Die Herstellung des Weins: Rebsorten – Weinschule Folge #2
Bevor das Geschrei groß ist: Diese Auflistung folgt nicht zwangsläufig objektiven Gesichtspunkten wie Rebflächen oder Verkaufszahlen. Deswegen heißt die Liste auch nicht die wichtigsten, besten oder meistverkauften Rebsorten Deutschlands – oder so ähnlich. In dieser Liste geht es darum typische und charakteristische Rebsorten vorzustellen, damit ein kleiner aber feiner Überblick entsteht – mit Weinempfehlung. Sollte Ihre Lieblingssorte nicht dabei sein, bitte sehen Sie davon ab mir einen virtuellen Galgen zu bauen. Und nun genug Palaver, fangen wir mit den Rebsorten an:
Riesling
ist wohl die bekannteste Rebsorte in Deutschland. Jeder der einmal durch die Weinregale im Supermarkt geschlendert ist, das Internet nach Wein durchsucht oder einfach Wein getrunken hat, wird den Namen wohl schon gehört haben. Ansonsten führen Sie wohl ein Leben hinterm Weinberg, denn Riesling ist das Aushängeschild des deutschen Weinbaus und unumgänglich in der deutschen Weinkultur verankert.
Riesling ist auch deswegen eine so beliebte Rebsorte in Deutschland, weil sie eine spätreifende Sorte ist, die sich auch in kühleren Anbaugebieten wohlfühlt und bei niedrigeren Temperaturen besonders feine Weine ergibt. Riesling ist trotzdem eine anspruchsvolle Rebsorte, die den Winzer und letztendlich uns Trinker aber unter anderem mit seiner Fähigkeit Terroir zu tragen begeistert. Und ein wahres Allroundtalent ist der Riesling auch. So wird aus der dickhäutigen Beere vom trockenen, über halbtrockenen, restsüßen, fruchtsüßen und edelsüßen Wein bis zum Schaumwein jede erdenkliche Form des Weins produziert.
Als »typischen Riesling« bezeichnet man wohl einen leicht strukturierten, eher schlanken Weißwein, der sich mit seiner knackigen Säure und klassischen Fruchtnoten im Glas präsentiert.
Spätburgunder
ist – vielleicht etwas flapsig formuliert – das rote Pendant zum Riesling. Falls Sie bisher noch nichts vom Spätburgunder gehört haben, dann kann das vielleicht daran liegen, dass er in Frankreich als Pinot Noir bekannt ist. Und bekannt ist die Sorte definitiv, unter anderem auch als wahre Zicke, was angesichts der Dünnhäutigkeit der Beere schon irgendwie stilecht wirkt. Spätburgunder ist eben nochmal eine ganze Schippe anspruchsvoller als Riesling. So verträgt sich die Sorte selbst mit Luft nicht so richtig – Wind um genau zu sein. Und auch über viel Hitze freut sie sich nicht – kalt darf es aber auch nicht sein. Zu den hohen Ansprüchen der Rebe passt auch die hohe Klasse des Endprodukts, so gehört Spätburgunder oder Pinot Noir beispielsweise auch zu den Rebsorten, die klassisch für Champagner verwendet werden.
Als »typischen Spätburgunder« bezeichnet man wohl einen vollmundigen, aber samtigen Rotwein, mit einem Säurekick – ähnlich wie der Riesling – und mit roten, beerigen Fruchtaromen.
Silvaner
gehört zu den meistangebauten Rebsorten in Deutschland. Silvaner gilt als Massenträger und wird häufig als Schoppenwein abgestempelt, aber eigentlich kann die alte, autochthone Rebsorte noch mehr. So kann der Winzer – zusammen mit seinem Kellermeister – den Silvaner wie eine leere Leinwand nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten. Dabei spielt es keine Rolle ob das Endergebnis ein leichter Sommerwein, ein cremiger Barriquewein, ein intensives Großes Gewächs oder ein potenter edelsüßer Wein wird – Silvaner ist vielseitig und lebt von seinem Terroir.
Als »typischen Silvaner« bezeichnet man wohl einen neutralen und leichten Weißwein, der geschmacklich bei hellen Früchten oder Gräsern – manchmal erdigen Aromen – einzuordnen ist, mit einer milden Säure.
Weißburgunder
ist eine Mutation des Spätburgunders als Urform. Ähnlich wie der Spätburgunder ist auch der Weißburgunder eine sehr anspruchsvolle Rebsorte wenn es um Boden und Klima geht. Außerdem gibt es wie beim Spätburgunder (= Pinot Noir) auch beim Weißburgunder einen französischen Namen – Pinot Blanc. Ebenso wie das dunkle Pendant ist auch der Weißburgunder oder Pinot Blanc ursprünglich für die Herstellung von Champagner zugelassen, wird aber kaum noch dafür verwendet. Trotzdem: Ob als einfacher Terrassenwein, reicher Barriquewein oder als Schaumwein, der Weißburgunder weiß in vielen Formen zu überzeugen.
Als »typischen Weißburgunder« bezeichnet man wohl einen nussig, fruchtigen Weißwein mit sanftwürzigen Bouquet und milder Säure, der in der Jugend auch manchmal florale Aromen – wie weiße Blüten – annehmen kann.
Trollinger
ist die meistangebaute rote Rebsorte in Württemberg. Ursprünglich ist die Sorte als Vernatsch bekannt – nur in Deutschland gibt man ihr den Namen Trollinger. Ihre Beliebtheit basiert auf der hohen Süffigkeit des Endproduktes. Aber neben den Rotweinen mit hohem Trinkfluss werden die Früchte der Reben (Beeren) auch als Tafeltrauben konsumiert. Der Trollinger wird spät gelesen, weil die Trauben erst spät ausgereift sind – noch nach dem Riesling. Deswegen erfordert die Rebsorte warme Lagen, die möglichst frostfrei sein sollten. Im Gegenzug bietet die Rebsorte dem Winzer einen hohen Ertrag.
Als »typischen Trollinger« bezeichnet man wohl einen hellen, leichten, samtigen und fruchtigen Rotwein, der mit frischen Kirsch- und sanften Mandelnoten um die Ecke kommt. Obwohl der Wein nicht immer im Holz ausgebaut wird, kann er durchaus ähnliche Aromen annehmen, die dann meist an Kirschkerne erinnern oder einen Barriqueeinsatz vermitteln.