frucht, Kirsche, Himbeere, zeigt eine immense Tiefe an, ganz erhaben. Am Gaumen unglaublich zart wie ein Chambolle oder Volnay 1er Cru, sehr feinkörniges Tannin. Ein reintöniger Pinot, der auf Samtpfoten daherkommt, hocharomatisch mit kühlem Charakter. Im Abgang viel Mineralik mit Stein und Graphit, grandiose Balance. 97–98+/100
Spätburgunder Hundsrück 2016
In der Nase der ausladendste der drei Fürst Pinots. Intensiv, erdig, Waldboden, rotfruchtig, Orangenabrieb, sehr schöne Frische. Am Gaumen schwebend leicht, pure Sauerkirsch-Frucht, mit viel Zug und enormem Geradeauslauf. Wirkt momentan etwas heller als SB und CGB und verbindet dabei unbändige Kraft mit unglaublicher Feinheit und hat bereits jetzt schon so guten Trinkfluss durch die rassige Säure. 96–98/100
Silvaner Rothlauf 2017
Zartes Zitronengelb, grüne Reflexe schöne Frische in der Nase, Limette, Birne, Aprikose. Am Gaumen weißes Steinobst, wieder Birne, Kräuter. Schöner Körperbau, gute Intensität, verspielter Charakter, feiner Säurenerv. 92/100
Silvaner Himmelspfad 2017
Sattes mittelgelb im Glas, in der Nase Quitte, ganz reifer Pfirsich, Melone, ein Hauch Maracuja, hier gab es sehr reifes Lesegut, sehr dezentes Holz. Am Gaumen dann reifes Steinobst, changierend zwischen gelber und weißer Frucht, Melone, Birne, tolle Komplexität. Der Silvaner hat einen cremigen, vollen Körper, der aber von der rassigen Säurestruktur gut eingerahmt wird, da ist kein Fett, nur feiner Schmelz. 93–95/100
Silvaner Am Lumpen 2017
Zitronengelb im Glas. Verspielte Nase, Birne, Zitrus, grüner Apfel, etwas Fenchel, Zitronenmelisse, wirkt sehr frisch. Am Gaumen bestätigt sich geschmacklich der Eindruck aus der Nase, saftiger grüner Apfel, Melone, Wiesenblüten, minzig-frisch. Auch leicht salzig-mineralische Anklänge auf der Zunge. Sehr zart, floral-verspielter Charakter, fast Viognier-artige Aromatik, aber völlig ohne Schwere. 93–94+/100
Riesling Am Lumpen 2017
Sehr offene, feine und erhaben wirkende Nase. Reintönig und weißfruchtig mit viel Birne, reifem Apfel, etwas Aprikose. Dahinter erahnt man einen salzig-mineralischen Kern, der in großer Tiefe schlummert. Am Gaumen dann ebenso hell, glasklar und pur – sehr ausdrucksstark. Weißfleischiger Pfirsich, saftiger Apfel, Zitrus, Grapefruit, enorm lang anhaltender salziger Nachhall im Mund, viel Zug und innere Spannung. Sehr präziser Terroir-Ausdruck, ein großer fränkischer Riesling. 94–97/100