Domaine Santa Duc Aux Lieux Dit 2015
Lobenberg: Der normale Gigondas von Yves Gras. 75 Prozent Grenache, 10 Prozent Syrah, 10 Prozent Mourvèdre, 5 Prozent Cinsault. Der Wein ist inzwischen biologisch zertifiziert. Die Weine werden komplett spontan vergoren, die Fermentation geschieht im Inoxstahl und im Beton. Der Ausbau zu 80 Prozent in großen Holzfudern, ansonsten in gebrauchten Barriques. Die inzwischen aus der Rhone bekannte 2015er Nase mit dieser wunderschönen roten, intensiven profunden Frucht, dazu diese unglaubliche Fein- und Verspieltheit. Wir haben zwar in 2014 die gleiche Eleganz an der Rhone, aber 2015 hat einfach dieses Plus an süßer, roter Frucht darunter. Das war in Châteauneuf so und ist auch in Gigondas der Fall. Der Mund ist lecker und überhaupt nicht anstrengend, sondern der Wein ist trinkbar und köstlich von der ersten Sekunde. Grenache mit dieser konzentrierten Erdbeere, Himbeere, rote Kirsche, ein bisschen rote Johannisbeere. Alles ist ganz fein, das Tannin ist super seidig, weil 2015 einfach so extrem fein ist. Das macht Spaß. Die Tannine sind so seidig. Wir haben die ganze Tiefe, die ganze Würze dieser biodynamischen Weine, die zum Teil sogar aus Ganztrauben vergoren werden und nur moderat das Holz sehen – und wenn dann großes Tonneau und größer. Aber diese Feinheit in Mund und Nase, diese burgundische Art eines Dujac, eines großen Bioerzeugers aus dem Burgund ist wirklich verblüffend. So ein süffiger, leckerer Gigondas von der ersten Sekunde an und trotzdem Massen an seidigem Tannin und tolle Frische. Das passt ziemlich perfekt. Wie schon in Bordeaux 2015, ist es auch ein Top-Jahr an der Rhone, weil es einfach diese Seidigkeit und trotzdem diese tolle Spannung und fast elektrische Ladung hat. 94+/100
Gigondas »Clos De Derriere Vieilles Vignes« 2015
Lobenberg: 80 Prozent Grenache, 10 Prozent Syrah, 10 Prozent Mourvèdre. Der Wein liegt 300 Meter hoch, direkt hinter dem Dorf oberhalb von Clos de la Tourelles. Westexposition. Das ist ein Untergrund aus weißem Lehm, auch blauer Lehm genannt wegen der Metalleinsprengsel. Es ist also der klassische weiße Kalksteinlehm, der über Jahrmillionen entstanden ist. Dieser Wein war früher Bestandteil des normalen Blend bzw. danach des Grande Grenache. Um die große Klarheit im normalen Gigondas zu haben wurde dieser separiert, eben weil er so einzigartig und anders im Ausdruck ist, so viel dichter. In diesem Wein ist das, was früher bei Yves Gras von Santa Duc als Grande Grenache bezeichnet wurde. Zugunsten der Lagenbezeichnung hat er diesen Namen aufgegeben. Das ist genau dieser Wein. Zu unser aller Glück hat er damit erst 2015 angefangen, in diesem ultrafeinen Jahr. Wir haben hier also kein Blockbuster, sondern nur eine extrem intensive dichte Kirsch-Brombeer-Pfirsich-Spielart mit zugleich so unglaublich wuchtiger Frucht. Eindimensionaler als ein Châteauneuf du Pape, fokussierter, wuchtiger, aber auch saftiger, weniger fein, dafür einfach dichter. Ein Blockbuster und trotzdem ultrafein. Die Tannine sind so seidig. Wir haben die ganze Tiefe, die ganze Würze dieser biodynamischen Weine, die zum Teil sogar aus Ganztrauben vergoren werden und nur moderat das Holz sehen – und wenn dann großes Tonneau und größer, aber diese Feinheit in Mund und Nase, diese burgundische Art eines Dujac, eines großen Bioerzeugers aus dem Burgund ist wirklich verblüffend. Das Tannin ist total seidig und trotzdem sind die Geschmacksintensität und die Wucht im Mund sehr hoch. Man muss diese Stilart und Wucht dieser Lehm-Lage mögen, dann ist es auf jeden Fall ein ganz großer Wein. 96–98+/100
Gigondas »Prestige des Hautes Garrigues« 2015
Lobenberg: 65 Prozent Grenache, 35 Prozent Mourvèdre. Der Hautes Garrigues ist nun seit vielen Jahren nicht nur biologisch zertifiziert wie alle Weine bei Yves, er wird auch von Jahr zu Jahr feiner. Ganz stark auf schwarzer Kirsche laufend, aber auch ein bisschen Brombeere, minimal Cassis, spontan vergoren aus komplett entrappten Trauben. Rund um das Weingut, diese Lagen hier heißen Hautes Garrigues. Im Mund sehr dicht, sehr reichhaltig, voller Spannung, aber mit wunderschön geschliffenen Tannin, poliert, fast spielerisch und trotzdem dicht. Nicht diese Wuchtbrumme wie die Einzellage in 300 Meter Höhe. Eher eine Turboversion des normalen Gigondas, der vielleicht von der Köstlichkeit siegen mag. Die Tannine sind so seidig. Wir haben die ganze Tiefe, die ganze Würze dieser biodynamischen Weine die zum Teil sogar aus Ganztrauben vergoren werden und nur moderat das Holz sehen – und wenn dann großes Tonneau und größer. Diese Feinheit in Mund und Nase, diese burgundische Art eines Dujac, eines großen Bioerzeugers aus dem Burgund ist wirklich verblüffend. Dieser Haut Garrigues ist auf jeden Fall genau diese Spur intensiver, die viele Menschen sehr beeindrucken. Ich anerkenne, dass es der klar größere Wein ist, obwohl ich den normalen Gigondas wahrscheinlich die ersten Jahre köstlicher finde. 96–97/100
Chateauneuf du Pape »La Crau Ouest« 2015
Lobenberg: Ein sehr kleiner Weinberg von einem halben Hektar. 80 Jahre alte Reben, komplett auf Sand stehend neben Rayas und Clos du Caillou, also das allerbeste Terroir auf La Crau. Der Sand besteht aus 80 Prozent reinem Sand und 20 Prozent zermahlenem Kalkstein, da hier vor genau 11 Mio. Jahren das Mittelmeer entlang schwappte. Diese Ablagerungen machen heute La Crau aus. Der Wein ist Buschwein und ab 2015 sogar biologisch zertifiziert. Komplett entrappt, im Beton vergoren, und danach im großen Holzfuder und in der toskanischen Lehmamphore ausgebaut. 100 Prozent Grenache. Die Nase ist genau das, was man von einem perfekten Châteauneuf du Pape erwartet. Eine Typizität wie im Quartz von Clos Caillou, ein bisschen Clos du Pape, ein bisschen Chaupin von Jannasse. Auch der benachbarte Châteauneuf du Pape im Cuvée Speciale von Michel Tardieu, dessen Weinberg direkt daneben liegt, hat die gleiche Typizität. Andre Brunelles Cuvée Centenaire liegt auch daneben. Das ist genau das, was ich von Châteauneuf du Pape erwarte. Rote Frucht, konzentrierte Erdbeere, Himbeere, rote Kirsche, Sauerkirsche, Kalksteinnase, feines Salz, unendlich süß, aber auch unendlich fein und verspielt, tänzelnd. Ein Burgunder in einer etwas dichteren und süßeren Form eines Premier Cru aus Chambolle-Musigny mit so unendlichem Charme. Um zu den zuvor genannten Größen des Chateauneuf aufzuschließen, fehlt Yves Gras vielleicht noch ein paar Jahre Erfahrung in diesem Weinberg. Der Mund ist auch unendlich charmant, es fehlt vielleicht der letzte Zug, Bums und Druck, um wie die zuvor genannten Weine in so einem genialen Jahr in die in die 100 Punkte Liga aufzusteigen. Es ist aber auf jeden Fall der beste Chateauneuf du Pape, den Yves je gemacht hat, und das ist genau die Stilistik, die ich mir vorstelle für großen Chateauneuf. 2015 passt natürlich perfekt, das Tannin ist so seidig, der Wein ist elektrisch geladen, tolle Spannung, er ist wirklich aufregend und dabei so lecker vom ersten Moment. Warum verweigere ich ihm die Höchstbewertung? Vielleicht weil ich Yves als Winzer von Gigondas diesen letzten Schritt noch nicht zutraue und er noch nicht lange genug in Châteauneuf Zuhause ist. Vielleicht unfair, trotzdem großer Stoff. Vielleicht ist der letzte Kick in diesem Châteauneuf, verglichen mit den genannten Größen, auch deshalb nicht da, weil der Ausbau zu fast 100 % in Amphoren aus Terrakotta passiert. Die unglaubliche Verspieltheit in Yves Weinen wird von der dadurch entstehenden großen Fülle und Rundheit ein wenig konterkariert. Vielleicht auch weil Yves, anders als die zuvor genannten Erzeuger eben nicht einen Teil mit Rappen als Ganztraube vergärt, sondern komplett entrappt und komplett in der Tonamphore ausbaut. Sein Wein ist dementsprechend etwas eindimensionaler, wunderschön, aber etwas plumper, runder und etwas weniger komplex. Das ist vielleicht das, was den letzten Kick ausmacht. Diese Amphoren sind so neu, wir müssen mal abwarten, wie sich das so in 10 Jahren zeigt.
97–98/100
Domaine Stephan Ogier Syrah la Rosine 2015
Lobenberg: Die dichte, warme, extreme fruchtige Nase lässt mich denken an den Einstiegs-Cote Rotie. Ich bin dann sehr verblüfft, weil der 15er angebliche Cote Rotie in Wirklichkeit der Syrah La Rosine ist. Würzig, fein, dicht, sehr schmelzig, hohe Intensität auch im Mund, guter Grip. Aber was noch mehr überzeugt ist der unglaubliche Schmelz, diese Köstlichkeit, der Wein ist so lecker und das für einen Syrah aus dem Norden. So jung, dicht, lang, leicht pfeffrig, salziger Zug über der Zunge mit langem Nachhall, und immer wieder diese enorme Dichte. In der Fruchtigkeit eher einem Saint Joseph ähnelnd, auch in seinem Charme, aber eine Art Saint Joseph aus einem extrem charmanten, weichen, köstlichen Jahr. Totaler Samt, die Tannine sind geschliffen, nichts ist hart, nichts ist spröde und trotzdem hoch intensiv in der Aromatik. Der beste La Rosine ever. 93–94/100
Domaine Stephan Ogier St Joseph 2015
Lobenberg: 100 Prozent Syrah, und wie alles bei Stephan Ogier biologische Weinbergsarbeit, aber nicht zertifiziert. Spontanvergärung, Ausbau in kleineren und mittleren Holzfässern, zum Teil neu. Im Jahr 2015 ist alles eine Dimension feiner und qualitativ höher, der Syrah Rosine hatte die Klasse eines St Joseph, und der St Joseph hat die Klasse eines kleinen Cote Rotie. Deutlich würziger als in den Jahren zuvor, intensiver, hier auch deutliche schwarze Frucht dabei, sehr viel Rasse, hohe Spannung, sehr energetisch, auch dieser Wein ist lecker und köstlich, aber schon großvolumig mit sehr viel fülligerem Nachhall. Es ist jetzt in der Klasse keine ganz andere Dimension als der Syrah La Rosine, vielleicht nur etwas dichter, intensiver im Tannin, noch etwas samtiger und üppiger daherkommend, mehr schwarze Frucht. Zusätzlich zur roten Frucht auch viel Schwarzkirsche, Brombeere, Maulbeere, Olivenpaste, Wachholder, Minze, und trotzdem sehr gefällig. An diese Gefälligkeit in diesem Jahrgang muss ich mich gewöhnen, es ist so ungewöhnlich. Eine neue Dimension, der Jahrgang 2015 in der nördlichen Rhone. 94–95+/100
Domaine Stephan Ogier Cote Rotie Reserve 2015
Lobenberg: Im Reserve ist fast Dreiviertel als full bunch vergoren, sprich Ganztraube. Nicht entrappt, das gilt für den Reserve genauso wie für die Einzellagen. Die ganzen Trauben werden im offenen Bottich nur mit den Füßen leicht angestampft, und während der Vergärung wird der komplette Hut mit allen Rappenschalen etc. über ein System von Ketten unter dem Saft gehalten, d. h. es gibt keine klassische Pigeage, kein Runterdrücken des Hutes mehr, denn der gesamte Kuchen bleibt ständig unter Saft. Pump over gibt es höchstens ein Mal am Tag, in vielen Fällen gar nicht, weil wie schon gesagt alles eh unterhalb der oberen Saftlinie ist. Das ist eine extrem vorsichtige, schonende Extraktion und ein System, wie es schon der Vater und Großvater von Ogier benutzte. Damals allerdings natürlich mit Holz unter der Saftlinie gehalten, anstatt mit Edelstahlkette. Der Reserve besteht aus vielen Einzellagen rund um die Lage La Grande Place. Überwiegend Cotes Brune. 2015 zeigt eine Charakteristik, die sogar der Stilistik des in meiner Erinnerung so großen 99er überlegen ist. Wir haben hier volle Reife, die volle Reife eines Jahrgangs 2009. So wunderschön ausgeprägt, und wir haben dazu eine sensationelle Frische. Die kühlen Nächte im August und September halfen enorm die Frische zu bewahren. Eine Rassigkeit, und trotzdem – und das gab es eben vorher nicht – dieser unglaubliche Charme in 2015. Diese Cote Roties sind schon vom Fass köstlich. Samtiges Tannin, seidig, überwiegend rote Frucht, aber auch viel Minze, Eukalyptus dazu, Wacholder, viel Lorbeer, tolle Würze, grüne Oliven, salzige Spur auf der Zunge, hohe Intensität, hohe Reife, und trotzdem diese unglaubliche Frische, daneben tolle Krautwürzigkeit. Der Wein ist nie anstrengend, und der Ausbau im kleinen Holz dominiert den Wein weit weniger als in schwächeren Jahren. Das Holz ist im Hintergrund, die tolle Frucht, die rassige Frische und die enorme Mineralität mit diesem grandiosen Zug dominieren alles. Großer Wein. Wo soll das enden mit den Einzellagen, wenn der Reserve schon so grandios ist?
96–97+/100
Cote Rotie Lieux dits Cote Blonde 2015
Lobenberg: Dies ist eine kleine Parzelle von einem halben Hektar, die Stephan Ogier vor acht Jahren selbst neu gepflanzt hat. Dieser 15er wird das erste Mal separat abgefüllt nach acht Jahren. Cote Blonde, das ist klar hundertprozentig Granitböden. Der Wein liegt in Südostexposition neben Lancement, der komplett auf Süden liegt. Wir haben hier Granit, aber auch ein ganz klein bisschen Schiefer ,was ungewöhnlich ist für die Cote Blonde. Diese neue Lage wird natürlich genau so biologisch bearbeitet wie der Nachbar Lancement. Auch hier Spontanvergärung, 100 Prozent Ganztrauben, also keine Entrappung. Auch hier wird der Hut nicht mehr runtergedrückt sondern alles wird vor der Vergärung vorsichtig mit Füßen gestampft. Bei der Vergärung wird der Hut mit einem Kettensystem unter dem Saft gehalten. Kein Pigeage, kein pump over, sehr sanft, sehr vorsichtig. Diese neue Lage von der Cote Blonde ist etwas kraftvoller als der Lancement, denn der Lancement steht zu 100 Prozent auf Granit. Hier haben wir doch einen Teil auf dem Schiefer. Die Nase ist auch schon von daher – auch ob des vom Schiefer kommenden anderen pH-Wertes – würziger, tiefer, schwärzer. Maulbeere, schwarze Olive, Myrre, auch hier wieder Wacholder, aber auch viel Eukalyptus, leichte Minze scheint durch, schwarze Kirsche, sehr tief, sehr würzig und trotzdem sehr samtig und fruchtbetont. Der Mund ist unglaublich charmant. Auch hier dieses Potpourri aus überwiegend schwarzer Frucht, wieder deutlich mit Eukalyptus, Minze, Wacholder, Olive, grandioser Garrigue-Würze. Der Wein ist für mich, obwohl er etwas robuster daher kommt, als der Lancement weniger tief und weniger profund. Acht Jahre alte Reben sind eben doch etwas anderes als Jahrzehnte alte Reben. Es fehlt die letzte Tiefe, der letzte Druck in der Mitte, der Wein ist dem Reserve deshalb meines Erachtens nur deshalb etwas überlegen, einfach weil er eine andere und individuellere Expression hat. In der Tiefe und Würze würde ich den Reserve vorziehen. Hier muss einfach Alter dazu kommen, um dem Wein den letzten Druck von unten zu verleihen. 96–97/100
Cote Rotie Belle Helene 2015
Lobenberg: Der Wein kommt von der Cote Brune, also Schieferböden. 100 Prozent nicht entrappt, mit Füßen runtergestampft und leicht angequetscht, dann vergoren. Auch hier wird der Hut der Ganztrauben ständig unter dem Flüssigkeitspegel gehalten. Natürlich spontan vergoren, Ausbau im neuen und überwiegend gebrauchten Barrique. Biologische, hier sogar biodynamische Weinbergsbearbeitung. Das geschieht in beiden Einzellagen, Lancement und Belle Helene. Bei Ogier werden die Weine i. d. R. 17–18 Tage vergoren, danach maximal drei bis vier Tage auf den Schalen belassen. Er probiert täglich nach der Fermentation, und wenn der Wein droht an Präzision zu verlieren, was er seines Erachtens tut bei zu langen Standzeiten auf der kompletten Maische, dann presst er sofort ab. Die Malo erfolgt im Fass und der Ausbau dann ohne Bâtonnage für zwei Jahre im Barrique. Bei großen Jahren wie 2013 bleibt er sogar bis zu 2,5, im Notfall auch drei Jahre im Fass. Bei etwas leichteren Jahren 18 Monate. Belle Helene habe ich, so lange ich hier probiere, noch nie so charmant in der Nase gehabt. So ein weicher, dichter Schwarzkirsch-Maulbeer-Teppich, unglaublich charmant, weich, dicht und reich. Assoziationen an einen sehr satten, tiefen, reifen Malbec aus Argentinien. Ein 100-prozentiger Merlot aus Pomerol. Aber beides ist es nicht, denn die Würze aus Cote Rotie und die Frische dazu ist in beiden genannten Assoziationen so nicht möglich. Da kommt natürlich ein Teil auch von den Rappen. Der Mund zeigt eine wahnsinnig würzige Frische, sowohl von den Rappen, als auch von der speziellen Frucht dieses Jahrgangs mit diesen kühlen Nächten. Wirklich rassig, rasant und dennoch vollreif. Das heißt schon alle Regler nach Rechts und trotzdem seidiges Tannin. Weit aus trinkbarer, als viele Jahrgänge zuvor in diesem jungen Stadium. Seidig und trotzdem so intensiv und würzig, schwarze Frucht, schwarze Erde, wieder grüne und schwarze Olive, das Ganze endet im Unendlichen. Großer dichter Stoff, der so fein und frisch zugleich ist. Wahrscheinlich gab es Cote Rotie in dieser Klasse auch 1999 nicht, und das war bisher die Benchmark. Super Stoff. 100/100
Cote Rotie Cuvee Lancement 2015
Lobenberg: 100 Prozent auf der Cote Blonde gewachsen, 100 Prozent Granitboden, Südexposition, alte Reben. Auch hier zu 100 Prozent nicht entrappt, also als Ganztraube mit Füßen gestampft, spontan vergoren. Der Hut wird unter der Flüssigkeitslinie gehalten mit einem Kettensystem, 17 Tage vergoren, dann vier Tage auf den Schalen und Rappen belassen, abgepresst, Malo im Barrique, Ausbau im Barrique. Das Ende ist nicht absehbar, wahrscheinlich wie 2013 über 2,5 Jahre. Der Wein ist in seiner hohen Reife trotzdem sehr massiv. Die Nase ist deutlich rotfruchtiger als im zuvor probierten Helene. Viel rote Kirsche, aber auch enorme Würze. Diese 100-prozentige Rappenhaltigkeit bekommt den Cote Roties in einem so warmen, reifen Jahrgang perfekt. Gleichzeitig die kühlen Nächte. Wir haben eine Frische, die wirklich sensationell ist, dazu die Reife eines Jahrgangs 2009. Viel Charme, viel Druck und viel Cote-Rotie-typische Würzigkeit. 100 Prozent Syrah, natürlich wird hier kein Viognier hinzugenommen. Der Mund ist ungeheuer fein. Diese Granitböden sind schon eine Sensation und die Südexposition kann den Wein trotzdem nicht fett machen, weil die Böden so toll sind und die Nächte 2015 so kalt waren. Was für eine Feinheit, total seidiges Tannin, das ist so tänzelnd, das ist anders als der Belle Helene, eben nicht in dieser massiven Schwarzfruchtigkeit, sondern nur in unendlicher Feinheit. Das ist ein Cote Rotie, der durchaus burgundisch daherkommt. Irgend eine Musigny Variation wäre durchaus denkbar, der Wein endet salzig, fast kalksteinartig, seidig, salzig im Unendlichen, er hallt für Minuten nach, aber alles bleibt fein, köstlich von der ersten Sekunde. Ich habe schon einige Cote Roties in 2015 probiert, und 2015 ist wohl das beste Jahr in der Geschichte diese Appellation, aber der Lancement ist innerhalb dieser Range für mich einfach der beste Wein. 100/100
Château Grillet 2013
Lobenberg: In 2013 gab es verdammt wenig Ertrag, Ein sehr frisches Jahr. Ein Jahr mit extrem winzigen Mengen, ich bekam nur ein Zehntel meiner üblichen Menge. Die Nase ist Riesling. Ein Condrieu, der natürlich nicht Condrieu heißen darf, denn Château Grillet ist eine eigene Appellation mit diesem einem Hektar. Die Nase ist irgendwo in der deutschen Nahe anzusiedeln, wenn ich das als Helmut Dönnhoff vorgesetzt bekäme, würde ich es zumindest von der Nase absolut glauben. So schön frisch, feine grüne und gelbe Aromen, Blumigkeit, Nüsse, alles tänzelt, alles ist fein. Der Mund hat deutlich mehr Grip als die beiden Jahre zuvor, fast ein wenig Schärfe, schöner Bitterstoff, enormer Zug, sehr schlank, total durchgegoren, für einen Viognier unwahrscheinlich geradeaus laufend. Die manchmal ölige Aromatik fehlt, dafür hat er diese enorme Ausdruckskraft. Auch hier kommen wir von Quitte, zu Litschi und Nüssen, auch ein bisschen Kiwi, grüne Birne, Kalkstein, Salz, sogar ein bisschen weißpfeffrige Schärfe dazu, enormer Zug und Nachhall von Minuten. Für einen Wein aus der Rebsorte Viognier unglaublich schlank, immer geradeaus und ausdrucksstark. Auch im Mund in einer Blindverkostung wahrscheinlich nicht nach Condrieu gesteckt. Dieser Wein setzt wie schon früher eigene Maßstäbe im Condrieu. Es gibt eigentlich keinen Condrieu, der in dieser Ausdrucksstärke mithalten kann, und 2013 gefällt mir fast noch besser als die beiden Jahre davor. Und 2014 soll nicht schwächer sein! Der Wein wird ohne weiteres für viele, viele Jahrzehnte weiterreifen können, wird aber auch schon nach fünf Jahren trinkbar sein, besser aber erst nach 10, 15 oder 20. Superber Weißwein. Einer der großen Weißweine der Welt. Der Wein steht im Mund für sich selbst. Das ist nicht an der Rebsorte Viognier festzumachen, das ist kein Condrieu, das ist irgendwo zwischen einem burgundischen Chardonnay und einem Riesling von der Nahe. Der Wein steht absolut für sich selbst, und es verbietet sich fast, ihn mit irgendeinem anderen Condrieu zu vergleichen, weil es einfach nicht vergleichbar ist und sich auch in keiner Blindprobe wie ein klassischer Condrieu trinkt. Château Grillet und nichts anderes. A class of its own. 99–100/100
Ferraton Crozes-Hermitage Les Picheres 2015
Lobenberg: Ein Hektar Weinberg, komplett auf Alluvial Böden stehen, was Sedimentböden sind, Ablagerungen der Flüsse und des Meeres. Sandig, Quarz, lehmig, steinig, so wird der Sand der Rhone, auch in Chateauneuf und im Ventoux und überall im Süden bezeichnet. Auch viel in Châteauneuf du Pape zu finden. Der sogenannte Sand enthält eben immer viel Quarz und Kalk. 100 Prozent Syrah. Spontan vergoren. Der Wein wird komplett entrappt, dann im Zement spontan vergoren, danach der Ausbau im gebrauchten Barrique und im Halbstück 1500 Liter. Alle Top-Weine von Ferraton, nur die, die auch en primeur verkauft werden, sind biodynamisch. Die Nase ist stark von Lakritze geprägt, Veilchen, sehr blumig, extrem duftig, das Ganze von schwarzer Kirsche und süßer Brombeere bzw. eher noch von der noch süßeren Maulbeere unterlegt. Erdige Würze dazu, süße schwarze Olivenpaste, Eukalyptus, dann noch feine Minze, Orangenschalen. Der Mund zeigt sich entsprechend des Jahrgangs überaus fein, schöne seidige Tannine, aber durchaus Biss und Zug. Im zweiten und dritten probieren immer mehr Druck entwickelnd. Auch hier ganz viel schwarze Frucht, das Ganze ist unterlegt mit würzigem Lorbeer, welcher sehr dominant und deutlich ist. Garrigue-Würze, schöne Länge, der Wein braucht sicherlich ein paar Jahre um dann so fein zu werden wie die großen Vorgängerjahre. 2015 ist aber sicherlich ein Meilenstein in Crozes-Hermitage und an der nördlichen Rhone.
93–94/100
Crozes-Hermitage le Grand Courtil 2015
Lobenberg: 100 Prozent Syrah, sanfte Hanglage mit Südausrichtung. Der gleiche Untergrund, also Sedimentböden Alluvial, Ablagerungen der Flüsse und des Meeres. Sandig, Quarz, lehmig, steinig, so wird der Sand der Rhone, auch in Chateauneuf und im Ventoux und überall im Süden bezeichnet. Auch viel in Châteauneuf du Pape zu finden. Der sogenannte Sand enthält eben immer viel Quarz und Kalk. Es gibt nur einen halben Hektar, weniger als 3.000 Flaschen Jahresproduktion. Aus dieser Einzellage, wie alle Top-Weine bei Ferraton biodynamisch, komplett entrappt, dann im Zement spontan vergoren und im gebrauchten Barrique und im Halbstück ausgebaut. Als Unterscheidung zum zuvor verkosteten Crozes Hermitage Les Picheres haben wir hier im Grand Courtil deutlich mehr rote Frucht, deutlich mehr süße Fülle, fast ein kleiner Touch St Joseph in dieser dichten roten Kirsche, aber auch die Maulbeere, noch mehr Orangenschale, fast ein bisschen Mango durchscheinend, schwarze Kirsche kommt dann, Veilchen, aber viel feiner das Ganze. Feiner, süßer, ätherischer, aromatischer, etwas weniger maskulin, sehr viel Erotik in der Nase. Auch im Mund zeigt sich diese wunderschöne, kirschige Süße, süße rote Kirsche, schwarze Kirsche, aber auch viel schwarzes Unterholz, Garrigue, durchaus diese Würze, die so typisch ist für Crozes-Hermitage. Garrigue, schwarzer Pfeffer, gute Wucht und trotzdem erotische Fülle und Süße. Einfach in der erotischen Üppigkeit eine Liga höher als der andere Crozes-Hermitage, gefälliger und gleichzeitig hochklassiger, etwas in einer anderen Liga zu schweben. Der hat schon echte Größe, so wie ich zuvor wenige Crozes-Hermitage probiert habe. 94–96/100
St Joseph Lieu-Dit St Joseph 2015
Lobenberg: Die Exposition ist Südost. Der Wein wächst zu 100 Prozent auf Granit, 100 Prozent Syrah, sehr alte Reben, 100 Prozent entrappt, das Ganze dann im Beton vergoren und in Barriques und Halbstücken, gebraucht und neu, ausgebaut. Bei Ferraton ist in den Top-Weinen alles biodynamische Weinbergsarbeit und spontan vergoren. Hier bewahrheitet sich meine Vorliebe für St Joseph. St Joseph ist für mich nach Cote Rotie die mir zweitliebste Appellation, weil wir hier am burgundischsten und rotfruchtig sind. Nase und Mund mit einer Fülle von schwarzer und vor allem roter Kirsche. Wir haben hier weniger die etwas spröde und maskuline Würzigkeit der Weine aus Crozes-Hermitage, sondern diese schöne Süße wie wir sie auch von Cote Rotie kennen. Nur hier nicht ganz so extrem in der Mineralität, aber Kirsche in allen Spielarten, süße erotische Frucht, das Ganze ist ultrafein und dem Jahrgang entsprechend so verspielt und köstlich vom ersten Schluck, schöne Länge zeigend, nur ganz leichte Bitterkeit. Am Ende rollt diese feine, salzige, steinige Mineralität wieder hoch, wie sie so typisch ist für die Weine auf Granit, aber auch so unglaublich fein, wie wir das von den Cote Roties der Cote Blonde kennen. Das ist hier ein kleiner Cote Rotie von der Cote Blonde in seiner Stilistik. Das ist natürlich für diesen Preis wirklich der Cote Rotie für den Alltag, den Cote Rotie für Jedermann. Für mich großes Kino zu relativ überschaubarem Preis. Er ist sehr fokussiert, sehr geradeaus laufend und sehr fein und klar definiert. 96–97+/100
St Joseph Lieu-Dit Paradis 2015
Lobenberg: 100 Prozent Syrah, St Joseph auf Granit und auf Sedimentböden gewachsen. Ostexposition. Der Wein ist über seine Böden durchaus einem Crozes-Hermitage ähnlich, er hat richtig viel Power über die Sedimentböden, er ist tiefer, schwarzfruchtiger, würziger, hat aber trotzdem die Süße eines St Joseph. Wir sind hier deutlich mehr in der schwärzeren Kirsche mit Brombeere, aber auch getrocknete Blaubeere. Total durchgegoren in der Spontanvergärung, der Wein hat Biss und Grip, er kommt nicht so erotisch und rubenshaft rüber wie der andere St Joseph von Ferraton, sondern etwas maskuliner und schwärzer – und er ist dennoch unglaublich lecker. Zum Reinspringen schön, sofort austrinken! Er hat süße, feine, samtige Tannine in hohem Ausmaß. Ich bewerte ihn vielleicht etwas unter dem anderen, rotfruchtigeren St Joseph, aber er ist eigentlich nur ganz anders. Er hat seine absolut eigene Berechtigung und er ist so ungeheuer lecker, samtig und köstlich. 95–96/100
Cornas Lieu-Dit Eygats 2015
Lobenberg: Cornas-Berg, 100 Prozent Granit, Südexpostion, ganz alte Reben, winzige Erträge, bis zu 20 % der Ernte war als Ganztraube vergoren, genau so spontan wie die 80 Prozent vom entrappten Teil. Dieser Weinberg im Cornas-Berg liegt auf über 400 Meter Höhe, also sehr kühl und damit extreme Feinheit. Dieser Wein zeigt sich in heißen Jahren, und das war 2015 trotz der extrem kühlen Nächte, die die Frische im Herbst bewahrten, einfach schöner, feiner, rotkirschiger. Im Mund fast schon trinkbar, lecker, schöne Süße zeigend und trotzdem diese Granitmineralität und Feinheit zeigend. Auch dieser Cornas läuft Richtung Cote Rotie, und trotzdem bleibt Cornas immer etwas maskuliner als z. B. ein St Joseph. Aber mit diesem extremen Charme aus 2015 wird dieser Cornas für mich ein richtig toller, sehr empfehlenswerter Wein, der in seiner burgundischen, feminin erotischen Art auch in meinen Keller muss. Das wird ein Riesen-Vergnügen über Jahrzehnte. 96–98/100
Cote Rotie Lieu-Dit Montmain 2015
Lobenberg: Am absoluten Ende der Cote Rotie und der Cote Brune, komplette Südexpostion auf Schiefer, 20 Prozent nicht entrappt, biodynamisch. Die Ganztrauben mit den Füßen angequetscht, das Ganze spontan vergoren im Zement und wie üblich bei Ferraton im überwiegend gebrauchten Holz als Barrique und im Halbstück ausgebaut. 2015 ist diese unglaubliche Reife des Jahrgangs gepaart mit der wunderschönen Frische der kühlen Nächte im August, September, Oktober. Wir haben diese Quadratur des Kreises in Cote Rotie, wie wir sie seit 1999 nicht mehr hatten, und wir sind, so glaube ich, noch eine Liga darüber. Unglaubliche tiefe, würzige, dichte, erotische Nase. So viel süße, rote und schwarze Frucht mit erdig süßer Würze unterlegt. Der Wein lebt weniger von der Spannung als von seinem Charme, zumindest in der Nase ist das ein tiefes würziges, dichtes Kirschkompott mit Garrigue-Würze unterlegt, schwarzem Pfeffer in Schlehe, auch grüner und roter Pfeffer in der Nase. Das macht echt Freude und ist burgundisch. Im Mund schlanker als die Nase erwarten lies, aber trotzdem mit einer ganz wunderschönen süßen Mitte, mit hoher Erotik, der Wein braucht aber Zeit. Er ist noch deutlich vom Tannin gekennzeichnet, die Tannine sind seidig, samtig, aber eben reichlich vorhanden. Das Ganze braucht einfach am besten fünf bis zehn Jahre Zeit, bis sich das in Perfektion zeigen wird. Sehr lang, sehr fein, sehr erotisch, und trotzdem dicht in der süßen Frucht. Er macht viel Freude. Das ist vielleicht in der Liga meiner Cote Roties von Ogier und Tardieu nicht die Nummer 1, aber er ist in seiner großen, reifen Finesse-Klasse allemal für eine Höchstbewertung gut. 97–98+/100
Ferraton Ermitage le Meal 2015
Lobenberg: Der Untergrund ist Alluvial, wie auch schon in Crozes-Hermitage. Hier aber nicht mit so viel groben Steinen, sondern das ist hier schon sehr über die Jahrmillionen durchgesiebtes, lehmiges, sandiges, steiniges, kalksteiniges Terroir. Die Lage Meal zieht sich komplett rechts neben Jaboulet Aine von der obersten Spitze des Ermitage-Hügels bis ganz runter. Die untere Hälfte wird für den Ermitage Le Miaux genommen. Nur die obere Hälfte, die Hochlage, ist für den Le Meal reserviert. Nur 0,6 Hektar bei Ferraton, biodynamisch, sehr alte Reben, komplett entrappt im Ermitage, dann spontan vergoren im Beton, Ausbau im Barrique und Halbstück. Ich habe eigentlich vom Jahrgang erwartet, dass der Cotes Rotie die Spitze sein sollte. Aber in der Realität hier bei Ferraton ist dieser Ermitage Le Meal der beste Wein, den ich hier jemals probiert habe. Wir haben süße schwarze Kirsche mit Schlehe und rotem Pfeffer, mit Hagebutte, unglaublich pikant, Sauerkirsche scheint durch, auch konzentrierte Himbeere, aber die schwarze süße Kirsche kommt dicht und üppig süß immer wieder durch. Das ist ein großer schwarzer Burgunder, ein Richebourg kombiniert mit einem großen Pomerol. Allein das Riechen reicht, eine Sensation in Erotik, aber auch eine Offenbarung in Pikanz. Trotzdem so charmant. Um trinkfertig zu sein, müsste das extrem präsente Tannin noch etwas in den Hintergrund treten. Es ist schon total samtig, nichts tut weh. Im Mund eine Schwarzkirsch-Orgie mit Maulbeere und getrockneter Blaubeere. Auch hier wieder so wunderschön pfeffrig, sogar leichte Schärfe zeigend, Orangenschale, auch hier wieder diese Schlehe und irre Pikanz, unendliche Power, aber alles schwarzkirschig und maulbeerig samtig. Die Faust im Samthandschuh mit großer Länge. Eine Ode an die Freude und eine Ermitage, der eben nicht nur maskulin daher kommt, sondern in großer Erotik jeden Trinker in seinen Bann schlagen wird. Der beste Wein, den ich bei Ferraton je probiert habe. Köstlich und delikat.
100/100
Domaine Alain Voge Cornas St-Peray Fleur de Crussol 2014
Lobenberg: 70–100 Jahre alte Reben im besten Weinberg, Cornasberg, die absoluten Steillagen von Alain Voge. Die Ganztrauben werden praktisch sehr langsam gepresst, d. h. es gibt eine gewisse Maischestandzeit. Der Saft wird komplett im 400 Liter Fass vergoren und ausgebaut, also kein zu kleines Holz. Das zusammen mit den uralten Reben gibt einen Wein, der im Bereich Marsanne schon seines Gleichen sucht. 100 Prozent Marsanne, biologische Weinbergsarbeit. Meines Erachtens gibt es selbst im Ermitage Blanc wenig, was an diesen 14er Crussol heranreicht. Tolle Reife anzeigend in der Nase, aber auch schön geradeaus laufend klassisch, grüne Elemente von Litschi bis zu grüner Birne reichend, Kiwi, schöne Blumigkeit, aber schon in der Nase relativ viel Druck machend, großformatig. Im Mund richtig Grip zeigend, sehr viel schlanker im Holz als die anderen Cuvées von Alain Voge. Das liegt einfach an den alten Reben und den überwiegend gebrauchten, nur 400 Liter großen Fässern. So deutlich weniger Holzeinfluss. Für mich gehört dieser 14er St-Peray Crussol zu den ganz großen Weißweinen der Rhone. Unendlich lang mit salziger Spur, Marsanne zu einer Größe und Erhabenheit auflaufend, wie sie in der Nase nur ein großer Burgunder zeigt. Im Mund hat er fast den Grip eines Rieslings aus der Pfalz in Kombination mit einem Puligny der Domaine Leflaive, also mit ziemlich wenig Holzeinfluss und toller Säure. Tolle Länge zeigend. Ein wirklich großer weißer Rhonewein. Ich bin absolut begeistert. 97–98+/100
Perrin Vinsobres Les Cornuds 2015
Lobenberg: Ein ganz im Norden des Châteauneuf du Pape Gebiets liegende Appellation. Die Weinberge liegen auf 350 Meter Höhe. Es ist überwiegend Syrah, weil hier in den Hochlagen Syrah viel perfekter und kühler heranreift als weiter im Süden. Diese Weinberge sind die Syrah-Grundlage auch für den Cotes du Rhone Reserve von Perrin. Ausbau komplett in Holzfudern, spontan vergoren und natürlich komplett biologisch gearbeitet und zertifiziert. Die ungefähr 70 Prozent Syrah werden nicht entrappt. Die besten und ältesten Reben werden allerdings nicht für den Perrin Reserve sondern für diesen Vinsobres benutzt. Nase und Mund laufen total auf roter Frucht, und 2015 ist nochmal ganz speziell, sehr elegant, total auf Kirsche, süße rote Kirsche, Schattenmorelle, feine salzige, kreidige Kalksteinnote. Lehmige Böden mit hohem Kalkanteil, heller Lehm mit blauem Metall durchzogen. Je höher die Lagen, desto mehr wird der Lehm von purem Kalkstein durchzogen. So ist dann auch dieser Wein eine unglaubliche Finesse und so elegant. Er hat mit normalen, etwas dichteren und breiteren Cotes du Rhone wenig zu tun. Es ist eine absolut der Nordrhone entsprechende Syrahgestaltung. Voller Finesse, zart, lang, und immer rotfruchtig bleibend, endend in einem feinen, salzigen Schwänchen, seidiges Tannin, der Wein macht viel Freude, ist extrem trinkig, ja süffig, und hat trotzdem schöne Dichte und Klasse.
92–93/100
Perrin Vinsobres »Vieilles Vignes les Hautes de Julien« 2015
Lobenberg: Dieser Haute Julien ist eine Parzellenselektion der ältesten Reben aus den normalen Vinsobres Les Cornuds. Ausbau in Holzfudern, Tonneau und auch im Barrique, zum Teil neu. Spontan vergoren und natürlich komplett biologisch gearbeitet und zertifiziert. Die ungefähr 70 Prozent Syrah werden nicht entrappt. Die Nase zeigt viel roten Kirsche, Schattenmorelle, auch ein großer Teil schwarze Kirsche, auch Röstaromatik, der Wein kriegt schon in der Nase deutlich mehr Körper und Volumen als der Les Cornuds, das höhere Alter und geringere Ertrag machen sich bemerkbar. Der 15er hat, wie es sich für diesen Finesse-Jahrgang gehört, einen unendlich feinen Mund und hohe Eleganz. Das Tannin ist komplett seidig, aber sehr präsent. Nichts tut weh, nichts schmerzt, der Wein läuft unendlich lang auf schwarzer Kirsche, Pflaume, Schattenmorelle, aber auch auf vielen Gewürzen der Provence, deutliches Garrigue. Das ist schon eigenwilliger, großer Stoff mit deutlicher salziger Kalksteinnote und einer sehr feinen Dichte. Vinsobres kann locker mit den großen Weinen aus Gigondas mithalten und ist dabei feiner und zarter, und durch die kühle Syrah oft näher bei Saint Joseph. 95–96/100
Perrin Gigondas »Domaine du Clos des Tourelles« 2015
Lobenberg: 100 Prozent Grenache, mitten im Dorf gelegen, direkt an den höher gelegenen Marktplatz grenzend. Uralte Reben, ein legendärer Besitz, und vielleicht die schönste Domaine in Gigondas. Alle Reben stehen direkt um das Gutshaus herum. Vor vielen Jahren von der Familie Perrin (Beaucastel) gekauft. Vollständig unentrappt, als Ganztraube eingemaischt und spontan vergoren und im Holzfuder und Tonneau ausgebaut. Die Böden sind zwar auf dem felsigen Grundberg von Gigondas gelegen, aber der größte Teil des Grundes ist überwiegend leichter Sand. Das ist auch der Grund, weshalb das Prephyloxera-Reben sind. Es ist bekannt, dass die Reblaus auf Sand nicht gedeihen kann. Sandige Böden geben eben auch diese unendlich feinen Weine, anders als die profunden lehmigen Böden. Die Perrins verfolgen in Gigondas das Konzept Burgunds, also extreme Feinheit, niemals Überextraktion. Die Nase dieses Grenache zeigt konzentrierte Waldhimbeere, ein bisschen Brombeere, nur ein Hauch von Erdbeere, aber relativ unerwartet viel schwarze Kirsche und Sauerkirsche, sehr fein, dicht und trotzdem schwebend. Überhaupt keine Süße ausstrahlend, sondern nur feine, elegante Frucht. Der Mund greift die schwarze Kirsche wieder auf. Der Mund hat eine auf der einen Seite große Intensität, aber auch eine ganz große Feinheit, schwarze Oliven, Garrigue, Kräuter der Provence, schwarze würzige Kirsche, Amarenakirsche, aber alles fein, leicht und schwebend, dem Jahrgang entsprechend total seidiges Tannin, die Kühle des Herbstes ist deutlich spürbar und die hohe Lage innerhalb von Gigondas. Ein cool-climate-Wein! Ein tänzelnd dichter Burgundertyp im Stile eines Vosne Romanée, das macht richtig Freude. Das ist für mich sicherlich und ohne Zweifel einer der herausragenden Gigondas im großen Jahr 2015. 97–99/100
Perrin Gigondas »L’Argnee Vieilles Vignes« 2015
Lobenberg: Nur ein Hektar, weit unterhalb Clos de Tourelles gelegen, neben Einzellagen von Saint Cosme. Uralte Reben über 100 Jahre alt, alles Prephyloxera, also wurzelecht. Sandige Böden. Vollständig unentrappt, als Ganztraube eingemaischt und spontan vergoren und im Holzfuder und Tonneau ausgebaut. Biologisch gearbeitet und zertifiziert. Die Böden sind zwar auf dem felsigen Grund von Gigondas gelegen, aber der größte Teil ist überwiegend leichter Sand. Das ist auch der Grund, weshalb das überhaupt Prephyloxera Reben sein können. Die Nase aus diesen uralten Reben ist noch mal feiner als Clos de Tourelles, was ich gar nicht dachte. Ich hätte jetzt mehr Fett und Wucht erwartet, aber in Wirklichkeit haben wir so feine und frische Zwetschge mit heller Kirsche und Sauerkirsche dazu. Ganz fein, schwebend, duftig, unglaublich köstlich. Der Mund ist so etwas was ich konzentrierte Feinheit nennen würde, wir haben Amarenakirsche, schwarze Kirsche, Sauerkirsche, ein bisschen sehr konzentrierte Himbeere, aber das Ganze ist unglaublich fein. Das Tannin tänzelt, nichts schmerzt, aber die Säure, der Kalkstein und das Salz ziehen sich lang hin in einer verblüffend feinen Grenache-Wolke. Ein Gigondas in einer Feinheit, wie ich ihn so noch nicht probiert habe. Ein völlig anderer Gigondas und ganz weit weg von der Power, hin zur totalen burgundischen Eleganz. Ich war verblüfft bei Tardieu über seinen genialen Gigondas, aber die beiden Gigondas von Beaucastel sind sicherlich auf diesem Level, wenn nicht höher. Großer Finesse-Stoff. 98–100/100
Perrin Beaucastel Châteauneuf du Pape 2015
Lobenberg: Die Nase des 15er ist beides, sie ist typisch Beaucastel, aber es ist vielleicht noch typischer der Jahrgang 2015 in dieser unglaublichen Feinheit. Wir haben hier einen totalen Fruchtcocktail aus Kirsche in allen Variationen, und genau das ist eben 2015. Diese helle rote Kirsche, Marzipan, zerdrückte Kirschkerne, ein bisschen Sauerkirsche darunter, erst ganz langsam gesellt sich ein bisschen konzentrierte Himbeere dazu, so unendlich fein. Wir sind hier so fein wie in einem 15er Pomerol. Das Ganze kommt ganz ohne Holzeinfluss, denn der Ausbau geschieht ja nur in größeren Gebinden. Wie immer natürlich biologisch gearbeitet und zertifiziert, alles ist biodynamisch bei Beaucastel. 50 Prozent der Beeren wurden als Ganztraube, also mit Rappen, angequetscht und spontan vergoren. Was in 2015 ganz besonders anders ist als in allen Vorgängerjahren meiner Erinnerung, wir bleiben einfach total verspielt und sind trotzdem ganz dicht. Der Wein zeigt Süße und daneben nur seidige Finesse. Dichte ohne üppig zu sein, zum Reinspringen schön. Bei diesem Châteauneuf setzt sich fort, was ich schon bei Tardieu in seinem Cuvée Speciale hatte. Diese unendliche Feinheit, der Mund ist so delikat und hat trotzdem große Spannung, und er fühlt sich fast elektrisch geladen an. Auch hier nur Variationen um die Kirsche, die Mourvèdre mit ihrer häufigen Amarena und eingekochten Pflaume bleibt 2015 auch ganz fein. So verspielt, das ist zumindest für Beaucastel und für mein Empfinden eine andere Dimension in Feinheit und Finesse. Das ist der Stil Beaucastel, den es so hellfruchtig und verspielt sehr selten gibt, aber der für mich alles bisherige in den Schatten stellt. Zumindest in meiner 25-jährigen Verkostungs-Erinnerung. Wenn man burgundische Châteauneufs mag ist 2015 einfach der Jahrgang. Viel mehr kann man darüber nicht sagen, superber Stoff. Der Wein ist sofort trinkbar, man möchte reinspringen. Auch der Besitzer kann sich an keinen besseren Jahrgang erinnern. Diese überragenden Finesse und Köstlichkeit kannte Mathieu Perrin bisher auch nicht. So ist Châteauneuf selten, so ist manchmal vielleicht ein immer finessereicher Clos du Pape. Beaucastel ist sonst häufig etwas profunder, schwarzer und erdiger. Beaucastel wie überhaupt die Rhone war 2015 geprägt von extrem viel Sonne. Hitze gab es nur im Sommer, der Frühling war total sonnig aber kühl. Der Sommer war tendenziell fast etwas zu heiß, manchmal zu trocken. Aber es regnete an den richtigen Stellen, und der Herbst war wie überall in Europa vom skandinavischen Hoch gekennzeichnet, mit Wind, kühlen Tagen und extrem kalten Nächten. Man muss schon sagen gesegnet. Das gibt eben diese Textur, diese enorme Seidigkeit und gibt die volle Reife bei unglaublicher Feinheit und Frische. Für mich best ever. 100/100
Clos des Papes Châteauneuf du Pape 2015
Lobenberg: 14,8 Prozent Alkohol. Das Weingut ist biodynamisch, der Hektarertrag ist 2015 für Vincent Avril extrem hoch mit sage und schreibe 22 Hektoliter pro Hektar. Andere sprechen bei so wenig Ertrag von großen Ausfällen, der Qualitätsextremist Vincent aber ist happy. In den Jahren 14 und 13 gingen die Erträge runter bis auf 13 Hektoliter pro Hektar. 22 ist immer noch nichts, aber für Vincent Avril ist es nur drei Hektoliter unter dem Optimum seiner Qualität von 25 Hektoliter pro Hektar. Vincent gibt 100 Prozent seiner geernteten Trauben in den Wein. Alles was im Weinberg nicht perfekt ist, geht nicht im Fass an die Genossenschaft, sondern das schneidet es runter direkt im Weinberg, Abfall. Nur perfektes Traubengut wird gelesen. Vincent Avril entrappt komplett, schon seit 1991, weil er nichts von teil unreifen und grünen Rappen hält. Er findet, anders als manch andere Winzer, dass es vegetale Töne in den Wein gibt. Und er sagt, er braucht das nicht für die Frische. Seine Weinbergsarbeit sei einfach perfekt und die Balance in seinen Weinen gibt ihm Recht. Er bevorzugt die Tannine aus den Häuten, deswegen lässt er inzwischen nach der Vergärung, wie das immer mehr state-of-the-art wird, den Saft vier weitere Wochen auf den Schalen stehen. pH-Wert 3,7, Säure 3,2 Gramm. Also ein recht hoher pH-Wert und eher niedrige Säure. Die Nase wird dominiert von feiner Kirsche, roter Kirsche, aber auch Hagebutte, Sauerkirsche, etwas Schlehe, das Ganze zeigt sich sehr fein, schöne Würze dazu, aber ultrafein, nichts sticht. Im Mund deutlich helle Lakritze, wunderschöne salzige Spur, so tänzelnd, so fein. Der Wein ist noch feiner als der direkt zwei Stunden zuvor probierte 15er Beaucastel. Dafür ist er vielleicht nicht ganz so massiv in der dichten Kirschfrucht. Clos des Papes ist noch feiner, noch eleganter, so unendlich verspielt, lang, mineralisch. Anders als der direkt zuvor probierte, sehr feine und doch massive 14er, hat 2015 kaum Bitterstoffe, kaum so präsentes Tannin, sondern er ist total seidig verpackt, massives Tannin in Samt und Seide, viel mehr in Seide. Ein seidig langer, schöner Chambolle-Musigny. Hätte der Wein nicht so viel Grip und Zug und auch so viel Intensität, wäre er sofort trinkbar. Nein, er ist sofort trinkbar, aber man weiß, dass es besser ist noch fünf Jahre zu warten. Nur ist das im jungen Stadium mit das Köstlichste, was ich bei Clos des Papes probiert habe und er gehört ganz sicher zu den ganz großen eleganten Jahrgängen wie 2012, oder eine Turboversion von 2005. Ganz großes Kino und einer der besten Weine des Jahrgangs in der südlichen Rhone. Wir probieren diesen in einem Fass fertig cuvéeetierten Wein, nachdem wir alle einzelnen Cuvées der verschiedenen Lagen und verschiedener Rebsortenzusammensetzung probiert haben. Zwei große Foudre sind als Final Blend schon fertig. Das faszinierende an 2015 ist, dass man zu Beginn denkt: Oh wie seidig, schön, lecker, einfach trinken. Und dass man, je länger man ihn probiert, dahinter kommt, wie ungeheuer komplex, vielschichtig, kraftvoll, und trotz der überragenden Balance hintergründig dieser Wein ist. Das ist ein Wein, der einen mit seiner Köstlichkeit verwirrt, mit dem man sich aber stundenlang beschäftigen kann, wie man das auch mit einem großen Burgunder aus besagten, feinen Appellationen wie Chambolle-Musigny tun kann. Das ist wirklich großes Kino, wenn man denn Finesse will. 100/100
Clos des Papes Blanc 2016
Lobenberg: Sechs verschiedene Rebsorten. Roussanne, Grenache Blanc, Clairette, Pikadin, Bourboulenc, Picpoul. Roussanne und Grenache Blanc bringen sehr viel dichte Intensität und Süße. Die Weine werden komplett als Ganztraube über drei Stunden abgepresst und dann bei 18–21 Grad über einen langen Zeitraum von vier Wochen vergoren. Danach verbleibt der Wein auf der Hefe bis März, dann wird er gefiltert. Avril macht niemals eine Malolaktik. Die etwas intensivere Apfelsäure bleibt also erhalten. Die Weine werden dann im März schon filtriert und sogar auf Flasche gefüllt, denn Vincent möchte auf jeden Fall die Säure erhalten, sonst würde der Wein durch die Roussanne und Grenache ein bisschen zu breit und fett werden. So ist die Balance einfach besser. Die Weinbergsbearbeitung geschieht, wie bei den Roten, natürlich biodynamisch. Der Aufwand ist genau der Gleiche. Die Vergärung findet spontan statt. Der Wein hat in den ersten zwei Jahren einen unglaublich frischen Angang. Der Erstkontakt zeigt fast grüne Frucht, Kiwi, auch Litschi, grüne Birne, grüne Melone, tolle Frische. Im Mund sehr viel Grip und trotzdem die von Roussanne und Grenache Blanc herrührende cremige Fülle. Kräuter der Provence, fast sämig malzig, und dazu diese wunderbare Säure mit dem leicht bitteren Grip. Das passt perfekt. Für mich persönlich und für viele Kenner besticht der Clos des Papes Blanc allerdings erst nach fünf, acht oder besser noch zehn und mehr Jahren richtig. Wenn er so die ersten Reifespuren und auch einen Hauch Petrol entwickelt. Das ist ein großer Weißwein, der meines Erachtens gar 20 Jahre perfekt reift und immer besser wird. Ich glaube, dass Clos des Papes zu Recht seit langer, langer Zeit als der einzige weiße Châteauneuf von Weltklasse bezeichnet wird. Das ist mit dem 15er nicht anders. Der Wein hat tolle Frische, Grip und trotzdem Länge und schmelzige Fülle. 96–98+/100
Domaine Clos du Caillou Cotes du Rhone Bouquet des Garrigues 2015
Lobenberg: Die Cuvée besteht aus 80 Prozent Grenache und 20 Prozent Mourvèdre. 14,5 Prozent Alkohol. Nach der Verkostung des regulären, einfach Cotes du Rhone des Erzeugers, probiert. Clos Caillou arbeitet komplett biodynamisch. Die Trauben werden komplett entrappt. Nur in einige ungeschwefelte Weine, wie der Bouquet des Garrigues und auch in die Châteauneufs, gehen die Rappen mit rein. In manchen Jahren ist es anders und 2015 wurde komplett entrappt. Dann spontan vergoren im großen Holzfuder. Die Nase des 15er ist im Grunde nicht unähnlich zu 12, aber etwas profunder, etwas tiefer, dichter in der Nase. Viel schwarze Kirsche, auch süße rote Kirsche darunter, feine Milchschokolade, konzentrierte Brombeere, süße Maulbeere, eine sehr charmante Nase. Der Mund fühlt sich dann fast so an, als sei nicht entrappt worden. Der Wein hat eine wunderschöne Mineralik, fast ein bisschen eine pfeffrige Schärfe durch die sich lang ziehende schwarze, fast wuchtige Kirsche. Auch hier wieder Brombeere und Himbeere als Fruchtcocktail, sehr lang laufend. Durch die kalten Nächte des Herbstes, ist das schon in dieser cool-climate Stilistik eine tolle Frische und trotzdem ist das eine üppige Ausgabe eines Cotes du Rhone. Aber die Trinkigkeit und Köstlichkeit überwiegt, denn der Jahrgang 2015 ist einfach ein Gedicht was das angeht. Die Harmonie und die Balance ist so schön, das Ganze bei toller Spannung und schöner Vibration. Beim Probieren des zweiten und dritten Fuders fällt auch auf, dass der Wein unglaublich Zug hat und Mineralik. Der Wein ist also neben aller Köstlichkeit also auch durchaus ein Powerteil, aber eben mit diesem extrem leckeren Zugang. 92–93/100
Domaine Clos du Caillou Cotes du Rhone Villages »Les Quartz« 2015
Lobenberg: Dieses Weingut gehörte, genau wie Château Beaucastel, im 19. Jahrhundert einem der führenden Ingenieure Frankreichs welcher unter anderem auch den Suezkanal baute. Dieser inzwischen reich und berühmt gewordene Mann benutzte Clos du Caillou ausschließlich als Jagdresort, und war an der Klassifizierung in Châteauneuf du Pape nicht interessiert. Im Gegenteil seine Jagdaufseher verjagten die Beamten, die die Klassifizierung durchführten. Und dementsprechend wurde der komplette Clos das anerkannt mit als das beste Châteauneuf Terroir im ganzen Gebiet gilt nicht klassifiziert als Châteauneuf du Pape. Lagen von der Qualität des benachbarten La Crau. Somit sind die besten Böden hier auf Clos du Caillou nur Cotes du Rhone. Darauf entsteht eben der Cotes du Rhone Quartz und der Cote du Rhone Reserve, die gleichnamigen Chateauneuf du Pape von Caillou wachsen außerhalb des Clos. Für uns Konsumenten irgendwie auch toll, weil wir für kleines Geld so grandiose Cotes du Rhone bekommen. Schade für das Weingut, denn sie können natürlich dafür nicht den passenden Preis kassieren. Der CdR Quartz wächst also komplett auf früher einmal deklassifizierten Châteauneuf du Pape Böden. Sandige Böden, das Ganze mit Quarzit durchzogen und sehr viel Steinen dazu. Bestes Châteauneuf Terroir. 14,5 Prozent Alkohol. Auch komplett entrappt. 85 Prozent Grenache, 15 Prozent Syrah. Natürlich spontan vergoren und ausgebaut im großen Holzfuder. Die Nase ist noch profunder als die des Bouquet des Garrigues. Etwas weniger charmant, sondern etwas strukturierter und mit viel Kraft rüberkommend, auch hier primär Kirsche, aber auch viel konzentrierte Erdbeere, Himbeere, auch ein wenig Brombeere, Schlehe, auch schwarze Elemente, Oliven, Wachholder, auch ein wenig Myrre und Kräuter der Provence. Das ist schon eine sehr dichte Powernase. Trotzdem bleibt es fein, nichts sticht. Der Mund ist deutlich klarer gezeichnet als bei den anderen Cotes du Rhone, ein extremer Geradeauslauf, ganz sauber definierte Kanten, primär rote Frucht. Die Grenache dominiert mit ihrer Kirsche, Himbeere und Erdbeere, aber der Wein hat auch viel Power, tolle Länge und Mineralik am Ende. Trotzdem bleibt er köstlich. Der Jahrgang spielt eine große Rolle bei dieser Delikatesse. Delikat, fein und trotzdem unglaublich viel Kraft in Form von butterweichen, seidigen Tanninen. Der beste CdR Quartz, den ich hier je probiert habe. Das ist wirklich Châteauneuf du Pape Klasse. 95+/100
Domaine Clos du Caillou Châteauneuf du Pape Le Clos du Caillou 2015
Lobenberg: Natürlich ist auch dieser Wein biodynamisch erzeugt, spontan vergoren, komplett entrappt, im großen Holz vergoren und auch im großen Fuder ausgebaut, um möglichst minimalen Holzeinfluss zu haben. Es ist eine Mischung von alten und jungen Reben auf komplett sandigen Böden, also für leichte und sehr elegante Châteauneuf du Pape. Sandige Böden, wie sie auch auf der benachbarten Toplage La Crau vorhanden sind. In Châteauneuf gilt das als das beste Terroir, weil es eben so extrem elegante Weine gibt. Der Wein besteht zu 95 Prozent aus Grenache mit vielleicht maximal fünf Prozent Mourvèdre. Die Nase ist ultrafein und trotzdem dicht. Amarenakirsche, schwarze Kirsche. Erstaunlich für so viel Grenache, dass wir hier mehr Kirsche als Erdbeere und Himbeere haben. Sehr profund, dicht, tolles weiches Volumen zeigend, und trotzdem viel Energie für viel Spannung aus dieser frischen Frucht. Langsam kommt auch rote Kirsche. Die Nase macht unglaublich Spaß. Der Mund zeigt viel Grip, aber in erster Linie total seidiges poliertes Tannin. Dazu schöne mineralische, leicht pfeffrige Schärfe. Für einen so kleinen Châteauneuf du Pape ein ultralanger Abgang. Das Ganze ist seidig verwoben, Kirsche ist die Dominante vor Himbeere, Erdbeere, ein bisschen Brombeere, aber ultrafein, eine sehr kühle Stilistik, tolle Energie zeigend, vibrierend, spannend und unglaublich lecker und köstlich. Wenn Clos du Caillou den Preis dafür belässt wie in den beiden Jahrgängen davor, ist das sicherlich das perfekte Schnäppchen in Châteauneuf du Pape. Ich würde ihn nicht unbedingt höher bewerten als den Cotes du Rhone Quartz, der in der Massivität ausgeprägter daher kommt, dafür ist dieser Châteauneuf aber extrem elegant, fein und köstlich. 94+/100
Domaine Clos du Caillou Châteauneuf du Pape Les Quartz
Lobenberg: Der Block auf dem der Quartz wächst heißt Les Casselet. Der Untergrund ist Sand und der obere Bereich dieser Hügelkuppe ist komplett Stein. Der Obergrund ist also komplett Kalkstein, und das Ganze zusammen mit dem Sand ergibt eben die Perfektion in Eleganz. Bekanntermaßen wachsen die besten Weine der Welt eigentlich auf Kalkstein, in Châteauneuf sind die besten Châteauneuf du Pape allerdings auf kalkhaltigem Sand, weil es eben noch feinere Weine ergibt. Auch dieser Wein ist natürlich biodynamisch erzeugt. Der Wein ist aus komplett entrappten Trauben. 85 Prozent Grenache, 15 Prozent Syrah. Im Fuder und Tonneau vergoren und im 600 Liter Tonneau ausgebaut, aber gebrauchtes Holz. Natürlich spontan vergoren, wie alles hier. Die Nase ist eindeutig noch mal eine Spure balancierter und harmonischer, als die des regulären Châteauneuf oder des Cotes du Rhone. Ultrafein mit unglaublich viel Charme rüberkommend, trotz der hohen Grenache-Konzentration und der uralten Reben, laufen wir 2015 so sehr auf Kirsche und so extrem auf Feinheit. Alles tanzt umher, alles ist fein verwoben. Im Mund kommt dann die Faust im Samthandschuh. Es kommt ultrafeines Tannin, aber grandios scharfe Mineralität mit viel weißem Pfeffer und Salz und viel Gestein, unendlich lang. Dieser Quartz erinnert mich sehr an den Clos du Pape in 2015, mit dieser traumhaft lang durchgezogenen Mineralität und dieser extrem kirschigen Feinheit dazu. Das ist ein Blockbuster in Feinheit, ein grandioser Châteauneuf du Pape. Mir gefällt er viel besser als die Powerteile aus neun und zehn, weil er eben neben der so gut verdeckten Kraft unendlich raffiniert dazu ist, delikat und köstlich. Unglaubliche Spannung, fast elektrisch rüberkommend. Der beste Châteauneuf, den ich bisher auf diesem Weingut probiert habe. 100/100
Domaine Clos du Caillou Châteauneuf du Pape Reserve 2015
Lobenberg: Selbstverständlich ist auch dieser Wein biodynamisch und komplett entrappt, Vergärung komplett im überwiegend Stockinger Tonneau, mittlere Größe also. Der Reserve wird zum Teil auch ausgebaut im neuen Holz, aber auch dieser Wein natürlich nur in 600 Liter Fässern und nicht im kleinen Holz. Die Zeit der kleinen Barriques ist komplett vorbei. Erst- und Zweitbelegung, d. h. eine gute Mischung. Die Cuvée ist 70 Prozent Grenache und 30 Prozent Mourvèdre. Komplett um das Château herum gewachsen auf sandigen Böden, also hohe Eleganz. Die Reben hier sind uralt, teilweise bis 100 Jahre alt und wurzelecht. Entsprechend des höheren Mourvèdreanteils ist die Nase des Reserve Châteauneufs deutlich mehr mit schwarzer Frucht, Brombeere, Maulbeere, auch viel Wachholder und Myrre. Erst langsam kommt die für den Jahrgang so typische feine Kirsche als schwarze Kirsche, aber auch als sehr helle rote, weiche süße Kirsche. Eine irre Kombination, leichter Holztouch, aber durch die Größe der Fässer eigentlich nur minimal, leicht stützend und nicht so wie früher in dieser Intensität. Auch ist dieser Jahrgang mit der tollen Säure, mit dieser genialen Frische durch die kalten Nächte von August und September, viel eher in der Lage das Holz zu kompensieren. Der Wein tanzt schon aus dem Glas und kommt trotzdem profund daher. Der Wein ist relativ hell, er erinnert an Rayas, und er hat trotzdem große Tiefe. Irgendwo eine Mischung aus einem Beaucastel und einem Rayas, während der CdP Quartz mehr eine andere Variante eines Clos du Pape war. Der Wein selbst ist im Mund so unendlich fein und trotzdem so mineralisch. Schöne Länge zeigend, etwas mehr Hagebutte im Mund neben der Schattenmorelle und schwarzen Kirsche, sehr eigenwillig, dazu diese dichte Frucht und diese salzige Länge. Er ist weniger würzig als der Quarz, dafür etwas mehr Power und Mineralität und etwas dichter in der Frucht, welche natürlich durch den höheren Mourvèdreanteils anders ausfällt. Ich finde den Reserve auf keinen Fall besser als den Quartz, würde diesen sogar persönlich stilistisch etwas vorziehen, aber wer etwas mehr dichtere Frucht will, ist bei dem Reserve perfekt aufgehoben. Auch ein großer Wein.
97–100/100
Domaine de la Janasse Châteauneuf du Pape Chaupin 2015
Lobenberg: 100 Prozent Grenache, organisch bearbeitete Böden. 50 Prozent als Ganztraube unangequetscht vergoren, 50 Prozent entrappt. Die Ganztraubenvergärung erfolgt klassisch portugiesisch im Lagare. Die Weine wurden mit Füßen angequetscht um möglich viel Schonung zu haben und keine spröden Tannine aus den Kernen zu bekommen. Der Wein wächst auf der Lage La Crau, also komplett auf sandigen Böden. Das macht diese enorme Feinheit und auch die Ähnlichkeit zu den Weinen von Michel Tardieu, Caillou Quartz und Rayas. Die Nase besticht durch unglaubliche Frische, wir haben hier die von der Grenache gewohnten Aromen wie Erdbeere und Himbeere, aber dann kommt auch jahrgangsspezifisch diese feine Kirsche, dazu diese leichte Rappigkeit der Stiele, was eine tolle Krautwürze dazu gibt. Wir sind sehr burgundisch, wir sind ein bisschen bei einem Dujac. Schon in der Nase Frische und Mineralität ausströmend. Der Mund ist eine wunderbare Mischung aus Krautwürzigkeit, aus krautwürziger Himbeere, ein bisschen an Cabernet Franc erinnernd, Pinot Noire like in der Rappigkeit, wieder diese Dujacaffinität, aber auch diese wunderbar feine Cabernet Francs von der Loire. Die Kirschigkeit kommt wie ein superfeiner Pomerol aus 2015. Der Jahrgang 15 bringt zu der Power der Weine von Janasse diese unglaubliche Feinheit, und mit dieser Weiterentwicklung, welche im Grunde eine Rückwärtsentwicklung ist zur alten Weinbereitung, geht der Chopin einen Weg der absoluten Eleganz. Ein Weg, wie er auch beim Quartz von Clos du Caillou, bei Clos du Pape, oder ganz besonders in gleicher Ausprägung bei Michel Tardieu in seinem Cuvée Speciale läuft. Das ist eine tolle Finesseentwicklung, wenn man diese extrem köstliche, trinkige, mit seidigen Tanninen gesegnete Frische möchte. Das wird nach zehn Jahren ein perfekter Trinkwein. Ein Saufwein der Extraklasse, nie bleibt ein Glas ungeleert. Eindrucksvoll über seine Seidigkeit, über die hohe Spannung, die fast elektrisierend ist, tolle Energie verströmend, aber niemals zum Anbeten oder Niederknien, so köstlich offen. Das Tannin ist total seidig. So, finde ich, kann Châteauneuf eigentlich immer sein. Rayas ist immer so! So ein Chateauneuf überfordert nicht und stellt trotzdem hohe Ansprüche. Man kann ihm vielleicht vorwerfen, dass er die etwas erfahreneren Châteauneuf-Trinker braucht um die irre Komplexität unter der Finesse zu ergründen. Wie ein ganz großer Burgunder, den kann man auch sofort saufen! Es ist kein simples, süßes Tröpfchen, sondern schon ein Wein für echte Freaks. Ich finde, das ist großes Kino. Für mich der beste Chopin und der beste Chateauneuf, den ich hier bei Domaine de la Janasse je probiert habe.
100/100
Domaine de la Janasse Châteauneuf Vieilles Vignes 2015
Lobenberg: Dieser Vieilles Vignes steht auch auf der Lage La Crau, aber La Crau nicht wie die anderen Superstars in Courthezon, sondern ganz oben auf der Kuppe zu Chateauneuf du Pape, neben Vieux Telegraphe, also nicht Sand, sondern Lehm- und Kalksteinböden. Eine völlig andere Struktur, aus der genau so alten Grenache kommt viel mehr Power, Lehm ergibt eben viel massivere Wein. Die burgundische Feinheit fehlt, wir haben hier unglaublich viel Bums. Die Reben sind zwischen 70 und 100 Jahre alt. Vergärung im Zementtank mit natürlicher Hefe. Der Wein wird genauso wie der Chaupin nur im großen Fuder ausgebaut. Gebrauchtes Holz, und dennoch hat man den Eindruck einen Barrique-Wein zu haben. Der Mund zeigt schwarze Frucht, schwarze Kirsche, Brombeere, Maulbeere, Wacholder, schwarze Oliven. Das Ganze ist sehr viel konzentrierter als im Chaupin. Dieser Wein ist, anders als der Chaupin, komplett entrappt. Eine völlig andere Stilistik von Wein, ein Power-Châteauneuf. Trotz der großen Feinheit und der seidigen Tannine in 2015 bleibt es ein Kraftbolzen und ein richtiger Power-Wein. Lang sich durchziehend, tolle Mineralität. Aber ich persönlich mag diese Burgund- und Loire-Feinheit des Chaupin viel lieber. Ich finde diesen Vieilles Vignes wie immer etwas anstrengender, fordernder. Der Wein schreit danach niederzuknien vor so viel gewaltiger Kraft, die aber nicht hart ist. Die Tannine sind weich, seidig, und trotzdem nicht so sehr mein Wein. Aber ein Riese in der Klasse des 2010, nur noch feiner.
97–100/100