Die Herstellung des Weins: Rebsorten – Weinschule Folge #4
Wir haben uns bereits mit Rebsorten in Deutschland und Rebsorten in Frankreich beschäftigt. In dieser Folge lautet das Motto: »La dolce vita« – wir reisen also nach Italien. Ich gehe davon aus, dass Sie die Namen Barolo oder Chianti schon mal gehört haben. Aber dabei handelt es sich nicht um Rebsorten, sondern um Gebiete, die Weinen ihre Namen geben. Aber welche Rebsorten stecken hinter den Namen beziehungsweise in den Weinen aus Italien? Welche Rebsorten sind typisch? Schauen wir uns doch einfach mal ein paar tolle italienische Rebsorten an:
Montepulciano
ist eine der wohl wichtigsten roten Rebsorten in Italien. Sie reift spät und braucht bis zum Zeitpunkt der Lese sehr viel Sonne. Dafür sind die sehr dunklen, dickhäutigen Beeren, deren Schale sehr reich an Tanninen ist, resistent gegen Botrytis und Falschen Mehltau. Außerdem liefert die Rebsorte hohe Erträge. Aufgrund seiner dunklen Farbe und seiner hohen Konzentration an Tanninen, dient der Montepulciano häufig als farb- oder tanninverstärkender Verschnittpartner. Beim Kauf von Montepulciano ist für Einsteiger Vorsicht geboten: Nicht überall wo Montepulciano draufsteht ist Montepulciano drin. Warum? Der »Vino Nobile di Montepulciano« trägt zwar den Namen der Rebsorte – beziehungsweise der Stadt in der Toskana – wird aber aus der Sangiovese-Traube gekeltert.
Als »typischen Montepulciano« bezeichnet man wohl einen kräftigen, sehr dunklen und tanninreichen Rotwein, dessen Fruchtaromen – dunkle Beeren, Kirschen, Pflaumen – sich häufig in den Hintergrund zu den Gewürznoten, wie Tabak oder Muskat, gesellen.
Nebbiolo
ist eine der bekanntesten roten Rebsorten aus Italien. Bekannt ist sie gerade für Einsteiger aber nicht unter ihrem eigenen Namen, sondern durch die Namen der Weine, die aus ihr gekeltert werden: Barolo und Barbaresco. Rund 90 % der Anbauflächen weltweit befinden sich im Piemont – der Heimat der Nebbiolo-Traube. Hier ist sie mit großer Wahrscheinlichkeit die älteste, noch angebaute Rebsorte. Sie ist sehr anspruchsvoll wenn es um Böden, Lage und Wetter geht. Dafür liefert sie hohe Erträge und wird in den meisten Fällen sogar beschnitten um die Qualität zu konzentrieren. Nebbiolo reift spät, treibt aber schon früh aus, sodass Frost durchaus ein Problem darstellen kann. Echten Mehltau mag die Rebe nicht. Falscher Mehltau kann den Trauben aber nicht wirklich etwas anhaben. Auch Fäulnis ist kein großes Problem – hier hilft die dicke Haut der Beeren.
Als »typischen Nebbiolo« bezeichnet man wohl einen säure- und tanninreichen Rotwein, bei dem erdige, dunkle Aromen, wie Trüffel, Tabak oder Bitterschokolade dominieren und sich die Frucht – Pflaume, Kirsche – eher im Hintergrund befindet. Er ist bekannt für sein außerordentliches Reifepotential.
Sangiovese
ist eine der verbreitetsten roten Rebsorten in Italien. Ähnlich wie beim Nebbiolo (Barolo, Barbaresco), kennen viele Einsteiger aber auch beim Sangiovese eher das bekannteste Endprodukt der Rebsorte: den Chianti. Denn der Chianti muss zu mindestens 75 % aus Sangiovese bestehen. Die dünnschaligen Beeren sind sehr empfindlich was ihre Umgebung und Wetter angeht. Sie reift langsam und braucht während dieser Zeit eine ordentliche Portion Wärme – liefert im Gegenzug aber stabile Erträge.
Als »typischen Sangiovese« bezeichnet man wohl einen eleganten und strukturierten Rotwein mit betonter Säure, kräftigen Tanninen und Fruchtaromen wie Kirsche sowie feinwürzigen oder floralen Aromen.
Arneis
ist eine beliebte weiße Rebsorte in Italien – speziell im Piemont, ihrer Heimat. Die alte Rebsorte war schon vom Aussterben, bis sie in den 90er-Jahren wiederbelebt wurde. Insgesamt ist Arneis im Anbau eine sehr anspruchsvolle Rebsorte. Daher kommt auch ihr Name, der aus der piemontesischen Sprache ins Deutsche übersetzt soviel heißt, wie: kleiner Schlingel. Sie gehört zu den spätreifenden Sorten. Unter richtigen Bedingungen wächst sie kräftig und bietet gute Erträge – kann allerdings auch anfällig gegenüber Rebkrankheiten sein.
Als »typischen Arneis« bezeichnet man wohl einen trockenen und körperreichen Weißwein mit frischen Fruchtaromen wie reife Birne, Pfirsich oder Aprikose, mit milder Säure und leichten Mandelnoten.
Glera
ist die vielleicht bekannteste weiße Rebsorte in beziehungsweise aus Italien. Vielleicht hatten Sie Glera schon im Glas ohne es zu wissen. Denn wenn Sie den Namen Glera noch nicht gehört haben, könnte es vielleicht nur daran liegen, dass Glera seit 2010 der neue Name für Prosecco ist – nicht für das Endprodukt, sondern für die Rebsorte. Prosecco ist seit diesem Zeitpunkt eine Herkunftsbezeichnung, ähnlich wie beim Champagner. Und größtenteils wird Glera für die Herstellung von Prosecco verwendet – natürlich nur wenn die Trauben in der richtigen Region heranwachsen. Die Rebsorte reift sehr spät und ist sehr empfindlich gegenüber Trockenheit.
Als »typischen Glera« bezeichnet man wohl einen leichten Perl- oder Schaumwein mit Noten von weißen Blüten, zartfruchtigen Noten und Mandelaromen.