Donnerstag, 19. Oktober Start mit dem VW Bulli 1000 Kilometer von meinem zweiten Wohnsitz in Tarifa bis Villafranca del Bierzo, dem Zentrum Bierzos und damit DEM Hotspot Galiciens, obwohl es verwaltungstechnisch noch zu Castilla y Leon gehört.
Noch vor den Hochlagen-Hotspots in Priorat bzw. Montsant, Gredos bei Madrid, Calatayud, Cariñena, Manchuela und Jumilla geht gerade in Galicien mit dem Bierzo, Valdeorras, Ribera Sacra, Ribeiro, Monterrei und der Ribeira Sacra total die Post ab, hier wird Geschichte geschrieben! Und den extrem wiedererstarkten New-Wave-Pionieren der Hochlagen in Ribera del Duero bzw. Toro und der Rioja kann man attestieren, den Anschluss an die Spitze wiederhergestellt zu haben. Andalusien ist mit Jerez und Sanlucar zusammen mit den Inseln der Kanaren und Mallorca aber massiv auf dem Weg, sich bei trockenen Weinen zur Spitzengruppe zu gesellen.
Spanien ist für mich ganz ohne jeden Zweifel noch vor Kalifornien das Zentrum der qualitativen Weiterentwicklung im weltweiten Weinanbau. Und anders als die sich auch in extremer Aufbruchstimmung befindlichen Regionen der kleinen Winzer in Bordeaux, der Rhone, Burgunds und eben Kaliforniens, werden nur in Spanien und Italien jede Menge autochthone, ursprüngliche, historische Rebsorten wiederentdeckt und zu strahlenden Schönheiten entwickelt.
All das zusammengefasst bedeutet für mich: Galicien ist aktuell DAS Epizentrum der Weinwelt, und da muss ich natürlich hin! Zumal die Jahrgänge 2021 und 2022 noch vor 2020 und 2019 die absolute Spitze darstellen. Und auch weil viele Winzer erst seit gut 10 Jahren Wein selbst abfüllen. Kein Weingebiet Europas vereint zu Recht so viele Parker-Bewertungen der absoluten Weltspitze zwischen 95 und 100 Punkten wie Bierzo. Uralte Weinberge von bis zu 150 Jahre alte Reben aber brandneu aufgestellte Betriebe. Wilde Jugend, entfesselt von den Pionieren um Alvaro und Ricardo Palacios, Raul Perez und wohl auch vom Erst-Täter Alejandro Luna Beberide. Also gilt es da jetzt einzukaufen und die claims abzustecken!
Raul Perez
Los geht’s gleich mal mit der absoluten Qualitätsspitze in Valtuille, einem winzigen, eher öden und verschlafenen Ort mit 69 Einwohnern und 70 Weinerzeugern. Unglaublich, aber wahr! Familie Perez mit drei Betrieben, alles rund um den hohen Priester Raul Perez mit seinen zwei Qualitätslinien. Unter dem Namen Ultreia (der Gruß der Pilger auf dem Jakobsweg) sind seine uralten Weinberge im Eigenbesitz zusammengefasst, unter Vizcaina erst kürzlich erworbene oder gemietete Weinberge. Raul ist damit erst kurz nach 2010 selbstständig geworden. Er krönt sich 2019 bis 2022 mit atemberaubenden Bewertungen zwischen 97 und 100.
Castro Ventosa
Das erst seit Ende der 80er-Jahre selbst abfüllende Familienweingut Castro Ventosa (zuvor lieferten ALLE Weingüter Bierzos ihre Mencias aus ultrahohen Erträgen in die galicizischen Kooperativen – billige Supermarktweine) war zuvor unter der Führung von Raul Perez, er hat es seit den 90er Jahren langsam zum Olymp geführt. (1999 füllten Alvaro und Ricardo Palacios aus Corullon ihren ersten Jahrgang auf dem befreundeten Castro Ventosa ab) 2013 war sein Höhepunkt und damit machte er sich dann mit seinen eigenen, uralten Weinbergen selbstständig. 2013 gab es auf Castro Ventosa als quasi Abschiedsgeschenk atemberaubende Weine. Raul blieb als Mitbesitzer (seine Schwester ist mit ihm zusammen Eigentümer) natürlich beratend an Bord. Die Weinverantwortung im Weinberg und Keller ging dann aber immer mehr auf Rauls Neffen Cesar Marquez Perez über, assestiert in Verwaltung und Administration von Cesars Schwester Marta. Stück für Stück kämpfte Cesar sich mit unerhörter Präzision aus Rauls Schatten, 2018 bis 2022 liegt Castro Ventosa mindestens gleichauf mit Rauls eigenen Weinen der Ultreia Weinberge und erhielt einen wahren Strauß von Punkten zwischen 97 und 99.
Cesar Marquez Perez
Aber Cesar musste natürlich alle entscheidenden Schritte vom Weinberg bis blending mit Raul abstimmen bzw. gemeinsam durchführen. Das hat zwar große Vorteile in der Konsistenz der Qualität, aber der extrem präzis arbeitende Cesar wusste, dass er mehr kann. Stück für Stück kaufte er ab 2015 kleine eigene uralte Weinberge dazu und vinifizierte parallel zu Castro Ventosa in seinem winzigen, edlen Keller. Und wenn man jetzt alle 3 Betriebe nebeneinander verkostet, dann fällt die unglaublich akkurate Definition von Cesars Weinen doch deutlich auf. Vielleicht ist er sogar der Primus inter pares der drei Betriebe der Familie Perez. Auch wenn er mit 98 Punkten nicht ganz an Rauls Spitze heranreicht, für mich simply the best!
Diego Magana
Erwähnen muss man noch einen persönlichen Freund Rauls, der fast zur Familie gehört und in Rauls Zweitbetrieb Vizcaina seine eigenen Weine abfüllt. Diego stammt aus der Rioja und ist ein von Raul angestifteter Überzeugungstäter, unter Dominio de Anza kreiert er geniale Weine in der Rioja und in Bierzo. Uralte Reben, kleinste Erträge, Spontanvergärung, Ganztrauben wo es geht, Bio, vorsichtiger Holzeinsatz und frische Finesse pur. Das Rezept der Besten in der Rioja und in Bierzo. Klar, 95 bis 97 Parker-Punkte gibt es zu Recht!
Luna Beberide
Alejandro Luna Beberide mit seinem in fünfter Generation betriebenen Weingut „Luna Beberide“, füllt bereits weitaus länger als die jungen Wilden um Perez und Palacios selbst ab. Seit den 80ern schon. Das ist zwar nicht dramatisch lange, aber Jahrzehnte mehr als die »New kids on the block«. Mit seinen zwei Freunden Edoardo Garcia (Sohn des legendären Kellermeisters der Vega Sicilia Mariano Garcia und Gründer der Bodega Mauro) und seinem damaligen französischen Kellermeister Gregory Perez (heute selbstständig unter Mengoba) schuf er den ersten Superstar aus den uralten Weinbergen der Schieferböden um Corullon, den »Paixar«. Gemischter Satz aus einem 80 bis 120 Jahre alten Weinberg, Mencia nebst Garnacha und Alicante Bouschet, etwas Godello und Palomino Fino. 2021 zu Recht mit 97 Punkten von Parker geadelt, sogar sein ganzer Stolz, der Gutswein »Finca« geht als 21er mit 93+ fast unter Wert vom Hof. Ein genialer Winzer mit sensationell günstigen Weinen!
Blass und extremst mineralisch und ausdrucksstark in verblüffender Feinheit, eine Art Ultra-Rosé! Gregory ist ein wirklicher Tüftler und Zauberer.
Mengoba
Mengoba ist das Zauberwort (zusammengesetzt Mencia und Godello und Bastardo) von Gregory Perez. Franzose mit spanischen Wurzeln, die Großeltern flohen vor Franco. Er hat unzählige Stationen in den berühmtesten Betrieben der Welt hinter sich, aber hier in Bierzo wurde er sesshaft und verfiel dem Mencia und den anderen autochthonen Rebsorten. Seine Weine pendeln zwischen 94 und 96 Punkten (nur?), aber für mich persönlich ist er zusammen mit Cesar Perez (nicht verwandt) der Großmeister der Finesse und Präzision. Und er bleibt der König der Experimentatoren. Reinsortige Alicante Bouschet. Oder einen völlig abgehobenen Gamay aus fünfjährigen Reben. Blass und extremst mineralisch und ausdrucksstark in verblüffender Feinheit, eine Art Ultra-Rosé! Gregory ist ein wirklicher Tüftler und Zauberer.
Veronica Ortega
Ob Veronica Ortega uns wirklich eine kleine Zuteilung ihrer 95 bis 97 Punkte hoch bewerteten Weine gibt, ist auf Grund der kleinen Mengen noch völlig offen. Die supersympathische Kämpferin hat unglaublich Courage, weit über 10 Jahre kämpft sie in Bierzo um ihren Erfolg. Geniale Godellos hat sie neben dem Mencia auch. Ihr winziger Keller platzt aus allen Nähten, voller Mut investiert die Powerfrau gerade in einen Neubau. Wie auch immer unsere Zusammenarbeit ausfällt, ich hoffe inständig, dass diese mutige und zielstrebige Frau den Erfolg hat, den sie verdient.
Ich habe neben Chateau Petrus noch niemanden zuvor erlebt, der seine Böden so akkurat pflegt und hegt. Es wird hier alles der totalen Natur überlassen, aber ganz sicher nichts dem Zufall!
Palacios Descendientes
Last not least der Pionier in Corullon. Ricardo Palacios. Aus der Familie der Palacios Remondo aus der Rioja Oriental. Da wurde es vielen Wein-Genies der Familie zu eng! Ricardos einer Onkel Rafael ist heute der Superstar der Godellos in Valdeorras, sein anderer Onkel Alvaro war der Begründer des Ruhms im Priorat. Mit Alvaro zusammen gründeten sie ihr Weingut in Corullon. Anders als die Lehm- und Sandböden von Valtuille gibt es in Corullon überwiegend Granit-Schiefer nebst Granitsand. Anders als die Lehm- und Sandböden von Valtuille gibt es in Corullon überwiegend Granit-Schiefer nebst Granitsand. Das ergibt mehr Finesse als aus den wilden Powerweine aus Valtuilles Lehm-Weinbergen. Fakt ist jedoch, dass Corullon sich klar von Valtuille unterscheidet. Und dazu kommt neben den uralten Reben in zum Teil brutalen Steillagen und Terrassen auch Ricardos totaler Bio-Ansatz. Pferde und Mulis arbeiten statt Traktoren, Biodynamie ist hier Trumpf. Und ich habe neben Chateau Petrus noch niemanden zuvor erlebt, der seine Böden so akkurat pflegt und hegt. Es wird hier alles der totalen Natur überlassen, aber ganz sicher nichts dem Zufall! Atemberaubende Qualität, Moncerbal und Faraona stehen sicher mit an der Spitze der Finesse auf der Welt. Leider auch preislich, aber wer so dramatisch jeden Stein umdreht braucht einfach höhere Einnahmen. Hier ist alles großartig!
Guimaro
Pedro Rodriguez Peres von Guimaro ist der unermüdliche, eingeborene Jungwinzer in der Ribeira Sacra. Und ein Genie! Wer da mal war glaubt kaum, dass man in diesen extremen Steillagen wirklich arbeiten kann. Das ist Mosel Plus. Völlig verrückt. Direkt am Fluss Sil (Silber). Der geneigte Winzer mit etwas Ersparten kann dafür für kleines Geld total extreme Weinberge mit uralten Reben finden, denn viele Nebenerwerbswinzer haben dieses Geschufte einfach aufgegeben. Pedro bewegt sich zum Dank für seinen nimmermüden Ehrgeiz zwischen 96 und 98 Punkten bei Parkers Luis Gutiérrez. In seiner Eleganz und Finesse für mich das Gegenstück zum ebenfalls genialen Gregory auf Mengoba in Bierzo. Manch ein Konkurrent und Neider sagt Pedro nach, er habe nicht die allerbesten Weinberge (die hat angeblich Algueira), aber wenn das so sein sollte, macht er das durch Arbeit und Genie mehr als wett. Traumweine vom Granit in unendlicher Schönheit und Finesse.
Adega Algueira
Fernando Algueira war und ist ein Weinliebhaber und verrückter, ehemaliger Bankmanager in der Ribeira Sacra. Schon in seiner Zeit als Bankier verfiel er den Reben (und seiner Frau, die in ihrer Familie einige Hektar extrem guter Weinberge hatte) und speziell der Mencia. Und er verfiel der atemberaubenden Schönheit der Landschaft. Schon vor Jahrzehnten begann er die Filetstücke uralter Reben auf perfektem Granit-Terroir direkt am Sil zu sammeln. Aber die besten Terroirs machen noch nicht den besten Winzer der Region aus (unter dem genialen Winzer Pedro Peres von Guimaro würde es hier satte Punkte regnen) aber Fernando ist ja hochintelligent. Und so sicherte er sich ende der Nuller Jahre die Hilfe des Beraters Raul Perez aus Bierzo. Und Ende der 10er Jahre war sein inzwischen aus London und Madrid zurückgekehrter damals 30 Jahre alter Sohn Fabio mindestens so schlau, indem sie sich die persönlichen Freunde und Genies Telmo Rodriguez und Pablos Eguzkiza als Berater hinzuziehen konnten. Die zwei krempelten alles um! Uralte Reben mit perfektem Terroir gab es ja. Dazu kamen neue Weinbergs-Zuschnitte, neue Cuvées, neue Kellertechnik. Der 2019er Dolio bekam jüngst 98 Punkte vom Decanter, 96 von Suckling und 95 von Parker. Die 20er und 21er haben sogar das Zeug zu mehr! Und der Pombeira und der reinsortige Brancellao lassen den Genießer voller Erstaunen verblüfft zurück.
Rafael Palacios
Rafael Palacios ist ein Spross der genialen Winzerfamilie Palacios aus dem Weingut Palacios Remondo in der Rioja Oriental. Rafael war eine Zeit der Headwinemaker hier, aber sowohl seine Mutter und auch sein Onkel, später auch sein nach Priorat und Bierzo abgewanderter Bruder Alvaro regierten ihm zu viel rein. Und er wollte ums Verrecken große Weißweine machen, das war sein Credo! Vielleicht inspiriert durch Alvaros Bierzo-Projekt und auch durch seinen in Bierzo erfolgreichen Neffen Ricardo beschloss Rafael nach Valdeorras zu gehen. 2013 war es mit einer neuen Anpflanzung und dem Zukauf uralter Godello-Weinberge in Valdeorras so weit. Relativ nah an Bierzo (nur 30 Kilometer) aber in bis zu 800 Meter hohen Lagen pflanzte er ein Amphitheater in Südexposition voll Godello. Als er später feststellte, dass Südexpositionen ihn die totale Eleganz und Finesse vermissen lassen, beschloss er daraus seinen dramatisch spannenden und zugleich reichhaltigen Einstiegswein Louro de Bolo (so heißt die Gegend um den Plot) mit 92% Godello und 8% Treixadura zu machen. Für seinen Top-Wein »As Sortes« kaufte er lieber uralte Reben und Weinberge in Nord- oder Ostexpositionen, manchmal sogar einen Hauch Westexposition, wenn er mehr Fett wollte wie im Ein-Fass-Mega-Wein »O Soro«. Er engagierte dazu Pablo Blanco Vilache, einen extrem talentierten Önologen und Weinmacher, dem er freie Hand lies. Der dankte es ihm u.a. mit dem »Antiga«, einem Orange-Wein aus uralten Reben. Vergoren auf den Schalen, aber man spürt es nicht, wenn man es nicht weiß. Ultrafein, mein klar bester Orange-Wein im Programm. Rafael Palacios ist für mich DIE Benchmark aller Godellos, wenngleich hier und da ein Bierzo-Godello in die Phalanx der Weltklasse einbrechen kann. Dennoch sind 96 bis 100 Punkte von Parker hier zu Recht gesetzt, das ist ganz oben in der Pyramide der spanischen Weißweine.
Rafael Palacios ist für mich DIE Benchmark aller Godellos, wenngleich hier und da ein Bierzo-Godello in die Phalanx der Weltklasse einbrechen kann.
Telmo Rodriguez Valdeorras
Telmo war und ist zusammen mit Rafael Palacios einer der Qualitäts-Pioniere in Valdeorras. Schon als sein bester Freund Alvaro Palacios in Bierzo begann, beschloss er diesem auf keinen Fall Konkurrenz zu machen, sondern ein wenig weiter westlich nach spannenden neuen Herausforderungen zu suchen. Auch war er total geflasht von der wilden Bergregion der Ribera Sacra und Valdeorras, und genau auf der Grenze dieser spektakulären Regionen kaufte er seine ersten Weinberge am Fluss Sil. Aber die Mencia und die Godello hatten es ihm angetan. Und das Vorhandensein verlassener, uralter Weinberge in Steillagen stachelte ihn an. Weltklasse in Mencia und Godello aus alten Reben! Das war sein Weg. Und so kaufte er mit den Plots um die Ort Las Ermitas und Valbuxan herum die verlassenen Weinberge für die Weine »As Caborcas«, »O Diviso« und »Falcoeira«. Diese Lagen waren die Tüpfelchen aufs I, und die überragend gute Basis gewann er auch aus seinen Top-Lagen. Der weiße Godello „Gaba do Xil“ (Xil für Sil, den Fluss Silber) und der rote Mencia »Valbuxan« sind überragende Beispiele für die großartige Einstiegsklasse in Top-Qualität. Von Parker wurden die Lagen von 95 bis 97 bewertet, aber auch der Einstieg mit beachtlichen 93 Punkten. 2022 fand Telmo dann auch einen verlassenen, früher adeligen Gutshof, ein »Pazo«, und diese Ruine baute er in zwei Jahren zu seinem Weingut aus und um. Ein pittoresker, malerisch schöner Traum. Zusammen mit seinem noch sehr jungen Sohn Matteo und seinem genialen Önologen und Freund Pablo Eguzkiza entsteht hier eine große Zukunft. Und direkt jenseits des Flusses, in Ribeira Sacra, in Steinwurfentfernung zu Telmos Lagen in Valdeorras, restauriert Telmo gerade 2 Hektar uralte Weinberge. Hier ist viel Zukunft.
Zarate
Eulogio Pomares Zarate, über die Großeltern in die Winzerfamilie Zarate des legendären Begründers der Weltklasseweine aus Albarinho eingeheirateter Spross der Familie Pomares, gilt heute neben Rodrigo Mendez von Forjas del Salnes als DER Superstar von Rias Baixas. Zu Beginn seiner Tätigkeit als Inhaber und Leiter des Weinguts hatte der in Bordeaux studierte Önologe noch die Flausen der Standards im Kopf. Seine Weinberge und Weine auf Granit, Granitschiefer und Granit-Sandböden belehrten ihn eines Besseren. Seine Weinberge stehen heute wieder in der traditionellen Pergola (Dachform), das vermeidet Feuchtigkeit von unten und Pilzbefall im nassen Rias Baixas (hier regnet es verdammt oft) und es schützt vor Sonnenbrand und Hitze, unter der Pergel ist es im Sommer schlicht bis zu 10 Grad kühler. Heute nimmt er auch das historisch hier verwendete neutralere Kastanienholz statt Eiche für den einzigen Wein im Holzausbau. Aber er hält Holz im Albarinho nicht unbedingt für besser als Stahl, seine Weine Balado und Tras da Vina stehen dem Palomar nicht nach, sind vielleicht puristisch ausdrucksstärker und ungeschminkt salzig mineralischer. Sein Basis Albarinho, den niemand so gut macht wie eben Zarate, setzt als Benchmark Maßstäbe! Seine autochthonen Espadeiro und Caino gehen natürlich ins Holz. Sensationelle Finesse und Feinheit in der schlanken Frucht, zusammen mit Forjas del Salnes rotem A Cruceira sicher das Beste, was das westliche Galicien zu bieten hat. Geniale Weine!
Sensationelle Finesse und Feinheit in der schlanken Frucht, zusammen mit Forjas del Salnes rotem A Cruceira sicher das Beste, was das westliche Galicien zu bieten hat. Geniale Weine!
Rodrigo Mendez Forjas del Salnes
Rodrigo ist der Neffe von Gerardo Mendez bei Do Ferreiro und quasi in der Kelter geboren. Ein absoluter Selfmade-Superstar und der beste Freund von Eulogio Zarate. Anders als Eulogio verwendet Rodrigo schon auch Eichenholz, aber idR Tonneaus und keine Erstbelegung. Dennoch, ein Hauch Moderne scheint durch bei seinen weißen und roten A Cruceiro, etwas mehr Fashion und Aufregung und dramatische Spannung im Albarinho als beim Ultra-Klassiker Zarate. Die Serie A Cruceiro gibt es erst seit 2019, uralte Reben in neu erworbenen uralten Weinbergen auf Granitschiefer und reinem Granit. Vom Rotwein gibt es allerdings vorerst nur 300 Flaschen, das ist einer der allerbesten Rosés in unserem Portfolio und nahe der Perfektion. Mit dem in 2023 begonnenen Neubau einer Kellerei werden dann ab 2025 die Serien A Cruceira unter dem Namen Rodrigo Mendez (das ist nur er selbst) und dem Familienweingut Forjas del Salnes (bis 2022 auch beteiligte Familie) zusammengelegt. Klar ist mir aber, dass man mit dem moderneren und aufregenden Rodrigo Mendez, mit dem Ultraklassiker Zarate, mit dem Powerwein Pazo Barrantes und mit der eleganten Reife von Pazo de Señorans ALLE Weltklasse-Spielarten der Albarinho ziemlich perfekt abbildet.
Im Grunde war nach der Tour von Galicien Richtung Andalusien die Reise beendet. Aber ich wollte unbedingt unser neues Weingut und den neuen Winzer in Ribera del Duero kennenlernen, und Peñafiel lag fast auf dem Weg!
Bendito Destino
Hinter dem Weingut Bendito Destino steht der griechische, bisher in Londons 3-Sterne-Welt tätige Star-Sommelier Terry Kandylis. Er gewann den Titel »Sommelier des Jahres« sowohl in Großbritannien als auch in seinem Heimatland Griechenland. Aber Terrys Grundausbildung begann in Griechenland als Winzer, ergänzt um viele Praktika in weltweiten Top-Weingütern. In Riberas Peñafiel, genauer im Bergdorf Canalejas (Ribera del Duero / Castilla y León, Provinz Valladolid), entwickelt Terry bei vielen Spaziergängen in der müßigen Covid-Zeit die Idee, aus den ganzen verlassenen (wegen der brutalen Arbeit in Steillagen), uralten, weit über 100 Jahre alten kleinen und kleinsten, lebendigen Weinbergen auf Kalkstein, gepflanzt im gemischten Satz, wieder Weine zu erzeugen. 925 Höhenmeter, die höchstgelegene Gemeinde in der Appellation, Cool Climate also. Mittlerweile hat er über acht Hektar Reben, die auf viele kleine Micro-Parzellen verteilt sind. Alle Reben sind über 80 Jahre alt, viele davon sind sogar weit über hundert Jahre alt und wurzelecht. Bis auf zwei Lagen – eine ist mit Garnacha und die andere mit Albillo bestockt – sind alle Parzellen in klassischen Buschwein Einzelstock als »Field Blends« angebaut, also mit verschiedenen Rebsorten innerhalb derselben Parzelle.
Ich war auch vom ersten Probierschluck an überzeugt, dass Bendito Destino nicht weit hinter Dominio de Aguila in Ribera die neue Stilistik der Eleganz repräsentiert. Großes elegantes Kino.
2023 konnte Terry im extrem hoch gelegenen Canalejas mit viel Glück ein Dorf-Randgrundstück an der Steilkante zu den Weinbergen kaufen, bebaut mit einigen verfallenen Gebäuden und entsprechender Baugenehmigung. Auch der Dorf-Bürgermeister spielt stolz und voller Freude und Erwartung mit. Hier wird die 2025er Ernte nach Fertigstellung aller Gebäude vinifiziert.
Bendito Destino ist so gut wie keinem Journalisten bekannt, der Erstlingsjahrgang ist just released Mitte 2023. Aber Terry ist auf Grund seines Netzwerks und ob der grandiosen Eleganz und Ausdrucksstärke seiner Weine schon in vielen 3-Sterne Michelin-Restaurants auf der Karte. Erstaunlich, so ganz ohne Bewertungen, aber ich war auch vom ersten Probierschluck an überzeugt, dass Bendito Destino nicht weit hinter Dominio de Aguila in Ribera die neue Stilistik der Eleganz repräsentiert. Großes elegantes Kino.