Von Heiner Lobenberg

Deutschland Jahrgang 2018

Der Reisebericht

Deutschland 2018, gehypt wie selten ein Jahr zuvor, klar einnehmender und offener im fruchtig leckeren und überaus aromatischen Charme als der stylische, langlebige, aber zurückhaltende Superjahrgang 2016 und der fruchtstarke und doch klassische Jahrgang 2017. Nur gehypt oder echt groß wie der geniale Sommer? Breit wie das heiße Jahr 2003 oder lecker-süß wie das erst jetzt zu großer Form auflaufende 2011? Mein ersten Eindrücke lassen auch 2005 und 2007 in Betracht kommen …

Portrait von Heiner Lobenberg

Sicher ist, dass 2018 nach dem aussortieren von Mehltau extrem cleanes Lesegut hatte. Unglaublich rein, reif und gesund! Keinerlei Botrytis in den vom Sommerregen meistens verschonten Regionen, sogar mittlere Säurewerte. Die Botrytisfreiheit in den meisten Gebieten Deutschlands ist ein großer Fortschritt zu 2012, 2011, 2005 und 2007. Der eher elegante Jahrgang 2018 ähnelt in seiner Finesse-Stylistik eher 2016 und weist nicht die aufregende Spannung von 2017, 2015 und 2013 auf, dafür hohe Aromatik und Reife wie 2011 und leckere Eleganz. 2018 ist überwiegend sogar etwas feiner und alkoholärmer als der grandiose, aber lautere Frühstarter und zugleich Langläufer 2016, damit hatte 2018 niemand gerechnet. Vereinzelt gab es aber durchaus Trockenstress, unterversorgte Reben, karge Trauben, das kann bittere Weine geben. Die besten Winzer sortierten aber Mehltau und Trockenstress radikal aus. Ein im Ergebnis frisches Jahr aus der reifen Frucht und Phenolik und immensen Mineralik und Struktur, dabei erstmalig wieder hoher Ertrag. Somit weniger extrem sondern fein, filigran, frisch und aromatisch reif. Eine traumhafte Balance und Harmonie. Bei den Besten leckere, feine, aromatisch frische Weine mit Eleganz, Feinheit und geringem Alkohol. Sicher scheint mir jedoch, dass es anders als 2017 eben nicht das Jahr der Kabinette, Spätlese und Auslesen ist. Klar, es gibt 2018 genial spannende Ausnahmen, Weltklasse-Auslesen voller Frische und Rasse neben explodierender Reife, auch gibt es zu meinem Geschmacksglück wenig bis keine Botrytis, aber es gibt auch viele wuchtige Süßweine mit ewiger Lebenserwartung aber ohne frischen Kick. Und nur lieb und süß und harmonisch ist eben zu wenig, wer wartet noch 30–40 Jahre, bis diese Riesen dann letztlich doch genial zu trinken sind? Fazit nach zwei Tagen: Geniale trockenen Weine, oft zu den ganz großen Weinen der Geschichte gehörend, fast dramatisch lecker und wohlschmeckend, aber es gibt trotz einiger Weltklasse-Auslesen in Summe weniger spannende Süßweine, da lieber mehr vom noch vorhandenen süßen Ausnahmejahr 2017 nachkaufen.

Heymann-Löwenstein

Heiner Lobenberg und Sarah Löwenstein
Heiner Lobenberg und Sarah Löwenstein


Bei Heymann Löwenstein in Winningen geht’s Sonntag los. Teamplay heute zwischen Tochter Sarah, Vater Reinhard, Kellermeisterin Katrin Starker, und Weinbergsmanagerin Patrycja Rozwalka.
Schieferterrassen und Blauschiefer sind zwei Seiten der gleichen, 2018 besonders wertvollen Medaille. Nicht nur sagenhaft fein, auch alkoholarm und superaromatisch, sooo lecker und zugleich mineralisch ausdrucksstark. Leicht exotische Frucht mit milden Limetten und Orangenzesten. Zum Reinspringen, ich bin restlos begeistert, nicht nur trinkig, eher wollüstig trinkwütig, zwei Weine im 95 Punkte Bereich. Groß!
Das GG Röttgen war dann der Gesteinshammer, irre Mineralik. Der große Wein braucht Zeit bis der reine Fels verdaut ist. Ein verspieltes Finesse-Wunder war ganz unerwartet der Uhlen Blaufüßer Lay, dem ich erstmalig in meinem Leben 100 gab. Die Krönung, und vielleicht schon zu Beginn der Tournee ein Kandidat fürs Podium, der unendlich multikomplexe Roth Lay, satte Mineralität des Röttgen mit unendlicher Verspieltheit des Blaufüßer und dem totalen Lecker-Gen des Schieferterrassen. Wow mit *

Uhlen Blaufüsser Lay
Lage: Uhlen Blaufüsser Lay / Quelle: VDP

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Der Weinberg des Röttgen liegt in Winningen, direkt am Fluss, auf verwitterten Schieferterrassen. Sehr steiniger, karger Weinberg, deshalb ist der Wein immer überaus mineralisch, aber auch eine sehr warme Lage mit hoher Sonneneinstrahlung, sehr exponiert. Als vor knapp 200 Jahren zur Steinbeschaffung die Terrassen im Röttgen vom Koblenzer Militär gesprengt wurden, lag auf dem Feld nicht nur das Geröll vom verwitterten Felsen, sondern auch eine dünne Schicht Lößlehm, die sich hier über die Jahrtausende abgelagert hatte. Bei der Anlage der Weinberge wurde hierauf eine 0,5 bis 4 Meter hohe Schicht aus Schieferboden und Gestein aufgebracht. Der Wein wird, wie alle Weine, als Ganztraube 12 Stunden auf der Maische und den Schalen gelassen, dann vorsichtig abgepresst. Spontan vergoren im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung im Sommer auf der Vollhefe. Nur ab und zu Batonnage. Der Röttgen ist eigentlich immer der idealtypische Wein von diesen mineralisch geprägten Schieferterrassen, der in vielen Jahren aber auch schon diese große Erhabenheit der Uhlen-Lagen aufweist. Und diese extreme, steinige Mineralität mag ich sehr, gepaart mit der reifen Frucht von den warmen Schieferterrassen. Hier kommt zur Exotik mit Maracuja, auch sehr viel Boskoopapfel, etwas Litschi und wieder die Orangenzeste, zieht sich hier wohl Jahrgangsspezifisch durch die reife Frucht. Auch hier sehr viel Gripp im Mund, deutlich mehr auf der Frische laufend als die Basisweine, die Augen ziehen sich zusammen ob dieser intensiven Mineralik, hier kommt wirklich der pure, harte Stein zum Vorschein, Feuerstein, mit großer Länge. Daneben wieder Orangenzeste, Limette, Nektarine Zitronengras, auch viel Ceylon Tee, sehr lang und intensiv mit grandioser Frische im Nachhall. Sehr moderat im Alkohol aber dennoch üppig in der Reife und Dichte, Zitronengras, Ananas und Limette und Tee, jetzt her grüner Tee rollen immer wieder hoch, die Teearomatik ist schon sehr ausgeprägt hier, wird getragen von dieser hohen, steinigen Mineralik. Das ist schon ein ziemlicher Kracher in genau dieser Intensität und Mineralik. Der Wein braucht viele Jahre Zeit um diese immense Steinigkeit zu verdauen. 97–100/100

Lobenberg: Eine sehr spezielle Lage im Uhlen, direkt neben dem Laubach gelegen und mit purem, öligem und kühlem Blauschiefer Gestein, dazu eine etwas nach innengeneigte Hangexposition, sodass wir hier insgesamt die kühlste Expression des Uhlen wiederfinden. Während der Röttgen der Expressivste ist, so sind wie hier bei Blaufüsser Lay in der Regel beim Feinsten und Elegantesten und das ist 2018 auch nicht anders. Wo wir beim Röttgen in dieser steinigen, expressiven Exotik sind, finden wir im Uhlen Blaufüsser diese total verspielte Eleganz, die Exotik ist gar nicht so ausgeprägt. Eine sehr viel feinere Frucht, Quitte, Birne, Apfel, Darjeeling Tee, etwas Minze, erst dann kommt Mineralität mit dieser Anmutung von kühlem, feuchtem Stein. Langsam kommt Orangenzeste hinzu, hocharomatisch, aber sehr lecker, ein Ausbund von kühlem Charme. Der Mund bestätigt die Nase, einfach nur wunderschön verwoben, sehr aromatisch mit deutlich ausgeprägter Mineralität und Frische. Alles ist fein mit Tee, Orangenzeste, Limette, feiner Birne hin, leichte Apfelaromatik, aber nicht so tief wie im Röttgen, nicht so viel Boskoop, eher Golden Delicious. Das Ganze ist fein miteinander spielend mit hoher Ausdrucksstärke und Aromatik, das ist für einen Wein von der Terrassenmosel, also den absoluten Powerbereich von der Mosel, sicherlich mit das Feinste. Und erstmalig seit langer Zeit werde ich den Blaufüsser wieder kaufen, weil er einfach so unendlich schick ist. Ein Traum von Wein. 100/100

Lobenberg: Löwensteins Gutsriesling ist das, was bei anderen Weingütern eigentlich als trockene Spätlese zählt. Der Wein wird nach der Ernte in ganzen Trauben kurz angequetscht, mindestens zwölf Stunden Standzeit auf der Maische. Vergärung mit Spontanhefe im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung im Sommer auf der Vollhefe. Nur ab und zu leichte Batonnage. Der Alkoholgrad wird 2018 wahrscheinlich sogar unter 12,5 Prozent liegen. Sehr intensive Aromatik mit Quitte, Litschi, etwas Kimchi, darunter ein feiner Hauch Aprikose, Zitronengras, dann kommt erst Zitrusfrucht, Orangenzesten und feine, fast süßliche Limette. Nichts ist aggressiv, alles ist fein verwoben, lecker und schon in der Nase zum Reinspringen. Aber durchaus sehr intensiv in der Aromatik, nur eben nicht fett, sondern ganz fein. Der Mund kommt frischer als es die Nase erwarten ließ, hier ist jetzt die Zitrusfrucht vorne, wieder Orangenzeste, eher keine spitze Zitrone, sondern mehr von milder Limette, dann kommt auch Quitte hinzu. Wieder dieser Kimchi-Charakter, etwas krautwürzig, Ananassaft dazu. Klingt nach einer wilden Mischung, ist aber insgesamt total lecker. Auch eine steinige Mineralität gesellt sich hinzu, toller Druck und mittlere Länge, alles ist fein verwoben, große Harmonie und anders als die drei Vorgängerjahrgänge präsentiert er sich direkt super charmant, ohne aber zu dick daherzukommen, sondern sehr fein und aromatisch, schick, frisch und mit guter Länge. Unanstrengend und doch mit Größe. Aber eben auch ungemein lecker und sofort da. Trinkig ist das falsche Wort für diese wollüstige Saufigkeit, nie waren die Schieferterrassen so überwältigend schön, das sprengt den Gutsweinrahmen nach oben. 95+/100

Lobenberg: Dieser Wein kommt von einer sehr kleinen Parzelle, noch hinter Uhlen gelegen. Das Schiefergestein ist bläulich, öliger, kühler. Die Exposition ist zwar auch südlich, aber die sehr kargen, kühlen Steine und die sehr geringen Erträge machen diesen Wein so hochwertig. Eine sehr viel mineralischere und krachendere Version der Schieferterrassen. Der Wein wird nach der Ernte in ganzen Trauben kurz angequetscht, mindestens zwölf Stunden auf Rappen und Schalen belassen, dann vorsichtig abgepresst. Vergärung mit Spontanhefe im großen Holzfass. Bleibt bis zur Füllung im Sommer auf der Vollhefe, nur ab und zu Batonnage. Die Nase des vom blauen Schiefer weißt, wie fast immer, eine deutlich höhere Spannung als beim Schieferterrassen auf. Diese kühleren, öligeren Böden ergeben eben dieses Plus an Struktur. Eine leichte Ananas-Exotik, Maracuja, nebst Zitronengras, auch hier die reife Limette und fast süßliche Orange. Alles unglaublich gut verwoben, aromatisch und sehr reif, ohne fett zu sein. Im Mund deutlich mehr Druck zeigend als die Schieferterrassen, das kühlere Gestein sorgt für eine wahnsinnige Spannung, ergibt die größere Frische, die Augen ziehen sich zusammen und die Zunge rollt sich, das ist schon intensiv und trotzdem ist 2018 so viel milder als die Jahrgänge davor. Es wird immer deutlicher, dass 2018 sehr früh zugänglich ist, aber dennoch auch ein Langstreckenläufer wird, weil hier die Spannung aus dem Extrakt und der spannungsgeprägten Mineralik kommt. Neben der exotischen Frucht von Ananas, Maracuja und viel Orangenzeste alles immer wieder über kühlen, nassen Stein laufend. Insgesamt einfach eine sehr große Harmonie ausstrahlend im Charmejahr 2018. Zwei geniale Einstiegsweine bei Heymann-Löwenstein, ich persönlich finde den etwas ausdrucksstärkeren, mineralischeren vom blauen Schiefer sogar noch eine Nummer erwachsener, erhabener als der verspielte Bubi von den Schieferterrassen. Erhabener, somit von der reinen Klasse leicht oberhalb des perfekten Genussweines Schieferterrassen, den er dafür in der Genussfreude nicht schlagen kann. 94+/100

Lobenberg: Es gibt nur 4.000 Liter. Der Roth Lay wächst auf Schieferterrassen direkt zur Mosel. Der Schiefer ist klassischer Schiefer mit rotem Einschlag von einem sehr hohen Eisengehalt, es ist der Ausläufer des Uhlenhangs, mit kühleren und etwas wärmeren Abschnitten, die für eine Balance und Komplexität sorgen. Verwitterungsgestein. Der Wein wird nach der Ernte in ganzen Trauben angequetscht. 12 Stunden Maischestandzeit auf Rappen und Schalen. Vorsichtiges abpressen und Vergärung mit spontaner Hefe im großen Holzfass. Er verbleibt bis zum übernächsten Frühjahr, also ganze 17 Monate, auf der Vollhefe. Ab und zu Batonnage. Das ist Reinhard Löwensteins langsamer Wein. Ich habe alle Uhlen hintereinander probiert, davor den Röttgen. Der Blaufüsser Lay besticht durch seine ungeheure Finesse, der Laubach durch seine fast etwas monogame Direktheit, durch seine Schieferwürze und seinen irren Geradeauslauf. Aber im Grunde sind Blaufüsser, Röttgen und Uhlen Roth Lay die drei Weine, die jeweils für einen eigenen Charaktertyp in fast exzessiver Ausprägung stehen. Die Lagen Laubach, Kirchberg und Stolzenberg finden leichten keinen Eingang in mein Portfolio, denn am Ende sind alle fünf Weine von Schieferterrassen, vom blauen Schiefer über den Röttgen bis hin zu Uhlen Blaufüsser und Roth Lay ganz eigenständige Charaktere, völlig unterschiedliche Weine, mit der Krönung im Roth Lay. Schon der erste Mundeintritt war fast eine Explosion, wir haben so eine irre Mineralik und eine wahnsinnige Frische. Wir haben einerseits diese immense Steinigkeit und Schieferwürze aus dem Röttgen, aber gleichzeitig diese totale Verspieltheit aus dem Blaufüsser, die Kühle des vom blauen Schiefer und die feine Exotik, diese verspielte Geselligkeit, dieser Wohlgeschmack mit Turbolader aus den Schieferterrassen. Und dennoch braucht der Roth Lay einfach Zeit, um all diese Elemente miteinander zu verbinden, der Wein kommt zu Recht erst im September 2020 auf den Markt und er bekommt ein ganzes Jahr länger im Fass als alles anderen. Hier bei Heymann-Löwenstein lässt man sich sehr viel Zeit dem Wein seine Entwicklungsmöglichkeiten einzuräumen, der Roth Lay verbleibt über ein Jahr auf der Vollhefe und danach weitere Monate auf der Feinhefe. Und während ich diese Worte spreche kommt der Wein für Minuten immer wieder hoch, die Feinheit der Frucht, wie sie auch im Blaufüsser Lay war, die Steinigkeit, alles hallt nach. Die Zunge rollt sich ob dieser Superkombination aus Zitronengras, Limette und Schiefergestein, gepaart mit Grün- und Schwarztee-Aromatik. Wir haben eine satte Cremigkeit und Reichhaltigkeit am Gaumen, viel Hefe- und Schieferwürze unter den üppigen Aromen und dennoch ist 2018 so völlig anders als die Vorgängerjahre, wobei noch am ähnlichsten zu 2016. Man glaubt es gar nicht, aber er ist sogar etwas geringer im Alkohol und doch höher in der Aromatik, damit hätte ich nicht gerechnet dieses Jahr. Das ist perfekter Stoff in großer Harmonie. Unendlich lecker und groß zugleich. 100/100

Materne & Schmitt

Janina Schmitt und Rebecca Materne
Janina Schmitt und Rebecca Materne


Dann die zwei Nachwuchs Starlets, Janina und Rebecca vom Weingut Materne & Schmitt. Terrassenmosel in Winningen, 500 Meter von Heymann Löwenstein entfernt, bei ihm gelernt. Die Weine aus Lehmen waren superb, vom Ortswein bis zu den Lagen Antoniusstein und auf der Lay. Auch das Brückstück aus Winningen, Nachbar von Löwensteins Röttgen, verspricht ganz viel. Finale Texte gibt es aber erst wenn es nicht mehr blubbert, entsprechend des Lehrmeisters Reinhard Löwenstein wird hier langsam und nur spontan vergoren.

Clemens Busch

Heiner Lobenberg und Clemens Busch
Heiner Lobenberg und Clemens Busch

Dann am Sonntag zum dritten Winzer der Terrassenmosel bzw. Untermosel, DER Biodynamiker der Mosel, Clemens Busch in Pünderich. Saftige, aromenstarke Weine, grandiose Cremigkeit, milde Säure, extrem lecker und charmant mit feiner Struktur. Hier gäbe es, anders als an der Terrassenmosel und der Mittelmosel, doch wegen einiger Regenfälle im Sommer ganz ordentliche Botrytis. Alles rausgelesen, es gibt reichlich Spätlesen in 2018. Die trockenen Weine sind demnach total clean und sauber von Botrytis. Der Riesling »Vom grauen Schiefer« ist berauschen aromatisch und lecker. »Vom blauen Schiefer« ist sogar groß, fein, cremig erhaben. Beide sind Auskoppelungen aus den großen Lagen, abgestufte GGs. Das Marienburg GG vom Grauschiefer und das Fahrlay GG vom Blauschiefer zeigten von den wenigen schon probierfähigen, nicht mehr blubbernden Stückfässern ein cremige fruchtige Größe mit extrem feiner Textur. Zwei Kandidaten für ganz hohe Bewertungen. Wir werden aber alle 2018er nach der Gärphase im Mai/Juni erst vertexten. Der 100 Punkte Überflieger bei Clemens ist aber das GG (oder auch mal nicht GG wenn wie im abends mit Verzückung genossenen 2013 der Restzucker zu hoch bleibt und das Fass nicht ganz trocken durchgärt) Fahrlay Felsterrassen. Eine kleine, abgeschlossene Terrassenanlage mitten im Fahrlay, blauer Schiefer mit 130 Jahre alten wurzelechten Reben in Einzelpfahlerziehung. Biodyn wie alles hier, wahnsinnig spannungsgeladen, cremig schmelzig und mineralisch Energie- und Säurebelasen, der Wein vibriert. Der erst im Herbst 2019 herauskommende 2017 bekam heute ohne jede Frage glatte 100. Der 2018 wird das auch bekommen. Einer der allerbesten trockenen Weine an der Mosel, auf gleicher Höhe wie Löwensteins Roth Lay.

Heiner Lobenberg und Elias Schlichting bei Pünderich Marienburg
Heiner Lobenberg und Elias Schlichting - Lage Pünderich Marienburg

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Das Fahrlay Terrassen GG kommt ab dem Jahrgang 2017 erst zwei Jahre nach der Ernte auf den Markt, Markstart wird im September 2019 sein. Dementsprechend hat dieser biodynamisch produzierte Wein ein dramatisch längeres Hefelager von 14 Monaten auf der vollen Hefe bekommen, danach wird er abgezogen und im Stahltank belassen. In den Fahrlay Terrassen, einem kleinen abgegrenzten Teilstück im Herzen des Fahrlay, stehen die absolut ältesten Reben des Weingutes, 110 bis 130 Jahre alt, wurzelecht, Einzelstock. Sie stehen komplett auf Blauschiefer, dieser ist deutlich öliger als der Grau- und Rotschiefer und gleichzeitig deutlich härter. Viele Bereiche mit blauem Schiefer gehen schon in Richtung Feuerstein mit deutlichem Silex-Charakter. Dieses Fahrlay Terrassen GG ist schon enorm spannungsgeladen. Die Nase zeigt Zitronengras, Limette und Orangenzesten, auch Maracuja, auch feine Apfelnoten, alles steigt wie eine Wolke aus dem Glas. Der Wein hat enorm viel Druck und von Anfang an viel Salz. Die ganze Nase ist beladen von dieser Zitrus-Salz-Fracht, aber es ist nicht anstrengend, sondern einfach nur wahnsinnig intensiv. Gelbe Frucht in Hülle und Fülle, Salz, Frische, eine Rassigkeit in unvergleichlichem Ausmaß. Der Mund ist eine Explosion, eine Orgie in Zitrus, Tee, Zitronengras, aber auch Maracuja, so pikant, Salz, Feuerstein, eine unglaubliche Mineralität. Dazu aber eine wollüstige Cremigkeit, man mag den dramatisch leckeren Wein nicht ausspucken. Trinkig ist als Bezeichnung viel zu wenig. Saufig. Der 2017er ist einer der aufregendsten Jahrgänge von Clemens Busch, so voller Spannung, so pikant und rassig. Und das aus einer Lage, die so prädestiniert ist, genau das zum Ausdruck zu bringen. Ich habe hier schon viele große Weine probiert und 2017 hier letztes Jahr vielleicht sogar etwas unterschätzt, aber dieser Wein aus den ältesten Reben, aus einem so extremen Jahr, ist das Beste, was ich als 2017 je probiert habe. Wenn ich bei Clemens Busch eine glatte 100 vergeben habe dann immer für die Fahrlay Terrassen, seit 2015 ununterbrochen, es geht gar nicht anders. Einer der allerbesten Weine Deutschlands. 100/100

Mönchhof

Bei Mönchhof

Morgens um neun Uhr Start auf dem Mönchhof in Ürzig. Der Jahrgang 2018 kostet mich Nerven und Anstrengung. Nichts ist wie sonst. Kein klares gut oder schlecht. So unendlich viel Hochgenuss bei den besten Weingütern. So schwer zu entscheiden. So viel Orgien in Schönheit.
Prälat Auslese ist ein Wein (oder Beerensaft) für ewiges Leben, oder auch für sofort austrinken, eine aromatisch leckere Offenbarung. Total Botrytisfrei, cleane reife gelbe Beeren ohne Rosinen, gab es das schon mal so puristisch? (2011 hatte da noch Botrytis dabei)
Die feinherbe Ürziger Spätlese mit nur 22 Restzucker und 10 Alkohol ist bei acht Gramm Säure eine Explosion in sofort trinkbarer pikanter Delikatesse, das ist die abgestoppte Version der Kranklay Spätlese trocken. Beide aus wurzelechten und weit über 100 Jahre alten Reben ganz oben über der Sonnenuhr. Nur 12 Prozent Alkohol in der trockenen Version. Beide Weine eint ein wahnsinniger Genussfaktor, ich habe hier wohl nie so leckere Weine mit immens komplexer Frucht und zugleich verspielter Komplexität und Frische aus der Reife probiert. So pikant und zum reinspringen schön. Wie sagte mein Mitverkoster Elias: Es ist unglaublich, dass aus den aller schwierigsten Steillagen mit den brutalsten Arbeitsbedingungen in einen tendenziellen Hochlohnland die weltbesten Weine zu einem solchen Spottpreis kommen.

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Ein Wein aus dem oberen Bereich des Ürziger Würzgarten, hier stehen wurzelechte, über 100-jährige Reben in Einzelpfahlerziehung. Knappe acht Gramm Säure bei 10 Prozent Alkohol und schlanken 22 Gramm Restzucker, das ist die abgestoppte Version der Kranklay Spätlese trocken, und die paar Grad weniger Alkohol machen einfach die Fruchtigkeit noch deutlicher spürbar und rücken die Säure und das frische Spiel so weit nach vorne. Der Wein hat natürlich einen leichten Hauch erfrischender, kaum spürbarer Kohlensäure, das passt perfekt zu dieser reifen, reichen, gelben Frucht. Wir haben hier die gleiche, traumhafte, von Tee unterlegte Nase wie im Kranklay, zum Reinspringen schön, so einladend, purer Traubensaft. Der gleiche dramatisch leckere Mund und dabei so viel Frische aus dieser ganz leichten Kohlensäure, aus dieser famosen Säure von acht Gramm pro Liter. Und das Ganze gepaart mit dieser hohen Reife, dieses Fass 33 ist fast Kabinett-artig leicht, so verspielt, so fein, und dennoch ausgestattet mit dieser hohen Reife. Trotz Spätlese der perfekte Terrassenwein, die unendlich tiefe Aromatik, die unendliche Leichtigkeit des Seins in süßer Fruchtigkeit, einfach unendlich lecker, anders kann man es nicht beschreiben. 97–98/100

Lobenberg: Die Kranklay ist das Herzstück im Ürziger Würzgarten mitten um die Sonnenuhr herum, Einzelpfahlerziehung von wurzelechten, weit über 100 Jahre alten Stöcken. 2018 war in diesem Bereich des Hangs völlig botrytisfrei, keinerlei Trockenstress, alles war kerngesund mit hohen Erträgen, absolute Perfektion. Die beiden Winzer Philipp Konzen und Frank Görgen sagten, es gab noch nie ein so einfaches, perfektes Jahr. Der Erntezeitpunkt war am Ende eigentlich fast egal, weil bis zum Schluss alle Trauben einfach großartig waren. Es ging nur darum die Öchslegrade nicht explodieren zu lassen, vollreif gelesen bei letztlich gerade einmal 12 Prozent Alkohol, ein genialer Wert für ein so reifes Jahr. Ein Wert, der in 2018 auch erreicht wurde, weil es aufgrund der langen Trockenperiode auch durchaus Stillstand im Weinberg gab, kein weiterer Zucker schoss ein. Die Nase ist jahrgangstypisch extrem charmant, schmelzig, die Quitte ist reif, süße Birne darunter, ganz süßer Golden Delicious Apfel, ein Hauch Exotik mit Orangenzeste, Limette, deutlich intensiver Darjeeling Tee, auch grüner Tee. Schöne Länge, aber vor allen Dingen große Harmonie ausstrahlend. Den Mundeintritt hätte ich dann gar nicht so erwartet, wir haben diesen unglaublichen Charme mit unerwarteter Frische dazu, wir haben eine wollüstige Trinkigkeit, man wird reingezogen ins Glas, das schmeckt so unendlich lecker. Ein reiner, schöner Traubensaft, unterlegt mit Mango, süßer Birne, Orangenzeste, viel Tee, aber süßer Tee, mehr Richtung Assam changierend. So viel famose Trinkfreude wie 2018 erlebt man selten, der Wein hat eine grandiose Säurestruktur von acht Gramm pro Liter und das bei moderatem Alkohol, aber auch die Petroligkeit wird sich hier erst spät einstellen, man hat zum Schutz vor der Sonne nicht entblättert. Der Wein hat ein langes Leben vor sich und ist mit das leckerste, was ich bisher an der Mosel getrunken habe, weil er eben diese üppige Reichhaltigkeit hat und nicht nur diese Zartheit der Mosel. Trotzdem nicht so fordernd und auch anstrengend wie manch überragendes GG. Diese trockene Auslese hat nicht diese extreme, spannungsgeladene Mineralität der Terrassenmosel, sondern ist einfach lecker, wollüstig, reich und intensiv. Hier kann man reinspringen und sich sofort wohlfühlen. Ein famoser Wert und ein Muss für jeden Keller mit ganz großem Genuss über die nächsten zwei bis 15 Jahre. 98+/100

Lobenberg: Diese Prälat Auslese kommt in 2018 mit acht Prozen Alkohol bei 95 Gramm Restzucker und 8,7 Gramm Säure. Wenn man 2018 probiert muss man sich ein bisschen von der Erinnerung an 2017 lösen. 2018 ist einfach reiner Fruchtsaft aus diesen uralten, wurzelechten Reben in Einzelstockerziehung, minimale Erträge. Extrem gesundes Lesegut, hier gab es keinerlei Botrytis, sodass diese Auslese einfach nur aus hochreifen, goldgelben Trauben gewonnen wurde. Noch nicht einmal wirklich rosiniert, sondern einfach nur goldgelb und üppig reif und konzentriert, aber super clean. So zeigt die Nase eine völlig andere Herangehensweise an diese Auslese, man muss es trinken wie einen reinen, wunderschönen, extrem cleanen, aber aromatisch explosiven Beerensaft. Und auch im Mund hat dieser Wein eigentlich mit Alkohol gar nichts tun, das ist einfach nur unendlich lecker, verspielt und perfekt in Harmonie verwoben. Der Wein hat nicht die Extremität und Achtungsgebietende von 2016 und 2017, dafür ist er einfach zu schön, der ist zum Reinspringen, zum Soforttrinken. Wir haben hier eine kraftvolle Säure von 8,7 Gramm pro Liter und etwas unter 100 Gramm Restzucker, damit wird der Wein quasi unendlich haltbar sein, das wird dabei für immer ein enorm leckerer Wein bleiben. Die Frage wie man das bewerten soll, ist extrem schwierig. Vom Genussfaktor und von der Harmonie und Balance ist das ein 100-Punkte-Wein. Aber weil er so weit weg ist von einem Weincharakter eines alkoholischen Getränks, sondern einfach ein pures Traubenelixier ist, tue ich mir ein bisschen schwer, aber ich muss fair bleiben. Am Ende geht es um Genuss, und das hier ist ein Hochgenuss, das ist göttlich und verzückend. Und das ist gar nicht exotisch, natürlich gibt es auch etwas Mango, aber auch viel süße gelbe Birne und reife Melone, hochreife Quitte, aber nichts ist über den Punkt, alles bleibt noch in dieser frischen, sehr sauberen, gelben Reinheit. Das ist eine Auslese aus einer der besten Lagen Deutschlands mit einem etwas anderen Stil. 2018 setzt eben in der enormen Reife ganz andere Maßstäbe. 2018 ist dabei zum Glück so viel sauberer ist als der letzte extrem warme und Reife Jahrgang 2011, der eben daneben auch viel Botrytis enthielt. In seiner aromatisch reifen und cleanen Stilistik ist dieser Wein letztlich unvergleichbar und daher bekommt er zu Recht die Höchstnote. 100/100

Dr. Hermann


Dann weiter zu Dr. Hermann. Mit die besten Lagen in süßen Prädikaten. Groß, reichhaltig, unerhört aromatisch. Bis zur BA und TBA hoch. Erden und Ürzig und Piesport. Groß! Immens! Irrwitzig aber doch weniger essensbegleitende Trinkweine. Die große unerwartete Sensation für mich war hier aber der trockene (nur 2 Gramm Restzucker) Riesling Erdener Treppchen. Nur ein ganz oben liegendes Gewann (Rothkirch) besteht aus rotem Schiefer. Nur 1200 Flaschen. Immense Spannung. Satter Schmelz und hohe Säure und salzige Mineralität, eingebunden in die Feinheit und fruchtstarke Aromatik von 2018. 95–96 Punkte für nur 15 Euro EVP. So etwas Geniales gibt’s nur an der Mosel.

Dr. Hermann

Winzer

Dr. Hermann

Dr. Hermann

Das Weingut Dr. Hermann in Erden entstand 1967 aus der Erbteilung des Erzeugers Joh. Jos. Christoffel Erben in Ürzig. Der Großvater, der Mediziner Dr. Christian Hermann, gründete damals sein eigenes Weingut. Heute leiten Rudi Hermann und Sohn Christian Hermann zusammen den Betrieb. Es ist aber ausschließlich...

Schloss Lieser

Portrait von Thomas und Ute Haag
Thomas und Ute Haag


Dann Schloss Lieser. Bin gespannt. Die trockenen Kabinette und Spätlesen sind ein harmonischer Traum, Perfektion in Aromatik mit großem Lecker-Gen. So soll es sein. Leider blubbern alle GGs noch, wenn der Einstieg schon so perfekt ist muss ich mit dem besten rechnen. Süß ist im Bereich Piesport echt schick und spannend, über alle anderen Lieser Süßweine aber jung etwas zu lieb und mehr was für geduldige Sammler, sie halte wohl ewig.

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Dieser Wein ist das was vorher der SL Kabinett trocken war. Durch die VDP Bestimmungen sind die Prädikate nur noch im restsüßen Bereich vorgesehen, daher die Umbenennung. 2018 kommt mit dieser wunderschönen Reife, schön weich und gelbfruchtig aus dem Glas steigend, tolle Reife anzeigend. Schöne Aromatik im Mund, schick und lang in gelber Frucht mit Melone und reifer Birne. Dieser 2018er ist der legitime Verfolger des 2016ers, der auch schon so schick war. 2018 ist sogar noch etwas wärmer, zeigt sehr reife Frucht, sehr harmonisch und das in diesem Preisbereich. Der Wein ist letztlich so günstig, dass man den Gutswein eigentlich weglassen kann, der einfach nicht an dieses Kabinett herankommt. Das ist eine ziemliche Perfektion an Charme und Reife im Glas mit schöner Frische und guter Länge. Macht richtig Freude. 93–94/100

Lobenberg: Das Heldenstück ist die frühere Niederberg Helden Spätlese trocken. Auf Grund der VDP Statuten, die vorschreiben, dass trockene Prädikate nicht mehr möglich sind, wurde der Wein in Heldenstück als Ortswein umbenannt. Dieser Wein ist seit vielen, vielen Jahren ein Highlight im Preisleistungsbereich der Mosel und ganz Deutschlands. Eine trockene Spätlese mit so hoher Qualität und schon deutlicher Lagentypizität, das passt hervorragend in so feinen Jahren wie 2016 und 2018, bei letzterem nochmal mit dem zusätzlichen Plus an Reichhaltigkeit und Wärme. Es gab hier weder Trockenstress noch Botrytis in diesem Jahr. Wir haben schöne gelbe Früchte, die von der Niederberg Helden-typischen Mineralik von würziger Erde und dunklem Gestein begleitet werden, das ist der Charakter des Helden mit dieser Steinigkeit und der erdigen Würze. Saftige gelbe Birne, auf schöne weiße Melone hinauslaufend, alles harmonisch verwoben, mit sehr schönem Gripp im Mund. Und wenn wir das mit dem Kabinettstück vergleichen kommen wir hier schon zu einem ganz großen Wein, zu einem Ortswein, der beim ein oder anderen Weingut als Großes Gewächs durchgehen dürfte, weil wir hier schon so viel Power und Mineralität aus dieser Lage haben. Dunkles, würziges Gestein mit dieser intensiven, gelben Apfelnote, auch schönes Salz, tolle Würze hintenraus, schöne Frische, der Wein hat richtig Biss und Druck und ist zugleich reif und charmant. Aber die würzige Wucht bleibt dennoch erhalten, ein Powerwein in feiner, reifer, gelber Frucht badend. Das ist durchaus sehr schick, sehr edel. 95–96/100

Lobenberg: Das Piesporter Goldtröpchen ist eine der eindrucksvollsten Lagen der Mittelmosel, eine endlos langgezogene, Amphitheater-artige Moselschleife mit perfekter Exposition, und dennoch ist das Goldtröpchen immer auch säurestark und frisch, hat immer auch Rasse bei aller Reife und ist deshalb so grandios, gerade auch im restsüßen Bereich absolute Weltklasse und auf Augenhöhe mit Wehlen und Graach. Und so hat auch 2018 das Goldtröpfchen bei Lieser höhere Säurewerte als alle anderen Kabinette. Das ist in einem Jahr, welches nicht mit hohen Säuren gesegnet war, sondern eher mit reifer Frucht brilliert eben ein ausschlaggebendes Kriterium im süßeren Bereich. In diesem Kabinett aus Piesport ist genau diese Spannung vorhanden, die die anderen etwas vermissen lassen. Hochintensive, spannende Nase, schöne Steinigkeit, Zitronengras, Orangenzesten, hohe Intensität in der Nase. Auch ein sehr sanfter und balancierter Mund, aber trotzdem sehr schöner Gripp, tolle Frische zeigend. Die Harmonie steht im Vordergrund, diese reife, gelbe Frucht, hier läuft 2018 wirklich auf der Zitrusfrucht, aber auch mit reifer Birne, Golden Delicious Apfel, so schöne gelbe Melone. Ein Riesling, der aromatisch eine Tendenz zum Weißburgunder zeigt. Wir haben die Energie und die Spannungsladung im Goldtröpfchen, aber auch die Reife, den Schmelz und den Charme des Jahres 2018 aus der reifen, gelben und etwas weißer Frucht. Das ist schon charmant und anschmiegsam, aber eben nicht so brav, und nicht nur extrem liebreizend wie die anderen, sondern Piesport behält eine Ecke mehr frischen Druck am Ende, in diesem so speziellen Jahr. Ein superschickes, leckeres Kabinett, aber sogar hier in Piesport nicht ganz mit der Spannung der Jahre 2016 oder 2017, dafür mit einem immens hohen Genussfaktor. 95+/100

Lobenberg: Das Piesporter Goldtröpchen ist eine der eindrucksvollsten Lagen der Mittelmosel, eine endlos langgezogene, Amphitheater-artige Moselschleife mit perfekter Exposition und dennoch ist das Goldtröpchen immer auch säurestark und frisch, hat immer auch Rasse bei aller Reife und ist deshalb so grandios, gerade auch im restsüßen Bereich absolute Weltklasse und auf Augenhöhe mit Wehlen und Graach. Und so ist Piesport gerade in 2018 mit diesem Plus an Frische und Rassigkeit ganz vorne bei den süßen Prädikaten. Alle anderen Lagen zeigen deutlich höhere Cremigkeit und Schmelz, aber wie es schon bei den Kabinetten und Spätlesen sichtbar war neigen die süßen Weine in diesem Jahr etwas zu sehr dem Liebreiz zu, sind zu cremig und nett, es fehlt die Spannung und die Rasse, doch im Goldtröpfchen ist das anders. Diese Auslese vibriert, ist total verspielt, aber trotzdem zeigt es diese cremige Fülle der gelben Frucht, die Zitrusfrüchte wurden ersetzt durch Melone und gelbe Birne, aber wir bleiben ohne große Exotik, weil es hier kaum Botrytis gibt in diesem Jahrgang, alles total clean und reintönig. Eine Auslese die sich wie ein Kabinett Plus trinkt, einfach bei allen Parametern die Regler etwas weiter nach rechts geschoben, wir haben die Energie und die Spannungsladung im Goldtröpfchen, aber auch die Reife, den Schmelz und den Charme des Jahres aus der reifen, gelben Frucht. Das ist schon charmant und anschmiegsam, aber eben nicht so brav und nur extrem liebreizend wie die anderen, sondern Piesport behält eine Ecke mehr Druck am Ende in diesem so speziellen Jahr. Das zeigt das Goldtröpfchen Kabinett ebenso wie die Auslese und somit sind sie hier bei Thomas Haag auf Schloss Lieser und überhaupt an der Mosel auch ganz vorne dabei. 97–100/100

Fritz Haag

Oliver Haag mit Mitarbeiter Christoph
Oliver Haag und Mitarbeiter Christoph


Ich weiß, Achtung Superlativ, das nutzt sich ab … aber was tun? Oliver Haags bis dato beste trockene Kollektion. Die Quadratur des Kreises: hohe, kerngesunde Reife total cleanen Lesegutes trifft auf reife mineralische Frische mit großer Pikanz und moderat stützendem Alkohol. Cremige Fülle aus großem Holz dazu. Kann hohe Reife auch Frische und Finesse und Komplexität zulassen? Bei Oliver Haag, Clemens Busch und Heymann Löwenstein offensichtlich ja. Die haben soviel dazu gelernt seit 2011 … und 2018 war dazu noch soviel cleaner im Lesegut. Gesundheit und hochkomplexer Fruchtgenuss pur in Flaschen! Süß war feinherb auch genial bis Kabinett, dann wurde es wie schon bei Lieser zu reichhaltig. Aber da gibt es zum Glück noch den best ever 2017!

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Oliver Haag hat vor fünf Jahren einen halben Hektar Weißburgunder oberhalb des Brauneberger Klostergartens angelegt, eigentlich um einen Sekt zu keltern, aber der Wein ist so gut geworden, dass er weiterhin als Stillwein ausgebaut werden wird und in Zukunft sogar noch auf einen Hektar erweitert werden wird. Der Boden ist Kies über reinem Blauschiefer mit guter Wasserversorgung, es ist eine etwas kühlere Lage am Waldrand. Weißburgunder an der Mosel ist im Grunde eine Erfolgsstory der fortschreitenden Erwärmung des Klimawandels. Da ist Oliver Haag ja nicht alleine, mit Markus Molitor oder Schloss Saarstein an der Saar gibt es noch weitere vorzügliche Weißburgunder und vielleicht laufen diesen den Pendants aus Rheinhessen und der Pfalz Stück für Stück den Rang ab, weil sie eben so eine sensationelle Frische und  Spannung aufweisen. Der Weißburgunder wurde mit 89 Oechsle gelesenen und spontanvergoren, dann im Edelstahltank und einem neuen 500 Liter Damy Tonneau ausgebaut. Dieser Ausbau kommt dem Wein ganz hervorragend, Williamsbirne, Litschi, saftiger Apfel, etwas Melone, weißer Flieder, schöne Mischung aus weißer und gelber Frucht, Jasmin, feines Salz und mineralische Noten. Schöner Mund mit salziger Schärfe mit richtig Kick und Biss, schöne Limettensäure, Zitronengras, Grüntee, sehr guter Gripp mit toller mineralischer Länge. Der Weißburgunder hat die dazugehörige Cremigkeit, aber überhaupt kein Fett südlicher Gefilde, sondern schlank bleibend mit feiner Säure. Perfekt verwoben, ein delikater Weißburgunder, der in seiner Frische und seinem tänzelnden Spiel all die Menschen mit Weißburgunder versöhnt, die ob der zu cremig-weißfruchtigen Seite nicht auf Weißburgunder stehen. Ein extrem schicker Wein. 92+/100

Lobenberg: Dieser Gutswein überrascht mich jedes Jahr wieder, immer denke ich wieder, dass es jetzt doch mal ein ganz gewöhnlicher Gutswein sein müsste und jedes Mal setzt er erneut eine Benchmark im Gutswein-Bereich. Er zeigt die cremige Fülle einer Spätlese trocken, gleichzeitig diesen Druck, eine Feinheit und eine für das Jahr 2018 fantastische Säure von über 7,5 Gramm pro Liter. Und wie es gerne geübte Praxis hier im Weingut ist liegt der Zucker ebenfalls bei knapp über sieben Gramm, diese Formel aus Säure und Zucker passt hier bei Fritz Haag eigentlich immer ziemlich perfekt. Cremige, reiche Nase aus den etwas erhöhten Öchslegraden und mit 12 Prozent Alkohol etwa ein halbes Prozent mehr Alkohol als sonst. Sehr reife Frucht, aber keinerlei Botrytis, kein Trockenstress, es gab im Sommer drei ausreichende Regenfälle, alles total clean und ausreichend versorgt. Der Mund ist für 2018 fast extrem, wir haben Orangenzeste, Limette, apfelig, knackige Quitte, keine spitze, aber eine intensive Säure, Darjeeling Tee, Zitronengras, Salz, fast kristallklar. Der Wein hallt lange nach und hat in dieser wunderbaren Cremigkeit fast die Tendenz zu einer feinherben Spätlese, aber mit knackiger Frische und feinem Biss, sehr saftig, mineralisch aufgeladen, da geht im Gutswein Bereich nicht viel drüber. Hier sind wir in der ersten Reihe, mit Größen wie Molitor, Loosen und anderen Spitzenbetrieben. Gefällt mir extrem gut. 93–94/100

Lobenberg: Das ist die feinherbe Variante des Gutsweins, mit 17,5 Gramm Restsüße bei 7,5 Gramm Säure. Das ist vielleicht sogar die bessere Version des Gutsweins, es gibt auf jeden Fall nochmal eine höhere Spannung und ein Plus an Kraft. Es gibt wieder diese unglaubliche Frische in diesem Wein, wo man überhaupt nicht weiß, wie Oliver Haag aus diesem Jahrgang diese famose Spannung und mineralische Frische herbeigezaubert hat. Wieso sind seine Weine so unglaublich frisch und hintenraus dann dennoch so cremig und lecker?! Wir haben schönen grünen Apfel, reife Quitte, traubig, verspielt und fein verwoben. Im Mund der pure Traubensaft, knackige Frische, charmante, saftige Fülle, salzig werdend an den Zungenrändern. Die perfekt ausgewogene Harmonie mit dem feinen Spiel aus Pikanz, Frische, Süße und Cremigkeit. Ein Gutswein höherer Balance! 93+/100

Lobenberg: Was sich beim Gutswein schon andeutete setzt sich 2018 beim Brauneberger J fort, der die ehemalige Juffer Spätlese trocken ist. Jetzt also praktisch der Ortswein, der auch mit in mein Ortsweinpaket kommt. Oliver Haag nutzt das J in der Weinbezeichnung wie ein Trademark, um anzuzeigen, dass es sich hier im Material aus dem Juffer handelt. Wie ich schon sagte, eine Fortsetzung, einer purere Version des Gutsweins mit dieser schönen, warmen, reichen Frucht, die aber hier bei Fritz Haag auch eine wahnsinnige Spannung aufweist. Assam Tee neben Birne, Zitronengras, Limette, Orangenabrieb, gelbe Melone und feine Salzigkeit ausströmend, eine Nase mit Gripp und Intensität, aber auch mit Reife. Auch der Mund trinkt sich wie die Turboversion des Gutsweines, die Ähnlichkeit ist logisch, denn ein Teil dieses Weinberges geht eben auch in den Gutswein, nur der beste Teil geht in diesen J. Hier sind auch zum Teil abgestufte Partien aus den GGs drin. So eine famose Intensität, so eine grandiose Spannung, 2018 wird hier von Oliver Haag fast konterkariert, wird hier fast zur Frische der Jahre 2017 und 2016 zurückgeführt und dennoch ist darunter die warme, reiche Intensität und der fast süßliche Schmelz aus Orangen- und Limettenzesten zu finden. Keine spitze Säure, Zitronengras und wieder dieser fast süße Assam Tee, kristallin wirkend. Wir haben viel Schub, viel Körper, der Wein hat dieses Jahr mit 12,5 Prozent durchaus ein wenig mehr Alkohol als in früheren Jahren. Dies erklärt ein Teil des Schmelzes, der Wärme und der Extraktfülle und das bekommt diesem Wein ganz hervorragend, denn er hat weit über sieben Gramm pro Liter Säure und einen in die ähnliche Richtung laufenden Restzucker. Einfach eine dritte stützende Komponente aus dem Alkohol, die er durchaus gut vertragen kann. Dennoch gab es hier absolut cleanes Lesegut, keinerlei Botrytis, keinerlei Trockenstress, das ist einfach nur famose Rieslingfrucht in einer wahnsinnig tollen Spannung und einer für 2018 ungeahnten Frische, die durch die reife Frucht so wunderbar eingehüllt wird. Durchaus schon ein anspruchsvoller Riesling, große Klasse. Chapeau, Oliver! 96+/100

Lobenberg: Die Juffer ist die etwas größere Parzelle um die Juffer-Sonnenuhr herum gelegen, die Sonnenuhr ist das Filetstück innerhalb der gesamten Juffer gelegen. Der Wein wird zu einem kleinen Teil im Edelstahl ausgebaut und der Rest liegt im großen Holzfass und 1000 Liter Moselfuder. Dieses Juffer GG ist dermaßen archetypisch, quasi der Innbegriff dieses Traumjahres 2018 für einige Winzer an der Mosel, vor allem für Fritz Haag, die es wirklich gut getroffen haben. Einfach nochmal ein Plus an Fülle und Intensität in den Gutsweinen, im Brauneberger J und gerade auch in den GGs. Ausgesprochen schöne Reife der Frucht, Melone, Blumigkeit, helle gelbe Früchte, leichte Orangen- und Zitrusaromen, gelber Apfel, Quitte, wunderbare Salznote, schöne Würze, fast etwas Muskat und Curry zeigend, keinerlei Botrytis, keine übermäßig exotische Frucht, hier bleibt alles clean. Im Mund ist der Wein eine Offenbarung, wow, was für ein feiner Kracher! So eine hohe Intensität in Salz, Gesteinsmehl und Zitronengras, in konzentriertem Darjeeling Tee, unglaubliche Länge, Limette, fast etwas ins Grünliche changierende Frucht, aber vollreif dabei. Nur diese Frische aus dieser Salzigkeit und dieser hohen Mineralik, zusammen mit diesem hohen Schmelz und dieser Pikanz, die aus diesem Zusammenspiel entsteht. Wie kann es sein, dass das Weingut Fritz Haag so sehr die Reife des Jahres 2018 im positiven Sinne darstellt und dennoch die Frische und die geniale Vibration der Jahre 2016 und 2017 wieder aufgreifen kann?! Ich bin hin und weg, Oliver Haag hat diesen Jahrgang in einer Art perfektioniert, wie ich es am zweiten Tag meiner Verkostungsreise gar nicht erwartet hätte. Ich muss noch Luft nach oben lassen, das weiß ich, aber das ist ein geniales Großes Gewächs. 97–100/100

Lobenberg: Das ist ein in der Gärung stehengebliebenes Fass des Juffer GGs, hier sind 14 Gramm Restzucker übriggeblieben. Manch einer mag sagen, dass das eigentlich das ideale Große Gewächs ist, weil es bei dieser Frische und dieser immensen Würze aus der reifen Frucht, gepaart mit dieser steinigen Mineralität, dieses kleine Plus an Süße sehr gut vertragen kann. Wir sind hier weit von einem wirklich süßen Wein entfernt, sondern das ist ja einfach ein GG mit einem Touch mehr schmelziger Süße. Wir finden dennoch alle Eigenschaften eines Großen Gewächses aus der Juffer, immense Tiefe, große Länge, Kraft, Schmelz, total europäische Frucht, Orangen- und Limettenzesten, Quitte, schöne Birne, leicht apfelig, Grüntee und Zitronengras, feine weiße Blüten darunter, wirklich eine grandiose Länge. Und das Ganze eben mit diesem Touch mehr Zucker unterlegt, das macht vielleicht die Quadratur des Kreises am Ende noch perfekter. Der Wein ist deutlich günstiger als das GG und wird in der Regel völlig zu Unrecht schwächer bewertet, also wer sich an dem kleinen Plus an Süße nicht stört, der sollte hier unbedingt zugreifen. Allerdings finde auch ich das Juffer GG am Gaumen noch den letzten Schritt rassiger, dafür weniger füllig, reine Geschmackssache, ich bin auch mehr beim trockenen Wein. Dennoch sind wir hier zweifelsohne auf dem selbem grandiosen Level, großer Stoff ist das allemal. 97–98+/100

Lobenberg: Die Sonnenuhr ist das Kernstück aus der Großen Lage Brauneberger Juffer, hier ist der Boden noch karger und steiniger, weniger tiefgründig, fast reines Schiefergestein. Hier stehen uralte, teilweise wurzelechte Reben. Es gab hier keinen Trockenstress, da es im Sommer ein paar Mal ausreichend geregnet hatte. 100 % gesundes Lesegut, keinerlei Botrytis, es werden ein bis zwei Vorlesen in der Juffer Sonnenuhr durchgeführt, um die Lese des GGs vorzubereiten. Des Weiteren werden mehrere Lesevorgänge durchgeführt, im ersten werden nur die stammnahen, bestversorgtesten Trauben geholt und etwas später dann die außenliegenden Trauben. Diese Partien werden auch getrennt ausgebaut und später nach Bedarf cuvetiert. Der Ausbau erfolgt überwiegend im großen Holzfass und im Moselfuder, ein kleiner Teil bleibt im Stahltank. Hier wird extrem aufs Detail geachtet, das merkt man der Nase der Sonnenuhr auch durchaus an. Sie zeigt etwas mehr Orangenzesten, reife Limette, gelben Pfirsich, Quitte, etwas Birne, vor allen Dingen mehr Cremigkeit, obwohl die Böden weniger tief und fett sind. Dennoch weist die Nase eine größere Tiefe auf, blumig, auch rote Frucht kommt hinzu, hochintensiv, sehr reif und gleichzeitig steinig, fast an Feuerstein erinnernd, filigran und druckvoll zugleich. Ein immenser Geradeauslauf im Mund, die Zunge rollt sich, alles wird belegt, was für eine irre Frische ist das denn?! Famose Säurestruktur von 7,5 Gramm bei trockenen 3 Gramm Restzucker, auch hier wurde von Oliver eine Balance angestrebt, um die Frische, die Saftigkeit, die Knackigkeit der reifen Frucht perfekt zum Ausdruck zu bringen. Die Wein sind so frisch, so mineralisch, so extrem definiert, dann dazu diese wahnsinnige cremige Fülle aus reifer Frucht, immer wieder mit Mineralik und Salz unterlegt, ein bisschen Quitte, vielleicht auch ein Hauch Litschi, unglaublicher Schub und immer dabei dieser pure Schiefer, der den Mund durchzieht. Keinerlei Bitternis zeigend, alles ist total reif und frei von jeglicher Beeinträchtigung, es gab ja quasi noch nie so sauberes Lesegut wie 2018. Das Finale ist unglaublich lang, rein, salzig und dazu süß und super schmelzig, mit schönem phenolischem Gripp. Gott, was für ein leckerer Wein und was für ein großer Wein!
100/100

Lobenberg: Erstmals mit dem Jahrgang 2018 bin ich wieder zurück in der Juffer Sonnenuhr beim Kabinett. Der Wein hat 42 Gramm Restzucker bei etwas über acht Gramm Säure. Man spürt vom Restzucker relativ wenig, er trinkt sich eigentlich gewissermaßen feinherb. Vielleicht ist es aber auch einfach diese Lage, die Sonnenuhr, die den Unterschied ausmacht. Der Wein ist unglaublich fein, mineralisch, schick, alles ist perfekt eingebunden, mit feinem Säureschwänzchen. Obwohl man sagen muss, dass die Süßweine in 2018 generell etwas problematischer sind, weil sie häufig etwas zu lieb geworden sind. Aber dieses Kabinett trifft gerade noch die Balance, wo der Restzucker die Weine nicht zu rund macht. Hier beim Sonnenuhr Kabinett gibt es ein rassiges Spiel, tolle Länge und vor allen Dingen eine hohe Spannung. Ein kleiner Sponti-Touch in der Nase, traubiges Aroma, sehr delikat, Aprikose, grüner Apfel, saftig und füllig zugleich wirkend, sehr elegant, auch Pfirsich, tolle Rieslingfrucht. Ich persönlich bevorzuge zwar den mit 14 Gramm Restzucker ausgestatteten Brauneberger Juffer Riesling feinherb, aber dieses Kabinett ist natürlich noch leichter, noch filigraner, auch feiner, es ist ein famoser Wein und eines der besten Kabinette des Jahres. Aber wenn ich ehrlich bin ist 2017 für mich DAS Kabinett-Jahr und 2018 gibt es zwar einige positiv herausragende Ausnahmen, aber in Summe ist das Jahr für viele Restsüße Weine etwas zu lieb. 95–96/100

Dr. Loosen

Ernie Loosen vom Weingut Dr. Loosen spielt mit seinem Hund
Ernie Loosen mit seinem Hund


Ernie himself mit Assistentin Desiree gaben sich die Ehre. Mit der Prälat Auslese vom Mönchhof hatte ich unter vielen enttäuschenden Süß-Weinen des Jahrgangs 2018 ein 100 Punkte Elixier, ein genialer Einzelfall, aber nun das Erdener Treppchen Auslese bei Loosen. Dito 100. Unglaublich. Aber ganz ehrlich, nur wenige Süßweine sind ein Muss in 2018. Aber die wahre Stärke liegt hier 2018 auf den GGs. Das Erdener Treppchen vom harten Schiefer ist ein 100 Punkte schmelzig reifer Riese, der Ürziger Würzgarten vom Vulkanfelsen ist ganz anders und nur unmerklich dahinter. Die Wehlener Sonnenuhr ist eine 97–100 Punkte sichere Bank. Ganz groß ist das neue GG vom blauen Schiefer, das Bernkasteler Johannisbrünnchen direkt am Haus. Multikomplex. Groß!

Verkostungsnotizen

Lobenberg: In besonders warmen Jahren ist seltsamerweise der Blauschiefer der große Profiteur, die Weine vom blauen Schiefer zeigen nicht nur mehr Frucht, sondern sie haben meist auch die größere Pikanz und Frische. Der Oszillograph aus dieser für 2018 grandiosen Säure und der cremig-schmelzenden Frucht kommt hier besser zum Tragen. Der Wein ist einfach insgesamt spannender, vibrierender. Dichte, reiche, warme Nase, gelbe und ein bisschen rote Frucht, etwas minzig-kühl, weiße und rote Johannisbeere, Limettenabrieb. Im Mund viel Gripp und auch viel Harmonie, trotzdem zieht sich der Mund zusammen, die Zunge rollt sich, wegen des salzig-mineralischen Angriffs zusammen mit der pikanten Säure aus Zitrusfrüchten, etwas Grapefruit, Orangenzeste, dann ein Hauch Johannisbeere dazu. Das passt ganz fein zusammen. Für einen Gutswein hat der Wein eine famose Länge. Man muss überhaupt feststellen, dass die Toperzeuger mittlerweile in ihren Gutsweinen ein Niveau erreicht haben, welches vor 20 Jahren an die Unterkante der großen Weine herangereicht hätte. Der Wein hört überhaupt nicht wieder auf und ist so reich an Geschmack. Er muss sich vielleicht dieses Jahr hinter ein paar anderen herausragenden Gutsweinen von der Mosel einreihen, den Schieferterrassen von Heymann-Löwenstein, dem Gutswein von Fritz Haag, die sind sicherlich die Benchmark. Aber Loosens Blauschiefer ist nicht weit dahinter. Das ist ein extrem leckerer, schmelziger, pikanter Wein, alles ist da, die ganz reife Frucht und die wunderbare Mineralik, die das Ganze stützen. Das alles bei 12 % Alkohol sehr gut abgepuffert ohne alkoholisch zu werden. Lecker Stoff. 92–93/100

Lobenberg: Die Wehlener Sonnenuhr ist für mich der große Klassiker bei Dr. Loosen, diesem Wein folge ich seit Jahren und ich finde auch 2018 ist das wieder großes Kino. Deutlich steinige Mineralität, eine Kühle ausstrahlend, aber auch reiche, warme Frucht dazu, gelbwürziger Pfirsich, gelber Apfel, aber noch mehr Gestein. Im Mund ein Stelldichein reifer, reicher, gelber Frucht, auch viele Apfelnoten dazu, Boskoop-Apfel, dunkler Stein, erdig-würzig mit viel Feuerstein, ganz lange steinig ausklingend und dennoch diesen wahnsinnigen Schmelz und Cremigkeit aus dieser hohen Reife der Frucht zeigend, Maracuja, Litschi, viel Salz durchzieht den Mund. Ein Wein mit mehr Wärme als 2016, aber dennoch auf den gleichen Spuren wandelnd. Die reife Frucht beschert sogar ein wenig Honig und Salzkaramell im Nachhall, aber immer wieder eingeholt von Silex-artigen, mineralischen Einsprengseln, vom Salz, vom Gestein. So etwas wie eine schlanke, mineralische, reife Opulenz, wenn es denn so etwas gibt, das passt ziemlich gut. Superber Stoff. 97–100/100

Lobenberg: Das Bernkasteler Johannisbrünnchen lag eigentlich direkt ans Gutshaus von Loosen angrenzend, das Weingut hieß ja ursprünglich mal Johannishof. Also dieses Johannisbrünnchen war genau die Lage ums Haus herum, nach der Flurbereinigung wurde das Brünnchen etwas nach oben verlegt und direkt am Haus liegt jetzt nur noch der Bernkasteler Lay. Wir sind hier etwas auf etwas über 100 Metern Höhe über der Mosel, komplett auf Blauschiefer, also kühler Boden, gut wasserversorgt, eigentlich nie Trockenstress, in kühlen Jahren gibt es hier auch mal vermehrt Botrytis, aber 2018 war das natürlich nicht der Fall. Diese Lage braucht wohl immer etwas mehr Zeit auf der Hefe, um die Cremigkeit zu erlangen, der 2017er war alleine 16 Monate auf der Hefe und kam dann entsprechend erst nach 18 Monaten auf den Markt, beim 2018er ist das aktuell noch offen. Fakt ist, dass dies eine der berauschendsten Nasen der GGs von Ernie Loosen ist und diese Kühle der Lage dem Wein 2018 einfach extrem gutgetan hat. Schöne klare, elegante, weißfruchtige Nase, weißer Pfirsich, weiße Birne, Aprikose, viel dunkles Gestein, Schieferwürze, reife Äpfel, sehr europäische Frucht, Orangenzeste, dazu Minze und eine deutliche Spur Eukalyptus. Der Mund hat ein wahnsinniges Spannungsfeld zwischen der enormen Frische aus dieser kühleren Lage und der hohen Reife dieses enorm warmen Jahrgangs. Unglaublich pikant, sagenhaft aromatisch, alle Sinne werden berührt, überall ist Spiel, komplex bis zum Abwinken, salzig, immer wieder diese Orangen- und Limettenzesten. Ein kleiner Zitrustouch, das Zitronengras spielt mit dem dunklen, fast Silex-artigen Gestein, Feuerstein, ein ganz großer Pouilly-Fumé kann hier Pate gestanden haben. 2017 in diesem kühlen Jahr war mir dieser Wein zu kühl, zu sehr beherrscht von der Kühle der Lage. In 2018 ist genau das die Perfektion. Ein wirklich großes, so spannendes GG. 98–100/100

Lobenberg: Anders als das Treppchen oder die Wehlener Sonnenuhr, die von extrem harten, Millionen Jahre alten Gesteinsschichten stammen, ist der Ürziger Würzgarten aus vulkanischem Gestein, also viel jüngeren Ursprungs. Dementsprechend mit einer extrem mineralischen, wilden, würzigen Ader. Weine vom Würzgarten zeigen immer viel Persönlichkeit, sind in der Jugend aber auch häufig etwas verschlossen, viele brauchen etwas länger Zeit, gehören dann aber am Ende zu den ganz großen Weinen der Mosel. Die Nase dieses GG zeigt dann auch von allen GGs bei Loosen das intensivste Ergebnis, gelbe und fast rote Frucht, Sauerkirsche, Johannisbeere und dann viel Gestein, auch Orangenschale, Kräuter und florale Noten satt, Schnittblumen, Oregano, Muskat, sogar Rosmarin und Thymian, salzig eingelegte Limette, vielleicht sogar einen Touch Exotik, obwohl es keinerlei Botrytis in diesem Jahr gab. Jedenfalls satten Druck zeigend, reichhaltig, dicht und würzig. Im Mund eine Explosion, während wir beim benachbarten Treppchen diese ungeheure Reichhaltigkeit in der gelben Frucht haben, finden wir hier im Ürziger Würzgarten viel mehr Wucht, viel mehr Druck, ganz massiv aus der roten Frucht kommend. Wow, der Wein dröhnt einen einfach zu, alle Sinne werden berührt, das ist so intensiv und trotzdem auch cremig-süß, aber auf pinker Grapefruit, Orange, alles hallt für Minuten nach. Rotes Gestein mit kernigem Gripp aus der Phenolik auf der Zunge, Salz und Süße zugleich, aber nicht aus der Frucht sondern aus dem kräutrig-steinigen Schmelz. Der Wein ist ein Erlebnis und diese extrem hohe Reife der Frucht gepaart mit diesem wahnsinnigen Terroirabdruck ergibt schon einen der großen Moselweine. Das ist der vierte im Bilde, der grandiosen GGs aus 2018 bei Ernie Loosen. Und auf Grund des spezifischen Terroirs kommt das Johannisbrünnchen dazu und das Graacher Himmelreich fällt raus, weil es eben jahrgangsspezifisch nicht ganz so gut war, dafür war das Brünnchen ein grandioser Wein. Aber die Spitze des Eisberges ist ganz klar parallel beim Erdener Treppchen und beim Ürziger Würzgarten. Gleichgut und doch völlig anders – genau so soll es sein. 99–100/100

Lobenberg: Das Erdener Treppchen ist der unmittelbare Nachbar des berühmten Erdener Prälat, etwas weniger felsig, etwas sanfter zur Mosel auslaufend, nichtsdestotrotz immens steil und mit ebenso uralten Reben und einer ähnlichen Bodenformation ausgestattet. Das ist schon eine unglaublich reiche Nase 2018, das ist eine cremig-weiche Offenbarung in gelber Frucht. Wow, was ist das schön, schon beim Hineinriechen eine Delikatesse, Aprikose, gelber Apfel, alles zart verschmelzend. Auch im Mund so reich, so cremig, so gelbfruchtig und dennoch ganz viel Stein dazu, Feuerstein, warmer Schiefer, die Augen ziehen sich zusammen ob dieser Pikanz, ob diesem Oszillographen zwischen der schicken Säure und der cremigen Süße aus Orangenschale, in Zucker eingelegte Limettenschale, dahinter dann so viel Salz, sehr pikant. Und aus der hohen Reife der Frucht kommt eine so schöne Frische, aber eine Frische der etwas anderen Art, das ist nicht so ein klassischer Wein, wie die Wehlener Sonnenuhr von Loosen, sondern ein Ultracharmeur. Ein Wein wie es ihn manchmal aus dem benachbarten Prälat gibt, der hier bei Loosen allerdings nur noch als Late-Release-Reserve herauskommt. Das Treppchen ist die entsprechende Alternative und dieses Jahr womöglich sogar mit dem Superstar-Nachbarn auf Augenhöhe, diese Lage hat es einfach ganz perfekt getroffen in 2018. Das ist ganz superber, so unglaublich leckerer Stoff. 100/100

Lobenberg: Ich hatte aus dem Erdener Treppchen bereits das Große Gewächs mit 100 ganz vorne mit dabei gesehen dieses Jahr und die Auslese schließt sich hier geradezu an. Diese Lage ist in 2018 einfach ganz grandios. Nach einer Verkostung diverser Kabinette, Spätlesen und Auslesen bleibt alleine diese Auslese für mich übrig, weil es einfach so ein großartiger Wein ist. Wir hatten dieses Jahr bereits die sensationelle Erdener Prälat Auslese vom Mönchshof aus der benachbarten Lage. Und so ist auch das Treppchen eine ganz famos getroffene Geschichte. Der Wein ist so immens saftig, mit einer immensen Frische belegt und dennoch mit dieser unglaublichen Reife der Frucht. Natürlich sollte man diese Auslese kühl trinken, aber dann ist die Bandbreite, die sie abdeckt mit dieser hochreifen, roten und gelben Frucht, diesem wahnsinnigen Salzgehalt, dieser steinigen Mineralität vom Zucker nicht überdeckt wird, sondern die sich durchsetzt, sich durchkämpft. Salz und Süße sind in völligem Einklang, Orangenzesten dabei, Zitrusfrucht, viel Grapefruit und immer wieder schmeckbarer Stein, aber nichts zu extremes, sondern immer auf der saftigen, auch charmanten Seite bleibend. Was für eine grandios leckere Auslese, das hat Loosen im Erdener Treppchen dieses Jahr einfach so perfekt getroffen. 100/100

Daniel Vollenweider

Beim Weingut Vollenweider


Start bei Daniel Vollenweider in Traben-Trabach. Daniel ist DER Terroir-Spezialist, Spontanvergärer und Biowinzer schlechthin, ähnlich extrem wie Clemens Busch. Nur dass Daniel, anders als Clemens, dazu noch wenig Faible für viel Frucht hat, er liebt karge Puristik und Eleganz. Der sehr reife Jahrgang 2018 müsste da doch den perfekten Ausgleich schaffen. Aber man kann die Weine, die sämtlich im Keller noch blubbern, erst nächstes Jahr verkosten. Irre langsame und lange Fermentation im kalten Keller und auch danach noch mehr als ein Jahr auf der Hefe. 2017 kommt demnach erst im September 2019 auf den Markt. Die durften wir nun probieren. 2017 gab es nur die halbe Menge. Frostschäden. Ein extremes Jahr. Ein Jahr, das Daniel mit seinem puristischen Anspruch viel mehr liegt als 2018. 2016 in seiner unerschöpflichen Eleganz war ebenfalls sein Liebling.
Seine 2017er Kollektion zeigt unerschöpfliche Mineralität und viel Sponti-Ton. Ein geniales feinherbes Kabinett aus der Goldgrube. Ein Schimbock, der mindestens 15 Jahre weggesperrt gehört, dann aber ein riesiger Stilist wird. Und aus der wärmsten und ältesten Teilen des Schimbocks (97–100) kommt mit dem Aurum ein glatter 100 Punkte Wein für Freaks, und der wird wahrscheinlich schon in 10–12 Jahren aufmachen. Hier bei Vollenweider ist in Bezug auf Terroir, Eleganz und Mineralität der Gipfel der Mosel. Aber nur für Liebhaber der Puristik.

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Die Wolfer Goldgrube ist Daniel Vollenweiders Paradelage. Hier bewirtschaftet er den Löwenanteil, und mit dieser Lage fing alles an. Teilweise wurzelechte Reben und nur Einzelstöcke, von der Flurbereinigung verschonte Parzellen in dieser Steillage. Dieser Lagenwein stammt aus den besten Parzellen und ältesten Reben, die bis zu 100 Jahre alt sind. Bitte unbedingt mindestens auch einige Flaschen zum langen Lagern kaufen, denn dies ist ein echter Langstreckenläufer. Das ist eine Turboversion des Einstiegs Felsenfests. Auch hier keine Zitrusaromatik, auch hier eher karg in der Nase, aber deutlich von Birne und Quitte geprägt. Dies ist eigentlich eine Spätlese trocken mit einem Alkoholgrad von 12,5 % bei fünf Gramm pro Liter Restzucker. Für einen Wein mit dem typischen Vollenweider Kimchi-Sponti-Ton hat er sogar erstaunlich viel Speck auf den Rippen, was er auch in der Nase zeigt. Schöne feine, geröstete Speckigkeit, neben Quitte, Kimchi, Netzmelone, das ist durchaus eine schicke und dazu sehr spezielle Nase. Auch ein sehr spannungsgeladener Mund, fast dramatisch in der Frische, in der Steinigkeit, in der Aromatik, so viel Druck. Der Wein hat, so wie alle Weine von Daniel, ein extrem langes Hefelager hinter sich, aber 2017 hätte vielleicht nochmal länger auf der Hefe bleiben können, im Grunde sollte man die 2017er erst anfassen, wenn 2016 schon ausgetrunken ist, weil 2016 so schick und so offen ist. Ich bin sehr gespannt wie sich 2018 hier präsentieren wird nächstes Jahr, 2017 ist auf jeden Fall ein strammer Langläufer, der erstmal fünf Jahre weggesperrt gehört. In seiner hohen Intensität, der Rasse und der Dramatik, in der Ausgestaltung der Spontinoten, Limettenschale, Tee und immer wieder salziger Stein, der hochrollt. Ein toller Wein, aber auch ein durchaus fordernder Wein, einfach superb, weniger Frucht als Terroir, Mineralik und Eleganz, aber wie ich schon sagte besser 5 Jahre Zeit lassen. 95/100

Lobenberg: Dieser Wein ist aus den ältesten Reben in der Wolfer Goldgrube entstanden, mit ganz geringem Ertrag von sehr gesunden, aber sehr kleinen, goldenen Beeren. Der Plan war eigentlich es mit einem trockenen Kabinett zu versuchen, doch die Gärung ist bei einem Restzucker von 12 Gramm pro Liter stehengeblieben, wir haben den trockenen Bereich fast erreicht, mit einem kleinen Zuckerschwänzchen, und das aus einer der besten Lagen und mit den ältesten Reben Traben-Trarbachs. Dieses feine Plus an Süße kommt auch schon in der Nase, er bekommt schöne reife Quitte, Birne, viel Apfel, ein wunderschöner Blumenstrauß dazu, so aromatisch, aber auch so unendlich fein, auch ein bisschen Kimchi. Allgemein zeigt die Spontangärung bei Vollenweider teilweise die Kimchi oder sauerkrautigen Nuancen in der Nase, eine sehr spannende Zusatz-Komponente. Im Mund im Grunde nicht als feinherber Wein zu identifizieren, dieses Kabinett trinkt sich trocken, weil die Säurewerte sehr hoch sind und der Wein eine wahnsinnige Spannung und Rasse hat. Leicht in die Zitrusfrucht auslaufend, Orangenzesten, keine spitzen Zitronen, eher wieder diese sehr eingebundene Limettenfrucht, grüner Tee, wieder diese Sponti-Kimchi Note. Der Wein tänzelt, das ist ein unglaublich schicker, feinherber Wein, der für Menschen wie mich gemacht ist, eben für Menschen, die nicht so gerne Süßweine trinken. Das ist ein für mich ein perfektes Kabinett mit diesen 12 Gramm Restzucker, der Terrassenwein par excellence, weil er eben diese Tiefe und diesen Extrakt aus den uralten Reben und dem minimalen Ertrag hat. Ich bin völlig geflasht, so soll für mich ein Kabinett sein. 96–98/100

Lobenberg: Das ist quasi Daniel Vollenweiders Großes Gewächs, sein absoluter Vorzeigewein, dafür ist er berühmt. Eine monolithische Ausstrahlung. Schimbock ist nur wenige hunderte Meter von der Goldgrube flussabwärts gelegen. Seit 2005 bewirtschaftet Vollenweider diesen 0,5 Hektar kleinen Hang. Der Schimbock hat alles, was Vollenweider, einer der extremsten Biowinzer und Spontanvergärer an der Mosel, auszeichnet. Er hat diese Puristik im Stein, diesen enormen Terroirabdruck, gleichzeitige Spontinase mit Kimchinoten, aber auch immer wieder diese salzige, harte Steinigkeit und dann dieser wahnsinnige Extrakt, der dann auch gleichzeitig Süße ausstrahlt. Etwas Quitte, Birne, Limettenzeste darunter, sehr puristisch, sehr edel. Im Mund fest verschlossen, das ist ein Wein, von dem man jetzt schon sagen kann, dass er mindestens 10 Jahre weggesperrt gehört. Er ist so pur und steinig, so extrem, aber er tut nicht weh. Diese Steinigkeit, diese hohe Mineralität ist gut eingebunden in Frische, aber auch in einen cremigen Schmelz, den man so in 2017 gar nicht vermutet hätte. Dieser Schmelz kommt aus der Extraktsüße, genau das federt diesen Wein ab. Das ist großer, langer, intensiver Stoff für Puristen. In 10 bis 15 Jahren wird das ein ganz großer Wein sein, bitte nehmen sie sich die Zeit und trinken sie den Schimbock nicht zu jung, jedenfalls nicht alle Flaschen. 98–100/100

Lobenberg: Aurum bedeutet im Grunde: Das Gold aus der Wolfer Goldgrube von den allerältesten Reben. Es gibt nur 300 Liter von diesem Wein aus weit über 100 Jahre alten, wurzelechten Reben. Der Wein ist auf unter drei Gramm Restzucker vergoren. Wirkt auf den ersten Anschein gar nicht wie ein Moselriesling, vielleicht eher noch wie ein großer Chenin Blanc, sogar mehr noch als ein Burgunder. Ja, ein großer Chenin Blanc aus Südafrika mag hier Pate gestanden haben. Das Verblüffende ist, dass Daniel Vollenweider mir erzählt, als ich ihn auf eben diese Chenin-Blanc-Ähnlichkeit zu Südafrika anspreche, dass sein Praktikant Chris Alheit aus Südafrika war, der heute mit die besten Chenin Blancs der Welt erzeugt. Ein witziger Zufall. Das zeigt einmal mehr wie klein die Welt am Ende ist. Der Aurum zeigt deutlich mehr Extrakt und Schmelz in der Nase als der noch sehr verschlossene, puristische, fast karge Schimbock. Hier haben wir fast eine Wärme, fast eine cremige Süße, aber eine Süße aus der Limette, Kimchi, Orangenzesten und ein deutlicher Spontitouch. Aber das ist schon extrem einnehmend, wenn man denn puristischen Riesling mag. Der Wein kommt komplett ohne die von so vielen anderen Erzeugern an der Mosel gezeigte Fruchtsüße in der Nase, wir sind einfach nur klar und rein. Und genau das geht im Mund weiter, klar, rein und einfach nur unendlich lang und mineralisch und nochmal eine deutliche Steigerung zum Schimbock, dazu sogar mehr Charme und Süße aus der wärmeren Lage. Der Mund zieht sich zusammen, die Augen werden schmal, das ist eine Pikanz, die aber überhaupt nicht auf spitzer Säure läuft, sondern es ist eher eine Intensität aus dem Terroir, aus dem Stein, aber ohne spröde zu sein, sondern mit einem saftigen Orangenzestenunterbau. Mit großer Länge, das ist hochedel, hochfein, aber jeder Trinker sei gewarnt, erwarten Sie nicht einen klassischen, deutschen Hochklasse-Riesling, erwarten Sie keinen Heymann-Löwenstein, Fritz Haag oder Ernie Loosen in dieser schmelzigen Intensität. Sondern hier können Sie damit rechnen etwas ganz Puristisches, elendig Langes im Glas zu haben. Sie müssen sich darauf einlassen – und das ist der Unterschied, wie es ihn eben auch im Burgund gibt: wenn man am Ende ganz hoch hinaus geht wird es immer nur noch feiner. Der Aurum hört gar nicht wieder auf, ist drückend intensiv in seiner abgehobenen Geschliffenheit und Puristik. Bitte nehmen Sie sich für diesen Wein 15–20 Jahre Zeit, das ist ganz großer, edler, hochfeiner Stoff mit puristischer Klarheit. 100/100

Selbach Oster

Danach ein erstes Kennenlernen von Selbach Oster in Zeltingen. Die trockenen 18er blubberten noch aber ließen sich in der Verkostung sehr vielversprechend an. Wir werden es im Herbst erneut probieren, ich bin sicher, das wird was.

Carl Loewen

Am Steilhang bei Carl Loewen


Mittags dann Weingut Carl Loewen. Ein Bio-Extremist ohne Zertifizierung, keine Fesseln von niemand! Auch nicht im VDP sondern im Berncastler Ring. Gegensätzlicher als morgens der puristische Fruchtgegner und elegante Terroir-Fetischist Vollenweider und jetzt hier der Fruchtkönig Loewen kann es kaum sein. Verbunden sind sie jedoch durch ihr unzertifiziertes Extrembio und den Natureinklang nebst langsamer Spontanvergärung im alten Holz. Beide Weingüter sind auch große Fans knackiger Frische. Da passt das warme und reife Jahr 2018 ganz hervorragend. Carl und Sohn Christopher Loewen haben eine famose Kollektion hingelegt. Das begann mit dem komplett im Holz vergorenen Pinot Blanc aus elsässischen Klonen, für unter 10 Euro ein frecher Dumping Preis für einen fast großen Wein.
Der Varidor Riesling aus der Selection Massale war grandios komplex, auch unter 10 Euro. Das zieht sich durch das Weingut. Grandiose Lagenweine aus dem Laurentiuslay und dem Maximin Herrenberg, alles wurzelechte Reben über 100 Jahre. Dazu zwei GGs wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, filigran mineralisch und opulent kraftvoll. Den nur 1896 genannten Wein gibt es dann nur in homöopathischer Dosierung. Nicht nur 120 Jahre wurzelecht Einzelpfahl, auch noch eine Reminiszenz an die Weinbereitung vor Jahrhunderten... von Einmaischung im Weinberg bis zur Spindelpresse. Einer der Top-Weine des Jahrgangs überhaupt. Rundum ein genialer Betrieb trockener Rieslinge in 2018.

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Die Reben stammen aus dem Elsass und haben schwachwüchsige Unterlagsreben, Anfang der 90er Jahre gepflanzt, auf Schieferverwitterung mit höherem Lehmanteil, deshalb für Riesling nicht so sehr geeignet. Da die Reben aus Frankreich stammen nennt Carl Loewen den Wein Pinot Blanc und auch der Ausbaustil ist frankophil mit der Vergärung und dem Ausbau im neuen (1/3) und gebrauchten Moselfuder von 1000 Litern ohne Toasting. Das sensationelle an diesem Wein ist, dass ich mittig der Verkostung auf die Preisliste geschaut habe und ich war im Geiste beim Probieren preislich völlig woanders, das ist der schiere Wahnsinn, denn das ist ein wirklich hochklassiger Pinot Blanc. Cremige weiße Frucht, schöne Orangenzesten darunter, weißer Pfirsich, weiße Blüten, Hefewürze, reichhaltig, aber nicht fett. Der Wein hat keinen BSA durchlaufen, das heißt wir haben eine richtig schöne Frische aus der Äpfelsäure zusammen mit der hohen Reife des 2018er Jahrgangs. Der Wein behält eine wunderbare Rasse im Mund, er ist frisch und hat dennoch diesen typischen Weißburgunderschmelz, dazu der leichte Einfluss vom Holz, cremig, reich, dicht. Das ist ein Pinot Blanc mit Hang zur Größe und wenn so etwas 20 Euro kosten würde, so wäre man gut bedient, denn so viel Klasse hat er. Für unter 10 Euro ist das einfach nur eine Sensation, anders kann ich es nicht beschreiben. 94+/100

Lobenberg: Der Wein stammt aus besten Lagen in Leiwen, Detzem, Longuich und Lorch. Somit eigentlich schon fast an einen Ortswein heranreichend, obwohl er eigentlich den Gutswein darstellt, darüber kommt dann noch der Riesling Alte Reben, der der eigentliche Ortswein ist. 2018 passt zu Carl Loewen einfach ganz hervorragend, weil es die Wärme und diese Reife in die Weine gibt, bei diesem Weingut hier, dass nie einen biologischen Säureabbau macht, welches Frucht, Pikanz und Frische schätzt. So kann dann in einem reifen Jahr genau die Balance kommen, damit der Wein eben auch ausreichend Schmelz hat für den Nicht-Freak. Schöne weiße Blüten, weitaus mehr weißfruchtig als gelbfruchtig, reife Birne und Melone, das Aroma reifer Trauben. Im Mund feine Orangenzesten, Zitronengras, deutlich grüner Tee, Darjeeling Tee, unerwartet viel Gripp für 2018, sehr saftig mit salzige Terroir-Mineralität und charmanter Frucht in mittlerer Länge, alles ist gut verwoben. Auf der einen Seite ist das ein klassischer Moselriesling, aber auch ein Ausdruck dieses spontanvergärenden, biologisch und extrem handwerklich arbeitenden Familienweinguts, ein ganz kleiner Hauch Freakstoff kann hier nicht versteckt werden. Ein sehr stimmiger Gutswein. 91–92/100

Lobenberg: Der Varidor stammt aus einer vor 25 Jahren neugepflanzten Selektion Massale aus alten Reben der Laurentius Lay und den 1896 gepflanzten Reben im Herrenberg, selektiert wurde sehr penibel nach Reife, Vitalität und anderen qualitativen Merkmalen. Man verfeinert hier weiter den Rebbestand aus diesen alten, allerbesten Reben des Weingutes, man möchte keine uniformen Klone. Das besondere ist auch, dass dieser Varidor (steht für Variation d’Or, also Variation der goldenen Beeren) komplett gleichzeitig geerntet wird, das heißt wir haben durch die genetische Vielfalt eine bunte Mischung aus Trauben höherer Reife, höherer Säure, mehr und weniger Wüchsigkeit und so weiter, um die maximale Vielfalt aus mehr als 100 Jahren genetischem Rebenmaterial im Wein abbilden zu können. Dieser Wein kostet fast das gleiche wie der Gutswein Quandt. Und was ich schon beim Pinot Blanc bemerkte, trifft auch hier zu. Wie kann diese Top Selection Massale aus diesem 25-jährigen Weinberg so unglaublich günstig sein? Das übertrifft die breite Masse an Weinen für 9 Euro bei weitem und stellt ja die hochwertigste Rebenselektion der Loewens. Deutlich frischer im Mund als der Quandt, mehr Rasse zeigend, mehr Zitrusfrüchte, auch in 2018. Limette und Zitronengras, viel weniger Orange, dafür mehr Stein und Salz. Großes Spiel, ganz fein und dennoch cremig gestützt aus der hohen Reife des Jahrgangs 2018. Der Quandt ist der etwas harmonischere, der etwas bravere Riesling, der vielleicht auch etwas kompatibler ist, während wir im Varidor neben den Spontinoten eben auch diese hohe Varianz aus Säure, Frische und hoher Mineralität finden. Der Varidor ist einfach deutlich komplexer als der Quandt und dadurch natürlich auch etwas fordernder, was mir gut gefällt, das ist ein Wein mit Anspruch. 93–94/100

Lobenberg: Der Wein stammt aus verschiedenen Toplagen in Leiwen, Detzem und Longuich von 50 bis zu 100 jährigen Reben. Da er aus mehreren Orten cuvetiert wird, kann der Alte Reben kein Ortswein sein, aber es ist qualitativ quasi der Ortswein des Hauses. Wenn ich diesen Wein verkoste bin ich doch sehr froh, dass ich 2017 mit dem Weingut Carl Loewen begonnen habe. Denn wie mein mich begleitender Verkostungspartner Elias gerne betont gibt es in keiner anderen Region der Welt so viele, unter diesen handwerklichen Bedingungen und diesem enormen Aufwand entstehenden Spitzenweine für so einen kleinen Preis wie an der Mosel. Nichts ist damit vergleichbar, selbst das Mekka des Billigweines, die La Mancha in Spanien kann da nicht mit, weil die Qualität hier überhaupt nicht heranreicht, weil wir hier von Weltklasse sprechen und das für etwas über 10 Euro. Deutliche Spontinoten in der Nase, die alten Reben tendieren deutlich mehr zum Terroir als zur Süße, große Eleganz und wenig fette oder süße Frucht, zumindest in der Nase. Im Mund sehr viel Gripp, Orangenzesten, unterlegt mit Limetten, Tee und Zitronengras, was für 2018 so typisch ist. Aber wenig üppige, fette Frucht, eher schlank ins steinige laufend, dazu die Spontinoten, wir sind fast ein wenig in der Puristik eines Daniel Vollenweider, aber am Ende kommt noch ein wenig karamelliger Schmelz hinzu, kommen Salz und Süße hoch. Etwas Orangenschale, Zitrusfrucht, das ist schon ein sehr stylischer Riesling und für die Mosel ein extremer Geradeausläufer, der wenig Zugeständnisse an Lieblichkeit und Charme macht. Eher auf Ausdruck des Bodens und Eleganz getrimmt. 94–95/100

Lobenberg: Dieser Wein wird aus über 100 Jahre alten, wurzelechten Reben gewonnen. Das gibt es nur an der Mosel, diesem Wunderwerk der Natur und zwar nicht nur qualitativ, sondern auch preislich. Ein Wein aus hundertjährigen Reben aus Steillagen, das haben wir auch beim Mönchhof in der Kranklay und solche Weine kosten dann noch deutlich unter 20 Euro, eigentlich ist das Wahnsinn. Deutliche Reife der Frucht in der Nase, aber nicht fett, nicht üppig, auf feine gelbe Frucht laufend, etwas Birne und Melone, Golden Delicious Apfel, auch salzige Spannung und Terroirabdruck, Zitronengras, etwas Minze. Der Mund ist dann ein cremiges Wunderwerk im Kampf mit unglaublich rassiger Frische und salziger Steinigkeit. Diese 100-jährigen, wurzelechten Reben bringen so viel Substanz, der Wein hat so viel Ausdruck und Komplexität. Das Spiel ist famos, die Frucht ist deutlich vorne aber sie ist nie fett, nie üppig und vor allem überhaupt nicht exotisch. Wieder Apfel, Birne, Melone und etwas Quitte, Salzstein, Minze, Stück für Stück kommt etwas Feuerstein hinzu. Ein Sancerre aus uralten Reben, je länger ich ihn probiere desto extremer wird der Wein, sogar ein kleiner Touch Savagnin aus dem Jura kommt hinzu. Spontanvergoren und im Holz ausgebaut, all das trägt zu diesem Wein bei, das ist für Genießer, die Riesling in purer Form mögen, enorm ausdrucksstark. Das ist ziemlich idealtypisch, wenn man etwas reichere Frucht möchte geht man eben nach Ürzig zum Mönchhof, wenn es etwas puristischer sein darf ist man hier perfekt angesiedelt, wenn es noch extremer sein darf, muss man zu Daniel Vollenweider nach Traben Trarbach. Oberliga für kleines Geld, das ist die Mosel und das ist auch Carl Loewen im Besonderen. 95–96/100

Lobenberg: Der Weinberg liegt in Longuich an der Mosel, komplett auf rotem Schiefer, die Reben sind 1896 gepflanzt und damit natürlich wurzelecht, Einzelpfahlerziehung mit minimalen Erträgen. Der Weinberg wird biologisch bewirtschaftet, natürlich nur Handlese. Die Trauben werden nur leicht angequetscht und dann als Ganztraube gepresst und sedimentiert und der klare Saft dann langsam spontanvergoren. Die Vergärung findet im 1.000 Liter Moselfuder statt, die Weine verbleiben danach auf der Vollhefe bis zur Mitte des folgenden Jahres. Geschwefelt wird zum ersten Mal erst nach der Gärung, es wird kein BSA durchgeführt, weil man hier die Frische und die Frucht in Verbindung mit der noch vorhandenen Äpfelsäure behalten möchte. Der Herrenberg hat etwa sieben Gramm Restzucker, über 8 Gramm Säure bei 12,5 % Alkohol. An der Mosel wird häufig versucht Zucker und Säurewerte ungefähr gleich zu halten, damit eine Balance entsteht, hier bei Loewens schätzt man es auch wenn die Säure leicht darüber liegt, man mag die Frische, man mag die Rassigkeit. Deutlicher Spontiton in der Nase, eine feine Hefewürze dazu, etwas Kimchi, dazu Quitte, der reife Jahrgang 2018 vertreibt die manchmal etwas spitze Zitrusfrucht, wir kommen ganz weich mit gelber Melone, Apfel und Birne, etwas Grüntee, Orangenzesten, hohe Intensität, sehr elegant. Die uralten Reben aus dieser Lage geben nochmal eine Steigerung zum Laurentiuslay, der auch schon aus hundertjährigen Reben stammt, die Intensität ist noch größer. Der rote Schiefer tut das Übrige, der Wein bekommt mehr Schmelz, kriegt eine leicht karamellige Honigunterlage, die aber immer auf der frischen Seite bleibt. Viel Druck, große Länge, aber kein Extremist, durchaus auch ein charmanter Wein, ein trockener Moselwein wie aus dem Bilderbuch. Mit der Wärme und der Reife des Jahrgangs 2018 kommt dann auch die Fülligkeit und die Cremigkeit am Ende, um diesen tendenziell extremen Wein zu einem großen Vergnügen zu machen, dennoch braucht er ein paar Jahre Zeit. 96–97/100

Lobenberg: Die Lage Ritsch besteht komplett aus blauem Schiefer, also eher kühlem Untergrund, uralte Reben, hier kommen oft die salzigsten, mineralischsten und gleichzeitig frischsten Weine des Hauses her. Völlig anders als das GG vom Herrenberg vom Rotschiefer. Hier beim Ritsch sind wir komplett in der Zitrusfrucht, Limette, nur wenig Orangenzesten, aber Zitronengras, Darjeeling Tee, viel Salz schon in der Nase, im Mund eine wirklich traumhafte Frucht, Limette eingelegt in Salz und Zucker, ein bisschen Honig darunter, aber nichts wirklich Süßes, honigartig ohne Süße zu dieser salzigen Limette. Auch ein kleiner Sponti-Touch, ein rassiger Wein, aber durchaus auch ein eleganter Wein, ein schlanker Wein, ein mineralischer Wein, aber keineswegs ein zu karger Wein. Dennoch würde ich dem Ritsch fünf bis sieben Jahre Zeit geben, dann kommt ein filigranes Meisterwerk hervor, wie es in dieser filigranen Art fast eher von der Saar oder Ruwer stammen könnte. So verspielt, so komplex, aber eben alles auf der leichten, der eleganten Seite bleibend. 97–99/100

Lobenberg: Das Herrenberg GG wächst komplett auf rotem Schiefer und tatsächlich stammt es von den jüngeren Reben im Herrenberg (Witz!), die 1902 gepflanzt wurden (der Rest stammt aus 1896). Das heißt wir sind hier auch bald 120 Jahre alt, alles wurzelecht, Einzelpfahl, aus dem oberen Bereich der Lage, oberhalb des Teils von 1896. Hier ist es etwas windiger und kühler und somit trotz des roten Schiefers feiner und weniger zur Kraft tendierend, sofern man denn bei Carl Loewens elegantem Stil überhaupt je von Kraftweinen sprechen kann. Dennoch spürt man den würzig-wärmeren Rotschiefer sofort in der Nase, wenn man zuvor den Ritsch probiert hat, der komplett auf gelber Zitrusfrucht lief. So kommen hier zunächst Orangenzesten und eine feine Süße, feine Karamelle, auch Quitte, fein, Sponti-Ton, sehr elegant, dennoch warm. Und während wir beim Ritsch voll auf dem Salz liefen, sind wir bei diesem GG mehr in der Orangenfrucht mit feinem Spiel zwischen Süße und Salz. Einen tollen Körper zeigend, wir sind hier stilistisch viel näher an einem GG von Ernie Loosen, während der Ritsch eher an Vollenweider erinnert. Das ist ein richtiges Leckerli, aber auf irgendeine Art doch wieder spartanisch, lang, frisch, mit hoher Intensität. Aber weit mehr ein GG, das der typischen Moselstilistik entspricht, hier reiht man sich in die Topweine der Mosel von Loosen und Haag ein, die Kompatibilität zu unserem normalen Geschmacksempfinden ist deutlich höher. 99–100/100

Lobenberg: Der Longuicher Maximin Herrenberg besteht quasi aus drei Teilen, aus dem oberen Teil stammt das GG aus den jüngeren, 1902 gepflanzten Reben, aus dem unteren Bereich stammt der Herrenberg 1896 Alte Reben und dieser Riesling 1896. Letzterer ist ein Experimentalwein, der hergestellt wird wie vor 100 Jahren. Hier kommt einiges vom besten Lesegut aus dem dritten Lesedurchgang im Herrenberg hinein. Im Maximin Herrenberg stehen wurzelechte Reben in Einzelpfahlerziehung, die Bearbeitung wird wie vor 120 Jahren in reiner Handarbeit durchgeführt. Die mit der Hand gelesenen Trauben werden mit der Hotte zu den Traubenbütten auf dem Anhänger getragen. In den Bütten werden die Trauben sofort mit den Füßen eingestampft, damit der Saft austritt und die Mazeration der Trauben beginnt. So können die Aromen der Trauben voll aufgeschlossen werden. Am Abend des Erntetages beginnt das Keltern. Hierfür konnten wir einen alten Korbkelter erwerben, der mit der Technik des vergangenen Jahrhunderts arbeitet. Mit Muskelkraft wird gekeltert und zwar über die ganze Nacht, in einem Durchgang ohne erneutes Aufscheitern, der Most wird ohne Sedimentation direkt ins Fuderfass geleitet. Die Gärung erfolgt spontan mit traubeneigenen Hefen. Wir haben also einiges an Maischestandzeiten, sowohl im Weinberg als auch während der langsamen Pressung. Der Wein verbleibt bis zum kommenden Sommer auf seiner Hefe, geschwefelt wird erst nach der Gärung. Der 1896 wird im ältesten Holzfass des Weingutes vergoren, um großen Holzeinfluss zu vermeiden. Dieser Wein zeigt wie schon die anderen Weine vom roten Schiefer besonders die Wärme des Bodens und die Wärme des Jahrgangs 2018. Diese Sonne scheint bei diesem 1896 aus dem Glas, so reich, so warm, aber nicht fett, sondern mit reichem, süßem Assam Tee, grünem Tee, Orange, reife Quitte, reife gelbe Melone, keinerlei Exotik, wir bleiben bei europäischer, cleaner Frucht. Reich, aromatisch und dicht, aber nicht zu süß, sondern eher eine feine Salzspur vor sich herschiebend. Im Mund eine Orgie in Süße und Frische zugleich, satte rote Früchte, süße Johannisbeere, süße Himbeere und Erdbeere, zusammen mit Orange, Zitronengras, mit Limette, kandierte Frucht, süß und salzig zugleich, alles unendlich lang. Diese irre, hohe Intensität, auch ein wenig aus der Phenolik kommend, aus den langen Standzeiten, diese Phenolik tut dem Wein unheimlich gut und trotzdem hat es nicht den Hauch eines Orangeweines, sondern bleibt ganz klar auf der Frucht. Auch die vorhandenen Sponti-Töne reihen sich ein hinter der wunderbaren, salzig-süßen Frucht. Ein ganz leicht bitteres Schwänzchen aus der Phenolik zieht der Wein nach sich, aber das ist animierend, das tut dem Wein gut. Das ist ein Unikat und wirklich großer Stoff. Der Wein kommt wahrscheinlich viel zu früh auf den Markt, wenn man ihm noch etwas mehr Zeit gäbe, wäre das wahrscheinlich ein würdiger Gegenspieler von Peter Jakob Kühns Schlehdorn. Für mich einer der großen Weine des Jahres, in dem es so viele 100 Punkte Weine gab, ich bin völlig hin und weg. 100/100

Maximin Grünhaus

Heiner kommt beim Weingut Maximin Grünhaus an


Das Finale bei Maximin Grünhaus an der Ruwer. Nur 8 Kilometer Luftlinie zu Loewen. Die Ruwer blüht auf in warmen Jahren. Sonst gibt’s hier schon mal heftig viel Säure … 2016 war hier schon ganz groß, 2018 nun wieder. Alte Reben trocken gehört zum allerbesten der Ortsweine. Sogar feinherb ein Gedicht. Abtsberg GG wieder in der ersten Reihe. Dann aber eine Sensation, erstmalig nach 2011 wieder ein Fusion. GG 2015 im Barrique vergoren und zwei Jahre im neuen Holz ausgebaut, dann noch zwei Jahre Flaschenlager. 100 Punkte glatt und in der allerersten Reihe mit den Holz ausgebauten Weinen aus der Mittelhaardt. Feinstes Burgund. Groß!

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Um der Benennung im VDP zu entsprechen wurde die Lage Abtsberg auf diesem Etikett nicht mehr aufgedruckt. Es ist aber der gleiche Wein exklusiv aus dem Abtsberg, der früher »Abtsberg Große Lage trocken« mit dem Zusatz Alte Reben hieß. Dieser Wein läuft im Terminus übrigens als VDP Ortswein. Es gibt unterhalb dieses Abtsberg Alte Reben natürlich dann noch den nicht lagenspezifischen Monopol. Das ist dann der Gutswein, den kaufe ich nicht, denn ich möchte nur Abtsberg. Intensive, reife Nase, die aber in ihrer Klarheit und Eleganz ungemein an den Jahrgang 2016 erinnert, einfach sehr schick, mit europäischer Frucht, keine große Exotik, total clean, keinerlei Botrytis. Birne, etwas Honigmelone, gelbe Blüten, ein Hauch Quitte, sehr aromatisch und reichhaltig, aber dennoch elegant. Im Mund mit sehr viel Gripp, so war das 2016 auch schon, das ist durchaus ein Wein, der hier und da an die Tür so mancher Großer Gewächse klopfen darf, weil er einfach eine so hohe Intensität hat. Auch im Mund dasselbe europäische Fruchtbündel, die Augen ziehen sich zusammen, die Zunge rollt sich, der die Alten Reben zeigen viel Biss, viel Terroir, ganz reife Zitrusfrucht, etwas grüner Tee. Hohe Mineralität, hoher Druck und gleichzeitig die hohe Reife aus der Frucht, Melone, Birne, Limette und Orangenschale, langanhaltend und saftig mit feiner Quitte, Salzzitrone, aber alles eher sanft bleibend, aber dennoch mit der Frische, die hier eher aus der Mineralik und dem Terroir stammt als alleine aus einer hohen Säure. Der Wein hat knapp unter acht Gramm Säure und auch knapp unter acht Gramm Restzucker, also die Quadratur, die häufig für eine gute Balance an der Mosel sorgt. Das kuriose ist, dass beides wenig spürbar ist, wohl weil es sich so sehr die Waage hält. Ich hätte an 3–4 Gramm Zucker und 6–7 Gramm Säure gedacht, aber auch auf dem höheren Level passt das natürlich ganz hervorragend. Auf jeden Fall ein ziemlicher Knaller, wie es 2016 auch schon der Fall war. Grandios, dass man hier diesen Erfolg auf Basis einer etwas höheren Reife nochmal wiederholen kann. Ein Ortswein, der in der Riege seinesgleichen das Potenzial hat, die Qualitätsskala nach oben zu sprengen. Wieder einmal ganz hervorragend. 96+/100

Lobenberg: Unabhängig vom Weingutsnamen ist Maximin Grünhauser auch eine Orstlage. In diesem Wein finden wir dasselbe Ausgangsmaterial wie in den Alten Reben trocken, das sind einzig die Fässer, die in der Gärung bei leicht erhöhtem Restzucker stehen geblieben sind, die finale Assemblage ist dann bei circa 15 Gramm Restzucker herausgekommen, das ist ziemlich minimal für einen Wein mit so viel Power. Zumal wir eben auch bei der Säure deutlich über 8 Gramm liegen. Wie so häufig ist das neue feinherb das, was früher mal das klassische Kabinett war, auch Oliver Haags Brauneberger Juffer feinherb hat diese geniale Balance und Grünhäuser Alte Reben feinherb genauso. Ich kann mich fast gar nicht entscheiden, ob ich die Alten Reben trocken oder feinherb spannender finde. Wir haben die gleiche Power, die gleiche Eleganz, die Länge, die feine Süße, die aber bei gerade 15 Gramm doch eher marginal ist, die eigentlich mehr die Balance unterstützt und etwas mehr Charme und Schmelz gibt. Gewaltiger Nachhall, der gleiche powermäßige Nachhall wie bei den Alten Reben und trotzdem diese irre Eleganz und dazu dieses kleine Zuckerschwänzchen, das ist ein ziemlich idealer Wein. Der Wein hat unter 12 % Alkohol, ist also etwas leichter als die trockene Variante. Sehr saftige Frucht, reife Quitte, Kiwi, pink Grapefruit, leicht griffige Phenolik am Gaumen, Grüntee, feines Spiel und satte Länge. Zu sagen, dass das ein idealer Terrassenwein ist stimmt hier eigentlich genauso wie beim feinherben Juffer von Fritz Haag, obwohl  beide tendenzielle Spätlesen sind, vom Oechslegrad fast noch höher liegend und dennoch sind sie beide unendlich fein und verspielt. Für mich gilt: wenn süß in 2018 dann einige wenige Jahrhundertweine im Bereich der Auslesen oder einige geniale feinherbe Weine, da kommt mir noch der Mönchhof aus Ürzig in den Sinn. Ein faszinierender, bestechender Wein. 96–97/100

Lobenberg: Abtsberg ist der älteste Rebberg, es ist kühler und harter blauer Schiefer. Die Grundqualität des GG ist eine Auslese und nur die ältesten Reben aus den höheren Lagen gehen in das Große Gewächs. Der blaue Schiefer bringt die Kühle und Mineralität in den Wein. Die Süd-Südost-Exposition bringt die Sonneneinstrahlung für die Süße der Frucht. Alles zusammen schafft die Balance und Harmonie, die den Abtsberg immer zu einem der größten und harmonischsten Weine des Jahrgangs werden lässt. Er ist zu Recht eine Ikone. Hier wurde in einem ertragreichen Jahr wie 2018 relativ viel Material abgestuft und den Alten Reben zugeführt, das macht die Alten Reben 2018 so unglaublich stark. Das Abtsberg GG spottet dem Jahrgang 2018, weil es sich so unfassbar elegant zeigt, wie eigentlich nur 2016 war, ultrageschliffen, total clean und reintönig, völlig botrytisfrei. Orangen- und Limettenzesten, Quitte, gelbe Birne, etwas Litschi, grüner Tee darunter, leicht nussig, feiner Apfeltouch, mit leichtem, salzig-mineralischem Schub dahinter. Im Mund dann mit gewaltigem Druck, hier dann aber anders als 2016, weil wir so viel mehr Schub und Kraft von unten heraus haben. Immerhin liegen wir bei 13 % Alkohol bei jeweils 8 Gramm Säure und Restzucker, das ist schon eine gewaltige Reife für die Ruwer, beim Alte Reben sehen die Werte ähnlich aus, nur dass das Abtsberg GG noch etwas mehr Alkoholgrad erreicht hat, was dem Wein noch mehr Schmelz und Schub verleiht, drückt kräftig aus dem Fruchtkern. Das ist nun ein Unterschied zu 2016, da waren wir noch filigraner, noch feiner, 2018 hat die pure Reife in europäischer Frucht. Aber natürlich sind wir hier nicht ganz im Süden, sind niemals so fett wie Rheinhessen oder die Pfalz, noch nicht einmal so voluminös wie an der Nahe, wir bleiben schon im sehr filigranen Bereich von Mosel, Saar und Ruwer. Dennoch ist es in diesem Jahr einerseits ein total eleganter, geschliffener Wein, andererseits haben wir diesen massiven Schub und Druck aus der intensiven Frucht. Ein totschicker, enorm eleganter Kraftwein, aber alles bleibt fein. Ein wenig Salzkaramell und Honig darunter, dann kommt reife Quitte und trotzdem diese Eleganz und Frische. Und alles eingepuffert in diese etwas höhere Schmelzigkeit des Jahres, das passt sehr gut. So ist es am Ende eine feine Reminiszenz an 2016 mit etwas mehr Druck und etwas mehr Fülle, ohne jedoch brachial zu werden. Es bleibt immer ein filigraner, eleganter Tänzer, nur dass Saar-artige des 2016ers ist in 2018 nicht ganz vorhanden. Da ich aber noch nicht an der Saar war, weiß ich nicht ob die Saar das überhaupt selbst hinbekommen hat. Alles was ich bisher in 2018 probiert habe das Größe hatte, kam mit relativ viel Druck und Schub daher, was durchaus gut passt. Das Abtsberg GG gehört auf jeden Fall wieder zu den großen Rieslingen des Jahrgangs. 100/100

Lobenberg: Die Fusion ist im Grunde eine Auskopplung aus den GG-Parzellen des Abtsberges, diese werden dann im 100 % neuen Barrique spontanvergoren und für zwei Jahre im neuen Holz auf der Hefe belassen, danach folgen nochmal zwei Jahre Flaschenlager. Der Wein ist durchgegoren mit einem Alkoholgehalt von 13,5 %. Im großen Jahr 2015 gab es noch kein GG hier bei Grünhaus, aber diese Qualität ist schon extraterrestrisch, frisch, dicht, voluminös, weiße und gelbe Frucht, ein kleiner Hauch Exotik, Maracuja neben reifer Quitte und sehr viel Nussaromatik. Die Nase erinnert doch irgendwie etwas an einen weißen Burgunder, weißer Pfirsich trifft gelben Pfirsich, feine Würze, Karamelle, etwas Honig, dazu kommt dann fein eingebunden das Holz, als wunderbare Stütze, das verleiht dem Wein durchaus Flügel. Wir kriegen eine Stütze in diesen echten Power-Riesling, der mit seinen 13,5 % Alkohol schon selbst ein tolles Rückgrat hat. Verdammt langer Nachhall, hier kommt Riesling und Terroir durch, Salz, Karamelle, zusammen mit der süßen Wärme des Holzes, dazu ein säuregetragenes Finish, das passt ziemlich perfekt. Das ist ein Power-Riesling, der sich ohne jede Frage in die erste Reihe voluminöser holzausgebauter Rieslinge aus der Pfalz stellen kann. Krasses Teil. 99–100/100

Lobenberg: Komplett im Abtsberg gepflanzt, nach VDP aber noch nicht mit Lage zu benennen. Das wird aber noch kommen. Das Ganze hat 0,9 Hektar und wurde 2007 gepflanzt. Es wurden vier verschiedene Klone verwendet. Zwei Burgunder-Klone aus Frankreich, ein Freiburger Klon und ein Geisenheimer Klon. 2010 kamen nochmals 0,3 Hektar an reinem Schieferboden hinzu. Die 0,7 Hektar sind blauer Devonschiefer mit Verwitterungsboden als Auflage. Deshalb ist dieser Teil nicht so mineralisch, wie die später hinzukommenden 0,3 Hektar. Die Erträge liegen bei nur 25 Hektoliter pro Hektar. Dieser Pinot Noir wird komplett im Barrique ausgebaut. 20–25 % neues Holz, ansonsten Erst- und Zweitbelegungen. Der Wein wird komplett entrappt und geht dann ohne Kaltmazeration direkt in die Spontanvergärung. Es gibt nur 2400 Flaschen in 2017, wegen der Frostausfälle. Die Trauben wurden selektiv sehr früh gelesen, nur top-gesundes Lesegut wurde verarbeitet, das war sehr aufwändig in 2017. Die Nase ist burgundisch fein, aber dennoch mit einer ausgesprochenen Dichte aufwartend, nie würde man das an der Ruwer verorten, vielleicht noch nicht mal in Deutschland, im Grunde genommen ist der Wein sehr burgundisch angehaucht, mit dieser transparenten Kirschnase, dieser Feinheit bei gleichzeitigem Volumen und der Konzentration, der leichten Rappenwürze dazu. Ein kleiner Teil Ganztrauben wird hier mitvergoren, auch ein Touch Eichenwürze gesellt sich dazu. Das passt alles sehr gut zusammen und ergibt wie gesagt eher das Bild eines französischen Pinot Noirs als das eines deutschen Spätburgunders. Viel Schwarzkirsche, rote Kirsche, etwas Holunder, dunkelbeerig, mit feinster Würze unterlegt, filigran und kraftvoll zugleich mit konzentriertem Fruchtkern in der Mitte und festem Tanninpolster im ausgesprochen geschliffenen Finish. Sehr frisch, minzig, kühl und dicht schiebt der Pinot Noir unweigerlich aus seiner inneren Kraft heraus. Ein großartiger Wein und ein klares Versprechen, dass hier einer der großen Pinot Noirs Deutschlands entstehen kann, wenn die Reben das entsprechende Alter erreicht haben. Denn bereits jetzt ist das ein prachtvoller Wein in feinster burgundischer Ausrichtung, tolle Säure, immens elegant, super Stoff. 94–95/100

Familienportrait vom Weingut Maximin Grünhaus

Van Volxem

Weingut Van Volxem


8 Uhr morgens – Roman Niewodniczański Weingut van Volxem. DER Senkrechtstarter der letzten 10 Jahre an der Saar. Bester Freund von Markus Molitor, sie befruchten sich gegenseitig und machen diverse Projekte an der Saar gemeinsam. Für mich ist van Volxem seit dem Jahrgang 2016 in der ersten Reihe angekommen, die Feinheit, Finesse und Frische hat 10 Jahre Anlauf gebraucht, bis sie nun über fette Power siegen konnte. 2017 könnte van Volxem gar die beste Kollektion der gesamten Mosel erzeugt haben. 2018 im Keller mit Kellermeister Dominik Völk war aber qualitativ auch denkwürdig gut. Vieles blubberte noch, da müssen wir nochmal hin. Die Alten Reben, der Einstieg in die GGs, präsentierte sich aber unglaublich frisch und fein, dazu stramme Phenolik und mineralische Power. Ein grenzgenialer Wein mit 96/100 im Preisbereich um 15 Euro, superb.

Kellermeister Dominik Völk bei der Arbeit
Kellermeister Dominik Völk

Egon Müller

Heiner Lobenberg und Egon Müller vor der Weinprobe
Heiner Lobenberg und Egon Müller


Reif wie 2011, dabei 2018 total clean, keinerlei Trockenstress hier wegen guter Regenfälle im Mai und Juni, das hielt bis November den Boden feucht. Niedrigste PH Werte von 2,9 und hohe Säure bis und über 10 Gramm. Eine Woche früher als 2011 gelesen. 2018 ist somit total sauber und vollreif ohne Botrytis bis zur Spätlese und ohne jede Schwere. Extrem elegant und fein und spielerisch frisch in Vollreife. Die genialste Kollektion seit ich hier probiere und überhaupt die beste süße Kollektion des Jahres. Wegen dieser eleganten Frische größer als je zuvor.

Verkostungsnotizen

Lobenberg: Der Scharzhofberg profitiert in heißen Jahren immer ganz besonders, da er von Natur aus eine eher kühle Lage ist. Der Boden ist durch unterirdische Quellenverläufe gut mit Wasser versorgt, darüber hinaus liegt er in einem Seitental das stetig von kühlen Abwinden durchzogen wird, gleichzeitig ist die Exposition der Reben zur Sonne allerdings perfekt. Die Wiltinger Braune Kupp ist dagegen von Grund auf bereits eine warme Lage, hier werden in jedem Jahr höhere Reifegrade erreicht, das bedeutet in warmen Jahren erbringt die Braune Kupp meist sehr viel opulentere, charmantere, überschwängliche, meist ins exotische reichende Frucht, im Gegensatz zum stets zurückhaltenden, abgehobenen Scharzhofberg. Die Nase deutet die hohe Reife der Frucht bereits an, dicht aber gleichzeitig fein, europäische Frucht mit einem Hauch Südfrüchte darunter, aber auch hier 100 % botrytisfrei in diesem Jahr. Schöne reife Birne, Melone, blumige Elemente, reifer Golden Delicious, ganz reife Quitte, ein kleiner Touch Kiwi dazu, sehr getragen und aromatisch, perfekt balanciert, harmonisch, schwebend und druckvoll zugleich. Auch hier zieht sich die durch die gesamte Kollektion vorhandene Frische mit einer Säure, die sich in Richtung der 10 Gramm bewegt, wodurch auch hier die Restsüße kaum schmeckbar in Schach gehalten wird. Unglaublich verspielt, das Jahr 2018 ist kein Extremjahr wie 2017, sondern 2018 zeigt sich reif, hat alle Elemente, die ein tolles, vollreifes Jahr ausmachen und trotzdem hat Egon Müller diese Balance hinbekommen mit dieser ganz ungewöhnlich rassigen Frische, die ich so nicht erwartet habe. Langer, feinsalziger Nachhall, immense Intensität der Frucht. Die Analogie zu 2011 ist ganz klar da, aber 2018 hat gefühlt deutlich mehr Frische. 95 / 100

Lobenberg: Der Scharzhofberg profitiert in heißen Jahren immer ganz besonders, da er von Natur aus eine eher kühle Lage ist. Der Boden ist durch unterirdische Quellenverläufe gut mit Wasser versorgt, darüber hinaus liegt er in einem Seitental das stetig von kühlen Abwinden durchzogen wird, gleichzeitig ist die Exposition der Reben zur Sonne allerdings perfekt. Die Wiltinger Braune Kupp ist dagegen von Grund auf bereits eine warme Lage, hier werden in jedem Jahr höhere Reifegrade erreicht, das bedeutet in warmen Jahren erbringt die Braune Kupp meist sehr viel opulentere, charmantere, überschwängliche, meist ins exotische reichende Frucht, im Gegensatz zum stets zurückhaltenden, abgehobenen Scharzhofberg. Ganz reife, feine Nase, keine merklichen Botrytis-Töne, diese Auslese hat einen Anteil von weniger als 50 % Botrytis in 2018, in vielen Jahren ist es deutlich mehr. Vollreife europäische Frucht mit einem schönen Touch Exotik unterlegt, gelbe Birne, Papaya, zarte Hefewürze, mineralisch getragen und erhaben in dichter, cremiger Aromatik. Im Mund ist die Botrytis dann ganz fein zu spüren, eine Geschmacksexplosion in exotischer Frucht, Orangenschale, Maracuja, cremig und opulent, alles verbindet sich mit der reifen europäischen Frucht, Aprikose, gelber Pfirsich, hier ist richtig was los im Mund. Dennoch bleibt alles poliert und erhaben, von großer Eleganz getragen, nichts ist schwer, alles bleibt auch filigran und mineralisch untermauert. Enorm lang, der Wein hört nicht mehr auf, salzig begleitet, die Zunge rollt sich ob dieser Pikanz, die Säure kommt zum Tragen, immenser Fruchtdruck, großes Gaumenkino. 98/100

Lobenberg: Die Lese begann am 22. September, im Vergleich zu anderen Jahren ist das ein früher Lesebeginn. Es gab hier am Scharzhof überhaupt keinen Trockenstress, auf Grund von guten Regenfällen im Mai und Anfang Juni, die Reserven für den Herbst waren ausreichend. Der Gutswein 2018 zeigt schon beim ersten Hineinriechen diese ganz eigenständige Jahrgangstypizität, erinnert ein wenig an 2011, auch Egon Müller selbst verweist auf die Parallelen dieser beiden Jahre. Das Lesegut war 100 Prozent botrytisfrei, die Säuren liegen in 2018 aber durchaus signifikant höher als 2011, erst ab Spätlese und Auslese dreht das sich Verhältnis etwas um, aber in Gutswein und Kabinett sind 2018 Säurewerte von über neun Gramm erreicht worden, trotz voller Reife und hoher Zuckerkonzentration. Der Gutswein hat circa 35 Gramm Restzucker bei knapp 10 Gramm Säure, der Zucker ist quasi fast gar nicht schmeckbar. Der Wein trinkt sich fast trocken, zeigt eine verblüffende Frische, viel Zitrusfrucht, etwas Limette und zarte Aprikose, auch grüner Apfel und helle Birne, unglaublich fein und rassig zugleich. Im Mund ganz viel Grapefruit, Zitronengras und Limettenzesten, aber auch ganz feines Salz und etwas Gestein. Hohe Mineralität zeigend, das ist ein wirklich erstaunlicher Gutswein von Egon Müller, ich hätte überhaupt nicht damit gerechnet in einem so warmen und reifen Jahr wie 2018 so eine knackige Frische hier anzutreffen, das grenzt fast an einen Paradigmenwechsel. Das ist ein Gutswein für ein äußerst langes Leben mit dem Polster von 35 Gramm Zucker, aber gleichzeitig ist das auch ein tänzelndes Finessenmeisterwerk. Alles ist schwebend fein, glockenklar und reintönig, keine Exotik, total geschliffen. So eine zarte Versuchung, ich bin schwer begeistert. 95+/100

Lobenberg: Der Scharzhofberg profitiert in heißen Jahren immer ganz besonders, da er von Natur aus eine eher kühle Lage ist, der Boden ist durch unterirdische Quellenverläufe gut mit Wasser versorgt, darüber hinaus liegt er in einem Seitental das stetig von kühlen Abwinden durchzogen wird, gleichzeitig ist die Exposition der Reben zur Sonne allerdings perfekt. Diese Kombination aus kühlem Terroir und dennoch perfekter Sonnenexponiertheit macht die Besonderheit dieser Lage aus und gerade in den warmen Jahren ist das hier eigentlich die perfekte Lage. Die Analogie von 2018 zu 2011 ist nicht von der Hand zu weisen, so unglaublich reife, schöne, weiche Frucht in der Nase, keinerlei Botrytis, kein Trockenstress, einfach nur glasklar, reintönig, schwebend und fein in europäischer Frucht. Wir haben Birne, Quitte, Aprikose, Golden Delicious Apfel, Traube, alles in unglaublich feinen, zarten Anklängen. Im Mund wie schon beim Gutswein enorm frisch, viel Grapefruit, Limette, etwas Orangenschale, etwas grüne Birne dazu, helle Melone, eher weißfruchtig-elegant bleibend, ultrafein und geschliffen. Aber eben durchaus knackig, viel Mineralität zeigend, viel Salz, trotzdem sehr harmonisch abgestimmt zwischen der rassigen Frische, der salzigen Mineralik, dem kühleren Charakter des Scharzhofberges und der zarten, eleganten, vollreifen Frucht. Ein Kabinett der etwas anderen Art verglichen mit 2017 und 2016, die weniger harmonisch und vibrierender waren, wir haben in 2018 eigentlich 2011 mit deutlich mehr Frische, dabei dennoch volle Reife, also eigentlich genau das Ziel einer jeden Ernte, nämlich hochreife und dennoch kerngesunde Trauben zu erhalten. Aber erstaunlicherweise haben wir in 2018 auch ausreichend Frische und Säure, so soll es im Grunde sein. Das ist eine Balance höherer Ordnung, hier muss man nichts vermuten, hier wird alles präsentiert. 96–97+/100

Lobenberg: Der Scharzhofberg profitiert in heißen Jahren immer ganz besonders, da er von Natur aus eine eher kühle Lage ist, der Boden ist durch unterirdische Quellenverläufe gut mit Wasser versorgt, darüber hinaus liegt er in einem Seitental das stetig von kühlen Abwinden durchzogen wird, gleichzeitig ist die Exposition der Reben zur Sonne allerdings perfekt. Diese Kombination aus kühlem Terroir und dennoch perfekter Sonnenexponiertheit macht die Besonderheit dieser Lage aus und gerade in den warmen Jahren ist das hier eigentlich die perfekte Lage. Die Analogie von 2018 zu 2011 stimmt in verblüffender Art und Weise, in der Spätlese haben wir, anders als beim Kabinett und Gutswein, dann eine Säurestruktur, die ziemlich genau der von 2011 entspricht. Sowohl von den Fruchtprofilen, als auch vom Zucker und den Säuregehalten sind wir laut Egon Müller hier relativ nah am 2011er Niveau. Und dennoch haben wir auf Grund der verblüffend niedrigen pH-Werte in 2018 eine deutlich größere gefühlte Frische am Gaumen. Da es auch in der Spätlesequalität in 2018 überhaupt keine Botrytis gab haben wir hier eine ganz außergewöhnliche Reintönigkeit und pure Reife der Frucht in der Nase, das ist der reinste Traubensaft. Aber eben nicht zu dick und üppig, nicht zäh und viskos botrytisiert, sondern ganz fein, ganz leicht, fast durch den Mund schwebend, dabei tolle Frische zeigend. Bereits die Nase ist pikant, feine Birne, leichter Apfeltouch, kühl und elegant, fast abgehoben, nichts Spitzes, alles ist getragen. Der pH-Wert lag bei 2,9, daraus baut sich diese wahnsinnige Frische und Eleganz auf, auch bei für den Scharzhof moderateren Säuren in dieser Spätlese. Trotz der 70 bis 80 Gramm Restzucker ist nichts von der Süße fordernd oder schwer, alles bleibt filigran und leicht, quasi eine richtig trinkige Spätlese. Immense Reife der Frucht, aber eben total gesunde, cleane Frucht, überhaupt kein Hauch von Botrytis. Einfach nur ein hochreiner, getragener Wein von unglaublicher Feinheit. Das hätte ich so überhaupt nicht vermutet, diese Spätlese ist wirklich mit Freude trinkbar, auch für mich als Trockentrinker. Von dieser Spätlese hat Egon Müller allerdings noch ein Fuder im Keller, das weiterhin gärt und sollte es trocken durchlaufen dann möglicherweise als Scharzhofberger GG erscheinen könnte, in jedem Fall ein spannendes Experiment. Diese Spätlese macht definitiv ganz große Freude und wird für immer ein schöner Wein bleiben. Großer Stoff. 100/100

Lobenberg: Der Scharzhofberg profitiert in heißen Jahren immer ganz besonders, da er von Natur aus eine eher kühle Lage ist, der Boden ist durch unterirdische Quellenverläufe gut mit Wasser versorgt, darüber hinaus liegt er in einem Seitental das stetig von kühlen Abwinden durchzogen wird, gleichzeitig ist die Exposition der Reben zur Sonne allerdings perfekt. Diese Kombination aus kühlem Terroir und dennoch perfekter Sonnenexponiertheit macht die Besonderheit dieser Lage aus und gerade in den warmen Jahren ist das hier eigentlich die perfekte Lage. Die Auslese kommt wie alle Weine Egon Müllers in 2018 mit derselben hochreifen Frucht wie 2011, reif, dicht, voluminös, eher europäische Frucht, weißfruchtig-elegant, nur ein Hauch exotisch. Hier ist ein Anteil von circa 50 % Botrytis enthalten, was für eine Scharzhofberger Auslese noch eher wenig ist. Die wenige Botrytis, die es in 2018 gab, war allerdings absolut clean, da es so trocken war. Es gibt nichts Scharfes oder Pilziges, nur sauber am Stock eingetrocknete, total cleane Botrytis. Dementsprechend reintönig und glockenklar sind die Aromen ausgefallen, etwas Birne, gelber Apfel, ein Hauch Orange und Maracuja, etwas Melone, zarte Schieferwürze darunter. Der Mund besticht durch seine Frische, das glaubt man im ersten Moment nicht bei diesem hohen Zuckergehalt, aber die Süße ist auf Grund der niedrigen pH-Werte überhaupt nicht dominierend. Diese Auslese ist so frisch, so filigran, ist eigentlich die etwas dichtere Turboversion eines tänzerischen Kabinetts, nichts Schweres oder Öliges belegt den Gaumen, alles bleibt fein und lang, auf Mango und Orange laufend, etwas Kiwi dazu, aber auch Quitte und feine Birne. So ein Finessenwunder, in 2018 gibt es nicht viele Süßweine, die so gut gelungen sind wie die von Egon Müller. Ich persönlich würde mir zwar am liebsten Kabinett und Spätlese in den Keller legen, die meine absoluten Favoriten sind. Aber ich muss anerkennen, dass diese Auslese zu den ganz großen Favoriten des Jahres gehört und vielleicht sogar ganz oben steht. 100/100

Lobenberg: Der Scharzhofberg profitiert in heißen Jahren immer ganz besonders, da er von Natur aus eine eher kühle Lage ist, der Boden ist durch unterirdische Quellenverläufe gut mit Wasser versorgt, darüber hinaus liegt er in einem Seitental das stetig von kühlen Abwinden durchzogen wird, gleichzeitig ist die Exposition der Reben zur Sonne allerdings perfekt. Diese Kombination aus kühlem Terroir und dennoch perfekter Sonnenexponiertheit macht die Besonderheit dieser Lage aus und gerade in den warmen Jahren ist das hier eigentlich die perfekte Lage. Diese Auslese geht häufig nur in die Versteigerung, 2018 gab es allerdings ausreichend Menge, sodass ausgewählte Händler jeweils eine kleine Partie bekommen konnten. Hier ist normalerweise häufig fast 100 % botrytisiertes Traubenmaterial enthalten, in 2018 gab es allerdings nicht genug Botrytis, sodass es weniger als zwei Drittel sind. Die wenige Botrytis, die es in 2018 gab, war allerdings absolut clean, da es so trocken war, es gibt nichts Scharfes oder Pilziges, nur sauber am Stock eingetrocknete, total cleane Botrytis. Beinahe völlig auf europäischer, reintöniger Frucht laufend, reife Birne, reife Quitte, Pfirsich und Nektarine, nur ein kleiner Touch Passionsfrucht darunter, zarte Hefewürze, dicht, erhaben und cremig, nochmals feiner als die Auslese wirkend. Im Mund süße Mango, süßer Apfel, cremig und fein, süße Birne, aber nicht pappig, nur getragen, lang und dicht, unglaublich aromatisch, eine Salzladung dazu. Das ist 2018 eine ganz ausgesprochen feine Auslese Goldkapsel, wie es sie so nur in absoluten Ausnahmejahren geben kann, hier hat die Natur ein Finessenwunder ermöglicht, wie sie es nur selten tut. So filigran und auch hier mit dieser für 2018 so unerwarteten Frische, der unerwarteten Leichtigkeit des Seins, so hätte man das 2018 sicher nicht erwartet. Abschließend muss man feststellen: 2018 ist DER feine Jahrgang Egon Müllers. 100/100

Florian Lauer

Eine Präsentation von Weinflaschen beim Weingut Peter Lauer


Dann Florian Lauer in Ayl. Wir sind immer noch an der Saar. Den ganzen Tag. Wie immer sehr eigenständige Weine. Aber die GGs blubbern noch, wir müssen nochmal kommen. Die Einstiegsweine waren wie immer sehr harmonisch aber weniger aufregend als die superbe 2017er Kollektion. Einzig der Ortswein Fass 25 bestach in seiner cremigen Feinheit. GGs dann später …

Schloss Saarstein

Christian Ebert von Schloss Saarstein
Christian Ebert von Schloss Saarstein


Christian Ebert vom Schloss Saarstein danach. Sein Riesling Gutswein ist eine sichere Bank, nicht besser als 17 aber sehr gut, den 2018 kaufen wir ganz sicher nach dem 17er ein. Auch sein Pinot Blanc 2018 war superb, auch der nur leicht schwächer als 2017. 2017 war einfach erste Sahne hier, in den Alten Reben und im GG, noch mehr im Bereich feinherb und süß. 2018 GG und Alte Reben haben einfach zu viel Kraft und Alkohol, und Powerweine von der Saar braucht man ja nicht wirklich.

Forstmeister Geltz Zilliken

Hanno und Dorothee Zilliken
Hanno und Dorothee Zilliken


Dann Zilliken, alle Winzer zuvor raunten von Zillikens Perfektion in 2018. Nun ja, Gerüchte dachten wir … Die Wahrheit war aber noch ärger. Nicht nur eine der besten trockenen Kollektionen der gesamten Mosel, auch die süße Spätlese und Auslese waren eine Offenbarung. Ich, der erklärte Skeptiker bei Süßweinen, muss Ihnen jetzt erklären, warum Sie an diesen extraterrestrischen Weinen nicht herum kommen. Dieser Winzerbesuch allein war die Reise wert. Rien ne va plus!

Verkostungsnotizen

Der Gutswein 2018 kommt mit 11,5 % Alkohol bei 8 Gramm Restzucker und 7,5 Gramm Säure, das heißt wir haben auch dieses Jahr die Zilliken-typische Quadratur der Balance aus Säure und Restzucker. Sehr feine Apfelnase, reifer Augustapfel, dazu ein bisschen Quitte, weiße Blüten, auch Zitronengras, sehr harmonisch, sehr duftig, floral und tänzelnd, einfach lecker. Die Blumigkeit setzt sich im Mund fort, Apfelblüten, dazu mineralische Komponenten, Grüntee. Der Wein hatte etwas über 80 Grad Oechsle bei der Lese und wurde dann aus den einzelnen Partien cuvetiert, solchen, die durchgegoren waren und solchen, die mit etwas Restzucker stehen geblieben waren, um die geschmackliche Balance zu erreichen. Auch beim Gutswein gab es moderat niedrige pH-Werte von 2,9 bis 3,0, um im Jahr 2018 diese geniale Frische zu erreichen. Ein Wein, der sehr harmonisch ist in seiner feinen Apfeligkeit mit den schönen weißen Blütenelementen, natürlich etwas mehr von der Reife geprägt als der 2017, aber dennoch auf demselben Level laufend, der Stil ist dieses Jahr etwas harmonischer und nicht ganz so frech wie 2017, aber gleichzeitig ebenso rassig und frisch. Wieder einmal ist dies mein archetypischster Saar-Einstiegsriesling, zusammen mit Christian Eberts von Schloss Saarstein, der etwas mehr Druck hat. Hier bei Zillikens ist er etwas feiner und filigraner, verspielter. Das sind die beiden Einstiegs-Saarweine, wie sie besser kaum sein könnten.
94/100

Der Saarburger Riesling trocken ist das, was früher Kabinett trocken hieß. Wie beim Gutswein 2018 liegt auch hier der pH-Wert bei niedrigen 2,9 und auch hier circa acht Gramm pro Liter Restzucker und 8,5 Gramm pro Liter Säure, gelesen mit circa 85 Oechsle, etwas höher als beim Gutswein, 11,5 % Alkohol. Die Reben für den Saarburger sind etwas älter, deshalb haben wir deutlich mehr Druck in der Nase, wir haben Apfel, Birne und Quitte, aber der salzige Druck ist deutlicher als beim Gutswein, auch gelbe Früchte, Melone, weißer Pfirsich und viel steinige Mineralik darunter, Kamille und Grüntee kommen hinzu, auch Limettenabrieb. Ein expressiver Mund mit diesem niedrigen pH-Wert, der für diese wahnsinnige Frische am Gaumen sorgt, das ist schon ein Phänomen des Jahrgangs. Nach einem relativ nassen Frühjahr, dass die Wasserreserven auffüllte gab es hier auch über den heißen und trockenen Sommer keinen nennenswerten Stress bei den Reben, auch weil Zillikens ihre Rebberge konsequent mit Mulch abdecken. Die Weine zeigen sich durch die Bank total clean, weder Botrytis noch Anzeichen von Trockenstress, keine Bitterstoffe. Dieser Wein lebt von seinem niedrigen pH-Wert und dem schieferigen Terroir der alten Reben, welches wirklich massiv durchdringt. In Salz eingelegte Orangen- und Limettenzesten, wieder dieser für das Jahr obligatorische Grüntee, Birne, Melone, saftiger Apfel, aber eben auch viel salziger Mineraldruck, ohne jedoch jemals phenolisch zu werden. Der Wein ist superclean auf der Frucht, hat gar nichts in Richtung Gerbstoff, sondern nur griffige Mineralität und reine Frucht, schöne Länge und einer fast leicht scharfen Salzigkeit, die ihm perfekt steht. Ich hätte nicht gedacht, dass man hier die großen Erfolge der genialen 2017er wiederholen kann, 2018 ist aber mindestens gleichwertig, mit noch mehr Reife der Frucht, aber gleichzeitig mit dieser unerwartet immensen Spannung, dieser Rasse. Dieser Wein wird sicherlich Bestandteil meines Ortswein-Paketes der besten 12 Ortsweine des Jahres werden. 95–96/100

Gelesen mit knapp 90 Grad Oechsle, dennoch nur 11,5 Prozent Alkohol, bei 8,5 Gramm Restzucker. Die Reben sind 65 und bis zu 130 Jahren alt, Einzelpfahlerziehung, vielfach eben auch wurzelecht, sowohl auf Schiefer als auch Diabas, das ist eine etwas an Feuerstein erinnernde extrem harte Basalt-Gesteinsschicht. Der pH-Wert liegt bei 2,9, die Säure beträgt knapp acht Gramm. Diese Nase ist dann schon deutlich erwachsener, die alten Reben bringen Zweierlei. Auf der einen Seite die größere Wärme, auch im Zusammenhang mit der höheren Oechsle-Reife, reifer Apfel, reife Birne, Quitte und Melone, grüner Tee und Limettenschale, sehr reif und dazu sehr blumig, viel Schub von unten gebend. Zitronengras, süßer Assamtee, Salz und Minze steigen in die Nase, schöne Würze zeigend. Nun, der Mund, was soll ich sagen … ich war beim Saarburg Riesling total überzeugt, dass es im einfach Bereich nicht viel besser sein kann, aber hier kommt nochmal so unglaublich viel Schub dazu, hier haben wir so eine cremige Fülle und dazu diese salzig-mineralische Schärfe, dann diese Silex-artigen, feuersteinigen Geschmackselemente. Die Augen ziehen sich zusammen, Gott ist das ein schöner Wein und gleichzeitig ein herausfordernder Wein, immer karamellige Honigsüße erhaltend in dieser reifen Apfel-Birnen-Creme, in Salz und Zucker eingelegte Orangenzesten, Limette, unglaublich viel Power. Aber nichts geht in die Phenolik, total auf der Frucht bleibend. Wahrscheinlich hat das GG noch mehr Power, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Pikanz hier in diesem Wein nochmal zu toppen ist, weil der Wein eben nicht überfordert, weil er nicht so groß ist, dass man niederknien muss, sondern weil er eine Trinkigkeit und eine Saftigkeit hat, die unbeschreiblich ist. Ganz reife Zitrusaromatik, nichts ist aggressiv, nichts ist kantig, alles ist fein und geschliffen, druckvoll aber samtig und saftig. Dieser Wein kann mit vielen GGs im 20–25 € Bereich mithalten, ich bin nicht nur verblüfft, ich bin geflasht von diesen Alten Reben. Ich wäre überglücklich so einen Wein in einem Gastronomiebetrieb im Ausschank zu treffen, weil das ganz großes Kino ist und dennoch so trinkfreudig. 97–98+/100

Wie auch in Ayl haben Zillikens hier in Ockfen einen halben Hektar Große Lage gepachtet, die Reben sind aus den 60er Jahren, Einzelpfahlerziehung, der Weinberg steigt steil über der Gemeinde Ockfen auf und grenzt direkt an die Häuser. Der Boden hier ist grober Schieferstein mit Lehmanteilen und viel Eisen, das ist auch durchaus im Wein schmeckbar, er zeigt sich etwas iodig. Der Bockstein zeigt sich nochmals deutlich anders als die reife, cremige Ayler Kupp und der mineralisch getriebene Saarburger Rausch. Der Bockstein zeigt europäische Frucht, grünen Apfel, weißen Pfirsich, viel Druck, aber weniger Salz und Gestein, dafür schiebend aus der Frucht. Im Mund ebenso viel Druck aufbauend, aber viel geradliniger als die Ayler Kupp, die Augen ziehen sich zusammen, das läuft wirklich immer geradeaus und schiebt sich vorwärts, zeigt dennoch keine Phenolik am Gaumen, bleibt immer auf der cleanen, geschliffenen Fruchtaromatik. Alles wird als Ganztraube direkt nach der Ernte pneumatisch gepresst, kein Anquetschen, keine Standzeiten, 100 % botrytisfreies Lesegut, auch hier gibt es keinen Trockenstress. Wenn man Frucht sucht ist man bei Familie Zilliken genau richtig, hier wird mit allen Mitteln vermieden irgendwelche Sekundäraromen oder sonstige vom Ausbau bedingten Aromenveränderungen zu erzeugen. Die Gärung läuft zügig im relativ kalten Keller ab. Der Wein ist geradeaus, druckvoll, fruchtbetont, ein Bilderbuch Riesling von der Saar, wenngleich für mich ein wenig hinter dem Ayler Kupp GG und dem Rausch GG zurückstehend, weil er einfach ein bisschen eindimensionaler als die beiden anderen ist. 96–97/100

Einen halben Hektar konnte die Familie Zilliken in der Ayler Kupp zupachten, Florian Lauer keltert hier ebenfalls großartige Kabinette und ein GG, die Reben sind zwischen über 10 bis zu 70 Jahren alt. Die Säuren liegen etwas über sieben Gramm, der Restzucker bei etwa 8g, der Alkohol liegt bei 12 %, pH-Wert unter drei. Geplant war es, die Ayler Kupp im ersten Jahr der Bewirtschaftung, trotz der Perfektion der Lage nicht gleich als GG auszubauen, aber das Lesegut war nach diesem fulminanten Jahr dann dermaßen gesund und hochreif, dass es selbsterklärend war, dass man am GG nicht vorbeigehen konnte. Anders als bei Florian Lauer waren jetzt im Frühjahr die GGs hier schon sämtlich durchgegoren, Zillikens machen keinen Hehl daraus, dass sie nach der spontanen Angärung teilweise Hefen zusetzen, um in den unteren Zuckerbereich zu kommen, so wie das sehr viele Spitzenbetriebe tun, Spontangärung ist kein Dogma, sondern ein Stilmittel und bei Restzuckergehalten bis unter zwei Gramm ist es auch oft nicht anders möglich. Die Ayler Kupp zeigt natürlich einen völlig anderen Geruchsansatz als das GG aus dem Saarburger Rausch, wir sind nicht so scharf in der Mineralität, etwas weicher, blumiger, sehr reife, harmonische Apfel- und Birnenfrucht, Kamillentee, nicht so viel Druck zeigend, sondern eher eine weiche, duftige Wolke. Auch im Mund etwas weniger ein Extremist, wie der Saarburger Rausch, sondern viel cremiger, viel feiner, obwohl der Boden in der Kupp ebenfalls Schiefer ist, haben wir hier eine etwas andere Art der Mineralik, der Schiefer ist gröber und enthält keine Feuersteineinschlüsse, die beim Rausch zu einem erheblichen Teil seiner Besonderheit beitragen. In der Kupp zeigt sich etwas mehr Harmonie und Weichheit, aber dennoch auch ein schöner Biss, feine Kräutrigkeit, ganz reife Zitrusfrüchte, zarte Cremigkeit, nur eine sehr feine Ingwerschärfe in der Mineralität, gute Fülle zeigend, lecker und mit süßem Kern. Und dennoch diese schicke Schieferigkeit und dieses Salz zeigend, nur eben nicht ganz so extrem wie im Rausch. Die Handschrift der Zillikens bleibt dennoch erkennbar mit dieser feinen, filigranen, schwebenden, verspielten Art, nur eben etwas anders vom Weinberg geprägt. 97–100/100

Der Saarburger Rausch ist eine spektakuläre Steillage, direkt in der Stadt Saarburg gelegen, der Boden ist Grauschiefer mit Diabas, einem Basalt-Feuerstein, der eine ganz besondere Mineralik hervorbringt. In den Parzellen der Zillikens stehen uralte Reben in Einzelpfahlerziehung, größtenteils wurzelecht. Alle GGs liegen bei Zillikens knapp über 8 Gramm, bei einer Säure von knapp unter acht Gramm mit pH-Werten von 2,9–3. Auch das Rausch GG wird nach der selektiven Handlese sofort am selben Tag als Ganztraube abgepresst, ohne Anquetschen und ohne Standzeiten und dann so rasch wie möglich im kühlen Keller spontan angegoren. Das Lesegut war 2018 zu 100 % botrytisfrei, alles was ansatzweise Trockenstress hatte wurde ausgelesen. In das Rausch GG geht nur die Top-Selektion der ältesten Reben von den besten Parzellen mit hohen Anteilen an Diabas ein. Und doch ist die Nase zunächst einmal extrem fein und fruchtbetont, zart floral und duftig, weiße Blüten, gelbe Blüten, zarter Apfeltouch, so fein und schick, so verblüffend offenherzig gestrickt, einfach nur zum Reinspringen schön. Grüner und roter Apfel, Birne, reife Limette, feine Nuancen von Salz dazu, nichts Anstrengendes, einfach nur berauschend schön und unendlich fein. Das ist 100 % Saar in der feinsten Ausprägung. Im Mund kommt dann ein richtiger Angriff von Salz und süßen Karamellen, intensive Kombination aus Zitronengras, Limette und grünem Tee und viel Gestein. Der Feuerstein in Form des Diabas drückt sich durch, Silex-artige Mineralität, diese schöne steinige Salznote umhüllt die Frucht wirklich perfekt und wird von der charakteristischen Karamelligkeit perfekt gestützt. Wir haben einen Alkoholgrad von nur 12 %, der Rest der Oechsle steckt im Restzucker, denn man wollte diese filigrane Leichtigkeit auch 2018 unbedingt erhalten, auf Grund der Frische aus den moderaten pH-Werten und den für den Jahrgang hohen Säuren konnte man sich diesen Schritt locker leisten. Denn die Harmonie im Wein wirkt dadurch noch besser, ein wunderbarer Langläufer, aber er bleibt unendlich fein. Und wie wir das auch aus dem Burgund kennen, sind die teureren Weine nicht die beeindruckenderen Kraftmeier, sondern sind immer die feinsten Weine. Und von den drei Großen Gewächsen der Zillikens ist das Rausch GG einfach ganz vorne bei der Feinheit. Ich hätte es nicht erwartet, aber dieses GG gehört zu den großen Weinen des Jahrgangs, weil es so unendlich schön und fein ist.
100/100

Der Wein kommt aus denselben uralten, wurzelechten Reben in Einzelpfahlerziehung wie das Rausch GG, das ist im Grunde ein Großes Gewächs in süß. Die 90 Gramm Restzucker dieser Spätlese sind nicht wirklich schmeckbar, obwohl die Säure nur bei 7,5 Gramm liegt, aber der pH-Wert bei nur 2,9. Das heißt wir haben sensorisch eine wahnsinnige Frische aus dem niedrigen pH-Wert, dazu diese tolle Mineralik aus dem Grauschiefer und dem feuersteinartigen Basaltgestein Diabas. Die Nase changiert zwischen Grapefruit, Zitronengras, Mango, Maracuja, sehr klar und reintönig, intensiv und duftig, dazu viele gelbe Blüten, reich und saftig schon in der Nase. Ich war vor dieser Probe eigentlich relativ sicher dieses Jahr so gut wie keine Spätlesen zu kaufen, denn bis auf ganz wenige Highlights im Auslesebereich und ein paar Kabinette waren viele Süßweine etwas zu breit und eher für die lange Lagerung über einige Jahrzehnte ausgelegt, um die Harmonie zu finden und den Zucker zu verdauen. Diese Spätlese jedoch, ist total aufregend. Dieser niedrige pH-Wert, der diese irre Frische am Gaumen suggeriert, dazu diese exotisch-reife Frucht aus Mango und Maracuja passt hervorragend zu diesen salzigen Karamellen, die wir oft bei Zilliken finden. Eingelegte Limettenschalen, Kiwi, etwas Melone, aber trotz aller Exotik bleiben wir auch sehr europäisch, denn das famose an dieser Spätlese ist, dass sie komplett aus botrytisfreien Trauben gewonnen wurde, extrem hochreif, goldgelb und üppig, aber eben ohne Fäulnis. Man hätte diese Spätlesetrauben auch zum GG geben können, aber alles war so reif und so intensiv, dass das GG über jedes Ziel hinausgeschossen wäre. Und so haben wir einen perfekten Teil des GGs nun als fruchtsüße Spätlese in dieser famosen Harmonie mit perfekter Balance und definitiv ein Level höher als alles, was ich in diesem Jahr an Spätlesen probiert habe mit Ausnahme von Egon Müller, der mit seinen glatten 100 Punkten Maßstäbe setzt, die davor und danach wahrscheinlich nur schwer eingeholt werden können. Aber diese Spätlese ist deutlich saftig und einfach so unglaublich pikant, dass sogar ich, der Süßweine nicht besonders schätzt, hineinspringen möchte, so schön ist dieser Wein. Und trotz der hohen Restsüße von 90 Gramm ist das auch ein Speisebegleiter, weil diese Spätlese eben so pikant ist und so ein hohes Spannungsfeld aufweist, durch den niedrigen pH-Wert und diese Lebendigkeit aus den schieferigen Böden für eine leichtfüßige Energie am Gaumen sorgt. 97–100/100

Lobenberg: Es in diesem Jahr drei verschiedene Auslesen bei Zilliken, die alle sehr unterschiedlich sind, man wollte sie bewusst separat abfüllen, weil sie so unglaublich eigenständig sind, obwohl alle aus dem Rausch stammen. Die AP-Nummer 9 scheint mir die interessanteste, alle Auslesen sind auch dieses Jahr enorm frisch, durch dieser niedrigen pH-Werte unter unter, bei einem Alkoholgrad von 8 %. Das ist definitiv eine der großen Auslesen dieses Jahres, wie ich schon mehrfach ausgeführt habe ist der Jahrgang 2018 nicht durch die Bank grandios für Süßweine und hiermit sticht ein Wein heraus, der so überragend ist, der so zielstrebig in Richtung 100 Punkte läuft, dass es nicht anders geht als ihn zu nehmen. Diese Auslese Nr. 9 ist in vielfacher Hinsicht ganz besonders. Zillikens sind gerade dabei sukzessive den Keller mit neuen Fudern zu bestücken, da sie aber traditionell keinen Einfluss vom Holz haben möchten legen sie die Fässer die ersten Jahre mit einer weinähnlichen Flüssigkeit voll, um sie zu neutralisieren. Diese Auslese Nr. 9 kam dann in ein solches, nur 4 Jahre altes Fuderfass, das ist sehr jung für einen Zilliken-Wein und es gibt noch einen ganz minimalen Einfluss durch das Holz, einen zusätzlichen Kick Schmelz, Dichte und Cremigkeit, den die filigran-tänzelnden Weine der Familie Zilliken sonst in dieser Form nicht haben. Es war auch gewissermaßen eine kleine Neuheit für Hanno Zilliken eine seiner Auslesen mit so einem winzigen Touch Holz zu versehen, aber es passt einfach ausgesprochen gut zu dieser üppig reifen Frucht des Jahres 2018. Die Nase ist die pure Orange, Orangenschale, Orangenblüte, Maracuja und Aprikosen, dazu ein wenig Marzipan und Minze, reife Mango. Und wie bei allen guten Süßweinen in 2018 ist die Nase extrem clean, überhaupt keine Botrytis, einfach nur hochreif, goldgelb und fast am Stock rosiniert, aus den ältesten Reben des Saarburger Rausch. Gott, was für eine Orgie in der Nase, die Orangen- und Aprikosenduftigkeit ist wirklich verblüffend, aber nichts ist pappig, alles bleibt frisch und verspielt. Und wann immer Sie eine Probe damit veranstalten seien Sie sicher, der Wein bringt alles genau auf den Punkt, Sie werden ihn nicht ausspucken können. Es gab dieses Jahr nur sehr wenige Auslesen, die in diese Richtung gehen, Ernie Loosens Erdener Treppchen hat glatt 100, Mönchhofs Prälat Auslese hat glatt 100 und in dieser Reihe steht auch Zillikens Rausch Auslese Nr. 9, weil es so berauschend saftig und lecker ist, weil man sich etwas Besseres in dieser Frucht gar nicht vorstellen kann. Ich mag eigentlich keine süßen Weine und stehe daher wirklich nicht im Verdacht Süßweine hoch zu loben, ich könnte durchaus ohne sie auskommen, wie es in manchen Jahren auch ist. Und so war mein Eindruck in 2018 nach der ersten Woche der Einkaufsreise eigentlich auch, aber diese vereinzelten Ausnahmen sind dermaßen extraterrestrisch gut, dass ich einfach nicht daran vorbeikann und Sie sollten auch nicht daran vorbeigehen. Das ist ein Elixier in wunderschöner Feinheit und intensivster Frucht, Blütenduftigkeit, aber eben gar nicht schwer, federleicht, wie ein etwas dichteres Kabinett in feinster Form. Das gehört zu den großen Süßweinerlebnissen in meinem Leben. 
100/100

Weinkeller bei Zilliken

Rudolf May

Präsentation des Terroir bei Rudolf May
Rudolf May


Weingut Rudolf May in Franken, Retzstadt, nah am Main. Muschelkalkböden, Steillagen mit 50 % Neigung, Südexpositionen. Dichtpflanzung. Kleine Erträge aus durchschnittlich 30 Jahre alten Reben, 25 Hektoliter pro Hektar. Begrünte Rebzeilen. Unter 500 Gramm pro Stock. Bio. Ab 2019 auch zertifiziert. Handlese. Ganztraubenpressung. Rotwein nur zum Teil entrappt. Spontan vergoren mit ggfs. etwas Nachhilfe mit Zuchthefe. Alles unter zwei Gramm Restzucker. Vergärung der ersten und großen Lagen im Holzgärständer. Ausbau Silvaner in neuen und gebrauchten Stückfässern von 1200 Litern und auch etwas im Betonei, Pinot Noir in Burgunder Barrique. Ein toller Recis Spätburgunder aus französischen Klonen, erinnert an Meo Camuzet.
Die obige Vorgeschichte für die besten Silvaner Deutschlands? Horst Sauer muss sich anstrengen, ist aber stilistisch auch ganz anders. Sauer zeigt Frucht, May Eleganz und Purismus und Terroir. 2018 war hier sehr Loire-haft, große Chenin Blancs aus Silvaner. Diese Rebsorte hat so großes Potenzial, man darf sie nur nicht mit Riesling vergleichen.

Steinernes Kreuz am Himmelspfad bei Rudolf May

Verkostungsnotizen

Ich habe mir dieses Jahr die Weinberge mit Rudolf May ausgiebig persönlich angeschaut, hier stehen sehr alte Stöcke in dichter Pflanzung, jedes Jahr gibt es geringe Erträge von kleinen, dickschaligen Beeren. Seit 2016 wird alles biologisch bewirtschaftet, ab 2019 wird May dann Naturland zertifiziert sein, aber die Bewirtschaftung ist schon seit Jahren Bio. Die Weinreben sind um die 40 Jahre und älter, der Ertrag liegt bei gerade einmal 30 bis 35 Hektoliter pro Hektar. Komplett auf 1 Gramm Restzucker durchgegoren, die Säure liegt bei knapp 6,5 Gramm pro Liter Die Gärung findet im offenen Holzgärständer statt. Der anschließende Ausbau erfolgt im neuen 1.200 Liter Stückfass aus Spessarteiche, von 400-jährigen Bäumen, die Rudolf May mit dem Fassbauer Aßmann und einem Förster der Gemeinde selbst aussuchen konnte, das Holz ist enorm dicht und feinporig. Der Wein bleibt bis zum ersten Umzug auf der Vollhefe im neuen Fass und verbleibt danach weiter auf der Feinhefe im gebrauchten Holzfass. Diese Holzbegleitung bekommt dem Schäfer ganz besonders, denn ein großer Silvaner kann so erhaben sein wie ein großer Chenin Blanc von der Loire. Ein Wein, der nicht über Zitrusfrucht besticht, sondern über die Erhabenheit und Eleganz großer Chenin Blancs, über Quitte, Nashibirne, Melone, weißen Pfirsich, sehr fein und gleichzeitig sehr verspielt. Man merkt direkt, dass dieser Silvaner nicht mit berstender Frucht überzeugen will. Im Mund eine tolle Struktur zeigend, das Holz schafft den Rahmen, in dem die Frucht aus den zuvor angesprochenen Elementen spielt, dazu eine immense Blumigkeit, viele weiße Blüten, weißer Pfirsich, Melone, auch weißer Pfeffer, daneben ein wenig Hagebutte und vielleicht ein Hauch Rhabarber und Zitronengras, viel Assam Tee. Lang und intensiv mit tollem Körper, aber nie bloß das cremige, leicht ordinär Geschminkte eines Weißburgunders zeigend, oder gar das Grobe und Erdige eines Grauburgunder, oder gar die Chardonnay-artige Frucht-Opulenz. Silvaner ist eben fern von Burgundersorten, sie ist eine häufig unterschätzte Rebsorte, weil sie eben genau das abbilden kann, was sonst keine weiße Rebsorte in Deutschland abbilden kann, das was die großen Chenins von der Loire so perfekt können. Das ist genau die Lücke, die in Deutschland klaffen würde, wenn wir keinen Silvaner hätten. Das ist ein großer Wein, ein eleganter Wein, ein sehr eigenständiger Wein. Dieser 2018er Schäfer ist der beste Schäfer, den ich hier je probiert habe. 96–97/100

Von 20 Jahre alten Reben auf extrem kargem, steinigem Untergrund, reiner Muschelkalkboden. Nur französische Klone, Dijon 667 und 777, das sind die bekanntesten und bewährtesten Burgunder-Klone, auf Empfehlung von Paul Fürst gepflanzt. 25 bis 30 Hektoliter pro Hektar Ertrag von sehr kleinen Beeren. Zu einem Teil entrappt, zu einem Teil als Ganztraube im Holzgärständer spontanvergoren, dann mit der Holzspindelpresse abgepresst und für 20 Monate im 2/3 neuen Barrique ausgebaut, bis kurz vor der unfiltrierten Füllung auf der Feinhefe. Nicht nur das beste Klonmaterial aus dem Burgund, sondern auch der extrem harte, karge Boden und die Steillage mit reiner Südneigung sind hier der Ausgangspunkt für diesen grandiosen Spätburgunder. Wir haben einige Jahrgänge dieses Weines zurückprobiert und diese Lage zeigte einige Eigenarten, die wir auch von Burgunderwinzern kennen, nämlich deutliche Cassis und Johannisbeernoten, sehr prägnant in der hohen Intensität, dazu salzig, fast eine gewisse Schärfe im Tannin. Das liegt aber auch ein bisschen an den Rappen, die Nase ist jedenfalls total faszinierend, eine typische Meo Camuzet-Nase, voller Intensität. Selbst das vermeintliche schwächere Jahr 2014 zeigte schon eine verblüffende Süße in der enormen Cassis-Nase, sodass ich sogar nach Verfügbarkeiten fragte, 2016 gibt es glücklicherweise noch etwas, und das ist auch noch der größere Wein. Sicherlich das beste Rotweinjahr in Franken bisher. Gott, die Nase ist so betörend. Der Mund ist überhaupt nicht fett, sondern fein, aber hochintensiv, saftig, dicht und gut strukturiert. Rote und schwarze Kirsche, Sauerkirsche, auch wieder Cassis, sehr lang, Salz kommt hoch, auch diese leichte Würzigkeit aus den Rappen. Das ist Franken von seiner besten Seite, dieser Recis kann ohne weiteres in die Phalanx der Weine von Fürst auf rotem Buntsandstein mithalten. Das ist erste Reihe deutscher Pinot Noirs, und während ich das spreche rollt der Wein immer wieder hoch, hallt mit Cassis und Sauerkirsche immer wieder nach. 2016 wird ca. 2022 bis 2023 so langsam in die Trinkreife kommen und dann locker 15, vielleicht 20 Jahre schön bleiben und sich zunehmend verbessern. Das ist wirklich ein Gedicht von einem Pinot Noir in dieser Feinheit, dieser aromatischen Komplexität. Der Wein muss sich bei diesem Endverbraucherpreis weder in Deutschland noch im Burgund irgendwo verstekcken, das ist sogar eigentlich ein ausgesprochenes Schnäppchen. 98+/100

Ich habe mir dieses Jahr die Weinberge mit Rudolf May ausgiebig persönlich angeschaut, hier stehen sehr alte Stöcke in dichter Pflanzung, jedes Jahr gibt es geringe Erträge von kleinen, dickschaligen Beeren. Seit 2016 wird alles biologisch bewirtschaftet, ab 2019 wird May dann Naturland zertifiziert sein, aber die Bewirtschaftung ist schon seit Jahren Bio. Die Weinreben dieses Grand Cru sind um die 60 Jahre und älter. Auch hier besteht das Terroir aus Muschelkalk. Direkt in Retzstadt an einem Berg in Südexposition, der wie der Corton-Charlemagne aussieht. Dieser Wein wird im gebrauchten Holzgärständer spontanvergoren und dann im 1.200 Liter Holzfass ausgebaut, er verbleibt auf der Vollhefe bis zur Füllung. Das Große Gewächs Himmelspfad steht angequetscht mit Stielen und Stängeln länger noch als der Schäfer auf der Maische, nämlich 24 Stunden. Die Nase ist etwas weniger offensiv, als die des Schäfers. Aber extrem hintergründig. Das große gebrauchte Holz kommt trotzdem durch. Der Unterschied zum grandiosen Schäfer besteht in dieser immensen Tiefe, diesem profunden Unterbau, viel Aprikose, Pfirsich, Orangenzesten, Grapefruit, die Nase zeigt auch viel mehr gelbe Blüten, ist nicht so spielerisch, sondern intensiv, schiebt von unten. Das ist ein Silvaner aus der ersten Reihe, ohne Zitruslastigkeit, etwas grüner Tee darunter, sehr schöne Frische zeigend mit etwas Minze, fast Eukalyptus, aber eben nicht zitrisch, nur schiebend mit viel Druck. Erinnert etwas an eine Super-Cuvee aus Chenin Blanc, alles in einer Feinheit ,wie man sie im Burgunder nicht findet, ein spannender, leicht erdiger Touch liegt zusätzlich in diesem Silvaner. Das ist lang, dicht, reich, mit schönen Apfelnoten, leichter Erdigkeit, Würze, viel Schub. Und während der Schäfer noch eine tänzelnde Primaballerina war in ihrer Komplexität und ihrer rassigen Feinheit, so haben wir hier einfach mehr intensiven Schub von unten und einen viel dichteren Körper, ohne jemals fett zu werden, es bleibt fein. Wir bleiben auch hier stilistisch eher an der Loire, gerade in 2018 fällt mir diese Verwandtschaft zwischen großen Chenin Blancs und Silvaner so sehr auf. Nach so vielen, in diesem Jahr probierten Rieslingen und Weißburgundern, wird mir immer klarer, dass der Silvaner eine der wirklich eigenständigen, traumhaften und echt hochklassigen Rebsorten Deutschlands sein kann. Es braucht die richtigen Böden, niedrige Erträge, biologisches Arbeiten, es braucht einfach etwas Einsatz, aber dann kann ganz Großes daraus entstehen. Wenn man denn diese Weine mit weniger Frucht und dafür großer Eleganz und feiner Mineralität möchte. Niemals mit einem Riesling zu verwechseln und in keinster Weise das gleiche Geschmacksbild abgebend, aber das will er ja auch gar nicht. Erdig, würzig, nobel, elegant und erhaben, ein grandioser Wein. 97–100/100

Rudolf Fürst

Paul Fürst
Paul Fürst


Nachmittags Paul und Sebastian Fürst In Bürgstadt. Bundsandstein. Eleganz wie im Rheingau. Auch eine ähnliche Stilistin. Das andere Franken. Riesling-Land und Pinot Noir Land. Ich bin gespannt den ersten Riesling 2018 aus Franken zu probieren. Der Start war der sehr aromatische Pur Mineral. Guter Druck. Sehr gelungen. Etwas besser noch die erste Lage. Aber richtig groß war nur das GG Centgrafenberg. So frisch und doch so reif dabei, gehaltvoll und ungemein komplex. Erste Reihe der GGs! Groß.
Danach die 2017er Kollektion der Spätburgunder. Sooo fein. Weniger Power als 2016 aber elegant und fein wie 2008. Begeisterung pur.

Foto der Lage am Klingenberger Schlossberg
Lage Klingenberger Schlossberg

Horst Sauer

Horst Sauer und Heiner Lobenberg
Horst Sauer und Heiner Lobenberg


Horst und Sandra Sauer in Escherndorf. In dieser Mainschleife herrscht immer die größte Trockenheit Deutschlands. 500 ml im ganzen Jahr. Schlimmer als Nahost sagt Horst. Er hat schon vor 15 Jahren mit Tröpfchen-Bewässerung begonnen, zulässig in deutschen Steillagen. 50 Liter pro Pflanze und Jahr. Nur so geht es hier, um den Reben den Wasserstress zu nehmen, in der befindlichen Klimaveränderung. Und das warme, trockene Jahr 2018 war ja besonders herausfordernd. Wegen dieser geringen Wassergabe mussten sie nicht alle Weine aufsäuern und konnten die Säure in den Weinen stabil halten. Alles was ohne Reinzuchthefen vergoren wurde, ist durchgegoren. Ganz große erhabene 100 Punkte GGs, vielleicht noch besser als 2016.
Hier entstand auch einer der besten Ortsweine des Jahres. Der Riesling aus Escherndorf ist traumhaft reif und aromatisch. Die erste Lage aus dem Lumpen hat sogar als Riesling und auch als Silvaner GG Qualität, die feinherbe Scheurebe ist berauschend schön.
Ein total cleanes Jahr hier bei Horst Sauer ohne jegliche Botrytis oder Fäulnis bis hoch zur 100 Punkte süffig saftigen Auslese und zur einfach nur göttlich frischen TBA. Dass ich so etwas mal erlebe im Süßwein hätte ich nicht gedacht.

Zwischen-Fazit nach einer Woche Mosel und Franken

Jetzt, nach der kompletten Mosel und Franken kann ich den Hype um den Jahrgang endlich verstehen. Die trockenen Weine sind sehr reif aber nie fett. Die Winzer haben aus 2003 und 2011 enorm viel gelernt. Die Stillstandzeit der Reben in der langen Trockenheit bewahrte gute Säure. Die sich scheinbar ebenfalls aus der Trockenheit ergebenden niedrigen PH Werte beförderten ebenfalls die Frische. Wir haben also vollreife, leckere, hocharomatische, mineralische Weine mit überraschender Frische. Nicht so forever klassisch elegant wie 2016 und nicht so frischfruchtig wie 2017. Aber alles ohne aggressive Spitzen, immer saftig und lecker. Trinkig. Süffig. Fast dramatisch wohlschmeckend. Auf allerhöchstem Genuss-Niveau. Besser geht es nicht!
2017 bleibt DAS Süßweinjahr Deutschlands. Aber... Die Süßweine ohne Botrytis wie 2018 sind mein Eldorado. Und obwohl in Summe 2017 das offenbar über alle Weine bessere Süßweinjahr war (2018 gibt es anders als 2017 auch viele dicke Weine für ewiges Leben aber ohne Spannung), ist die absolute Spitze in 2018 einfach göttlich. Das Beste meines bisherigen Lebens. Egon Müller, Zilliken und Sauer stellen für mich noch vor Loosen, Dr. Hermann, Lieser und Mönchhof die berauschendsten Süßweine des Jahres. Ich hoffe aber noch auf Prüm als 4. Kleeblatt! Und ich hoffe noch auf Schäfer Fröhlich, Dönnhoff und Weil.
Nach Rudolf Mays extremen Silvanern und Sauers ganz anderen, nicht minder spannenden Silvanern, muss ich jetzt als Zwischenfazit 2018 mal eine Lanze für diese Rebsorte brechen. Wenn wir Rheinhessen mit Schätzel, Teschke, Wittmann, Keller und Wechsler ergänzen, dann ist diese Rebsorte eine riesige Chance. Unsere Antwort auf die großen Chenin Blancs von der Loire und Südafrikas. Oder auf das Jura und Savoyen, auf weiße reife Rioja oder die Topweine des Alentejo. Eleganz und Terroir ohne Zitrusfrucht und ohne das Fett und die fruchtige Wucht der Burgundersorten.

Alexander Laible

Beim Weingut Alexander Laible


Von Sauer zu Laible in der Ortenau wechseln wir nicht nur das Bundesland, die Weinregion, das Terroir und das Klima, wir wechseln auch die Wein-Philosophie. Alexander Laibles beeindruckende Weine wollen nicht Ehrfurcht erwecken und Erhabenheit ausstrahlen, sie wollen bei aller Klasse erst mal schmecken und gefallen. Saugut schmecken! Ziereisen und Alex Laible sind in meinem Sortiment zuständig für die hedonistische Befindlichkeit, fürs Wohlfühlen. Vom Grauburgunder bis zum Grand Cru, seinem qualitativ überragenden Riesling Tausend Sterne, sind Alex Weine Leckerlies, selbsterklärende Zechweine der obersten Güteklasse, der Traum eines jeden Gastronomen im Ausschank. Das schafft Alex Laible jedes Jahr wieder, eine beeindruckende Konstanz. Das 2018 den Wohlgeschmack mit seinem reifen Schmelz besonders unterstützt ist ein wunderbarer Nebeneffekt, aber das spielt bei Alexander Laibles Weinen keine ganz große Rolle. Hier ist immer vorne, hier ist immer lecker!

Verkostungsnotizen

SL steht für Selektion. Die Serie SL steht für die Reduktion der Trauben pro Trieb. Es gibt insgesamt pro Trieb (insgesamt 10 pro Rebe) nur noch ein Träubchen, also insgesamt nur noch 1 Kilo pro Pflanze. Und es stehen 5000 Pflanzen pro Hektar. In allen neu angelegten Anlagen pflanzt Alexander allerdings 6000 Pflanzen pro Hektar. Natürlich ist die Zielsetzung bei dieser Arbeit auf Dauer die Stockdichte zu erhöhen, und vor allem den Ertrag pro Pflanze, denn um den geht es, nicht um den Hektarertrag, runter zu ziehen auf unter ein Kilo. Die besten Winzer sind ja schon weit unter einem Kilo. Alexander ist aber auf jeden Fall auf einem sehr guten Weg. In diesem denkwürdigen Jahr 2018 hat der SL *** einen Alkoholgrad von 13 % erreicht bei einer Säure von 7,5 Gramm pro Liter und einem pH-Wert von 3,1, wie bei allen Rieslingen von Laible in 2018, normalerweise liegt er bei circa 3.3, das heißt das Phänomen der niedrigen pH-Werte als Ausgleich zur hohen Reife setzt sich hier fort. Hocharomatische Nase mit schöner gelber Frucht, aber auch weißem Weinbergspfirsich, viel Melone, nichts Exotisches, total gesund, keine Rosinen, keine Fäulnis, einfach nur wunderschöner Beerensaft mit diesem weißen Pfirsich dazu, sehr traubig, aber nicht fett. Hefegeprägte, schön klassische Rieslingnase mit reifem Apfel- und Birnenduft, charmante Dichte anzeigend. Der Mund ist so saftig und so lecker, das ist kein großer Wein, aber das ist ein unglaublich leckerer Wein, zum Reinspringen schön, dennoch hat er Biss und ein gutes Volumen. Diese Frische lässt schon ein wenig die Augen zusammenziehen und diese Kombination macht es sehr pikant. Es bleibt aber ein Wein mit schöner, süßer Frucht, mit Saftigkeit und ganz viel Charme. Ein extrem guter Wein für jeden Tag und für jede Gelegenheit, vielleicht nicht unbedingt viel besser als der bereits grandiose 17er aber vielleicht etwas samtiger, ein Wein für die Freude. 94/100

Die Reben für den Kalkmergel sind über 60 Jahre alt. Das ist im Grunde die Turboversion des normalen Gutsrieslings SL, der Wein hat einfach viel mehr Druck von unten. Die Nase ist wie beim SL jahrgangsspezifisch dieser reine Traubensaft, unheimlich schön mit Weinbergspfirsich, heller Melone, heller Birne, ganz reif, schöner Hefeschmelz dazu. Der Wein erinnert fast ein wenig an Muscadet in dieser wunderschönen traubigen Aromatik. Im Mund haben wir beides, dieses unglaublich leckere aus dem SL, aber vor allen Dingen auch viel Schub aus der saftigen Frucht, grüner Apfel, Birne, Aprikose, gelber und roter Pfirsich, leicht schmelzig, etwas Assam Tee, sogar etwas Kumquat und Minze. Zeigt relativ viel Kraft und Druck, das Ganze gepaart mit diesem hohen Genussfaktor, mit dieser Saftigkeit. Ein Wein durchaus mit Anspruch und auf Grund seines kraftvollen Körpers und der geschliffen-weichen Säurestruktur auf jeden Fall eine Liga über dem SL. 94–95/100

Chara ist Griechisch und heißt »die Freude«. Eine Hommage an die evangelische Kirche, die den Laibles in den schweren Gründungsjahren das Überleben sicherte. Der Wein wächst auf Kalkmergel, das ist Verwitterungsgestein mit Kalksteineinsprengseln, Kies, Sand und Granit. Extrem schwachwüchsige Unterlagsreben mit einem bei Spitzenwinzern hoch angesagten Rieslingklon, minimaler Ertrag. Der Chara ist in 2018 der erste Wein bei Alex Laible der tendenziell Richtung Größe marschiert, erhaben, geschliffen und elegant. Die Nase ist nicht nur traubig, wie bei den Einsteigern, sondern auch schon mit viel Schub von reifem Apfel kommend, cremige Birne dazu, die Muscadet-Ähnlichkeit ist einfach eine Typizität der Reife des Jahrgangs. Auch ein wenig Zitronengras, ein bisschen Salz. Im Mund dann ein Angriff auf alle Geschmacksnerven, der Wein hat unglaublich viel Schub, noch mehr als erwartet, hier kommt so viel Druck und Frische, extrem verspielt und dabei gleichzeitig spannungsgeladen und salzig. Auch rote Früchte, Kumquat, Orangen- und Limettenzesten, Aprikose, die Frucht zieht sich lange durch, dazu ein wenig Eukalyptus und Minze, Volumen und Komplexität zeigend. Das ist schon nicht mehr so ein einfacher Zechwein, wie der SL und der Kalkmergel, hier muss man sich schon ein wenig auseinandersetzen. Das ist mit seiner Größe ein Essensbegleiter, der aber dennoch unglaublich viel Spaß macht, was ja die Weine von Alex Laible alle auszeichnet, denn sie sind unglaublich saftig und süffig. Und gerade in 2018 wird das nochmal deutlich unterstrichen. 95–96/100

Dieses ist quasi das »Große Gewächs« des Weingutes. Das ist eine bestimmte Parzelle mit den ältesten Reben vom Kalkmergel. Der Wein wächst in Baden-Baden-Sinsheim auf Granitböden mit Kalk und Verwitterungsgestein. Zwei Wochen vor der Lese wird das untere Drittel noch mal mit der Schere herausgeschnitten. Alexander füllt seine Weine ungewöhnlich früh. Ende März sind alle Weine, auch dieser, auf der Flasche, weil er hier in der warmen Ortenau lange Hefelager ablehnt. Die Weine werden zu fett und zu breit. Eine Erkenntnis, die wir ja aus Südbaden in Zusammenhang mit Riesling kennen. Baden ist generell eher grenzwertig für Rieslinge. Die etwas kühlere Ortenau ist klar die beste Möglichkeit. Deswegen sind Alexander Laible und auch sein Bruder, der das Weingut Andreas Laible betreibt, im Grunde die größten Lichtblicke im Riesling in Baden. Aber auf jeden Fall muss man viel dafür tun, um diese Frische und dieses Spiel zu behalten. Alexanders Weg ist eben das nicht so lange Hefelager und die Ertragsreduktion. Der Tausend Sterne stellt in der Kollektion das GG dar, wenn man es mit VDP Maßstäben messen würde. Dieser Wein fasziniert schon von der ersten Nase an. Das ist eine Einladung, das ist eine Umarmung, das ist ein Wien, der sofort sagt: »Trink mich!«. Dieser 1.000 Sterne hat alles, was Alex Laible ausmacht und vielleicht auch sein Faible ist, er ist gewissermaßen ein Workaholic und ein Perfektionist, der immer wieder verblüfft. Man wird bei Alex Laible nie Weine finden, die nicht lecker sind, die nicht saftig sind, die nicht einfach extrem süffig und trinkig sind. Der 1.000 Sterne zeigt nur europäische Frucht, sehr clean, extrem gesundes Lesegut und dennoch ist es nicht fett. Der aus diesem Jahrgang so bekannte reife Sommerapfel, süßer Golden Delicious, feine Birne darunter, viel Tee, etwas getrocknete Kamille, auch Minze, einfach extrem schön und fein, bereits die Nase ist einfach lecker, nicht achtungsgebietend. Im Mund geht auf der einen Seite die Post ab, auf der anderen Seite setzt er fort, was die Nase angezeigt hat. Die Post geht ab, weil es Mineralik gibt, weil es unglaubliche Frische gibt, hier kommt Kumquat, hier kommt Limette, hier kommt schöne Apfelfrucht, kraftvolle Frische. Sogar eine leichte Schärfe zeigend, keine Phenolik, aber durchaus Pimentpfeffer, weißer Pfeffer, Eukalyptus, Minze, aber alles gnadenlos eingebunden in diese leckere Frucht, diese Saftigkeit, der Wein hat schon in diesem jungen Stadium einen wahnsinnigen Fluss. Das Zeug wird so schnell ausgesoffen, man kann es gar nicht anders sagen. Ein Wein mit Anspruch, aber ein Wein, den man vorwiegend so hoch bewerten muss, weil er wie alle Weine von Alexander so gnadenlos lecker, süffig und saftig ist. Aber genau das soll es ja am Ende sein, Genuss ohne Reue, jeder mag es und jeder wird es mit Freude trinken und dennoch erfüllt es Ansprüche. Das sind reine Genusspunkte, der Druck und die Mineralität reichen aus für eine hohe Bewertung, aber der Genuss liegt eben über allem. 98–99/100

Alexander und Corinna Laible
Alexander und Corinna Laible

Huber

Julian Huber
Julian Huber


Am weiteren Vormittag dann einer der Superstars der deutschen Burgunderszene, Julian Huber. Chardonnay und Pinot Noir in ziemlicher Vollendung. Erst im September kommt 2017 auf den Markt. Hier immer gut ein Jahr später. Die 17er Pinot Noirs, das wussten wir ja schon von Fürst, sind ungewöhnlich zart, fast zerbrechlich. Delikatessen in seidiger Verträumtheit. Die sehr früh bei nur 90 Öchsle gelesenen Chardonnays sind eine cool climate Sensation, in ihrer kühlen Erhabenheit besser denn je. Huber 2017 ist vom Frost und dazu vom gewollt niedrigen Ertrag (nur 270 Gramm je Rebe) aber um 40 % in der Menge reduziert. Das wird leider eine echt mickrige Zuteilung. Dafür gibt’s 2018 viel mehr, und grandiose Pinot Noirs wie die Fassproben zeigten.

Holger Koch

Holger Koch im Weinkeller
Holger Koch


Mittags Holger Koch im hohen Kaiserstuhl. Die tendenziell eher breiten und hochreifen 2018er Weißweine Badens rettete er über Phenolik, einen Teil fermentierte er immer auf der Maische. Das Gesamtwerk dieses Kunstgriffs »rettete dem Jahrgang den Arsch« – Zitat Holger Koch. Spannende 2018er, anders, aber durchaus gleichwertig zu 2016, nicht so traumschön und fruchtig wie 2017. Aber die roten 18er sind sein bis dato bester Jahrgang. Immens in Frucht und Tannin … stilistisch auf den Pfaden Daniel Gantenbeins aus Graubünden, wahrlich keine schlechte Referenz! Chapeau Holger!

Franz Keller

Friedrich Keller nimmt eine Fassprobe
Friedrich Keller


Finale ho ho ho ho … zu Fritz Keller, Weingut Franz Keller und in Personalunion Präsident des FC Freiburg … anders als unser Werder Bremen können die aber nicht vom Finale in Berlin träumen. Dafür macht sein Sohn Friedrich allergeilste Rotweine. 2017 zarter als 2016, aber sooo aromatisch und aufregend in der Frische. Nicht die Power der großen 2016er, aber in dieser zartesten Versuchung seit es Pinot Noir gibt, hochkonzentrierte Grand Cru Traumweine. Friedrich, du bist genau so gut wie dein bester Freund Julian Huber. Zusammen mit Fritz Becker aus Schwaigen / Pfalz und Hanspeter Ziereisen aus dem Markgräflerland bilden die vier mit Sebastian und Paul Fürst aus Franken und Markus Molitor von der Mosel die Sixtinische Kapelle zur Anbetung deutscher Pinot Noirs. Pure Verzückung!

Ziereisen

Im Keller bei Hanspeter Ziereisen
Hanspeter Ziereisen


Der Tag der Ziereisens. Hanspeter und Edeltraud. Markgräflerland, Ihre Weine stehen auf reinem Kalksteinfelsen. Bis über 500 Meter hoch. Höhenlage und kühle Expositionen. 2016. Für mich DER bisherige Jahrgang Badens. 2017 mag laut Fassproben in weiß noch aufregender werden, 2018 wird womöglich die Krone in rot. Aber die schicke, coole Eleganz der stylischer 2016er ist ganz schwer zu toppen. Langes Hefelager in Holzfässern zwischen 600 und 1200 Litern, dazu für rot Barriques in Zweit- und Drittbelegung, hier nimmt man sich die nötige Zeit. Erst jetzt kommen die 16er auf den Markt, manche sind noch nicht gefüllt. Weiß und rot. Grauburgunder gibt es nur bei Ziereisens in total schicker Finesse und Weltklasse, Gutedel bringen sie in die erste Reihe der größten Weißweine der Welt. Dass sie Chardonnay können ist bekannt, mit dem Jaspis stehen sie in der gleichen ersten Reihe Deutschlands wie Huber und Heger. Syrah in Nordrhone-Eleganz und Pinot Noir in Verspieltheit und ausgeprägter Vosne Romanée Aromatik. Rhini, Jaspis und alte Reben in der obersten Liga. Lieber Hans Peter Ziereisen, ich zitiere mich leider selbst, es muss sein: Für mich bist du jedes Jahr der beste deutsche Winzer des Jahres!

Hanspeter Ziereisen auf einem seiner Weinfelder
14000 Stöcke per Hektar im Cordon Schnitt und 200 Gramm pro Stock

Heger

Joachim Heger
Joachim Heger


Joachim Heger. Ihringen. Heißester Part des Kaiserstuhls. Was machen da die weißen 2018er? Eine bange Frage. Das Riesling GG 2018 steht unter einem zu heißen Stern? Ja, etwas, wie die Verkostung zeigt, gelbe Frucht, reich, da war 2017 doch klar spannender. Chardonnay 2018 dagegen ist bisher bei anderen Winzern sehr gut ausgefallen, aber wie ist Grau- und Weißburgunder mit der Hitze bei Heger klargekommen? Aber das ist jetzt egal, jetzt sind es erst mal die weißen Burgundersorten als 2017er im Verkauf, und das ein ganz großes Weißweinjahr in Baden, best ever sogar. Grandiose Spannung im Chardonnay GG Gras im Ofen, der kühlsten Lage im Ihringer Winklerberg, der Weißburgunder aus gleicher Lage ist nur knapp dahinter. Ganz überragend sind die Spätburgunder des Kaiserstuhls 2017 ausgefallen. Diese tendenziell heiße Region kann in kühleren Jahren mit langer Vegetationsperiode größere Weine erzeugen als im heißen 2015. Schon bei Keller und Koch war 2017 phänomenal. Bei Heger werden sogar 4 Weine ein Muss in meinem Angebot: Der extrem harmonische Ortswein aus Ihringen, der Breisacher erste Lage und die zwei total unterschiedlichen GGs vom wilden Rappenecker und Clos de Vougeot artigen Häusleboden. Joachim Heger hat 2017 das beste Jahr seiner bisherigen Geschichte.
Ende Baden, Start in die Pfalz.

Friedrich Becker

Der alte und kleine Fritz Becker
Der alte und kleine Fritz Becker


Später Nachmittag am Ostermontag dann Friedrich Becker in der Pfalz. Sohn Fritz ist eine der Koryphäen der Burgundersorten in Deutschland. Ein Großteil der Weinberge steht auf den nach Frankreich reinragenden Hängen. Natürlich überwiegend französische Selektion Massale. Eine geniale 2017er Kollektion in Chardonnay und Weißburgunder, selbst Grauburgunder war extrem beachtlich. Die erste Reihe Deutschlands, sicher unter den Top 5. In Pinot Noir ist Fritz sowohl im opulent generösen 2015er als auch im stylisch eleganten Jahrgang 2016 ganz schwer vom ersten Platz zu verdrängen. Vom Gutswein bis zu den GGs mehr als beeindruckend. Einer der allerbesten!

Weine vom Weingut Friedrich Becker

Rebholz

Birgit und Hansjörg Rebholz
Birgit und Hansjörg Rebholz


Die Südpfalz, viel kühler als die Mittelhaardt. Alles im Stahl und spontan durchgegoren auf unter 1 Gramm Restzucker. Hansjörg sagt, dass so warme reiche Jahrgänge wie 2018 wegen ihrer hohen Extraktsüße unbedingt knochentrocken sein müssen und möglichst 13 oder weniger Alkohol haben dürfen. Und so sind seine Weine. Puristisch, knochentrocken, dazu schmelzig aus dem Extrakt, mineralisch bis zum abwinken. Sonnenschein und Kastanienbusch, einmal reiner Muschelkalk, einmal eisenhaltige Vulkanböden und Permafrost mit Eisen. Also ein GG nebst Zweitwein Ortswein extrem elegant und ein GG nebst Zweitwein Ortswein extrem würzig. Der Ortswein vom Kastanienbusch gehört zum besten aller Ortsweine, das Kastanienbusch GG ist unter den Top 12 des Jahrgangs überhaupt. Dazu aus dem Sonnenschein Muschelkalk der vielleicht beste Weißburgunder (nur im Stahl), den ich je probiert habe, mineralisch, extrem lang, puristisch. Ganz groß.

Christmann

Zu Gast bei Familie Christmann
Familie Christmann


Danach der Präsident des VDP, Steffen Christmann in Gimmeldingen. Biodynamiker. Inzwischen arbeitet seine Tochter Sophie mit ihm, dazu der neue Kellermeister Oscar, ehemals zweiter Kellermeister hinter Nicola Libelli bei Bürklin-Wolf. Neuer Wind. Ungemein frische Weine 2018. Einer der besten Ortsweine aus Gimmeldingen, sehr kühle Lagen. Auch die erste Lage, der Bienengarten, mehr als famos. Großes Kino. Dem Idig 100 (+) Punkte zu geben ist natürlich Eulen nach Athen zu tragen. Seit Jahren einer der Besten. 2018 der Allerbeste? Egal, wie immer eine Benchmark der Pfalz und des deutschen Rieslings. Chapeau Familie Christmann!

Ein alter Defender am Weinfeld

von Winning

Heiner Lobenberg und Uwe Brenneisen
Heiner Lobenberg und Uwe Brenneisen


Zum Tagesabschluss von Winning. Der Shooting Star der Pfalz seit dem Jahrgang 2008, nun das 10 jährige Jubiläum. Seit 2008 wieder vereint mit Buhl und Bassermann. 300 Jahre Geschichte. Achim Niederberger, leider verstorbener Werbemagnat, vereinte die in asiatischer Hand gesplitteten Weingüter 2008. Alle 3 Weingüter mit verschiedenen Ansätzen. Bei Winning volle Frucht, etwas Restzucker, Holzeinsatz mit zum Teil neuem Holz. Die pure Wollust mit Exotik und einem sehr speziellen Kick. Von Winning ist in der Stilistik unique.
Ein sehr, sehr sexy starker Deidesheimer Ortswein wird geschlagen von der wollüstigen ersten Lage aus dem Paradiesgarten. Strukturierter, weniger Wollust aber insgesamt noch grandioser im Stil eines GG kommt die erste Lage Ruppertsberger Reiterpfad. Wow! Und von Kalkofen bis Ungeheuer spannte sich der Bogen zweier total unterschiedlicher GGs. Danach Forst. Seit wie vielen Jahren nun DIE beste Riesling Gemeinde Deutschlands? Kraft im Ungeheuer, mehr Kraft im Pechstein, sexy Jesuitengarten, erhabenes und ewiges Kirchenstück. Alkes reif und doch alles tänzelnd. Opulenz in Frucht und Restzucker und zugleich geringer Alkohol und hohe Säure. Dazu perfekter Holzeinsatz. Winning oder Buhl, wo ist vorne in Deidesheim? Groß!

Reichsrat von Buhl

Richard Grosche und Mathieu Kauffmann
Richard Grosche und Mathieu Kauffmann


Das Weingut von Buhl bringt alle 18er GGs erst zum Herbst 2020. Wir probierten zum Teil noch blubbernde Fässer. Man schafft hier bei den GGs unter 2 Gramm Restzucker bei 13 Alkohol und wahnsinnig schmelzig süßem Extrakt. Richtig bewerten kann ich den potenziell großen Jahrgang 2018 erst nach der Gärung, Texte also nächstes Jahr. Die Frische des Jahrgangs passt auf jeden Fall pikant zur Reife und dem irren Extrakt. Mathieu Kauffmann, der von Champagne Bollinger gekommene Betriebsleiter, hält aber 2017, der erst im Herbst 2019 rauskommt, für den best ever Jahrgang hier. Sensationell frisch, stylisch wie 2016, aber mit etwas mehr Frucht und extreme Langläufer. Neu kommt hier im Herbst der Rieslingsekt Suez 2015. Ein großes Jahr, nur aus Forster Grand Cru Lagen, 40 Monate Hefe. Der beste deutsche Sekt bis dato vom Zauberer aus der Champagne? Dieser Superstoff kommt im November zum 150. Jubiläum der Eröffnung des Suez Kanals, bei der Reichsrat von Buhl seinerzeit die Weine stellte.

Müller Catoir

Philipp David von Weingut Müller Catoir
Philipp David Catoir


Müller Catoir. Stück für Stück wieder zu alter Form auflaufend. Der extrem talentierte und erfahrene Kellermeister Franzen hat 2018 aus dem 1er Cru Bürgergarten und dem GG Breumel zwei wahnsinnig spannende Weine gekeltert, sie gehören in ihrer Kategorie zum besten des gesamten Jahrgangs in der Pfalz. Chapeau!

Betriebsleiter und Kellermeister Martin Franzen
Betriebsleiter und Kellermeister Martin Franzen

Odinstal

Im Keller mit Betriebsleiter Andreas Schuhmann
Im Keller mit Betriebsleiter Andreas Schuhmann


Odinstal, ein biodynamischer Winzling von 6 Hektar oberhalb Wachenheims. Der Überzeugungstäter Andreas Schuhmann ist nicht nur in ALLEM konsequenter Biodynamiker, er hat auch das richtige Händchen für die Lagen. Zusammen mit seinen Assistenten Susan und Max macht Andreas Schuhmann hier aufregende Sachen. Alles aus 2018 blubberte noch, mehr dazu leider erst im Herbst. Aber das wird toll.

Philipp Kuhn

Philipp Kuhn von Weingut Peter Jakob Kuhn


Philipp Kuhn ist einer der talentiertesten Winzer der Pfalz und ein Mega-Sympath. Der Kallstadter Saumagen ist mit dem schwarzen Herrgott zusammen so groß wie 2016. Wahnsinn. Dazu eine geniale zweite und dritte Reihe Rieslinge und fettfruchtige, fast üppige, aber in der roten Kirsche burgundische Pinots. Philipp hat alles richtig gemacht und noch viel mehr.

Beim Weingut Köhler Ruprecht

Bürklin Wolf

Kellermeister Nicola Libelli vom Weingut Bürklin Wolf
Kellermeister Nicola Libelli


Bürklin Wolf, Biodynamiker aus Wachenheim. Mit der Magier Nicola Libelli als Kellermeister. Ein grandios schmelziger Ortswein aus Ruppertsberg, einer der allerbesten dieser Kategorie im ganzen Land. Die zwei 1er Cru Böhlig und Gerümpel gehören zum besten der Pfalz überhaupt und sind gar besser als die 2 GG Langenmorgen und Gaisböhl. Dafür sind Ungeheuer, Pechstein und Kirchenstück, die erst 2020 auf den Markt kommen, in der allerersten Reihe deutscher GGs.

Katharina Wechsler

Katharina Wechsler
Katharina Wechsler


Katharina Wechsler aus Westhofen. Ein liebes Jahr 2018. Etwas brav, aber das ist hier eben so in 2018, 2017 war natürlich frischer und aufregender. Perfekte Gastro-Weine, nichts zum anbeten, einkellern lieber die 2017er. Schlotzig ist 2018 wir die Menschen hier im Süden sagen. Zechweine mit hohem Spaßfaktor. Dazu zwei sehr gelungene Lagen-Rieslinge mit Klasse vom Kirchspiel und Morstein. 2017 war sicher aufregender, 2018 macht dafür mehr direkte Trinkfreude.

Saalwächter


Der Vormittag gehörte dann Carsten Saalwächter. In Ingelheim am Rhein. 8 Hektar alte Reben auf Kalkstein. Reinstes Burgund. Die besten Flächen mit Ostexposition, dann ist es sogar mehr wie im französischen Jura. 60 Jahre alte Silvaner und Weißburgunder, 25 Jahre alte Chardonnay. Dazu Pinot Noir hier in Ingelheim und etwas in Assmannshausen.
Carsten ist erst 25 Jahre jung. Der Opa machte schon Wein, der Vater betreibt das Weingut jetzt und Carsten ist in der Phase der Nachfolge. Alte Reben auf Kalk, besser geht’s nicht. Unendlich viel Platz im riesigen Keller, aber eben auch sehr alter Gebäudebestand. Da ist unendlich viel Arbeit.

Beim Weingut Saalwächter


Carsten ist zum Glück um Geisenheim und Uni herumgekommen, nicht verbildet wie Hanspeter Ziereisen immer sagt. Schulung zu Hause und dann viele, viele lange Praktika bei den besten Universal-Winzern. Friedrich Keller Pfalz, Clos de Lambray Burgund und 2x Ziereisen. Hanspeter sagt, dass Carsten der beste Praktikant war, den er je hatte. Und so schickte er uns nach Ingelheim.
Dass der Silvaner Reserve dann mit zum Besten gehörte was die Rebsorte mir je gezeigt hat, konnte ich ja nicht ahnen. Weißburgunder dazu wie aus dem Burgund. Chardonnay wie aus dem französischen Jura, faszinierend. Die Reserve des Chardonnay ist echt abgehoben, seine zwei Pinots aus Ingelheim und Assmannshausen sind dramatisch unterschiedlich und verblüffend gut. Das wird alles ganz großes Kino hier.
Hanspeter Ziereisen hat uns dringend gebeten, nicht gleich mit dem aktuellen Jahrgang mit Saalwächter zu beginnen. Damit er nicht gleich abhebt. Damit er erst mal seine Infrastruktur auf die Reihe bekommt. Er ist doch erst 25! Sorry Hanspeter Ziereisen, es muss leider doch sein!

Saalwächter

Winzer

Saalwächter

Saalwächter

Das Weingut Saalwächter liegt mit seinen 11.5 Hektar im beschaulichen Ingelheim am Rhein. Dem Rheingau gegenüberliegend auf der anderen Rheinseite, ganz im Norden Rheinhessens auf diesem famosen Muschelkalkplateau. Carsten Saalwächter hat uns direkt beim ersten Besuch auf dem Weingut ausgesprochen verblüfft,...

Riffel

Erik und Carolin Riffel
Erik und Carolin Riffel


Mittags Spargel bei Riffel in Bingen am Rhein. Quarzitböden. Sehr feine und elegante Rieslinge von einem talentierten, und geschmacklich doch sehr kompatiblen Biodynamiker. Lecker Stoff! Und das spannende Experiment, ob der Lagenwein Scharlachberg extrovertierter schmeckt wenn man die Höhe Laubwand im Sommer konventionell abschneidet, oder wenn man alles biodynamisch wachsen lässt und die Triebe frei wachsen lässt und sie nur wickelt. Gewickelt ist besser. Zweites Experiment: trocken ganz durch, was ganz easy ist für Biodynamiker, oder vier Gramm Restzucker. Das »normale« Publikum will vier Gramm. 2019 machen die Riffels uns exklusiv einen Scharlachberg »Gewickelt Zero«.

Blick auf ein Weinfeld

Wittmann / Clüsserath

Wittmann & Clüsserath


Der Abend. Das Ehepaar Wittmann / Clüsserath. Rheinhessen meets Mosel. Zweimal Qualität von oben. Ganz oben. Eva Clüsserath macht Weine ihrer Persönlichkeit entsprechend. Nicht nur Herrchen und Hund passen sich im Laufe des Lebens in ihrer Persönlichkeit aneinander an. Das gilt auch für Winzer/in und den Wein. Aufregend zarte Weine, total verspielt, multikomplexe Tänzerinnen. Nirgendwo an der Mosel (wohl an der Saar bei Zilliken) gibt es diese zarteste Versuchung sooo filigran und zugleich so lebendig. Und 2018 dazu satter Extrakt, warme Hände im Rücken stützen alle Weine aufs charmanteste. Ihr Trittenheimer Ortswein Steinreich ist Teil meiner allerbesten Ortsweine des Jahres. Wäre sie im VDP, ihre trockene Auslese Apotheke wäre in meinem GG Paket. Feinherb ist das tänzelnde Meisterwerk Kabinett aus der Apotheke einer der allerbesten Weine, das gilt auch für das süße Kabinett aus dem Piesporter Goldtröpfchen. Ihre Spät- und Auslesen sind superb, aber meines Erachtens hat die extraterrestrische Beerenauslese aus der Apotheke das Beste nach oben gesogen. 100 fast mit Plus.

Flaschen Etiketten der Weingüter Wittmann & Clüsserath


Was für Eva gilt ist für Phillip ganz sicher übertragbar. Talent, Genie und Akribie im Detail trifft auf Kontrolle, Planung und Weitsicht. Die 2018er sind die beste Kollektion, die es bisher bei Wittmann gab, dabei dachte ich, dass 2016 unschlagbar ist. Schon der »Mundputzer« nach Evas Süßweinen, der Gutswein Weißburgunder, zeigte eine neue Dimension in Kraft und Spannung. Philipp hat sein Grand Cru Konzept im Morstein neu geordnet. Von oben runter. Wie immer thront der Versteigerungswein La Borne über dem 100 Punkte GG Morstein. Alles schwächere Lesegut, weiterhin 100 % Grand Cru, geht in den neu geschaffenen 1er Cru Westhofen, also nun Ortswein mit Adelskrone. Dafür gingen weitere Teile aus diesem 1er Cru runter in den neu geschaffenen Überwein, ein zweiter »Gutswein vom Kalksteinfels« rein aus Westhofen und Morstein, das ist nun quasi der Westhofener Ortswein. Aufregend hier!

Klaus-Peter Keller

8.30 Uhr – vorm Frühstück, den Kaffeegeschmack mit Klaus Peter Kellers Riesling wegspülen. Was für ein Mega-eleganter Kracher! Der gesammelte Zweitwein der GGs Morstein, Abtserde, Hubacker und Kirchspiel. Unendlich fein im frisch aufregenden, tänzelnden Finale.
Klaus Peter hat, so wie andere Biodynamiker a la Leroy, Odinstal und Schätzel, die Antwort auf den heißen trockenen Jahrgang im Weinberg gefunden. Kein Laubschnitt, keine Triebspitzen mehr schneiden sondern aufwickeln oder runterhängen lassen. Alles was nach oben treibt findet seine Entsprechung in tieferen Wurzeln. Die Trauben werden lockerer. Dazu Minierträge je Stock durch 10.000 Stock je Hektar. Weit unter 500 Gramm je Stock und 3–4 lockerbeerige, winzige Träubchen. Dazu unzählige Lesevorgänge und immer wieder die besten, goldgelben Träubchen rausholen. Hohe Säure, niedriger PH, niedriger Alkohol.

Klaus-Peter Keller


Das Kirchspiel GG vom reinen Kalkstein ist Waldmeisterig würzig, dazu Cassis und weißer Pfeffer, Pimentschärfe, Salz, laserartig scharf. Noch nie so gut. Die Abtserde war total verspielt, fast moselanisch tänzerisch. Irre lang dabei. Zwischen diesen zwei Extremen der 100 Punkte Schärfe und 100 Punkte Liebreiz lagen mit Morstein und Hubacker zwei weitere Unsterblichkeiten. Kalkstein mit Power, ganz anders. Aber auch Riesen. Was soll ich sagen, hatte ein anderer Winzer schon mal 4 GGs mit glatt 100 Punkten? Aber klar, das ist Eulen nach Athen tragen.

Schätzel

Heiner Lobenberg und Kai Schätzel


Dann Kai Schätzel. Der gleiche Biodyn Ansatz im Weinberg, Lese und Laubarbeit wie Klaus Peter Keller. Rasiermesserscharfe Weine, Sponti, reduktiv, fruchtschwach und mineralstark, laserscharf und glasklar, fast etwas karg. Schätzelige Weine nennt das der Meister des Purismus. Erinnert an Weiser Künstler und mehr noch an Vollenweider von der Mosel in Traben- Trabach. Der ehemalige Versteigerungswein Pettenthal überragt mit 100 fast alles, auch der Niersteiner Hipping schafft 99–100. Ölberg etwas, nur ganz minimal charmanter und 1 Punkt zurück. An der Rheinfront setzt Schätzel zusammen mit Klaus Peter Keller Maßstäbe. Ein unikathafte Bereicherung Deutschlands und eine unglaublich geschmackvolle Freak-Show!

Sankt Antony

Sankt Antony um die frühe Mittagszeit. Auch Rheinfront am roten Hang, hier sind dann Pettenthal, Orbel, Brudersberg fast lieb und lecker, sehr gut aber nicht ganz groß. Der Superstar Hipping blubbert noch, später probieren. Die neue Top-Cuvée aus allen GGs, genannt 1920 nach der Gründung, setzt aber für Antony Maßstäbe, ganz großer Stoff.

Sebastian Strub und Dirk Würtz
Sebastian Strub und Dirk Würtz

Goldener Ring – Kai Müller

Das letzte Weingut unserer Rheinhessen Tour endet bei unserem Freund Kai Müller hoch über Oppenheim. Weniger als 1000 qm auf Kalkstein im alten Klostergarten, eine burgundische Pinot Noir Selektion Massale in Dichtpflanzung. Minierträge je Stock. Laubarbeit ohne Triebspitzenkappung. Biodynamiker. Nur drei Barriques. Der Pilgersberg Pinot Noir von Kai Müller. Der 4. Jahrgang. 75 % Ganztrauben. Korbpresse. Vergärung im Holz. Zweite Gärung im Barrique und danach Verbleib auf der Vollhefe bis zur unfiltrierten Füllung. Kein Schwefel vor der Malo. Klassisches Burgund, nicht fett, kein Graphit, schwarze und rote Kirsche, etwas Holunder. Chambolle Musigny. Der zum Mittag genossene Erstjahrgang 2015 verzückte alle. Nur in Subscription. Nur 240 köstliche Flaschen für ein ganzes Land.

Heiner Lobenberg und Kai Müller von Goldener Ring
Goldener Ring – Kai Müller

Goldener Ring – Kai Müller

Kai Müller ist Künstler und Pinot-Noir-Verrückter. Und er hat direkt vor seinem neu gebauten, avantgardistischen Wohnhaus einen winzigen alten ehemaligen Rebberg vorgefunden. Es gibt nur 1800qm auf einer Parzelle, die vor weit über 100 Jahren ein Weinberg im Besitz des Reichstagsarchitekten Paul Wallot waren....

Mainzer Weinbörse

Auf der Mainzer Weinbörse mit Klaus-Peter Hack
Mainzer Weinbörse mit Klaus-Peter Hack


Mainzer Weinbörse. Die Hausmesse des VDP, des Verbandes, der wohl 90 % der besten Winzer des Landes vereinigt. Natürlich fehlen darin einige sehr bedeutende Superstars und Freigeister wie beispielsweise Markus Molitor und Hans Peter Ziereisen. Aber 90 % aller Highlights sind am Start. Ich gehe gerne hin, um hier und da etwas zu entdecken oder wieder zu beleben.
Der Eitelsbacher Karthäuserhof war seit dem Verkauf durch Christoph Tyrell einige Jahre mit der Selbstfindung beschäftigt. Eines der besten Terroirs, vis à vis zum anderen Superstar der Ruwer, Maximin Grünhaus. Mit 2018 strahlt der Betrieb unter der Geschäftsführerin Frau Lübcke wieder. Also Reset und Neustart mit dem hervorragenden Ortswein Alte Reben und dem früher immer schon überragenden Großen Gewächs.
Neu bei mir wird der fränkische Zehnthof der Familie Luckert sein. Südlich noch von Horst Sauer. Geniale Sauvignon Blanc, Silvaner und Spätburgunder. Alles im großen Holz vergoren und ausgebaut. Tolle Weine.

Bischöfliches Weingut Rüdesheim

Peter Perabo
Peter Perabo


Wahrscheinlich mein absolutes Preis-Leistungs-Wunder in Deutschland. Peter Perabo ist der geniale Winzer und Betriebsleiter. Nur 2,5 Hektar alte Pinot Noir in allerbesten Lagen. Die Pinot Noirs der Ortslagen Rüdesheim und Assmannshausen lassen in ihrer burgundischen Art jeden Konkurrenten blass aussehen. Sooo lecker.
Die trockenen Pinot Noir Auslesen S Kosten nur 32 Euro und sind 1er Cru Niveau in Chambolle Musigny. Ich habe und kenne keine vergleichbaren Pinots unter 50 Euro, die damit ernsthaft konkurrieren könnten. Der Rüdesheimer Ortswein Riesling Episcopus spottet der Beschreibung Ortswein, nur Reben aus den Grand Cru Lagen Schlossberg, Roseneck und Rottland. Ein schier unglaublich guter, dichter und fruchtiger Stoff.

Peter Perabo an seinen Stahltanks im Weinkeller


Nur mit Anlauf und fast undenkbar weit übertroffen vom Rottland 1960, einer vor 70 Jahren gepflanzten Parzelle, reinste GG Qualität für 20 Euro, man kann es kaum glauben. Abgerundet von einer kleinen sensationellen Spätlese aus dem Schlossberg... beste Lage des Rheingaus... 2013... nur 12 Euro in halber Flasche... total verspielt, verflüssigte Orangen-Pfirsich-Limetten Konzentration in Salz-Zucker Lösung, extrem schick für Gastro Ausschank.

Das Weingut Robert Weil, in Persona des GFs Jochen Becker Köhn, hat uns vor Jahren zu Peter Perabo geschickt, ewige Dankbarkeit ist dir gewiss lieber Jochen!

Weedenborn

Heiner Lobenberg und Gesine Roll
Gesine Roll


Der Nachmittag gehört zuerst Gesine Roll vom Rheinhessen Weingut Weedenborn in Westhofen. Sie gehört inzwischen ohne Zweifel zum Dream-Team der deutschen Sauvignon-Blanc Winzer/innen. Chardonnay und Sauvignon Blanc sind die Newcomer der deutschen Topwein-Szene, es gibt jeweils erst eine gute Handvoll in der Weltklasse. Von Winning ist für mich immer noch der Primus, Gesine kann man mit ihrem faszinierenden Terra Rossa 2017 aber durchaus an zweiter Stelle sehen. Das ist ihr Wein, genau dafür habe ich sie so gern in meinem Programm. Mit ihrer vorsichtig im Tonneau ausgebauten Reserve will sie aber noch mehr erreichen. Finesse, Kraft und große Frische im Bordelaiser Pessac-Stil, keine Stachelbeere, kein Gras und Heu, das ist ein Sauvignon Blanc, den ich sehr gerne trinke. Mit von Winning und vielleicht Zehnthof Luckert die Speerspitze der deutschen Sauvignon Blanc zu bilden ist eine große Leistung. Chapeau Gesine!

Robert Weil

Heiner Lobenberg und Robert Weil


Am frühen Abend dann der große Meister der Rheingau-Rieslinge. Wilhelm Weil, der Präsident des Rheingauer VDP. Die Hochlagen des Turmbergs und des Kiedricher Gräfenbergs sind ideale cool climate Voraussetzungen für den immer weiter voranschreitenden Klimawandel. Wilhelm erklärt uns fachkundig das Laubmanagement in Zeiten des Trocken-Stillstandes eines zu trocken-heißen Jahres. Niedrigste PH-Werte zum Erhalt der Frische setzt viel Arbeit oder gezielte Unterlassung im Weinberg voraus. Klaus-Peter Keller, Odinstal, Kai Schätzel und Wilhelm Weil, ich habe verdammt viel gelernt auf dieser Reise, ich bin dankbar für diese Chance unseren Weinbau besser zu verstehen.

2018 mag wohl für die klimatische Zeitenwende im deutschen Riesling stehen. Die Antworten auf fast immer mehr Frost im Frühjahr, Hagel, zu viel Sonne, Wärme, Trockenheit oder zu viel Wasser, und generell immer unberechenbarer Wasserversorgung liegt in Lagen, Schutz, Dichtpflanzung, Ertragsmenge, Rebschnitt, Laubarbeit und sehr zeitgenauer Weinbergsarbeit, auf Tag und Stunde exakt. Weltklasse in immer extremerer Umgebung schaffen aber nur noch die Allerbesten mit enormem Arbeitseinsatz, Weitsicht und just in time Akribie. Mit oder ohne Biodynamie, Urlaub zwischen Austrieb und Ernte ist für die Besten gestrichen.

Robert Weil

Winzer

Robert Weil

Robert Weil

Schon von weitem erkennt man die Flaschen von Robert Weil an ihrem charakteristischen Himmelblau. Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt steht diese Farbe für Spitzen-Rieslinge auf absolut höchstem Niveau. Ein Markenzeichen, symbolisch für die kompromisslose Qualität der Weine von Robert Weil. ...


Das meisterliche Ergebnis ist dann hier im Weingut Robert Weil im Glas. Ein brillanter Ortswein aus Kiedrich und eines der besten, gar DAS BESTE bisherige GG aus dem Kiedricher Gräfenberg, dazu eine unsterblich schöne, ultimativ frisch verspielte Spätlese aus dem Turmberg. Ich bin fasziniert von diese Klasse. Wilhelm Weil, scheinbar das Gegenteil eines genialen Wilden, eines Spontis oder Freaks, du überrascht mich immer wieder, dass auch in überlegter Kontrolle und Weitsicht, in Erfahrung und Wissen, eingebettet in flexible Tradition, das Geniale und Große entstehen kann.

Peter Jacob Kühn

Heiner Lobenberg mit Peter Bernhard Kühn
Mit Peter Bernhard Kühn


Peter Jacob und Peter Bernhard Kühn. Spirituell kaum abgehobene Biodynamiker und zugleich detailversessene, fast brutale Arbeiter im Weinberg. Punktgenau, zeitgenau, just in time, auch das gehört zur Biodynamie. Nur dann kann sie super funktionieren und mit den natürlich gesünderen Weinbergen die Voraussetzungen schaffen für die langfristig besten Weine. Schauen wir uns eine weitere Reaktion der Besten auf den Klimawandel an. Was kommt da aus dem Glas?

Die Kombination von reifer, karamellig salziger, charmanter Quitte mit Sommerapfel und Limetten war mehr als überzeugend. Ein wunderschöner Gutswein und den gleichen Stil als Turboversion im Doosberger Ortswein. Die GGs sind 2017, 15 Monate auf der Hefe, feine und extrem entspannte Weine. Die im Herbst 2019 kommenden 2016er Unikate Schlehdorn und Landgeflecht, Auskoppellungen von jeweils wenigen hundert Flaschen aus den ältesten Reben, sind »vinophile eloquent« so sagt es der Winzer Peter Bernhard Kühn. Völlig unaufgeregte, schicke Riesen wie vom anderen Stern. 2 Jahre auf der Hefe und 1 Jahr Flaschenlager. Mir fehlen etwas die Worte, das Gegenteil von spannend aufregenden Weinen, einfach nur schön, lecker und mühelos in der erhabenen Größe. Besser geht es für mich nicht.

J. B. Becker

Beim Weingut J. B. Becker mit Hajo Becker


Hajo Becker von J. B. Becker ist unsere zweite Anlaufstelle. 1988, 2008 und 2013 Kabinett trocken, 2008 und 2010 Spätlese trocken, 2010 Auslese trocken, alles geniale Rieslinge vom Wallufer Walkenberg. Traumweine neu entdeckt, kleine Zuteilungen dieser genialen Rieslinge. Dazu vollmundige Pinot Noirs von 1988 bis 2015 und 2016. Der König der gereiften Weine. Hajo und Frau Eva bieten zusammen mit Schwester Maria großes Kino an.

Weine von J.B. Becker werden verkostet

August Kesseler

Simon Batarseh vom Weingut August Kesseler
Betriebsleiter Simon Batarseh


Am Abend August Kesseler. Geniale Alltagsweine im Einstiegsbereich. Daily August als Riesling, Pinot Noir und Rose. 10 Euro. Viel besser geht es nicht, perfekte Gastro-Weine. Die Top-Pinots 2015 und 2016 waren richtig groß. Aber sie haben schon ihren Preis. In jeder Beziehung ein Top-Weingut.

Ende Rheingau – Die Nahe Party kann beginnen...

Emrich Schönleber

Frank Schönleber vom Weingut Emrich Schönleber
Frank Schönleber


Emrich Schönleber zeigt schon morgens um 9 bestechend schöne Weißburgunder, enorm saftig und liebreizend. Der Monzinger Ortswein Riesling Frühtau, quasi ein Zweitwein aus dem GG Monzinger Frühlingsplätzchen, könnte es in meine Auswahl der besten Ortsweine schaffen. Frank und Werner Schönleber sind mit den zwei GGs aus dem Frühlingsplätzchen und dem Halenberg beständig in der ersten Reihe. Traumhaft reife Frucht trifft auf eine wunderbare Frische. Auf die Schönlebers ist immer Verlass. Das ist ein guter Start in die Nahe.

Schäfer Fröhlich


Morgens um elf wird’s dann richtig aufregend. Schäfer Fröhlich, Tim Fröhlich nimmt sich drei Stunden Zeit für uns. Unser Finale scheint furios zu werden, mehr als aufregend. Mit drei best ever glatt 100 bewerteten GGs aus dem Felseneck, Stromberg und der Kupfergrube stellt er fast den 4:0 Rekord von Klaus Peter Keller ein. Da er mit den GGs Felsenberg, Halenberg und Frühlingsplätzchen auch »bis 100« erreicht, kann er nur noch morgen von Cornelius und Helmuth Dönnhoff vom Thron des 2018er Königs verdrängt werden.

Aber Tim legt nach. Bockenauer Schiefergestein heißt der trockene Ortswein und Zweitwein aus dem Felseneck. Wie Wittmanns Westhofener GG-like und eigentlich zu gut für die Rubrik Ortswein, Philipp hilft sich mit dem neuen Kunstgriff »Erste Lage«, Tim will seinen Schiefergestein aber trotz der Möglichkeit diese Adels-Schärpe nicht anlegen. Aber damit ist noch nicht Schluss. Die besten deutschen Winzer scheinen 2018 beschlossen zu haben, die Rebsorte Weißburgunder zur deutschen Antwort auf die burgundischen 1er und Grand Cru Chardonnay zu machen.

Elias, Tim, Heiner
Elias, Tim, Heiner


Tims Weißburgunder R steht da mit in der ersten Reihe. Auch sein vom Großvater gepflanzter Pinot Noir aus 50 Jahre alten Reben, immer erst nach fünf Jahren released, jetzt eben als 2014, drängt in die Spitze. Last not least zwei Bravo-Starschnitt artige feinherbe Weine aus dem Felseneck. 100 Punkte für das mit nur 13 Gramm Restzucker abgestoppte GG aus dem Felseneck, 97 für den bei 17 Gramm abgestoppten Zweitwein Schiefergestein. Ein bestechend schönes süßes Pärchen, ein glasklares Kabinett 98–100 und eine strahlende und aufregend kristalline Spätlese Goldkapsel mit glatt 100, beenden eine ultimativ grandiose Probe.

Die Nahe ist unsere letzte Region, sie scheint noch vor der Mosel qualitativ die Erste werden zu wollen.

Schäfer Fröhlich

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Gut Hermannsberg


Gut Hermannsberg am Nachmittag. Auch hier ist mit Karsten Peter einer der besten Winzer des Landes am Werk. Der Gutswein Weißburgunder ist bestechend definiert, der Weißburgunder aus dem Stückfass steht gar in Deutschlands erster Reihe. Verblüffend und glasklar, Weltklasse. Und dann läutet Karsten mit dem neuen 7 Terroirs aus allen Grand Crus, und mit dem Niederhäuser Riesling vom Schiefer, eine neue Ära im Gutswein und Ortswein auf Gut Hermannsberg ein. Was für ein famoser Unterbau unter den GGs. Die fast supergünstigen GGs im Unterbau erreichen beide bis 100, sind dennoch hier nur zweite Reihe. Der best ever Bastei und das Hermannsberg GG sind glatt 100, Bastei müsste fast wie Fröhlichs Felseneck und Kupfergrube ein + bekommen.

Heiner Lobenberg mit Kellermeister Karsten Peter
Mit Kellermeister Karsten Peter


Diese 18er GGs sind Kandidaten der Auswahl für den Allerbesten, sie kommen aber erst nach 18 Monaten Hefelager im Herbst 2020, ich werde sie in Subscription anbieten. Die Hermannsberg Kupfergrube wird sogar erst nach 5 Jahren trinkreif released, ein spektakuläres Teil. Was ist hier bloß los auf dem schönsten, spektakulärst gelegenen Weingut Deutschlands? 10 Jahr akribische Arbeit Karstens im Weinberg, jetzt endlich leuchtet der Stern strahlend. Mit langem Anlauf endlich auf einer Stufe mit Fröhlich und Dönnhoff.

Gut Hermannsberg

Gut Hermannsberg

Im Jahr 1901 gründete der preußische Staat die Domäne und erwarb die ersten Flächen: steiles, zerklüftetes und felsiges Gelände inklusive einer ehemaligen Kupferschürfung.

Schlossgut Diel

Heiner Lobenberg mit Silvain und Caroline Diel - French Connection
Heiner Lobenberg mit Silvain und Caroline Diel - French Connection


Caroline Diel fängt an mit dem famosen Pinot Noir Caroline 2016, eine wichtig volle Stilistik wie Fritz Kellers Kammerberg, toller Stoff. Dann der Nahesteiner Riesling Gutswein, lecker und aromatisch, saftig, nur gut. Der Zweitwein der GGs Burgberg und Goldloch ist quasi eine Art Dorsheimer Super-Ortswein. Sollte auch ins Paket der Besten. Glatt 100 dann in der Subscription das Burgberg GG, saftig lecker wie Dönnhoff und mineralisch wie Hermannsberg. Ein Riese, der aber zu seinem eigenen Schutz erst Ende 2020 released.

Dönnhoff

Anne und Cornelius Dönnhoff
Anne und Cornelius Dönnhoff


Zum Ende der König aus 2017. Cornelius Dönnhoff hat das Genie und die Vernunft des Vaters geerbt. Und die Sturrheit und Detailversessenheit. Alles super für eine erstklassige Nachfolge und Beibehaltung der Weltklasse. Handwerklich im Weinberg besser gemachte und sauberer vergorenen Weine gibt es kaum als hier. Keines der GGs erreicht nicht die »bis 100«, sehr aufregendes GG Höllenpfad, nie erlebter Charme im Felsenberg, Brücke und Dellchen und Hermannshöhle sogar glatt 100. Dazu geniale Kabinette und Spätlesen aus dem Krötenpfuhl, der Brücke und Hermannshöhle. Der trockene Ortswein vom Tonschiefer gehört zu den besten Ortswein, der Dönnhoff Gutswein ist DIE Bank in Deutschland für diese Rubrik.

Fazit der Nahe

Dönnhoff, Schäfer Fröhlich und Gut Hermannsberg liefern sich ein Kopf an Kopf Rennen. Drei der qualitativ besten 10 Weingüter Deutschlands an diesem kleinen Fluss.

Quintessenz und Gesamtfazit des Jahrgangs 2018

Als Quintessenz und Gesamtfazit des Jahrgangs 2018 mag die Ausführung Wilhelm Weils, einer der besten Winzer und einer der langjährigsten und seriösesten Kenner der deutschen Weingeschichte und deutschen Weinlandschaft herhalten: »2018 ist eine Zeitenwende im deutschen Wein. Alles wird extremer und herausfordernder, das Gute wird besser, das Schlechte wird schlechter. Die Zukunft wird unsicherer aber 2018 ist göttlich.«

Heiner Lobenberg

Heiner Lobenberg

Heiner ist der Gründer und Chef von Lobenbergs Gute Weine. Als Jäger und Sammler und Wein-Trüffelschwein ist sein Ziel, den Kunden die beste und interessanteste Weinauswahl in Deutschland zu bieten. In seinem Blog erzählt er interessante und schöne Geschichten von großartigen Weinen und Winzern.

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