- Perfekte Bedingungen im Weinberg
- Worin liegt der Unterschied zu den bisher größten Jahrgängen wie 2016?
- Die Highlights des Jahrgangs
- Jahrgangsberichte Barolo
- Jahrgangsberichte Castiglione Falletto
- Jahrgangsberichte La Morra
- Jahrgangsberichte Monchiero
- Jahrgangsberichte Monforte d’Alba
- Jahrgangsberichte Novello
- Hahrgangsberichte Serralunga
Der Jahrgang 2021 ist der finale und glorreiche Höhepunkt der Trilogie herausragender, großer Jahrgänge im Piemont. Er vereint aber nicht nur die besten Eigenschaften der beiden vorangegangenen Jahre in seiner Struktur und großartigen, präzisen Frische (2019) mit hedonistischer Saftigkeit (2020), sondern vielerorts sprechen die Winzer sogar vom besten Barolo-Jahrgang, den es je gab!
Nach meiner Reise im Herbst 2024 kann ich bestätigen, dass die Dichte an großen, beeindruckenden und zugleich wahnsinnig hedonistischen Weinen aus 2021 so hoch ist, wie nie zuvor. Und das geht schon bei den Ortswein-Baroli los – 2021 sind selbst die Barolo Classico übereinstimmend in allen Ortschaften unglaublich stark.
Die Weine aus Monforte d’Alba, dem benachbarten Castiglione und dem schräg gegenüberliegenden Barolo-Hot Spot Serralunga sind streng genommen noch ein Quäntchen überragender als die der anderen Ortschaften. Schon mein erster Termin bei Fratelli Alessandria deutete das an. Hier liefern sich die beiden Barolo Weine Monvigliero aus Verduno und Gramolere aus Monforte immer wieder harte Konkurrenz aus dem eigenen Stall um das Rennen des besten Barolo des Jahrgangs. Der vielschichtige, zarte Monvigliero kratzt an der Perfektion, aber der wahre Gewinner ist 2021 der Barolo Gramolere – ein unbestreitbar perfekter Wein.
It was almost impossible not to make truly great wines in 2021. You can safely buy pretty much everything from this vintage.
– Giacomo Conterno
(Poderi Aldo Conterno)
Es gibt wie gesagt beinahe unzählige Highlights, die schon den Einstieg in die Welt der Barolo-Weine zum absoluten Muss machen. Neben dem Barolo Castiglione von Vietti, dem Barolo Serralunga von Pira und dem Barolo La Morra von Corino gehört in 2021 der Barolo der Fratelli Seghesio aus Monforte d’Alba mit zu den umwerfenden »Best Value« Barolo Classico Weinen. Aber was genau macht den Jahrgang 2021 zum »best ever«?
Der Winter 2020 war nass und kalt. Er füllte die Wasserreserven der Böden mit ausreichend Regen und Schnee auf. Ein idealer Start für den Jahrgang 2021! Zum Glück waren nur wenige Winzer in den Ortschaften La Morra und Barolo von Frost betroffen, was deren Ertrag zum Teil schmerzlich reduzierte. Bartolo Mascarello verzeichnete ungefähr 10 Prozent Verlust des Barolo, genau wie auch Roberto Voerzio in seiner Cru Lage Sarmassa. Beim Weingut Trediberri in La Morra waren es sogar schmerzliche 30 bis 50 Prozent Verlust in der Cru Lage Rocche dell’Annunziata, was beinahe dazu führte, dass der Wein nicht separat abgefüllt wurde. Aufgrund der Klasse dieses Weins entschlossen Nicola und Stefania in letzter Minute den Wein doch zu erhalten.
Wo es keinen Frost gab, war 2021 der Ertrag leicht größer als 2019. Nach der Blüte entwickelten sich gleichmäßige Trauben in guter Konzentration. Zu Beginn des warmen Sommers fiel die nötige Menge Niederschlag und erst im Spätsommer begann eine lange, trockene Durststrecke für die Reben, die bis 2023 andauerte. »The vines had to suffer a little bit, but it wasn’t torture«, sagt Winzer Alex Sanchez von Brovia in Castiglione. Generell heißt es, dass Rebstöcke genau dann die besten Resultate hervorbringen, wenn sie etwas kämpfen müssen. Der Hagelschauer, der im Juli die Region Roero zum Teil mit 70-100 Prozent Verlust bedeutend schädigte, verschonte zum Glück die südlich davon gelegenen Appellationen Barolo & Barbaresco.
2021 gab es keinerlei Hitzespitzen und die regelmäßig warmen Tagestemperaturen wurden im Spätsommer mit kühlen Nächten ausgeglichen. Die konzentrierten Trauben erreichten eine perfekte Phenol- und Zuckerreife, sowie Säurebalance und konnten kerngesund, unter idealen Bedingungen – Nebel am Morgen, sonnige Tage und kühle Nächte – gelesen werden. Einige Weingüter nutzten diese einzigartigen Voraussetzungen, um ihre Maische zum Teil mit 40-50 Tagen besonders lange im Kontakt mit dem Wein zu belassen. Das Ergebnis ist ein großer Klassikjahrgang mit derart noch nie zuvor gesehener, opulenter, reifer Frucht. Besonders die Weine aus höher gelegenen Cru Lagen haben durch ihre spannungsgeladene Säure den extra »X-Factor«!
Insgesamt sind die durchschnittlich wärmeren Temperaturen – die laut Luca Currado vom Weingut Penna-Currado in Serralunga seit 2017 merklich angestiegen sind – das Haupt-Unterscheidungsmerkmal zum großen Jahrgang 2016. 2021 zeigt sich dadurch in den Weinen mit mehr Frucht und »Fleisch auf den Rippen« als 2016. Die Weine vibrieren in perfekter Harmonie, die Tannine sind samtig, geschliffen und reif, nichts ist trocken.
Bis vor gar nicht allzu langer Zeit war es im Piemont nicht selbstverständlich, eine vollständige Tanninreife in den Nebbiolo-Weinen zu erreichen und die wärmeren »Sori«-Lagen in idealer Ausrichtung zur Sonne wurden besonders gefeiert. Angelo Gaja und Luca Currado sind nur zwei der berühmten Namen, die mit ihren neuen Parzellen eine Bewegung immer weiter in die Höhe treiben.
Die Weine aus Monforte d’Alba sollten 2021, wie gesagt, definitiv nicht übersehen werden! Der Mosconi Vigna Ped von Conterno Fantino kommt aus der höchsten Lage des Weinguts. Seine kühle, salzige Kalkstein-Mineralik knistert beinahe auf der Zunge und sorgt für die geniale Frische dieses absolut großen, phänomenalen Weins. Bei Aldo Conterno gehört der Barolo Romirasco 2021 zu den ganz, ganz großen Weinen des Jahrgangs! Gianluca Grasso machte bei Elio Grasso seinen besten Jahrgang ever – allerdings brauchen seine Weine 2021 idealerweise mindestens zehn Jahre Flaschenreife.
Unbeirrter Fleiß im Weinberg macht in einem vermeintlich »einfachen Jahrgang« wie 2021 den entscheidenden Unterschied zwischen sehr gut und grandios.
– Giuseppe Vajra
Der nie nachlassende Fleiß der Vajras wird von Winzerkollegen in der gesamten Region anerkannt. Sowohl der Bricco delle Viole als auch der Ravera von Vajra gehören zu den Highlights des Jahrgangs. Generell scheint die Lage Ravera einer der Top-Performer 2021 zu sein und ist auch bei Vietti und natürlich Elvio Cogno herausragend gelungen. Aus dem Herzen der Ortschaft Barolo möchte ich das Weingut Scarzello in direkter Nachbarschaft zu den seelenverwandten Nachbarn Bartolo Mascarello hervorheben. Die Weine kommen wie bei Bartolo und Giuseppe Mascarello immer ein Jahr später auf den Markt.
Die Weine aus La Morra sind von saftiger Finesse und zugleich Eleganz geprägt. Silvia Altares Weine begeistern durch ihre vielschichtige, verführerische Würze und die Baroli von Oddero durch ihre opulente, beinahe verschwenderische, hedonistische Frucht mit Größe und Genuss-Faktor. Roberto Voerzios stets früh gelesene Trauben brachten geradeauslaufende »Seiltänzer-Weine« mit Spannung und Präzision hervor.
Von den klassisch strukturierten Weinen des Jahrgangs zeigt der imposante Barolo Aleste 2021 von Sandrone, warum die Lage Cannubi Boschis zu den mythischen Lagen des Piemonts zählt. Der Bricco Boschis, die Hauslage von Cavallotto ist genauso ein Hammerteil wie der Barolo Villero von Brovia 2021, beide aus Castiglione.
Scarzello
Das Weingut Scarzello zog mit dem Jahrgang 2019 in unser bereits umfangreiches Sortiment piemonteser Topweingüter ein. Die Weine haben uns derart aus den Socken gehauen, dass wir die großartige Qualität schlichtweg nicht ignorieren konnten. Bei der Probe des nächsten Jahrgangs 2020 auf dem Weingut im Herbst 2024 bestätigte sich diese Entscheidung erneut
Pio Cesare
Vor allem in klassischen Jahrgängen beeindruckt das Weingut Pio Cesare verlässlich immer wieder. 2021 sind sowohl die Barolo als auch die Barbaresco Weine durch die Bank erhaben und dicht strukturiert, mit großem Potenzial für den Keller. Unter der Leitung der jungen Federica Boffa wurde in dem Traditionsweingut zwar vieles moderner, aber im Keller hat sich nichts geändert.
Bartolo Mascarello
Bei Bartolo Mascarello bekommen die Baroli immer etwas mehr Flaschenreife, bevor sie im September des vierten Jahres nach der Lese auf den Markt kommen. Dass einer der besten Weine des Jahrgangs 2021 der Jahr ein Jahr aus immer wieder verlässlich großartige, vielschichtige Barolo von Bartolo Mascarello ist, überrascht nicht wirklich.
Sandrone
Luca Sandrone erinnert sich an den Jahrgang 2021 mit gemischten Gefühlen. Der Covid-Jahrgang brachte viele Restriktionen mit sich, die die Führung des Weinguts vor die eine oder andere Herausforderungen stellten. Im Weinberg lief allerdings alles »super easy«.
Vajra
Im großen Jahrgang 2021 sind die Baroli der Familie Vajra unglaublich fruchtklar und präzise. Die Typizität des Jahrgangs zeigt sich in den ultra vielen feinen Tanninen, die von intensiver und zugleich präziser roter Kirschfrucht geradezu weggespült werden. Wie das bereits im Klassikjahrgang 2019 der Fall war, sind die Weine des kleinen aber feinen Serralunga Anwesens Baudana, das die Familie 2009 erstehen konnte und unter dem ursprünglichen Namen weiterführt, besonders eindrucksvoll.
Azienda Agricola Brovia
Die Vorfreude über den Verkostungs-Besuch des Jahrgangs 2021 beim Weingut Brovia schaukelte sich über das komplette letzte Jahr hinweg unaufhörlich nach oben, seitdem das Weingut einige der meiner Meinung nach berührendsten und vielschichtigsten Barolo-Weine des Jahrgangs 2020 abgefüllt hat.
Cavallotto
Der Barolo-Jahrgang 2021 brachte bei Cavallotto endlich mal wieder eine größere Erntemenge hervor, nachdem sie in den Jahren zuvor entweder aufgrund von Trockenheit oder Frost zum Teil bis zu 25 Prozent reduziert wurde.
Roagna
Bei unserer gemeinsamen Probe des Jahrgangs 2019 im modernen, geräumigen Keller von Roagna ist Luca Rogana in mindestens so energiegeladener Topform wie seine Weine. Hier verliebe ich mich in die wohl feinsten 2019er, die ich je probiert habe.
Vietti
Der Winter 2020 war nass und kalt und die Böden wurden mit ausreichend Niederschlag wieder aufgefüllt. Ein perfekter Start für den Jahrgang 2021. Durch die regelmäßige Entwicklung der Vegetation in den Weinbergen waren die Monate April, Mai und Juni relativ entspannt in den Weinbergen zu bearbeiten.
Azienda Agricola Corino
Die Familie Corino baute einige Jahre lang am neuen Keller des Weinguts, der sich nun direkt unter der Wohnung von Stefania und Giuliano befindet. Mit dem Jahrgang 2024 wurde der Bau endlich fertiggestellt und eingeweiht.
Elio Altare
Die größte Neuigkeit bei Elio Altare ist die Verlängerung des Pachtvertrags der kleinen Parzelle in der begehrten Cru Lage Cannubi. Dafür habe ich seit Jahren beide Daumen gedrückt gehalten, denn die Pacht lief 2024 aus. Eine Woche vor meinem Besuch konnte zum Glück ein Deal für 10 weitere Jahre abgeschlossen werden.
Oddero
Der Jahrgang 2021 gehört zusammen mit 2020 und 2019 zu einer Trilogie herausragender Jahrgänge in der Region Barolo. »Dennoch ist er ein komplett anderes Biest!« sagt Pietro Oddero lächelnd. Die Weine haben unglaublich viel mehr Power, Struktur und zeichnen sich zudem durch eine wesentlich größere Länge im Mund aus als 2020.
Trediberri
Das Weingut Trediberri hat sich über die letzten Jahre hinweg beständig zu einem der spannendsten Weingüter aus La Morras entwickelt. Nicola Oberto und seine Frau Stefania setzen weiter auf naturnahe Arbeit und verbringen unzählige Arbeitsstunden in den Weinbergen, um qualitativ die bestmöglichen Trauben hervorzubringen.
Giuseppe Mascarello
Das Weingut bringt seine Weine immer erst ein Jahr später auf den Markt, denn alle Baroli des ultra traditionellen Weinguts bleiben mindestens 36 Monate lang im großen Holzfass. Es sind langsame Weine voller Emotionalität.
Giuseppe Mascarello
Das Weingut bringt seine Weine immer erst ein Jahr später auf den Markt, denn alle Baroli des ultra traditionellen Weinguts bleiben mindestens 36 Monate lang im großen Holzfass. Es sind langsame Weine voller Emotionalität. Der Barolo Monprivato zeichnet sich 2020 durch seine herrliche burgundische Finesse aus – ein Wein zum Träumen!
Aldo Conterno
Giacomo Conterno schwärmt »2021 is even way better than anticipated.« Dass 2021 im Piemont so wie in vielen anderen Weinregionen der Welt ein großer Jahrgang ist, war schon lange klar. Bei meinem Besuch im November 2024 stehen die Weine nur wenige Monate vor ihrem Release.
Conterno Fantino
Elisa Fantino lächelt bis über beide Ohren. Die vielen Tannine konnten in dem Jahrhundertjahrgang vollständig ausreifen und sind nicht zu unähnlich strukturiert wie die Tannine des Jahrgangs 2019.
Elio Grasso
2021 war ein total fantastischer Jahrgang, sowohl für Nebbiolo als auch für Barbera. Das beide Rebsorten absolut grandios sind, geschieht laut Gianluca Grasso wirklich nur ganz selten.
Fratelli Seghesio
Der Barolo La Villa 2021 aus den ältesten Reben ist Volnay-artig und intensiv, steinig und mineralisch. Michela erzählt, dass der Wein in der Familie am liebsten nach 5 bis 6 Jahren getrunken wird. Dieses spannende, kleine Aufsteiger-Weingut aus Monforte ist in diesem Preisbereich ganz sicher »the one to watch«!
Prunotto
Der Jahrgang 2021 wird vom Weingut Prunotto als DER Jahrhundertjahrgang eingestuft. Der Vergleich mit dem Ausnahmejahr 2016 liegt – zumindest was die große Struktur der Weine angeht – nahe. Allerdings ist die Frucht der Baroli und Barbaresci des Jahrgangs 2021 noch viel opulenter und reifer – das ist das Unterscheidungsmerkmal des Jahrgangs 2021 und eine Qualität, die ihn unbestreitbar zum Jahrhundertjahrgang macht.
Luigi Baudana by G.D. Vajra
Vajra-Weine des Jahrgangs 2019 sind ernsthafter, strukturierter als im Charme-Jahr 2018. Alle Weine haben Intensität und zugleich auch eine größere Struktur, sie brauchen Flaschenreife. Vor allem der Barolo Ravera, aus der Parzelle unterhalb der Lagen des Weinguts Elvio Cogno, ist ganz oben mit dabei bei den besten Ravera die es gibt.
Luigi Pira
Der Sommer 2021 war zwar sehr warm in Serralunga, aber die Böden waren durch die vollen Wasserreserven bestens dafür gewappnet. Bereits im Winter 2020 fiel ausreichend Regen und Schnee, daher gab es trotz Wärme nie Trockenstress für die Reben.
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Fratelli Alessandria
Im großen Jahrgang 2021 blieben die Weine des Weinguts Fratelli Alessandria beinahe 4 Wochen lang auf der Maische, also etwas länger als gewöhnlich. Voraussetzung für die beeindruckend schönen Weine war, dass während der Wachstumsperiode wirklich alles – von Anfang bis Ende – perfekt verlief.
Angelo Gaja
Angelo Gaja setzt den Jahrgang 2021 direkt neben dem immens strukturierten Jahrgang 2016 aufs Siegerpodest der Spitzenjahrgänge des Jahrhunderts seiner Barbaresco Weine
Giacosa
Bruno Giacosa war eine Piemonteser Winzer Legende. Bei meinen Verkostungen mit verschiedenen Winzern der Region wird der Name des inzwischen verstorbenen Winzers selbst heute noch regelmäßig in Tönen des höchsten Respekts erwähnt.
La Ca’Nova
Winzer Marco Rocca ist sehr überrascht über die Weine des Jahrgangs 2022. Der Sommer war heiß und trocken. Normalerweise mag die Rebsorte Nebbiolo derartige Voraussetzungen während der Wachstumsperiode nicht besonders gerne und neigt dazu, in »shut-down« zu gehen. Das bedeutet, dann passiert erstmal nichts mehr, während sich die Pflanzen aufs Überleben konzentrieren und der Reifeprozess wird somit nicht optimal fortgesetzt. 2022 ist das aus unerklärlichen Gründen nicht so passiert und Marcos Weine zeichnen sich durch eine gute Farbe und ihr sehr feines, sortentypisches Aroma aus.