Jedes Jahr zum 1. September erscheinen die trockenen Spitzenweine des Verbandes deutscher Prädikatsweingüter. Bereits eine Woche zuvor werden internationale und deutsche Händler und Journalisten zur Vorprobe nach Wiesbaden geladen, um sich einen Überblick über die neuen Weine zu verschaffen. Mehr als 500 der sogenannten Großen Gewächse werden hier über drei Tage in der bestorganisiertesten Verkostung dieser Größenordnung präsentiert und beurteilt. Als zusätzliches Highlight werden an einem Abend auch jene Weine vorab gezeigt, die in diesem Jahr in Trier und in Bad Kreuznach bei den jährlichen VDP-Versteigerungen unter den Hammer kommen. Hier geht es um nichts weniger als die rarsten trockenen und edelsüßen Gewächse des Landes, von denen einige Rekordpreise erzielen und wieder zu den teuersten der Welt gehören.
Vom Rheingau gelernt
Es war 1984 als sich unter Federführung großer Rheingauer Weinpersönlichkeiten wie Georg Breuer und Graf Matuschka von Greiffenclau knapp 50 Weingüter im Rheingau zur »Charta«-Vereinigung zusammenschlossen. Aus den besten ihrer jeweiligen Lagen sollte jedes Jahr ein trockener oder annähernd trockener Riesling unter dem Label »Charta« abgefüllt werden. Ziel war es durch Spitzen-Rieslinge der Typizität des Rheingaus und seines Terroirs einen mehr oder weniger einheitlichen Ausdruck zu verleihen. Der Vorläufer des Gedankens der Großen Gewächse war geboren. Auf Grund der stetig wachsenden Zielgleichheit der beiden Vereinigungen ging »Charta« im Jahr 1999 dann im VDP.Rheingau auf. Daraufhin folgte die Abfüllung von Spitzenrieslingen aus klassifizierten Ersten Lagen nun unter dem Label »Erstes Gewächs«. Nach dem Vorbild entstanden dann über den Bundes-VDP die Großen Gewächse aller Anbaugebiete wie wir sie heute kennen.
Die Herkunft ist prägend
In den letzten 20 Jahren hat sich die Qualitätskurve überall steil nach oben bewegt. Neben dem Aufschwung im Rheingau sind vor allem in der Pfalz die großen Güter wieder zu alter Stärke erwacht. Ähnlich Entwicklungen gab es auch an der Nahe und in Rheinhessen. Der VDP, der Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter, in dem ein Großteil der Crème de la Crème des Weinbaus anzufinden ist, hat an dieser Entwicklung maßgeblich beigetragen. Zu den vielen Qualitäts-Statuten gehört u. a. die Qualitätspyramide nach burgundischem Vorbild. Sie schreibt es den Weingütern vor, ihre Weine in Guts-, Orts- und Lagenweine einzuteilen. Den Großen Lagen entspringen demnach die Großen Gewächse, die trocken ausgebaut werden. Das Credo ist also: Je enger die Herkunft umrissen, desto höher die Qualität im Glas.