Von Heiner Lobenberg

Top-Rebsorten in Frankreich

Weinrebe Frankreich

Die Herstellung des Weins: Rebsorten – Weinschule Folge #3

Nachdem wir uns in der zweiten Folge der Weinschule die Rebsorten in Deutschland vorgenommen haben, zieht es uns für die heutige Folge nach Frankreich. Die Weinnation aus dem die wohl prestigeträchtigsten Weine aller Zeiten kommen. Besonders die Rotweine aus Bordeaux kennt eigentlich jeder. Und natürlich haben Sie schon mal was von Champagner gehört, oder nicht? Aber welche Rebsorten bilden die Grundlage für die feinen (oder auch wuchtigen) Weine aus Frankreich? Da besonders in Frankreich die breite Auswahl an bekannten und wichtigen Rebsorten eine schier endlose Auflistung produzieren könnte, handelt es sich hier um einen Einstieg, bei dem sicher die ein oder andere Traube – vielleicht zu Unrecht – fehlt. Aber lassen Sie uns anfangen:

Pinot Noir

ist – wer den Artikel zu den Rebsorten in Deutschland bereits gelesen hat, weiß es – nichts anderes als Spätburgunder. Es gibt also keinen länderspezifischen Unterschied zwischen den Rebsorten, sondern zwischen den Endprodukten. Und in Frankreich gibt es zusätzlich einen regionalen Unterschied – Burgund, Elsass, Champagne. Obwohl der Pinot Noir die wichtigste Rebsorte bzw. wichtigster Bestandteil für den Champagner ist, nehmen wir als Beispiel einen möglichst typischen Rotwein. Und wenn Sie sich jetzt fragen wie überhaupt aus der roten Rebsorte weißer Champagner entsteht: Dieser Frage gehen wir in einer späteren Folge etwas genauer auf den Grund.

Als »typischen Pinot Noir« bezeichnet man wohl einen filigranen Rotwein mit feiner Säure und Kirsch- sowie Beerenaromen und mittelkräftiger Tanninstruktur.

94+
/100

Tollot Beaut

Burgund, Cote d'Or

f

Pinot Noir, trocken

z

strukturiert
seidig & aromatisch
frische Säure

a

Lobenberg: 94+/100

Chardonnay

ist die wichtigste weiße Rebsorte in Frankreich. Der Chardonnay stellt zwar hohe Ansprüche an Böden, ist dafür aber nicht sonderlich zimperlich wenn es ums Wetter geht. Trotz der dünnen Haut stellen auch kältere Temperaturen kein großes Problem für die Beeren da, allerdings kann Spätfrost gefährlich werden sowie Pilze wie Botrytis, die die Trauben durchaus befallen können. Der Chardonnay reift – relativ spät – im Herbst. Das Endprodukt ist dabei extrem vom Winzer und seinen Vorstellungen eines perfekten Chardonnays abhängig. Das liegt daran, dass die Rebsorte damit überzeugt sehr formbar zu sein. Das bedeutet: Der Chardonnay verändert beispielsweise seine Aromen und/oder seine Fülle entsprechend der Behandlung, die er erfährt. Wachsen die Rebstöcke auf Kalk? Wird im Holz oder in Edelstahl ausgebaut? Wie lange ist die Maischestandzeit? Spontan vergoren? Malo? Bâtonnage? Diese Fragen, die wir auch in späteren Folgen der Weinschule im Allgemeinen noch aufgreifen werden, spielen für das Endprodukt eine große Rolle.

Als »typischen Chardonnay« bezeichnet man wohl einen Weißwein, der neben nussigen Aromen und Früchten wie Apfel und Pfirsich, weniger sortenspezifisch zu definieren ist, sondern als Terroirwein – eben eher durch das jeweilige Terroir und zusätzlich durch die Handschrift des Winzers.

89–90
/100

La Chablisienne

Burgund, Chablis

f

Chardonnay, trocken

z

frische Säure
mineralisch

a

Lobenberg: 89–90/100

Suckling: 89/100

Merlot

ist eine der bekanntesten und wichtigsten roten Rebsorten in Frankreich. Als Rebsorte ist sie relativ anspruchslos. Merlot freut sich über reichlich Sonne und genügend Wasser. Dafür verlangt sie keine besonderen Böden und ist nur wenig anfällig was Krankheiten angeht. Spätfrost mag sie nicht. Wie der Cabernet Franc gehört auch der Merlot zu den Rebsorten für die klassischen Bordeaux-Weine. In den Cuvées ist der Merlot dann meist für ein weicheres Mundgefühl zuständig.

Als »typischen Merlot« bezeichnet man wohl einen dunklen, vollmundigen aber geschmeidigen Rotwein, dessen Aroma bei dunklen Beeren, teilweise Pflaumen einzuordnen ist.

93–94+
/100

BIO

Holzkiste

Chateau Peyrou

Peyrou

Bordeaux, Cotes de Castillon

f

Merlot, trocken

z

voluminös & kräftig
strukturiert

a

Lobenberg: 93–94+/100

Gerstl: 18/20

Syrah

ist eine namhafte rote Rebsorte aus Frankreich. Sie mag es gerne warm, deswegen findet man sie international auch nur in den wärmeren Ländern, wie Australien. Dort (und teilweise in anderen Ländern) nennt man sie allerdings Shiraz. Die spätreifende Rebsorte ist unempfindlich gegenüber Spätfrost, allerdings mag sie es nicht gerne kalt – oder nass. Sturm und Regen liegen dem Syrah – ähnlich wie dem Pinot Noir – nicht. Bei der Lese ist Erfahrung gefragt: Wird Syrah zu früh geerntet, schmeckt das Endprodukt häufig grün (unreif). Bekommen die Beeren zu viel Sonne ab verliert der Wein an Säure und Frucht.

Als »typischen Syrah« bezeichnet man wohl einen dunklen, säurestrukturierten Rotwein, der reich an Tanninen ist und marmeladige Fruchtaromen, wie getrocknete Johannis- oder Brombeeren, im Glas zeigt. Je nach Herkunft fällt die Aromatik unterschiedlich aus. Syrah aus Frankreich weist eine eher kühlere Frucht auf als beispielsweise Shiraz aus Australien. Auch pfeffrige Aromen sind typisch.

92–93
/100

Chateau de Saint Cosme

Rhone, Gigondas und Rasteau

f

Syrah, trocken

z

strukturiert
fruchtbetont

a

Lobenberg: 92–93/100

Jeb Dunnuck: 89/100

Sauvignon Blanc

ist eine der bekanntesten und weitverbreiteten weißen Rebsorten aus und auch in Frankreich. Eigentlich kann sie überall wachsen – tut sie auch. Dabei stellt sie allerdings hohe Ansprüche an den Boden. Relativ ungewöhnlich: Sauvignon Blanc mag keine tiefen, fruchtbaren und feuchten Böden, sondern fühlt sich eher auf trockenen Steilhängen wohl. Übermäßige Empfindlichkeit kann man der Rebsorte nicht nachsagen. Sie ist allerdings durchaus anfällig für Krankheiten; liefert im Allgemeinen aber stabile Erträge.

Zwischenfrage: Haben Sie vielleicht mal etwas von »Katzenpisse« im Zusammenhang mit Sauvignon Blanc gehört? Hierbei handelt es sich nicht um einen Mythos, sondern um einen Stoff (4MMP, für diejenigen, die es wirklich interessiert) in Weinen, der in geringer Konzentration nach Johannisbeere riecht; in hoher Konzentration – wie sie eigentlich nur im Sauvignon Blanc erreicht wird – kann dieser Stoff tatsächlich wie der Urin vom Stubentiger riechen. Ebenso erstaunlich ist der Geruch von grüner Paprika, der beim Sauvignon Blanc durch das enthaltene Pyrazin entsteht. Ist Ihnen etwas aufgefallen? Johannisbeere. Obwohl es sich um eine weiße Rebsorte und beim Endprodukt um einen Weißwein handelt, treten im Sauvignon Blanc Früchte wie Johannisbeere und sogar Schwarze Johannisbeere auf – nicht ganz alltäglich in der Welt der Weißweine. In Frankreich, vor allem an der Loire, fällt der Sauvignon Blanc aufgrund des milderen Klimas meist etwas weniger fruchtig aus.

Als »typischen Sauvignon Blanc« bezeichnet man wohl einen frischen Weißwein mit Aromen von gelben und exotischen Früchten, Stachelbeere sowie Johannisbeere und Noten von Gräsern – mit spritziger Säure.

93+
/100

BIO

Sancerre Blanc Mélodie de Vieilles Vignes

Vincent Gaudry

Loire, Sancerre & Centre-Val de Loire

f

Sauvignon Blanc, trocken

z

mineralisch
fruchtbetont
voll & rund

a

Lobenberg: 93+/100

Parker: 93/100

Chenin Blanc

ist eine alte und hochwertige weiße Rebsorte aus Frankreich. Bleibt man in Frankreich, lässt sich Chenin Blanc hauptsächlich an der Loire finden. Die Rebsorte treibt früh aus und blüht spät, deswegen ist sie anfällig gegenüber Spätfrost – auch starke Niederschläge mag sie nicht. Anfällig ist sie auch gegenüber Schimmel, was bei Wein und damit auch im Fall »Chenin Blanc« nicht unbedingt schlecht sein muss. Aus Trauben mit Edelfäule entstehen begehrte Süßweine. Sind die äußeren Bedingungen gut, kann Chenin Blanc sehr hohe Erträge bringen. Für die qualitativ hochwertigen Weine wird deswegen beschnitten – sind weniger Trauben am Rebstock, konzentriert sich die Qualität. Die Rebsorte zeichnet sich unter anderem durch einen hohen Säure- und Zuckeranteil aus. Deswegen werden beispielsweise in Südafrika auch Likörweine oder Spirituosen aus Chenin Blanc gemacht.

Als »typischen Chenin Blanc« bezeichnet man wohl einen feinen, aber komplexen Weißwein mit grünlich gelber bis goldgelber Farbe und Aromen, wie Pfirsich, Apfel oder Birne. Er fällt in der Struktur eher kräftig aus.

94–96
/100

BIO

Roche Aux Moines Clos de la Bergerie

Nicolas Joly

Loire, Savennieres

f

Chenin Blanc, trocken

z

voll & rund
unkonventionell
mineralisch

a

Lobenberg: 94–96/100

Parker: 96/100

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Heiner Lobenberg

Heiner Lobenberg

Heiner ist der Gründer und Chef von Lobenbergs Gute Weine. Als Jäger und Sammler und Wein-Trüffelschwein ist sein Ziel, den Kunden die beste und interessanteste Weinauswahl in Deutschland zu bieten. In seinem Blog erzählt er interessante und schöne Geschichten von großartigen Weinen und Winzern.

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