2024 war für die Bordelaiser alles andere als ein entspannter Spaziergang durch den Weinberg, sondern eher ein Hindernislauf mit unvorhersehbaren Wetterkapriolen. Wer jetzt nach einfachen Vergleichen sucht, wird sich schwertun, denn dieser Jahrgang tanzt seinen ganz eigenen Rhythmus, geprägt von einer Natur, die im Frühjahr und Herbst die Schleusen öffnete. Völlig andere Bedingungen als in den trockenen Jahren zuvor. Doch genau in dieser Herausforderung lag der Reiz, denn die Antworten der Top-Winzer sind bemerkenswert! Ein Jahr, welches man schlecht in einem Wort beschreiben kann – es ist eben nicht »klassisch«, auch kein Blockbuster-Jahrgang – 2024 ist vielleicht einfach das überraschend schicke Jahr schlechthin! Begleiten Sie uns auf unserer Tour entlang des linken und rechten Ufers der Gironde.
Check-In auf Jean Faure
Sonntag, 6. April. Für die kommenden zwei Wochen werden wir wieder hauptsächlich auf Jean Faure in Saint-Emilion unterkommen und bevor wir ab Dienstag einen ersten Abstecher ans linke Ufer machen werden, läuten wir die Reise mit dem ersten Wein des Jahrgangs ein. Ganz nach Heiners Devise: »Wenn Marie-Laure und Ihr Team es nicht geschafft haben einen genialen 24er zu produzieren, wird es niemand geschafft haben.« Und wir wurden nicht im Ansatz enttäuscht, sondern von einem wirklich eleganten, floral-verspieltem Wein auf absolut hohem Niveau überrascht! Hohe aromatische Intensität gepaart mit geschliffenem Tannin, nichts Grünes, einfach nur pure Finesse. Der bekannte önologische Berater Thomas Duclos hat in einer Verkostung aller Saint-Émilion Jean Faure hervorgehoben als einen der besten Weine des Jahrgangs dieser Appellation. Wörtlich sagte er: »Ihr könnt stolz sein auf euren Wein im Vergleich mit allen anderen.« Was für ein Start, der unsere Neugierde auf alles andere nochmal ordentlich erhöht!
Heiner mit ersten Highlights fernab der »großen Namen«
In Saint-Émilion und Pomerol war das Jahr 2024 stark von den Launen des Wetters geprägt, insbesondere für die biologisch und biodynamisch wirtschaftenden Güter. Marie-Laure schildert eindrücklich den beispiellosen Pilzdruck und den enormen Langstreckenlauf der Prävention ohne systemische Mittel. Trotz kühlem und feuchtem Frühling gelang dank eines stabilen Wetterfensters während der Blüte eine gute Entwicklung, auch wenn kühle Temperaturen die Erträge beim Merlot schlussendlich reduzierten. Der langsame Lesestart und die Herausforderungen durch wiederholte Regenschauer im September erforderten enorme Geduld und Präzision, um Botrytis im Wein zu vermeiden und trotzdem optimale Reife zu erzielen. Merlot ist zudem deutlich anfälliger für den falschen Mehltau. Könnte es das linke Ufer mit dem höheren Cabernet-Anteil in Summe also etwas besser getroffen haben? Es wird sich zeigen! Zunächst aber noch mal ein bisschen weiter am rechten Ufer: Montags bei Moueix (Latour à Pomerol, La Fleur Petrus, Trotanoy, Lafleur Gazin) in Libourne, wo wir die ersten Weine aus Pomerol probieren und wow, wie gut sind die bitte geworden?! Zwar durchaus zart, aber mit so tollem, süßen Fruchtdruck in der Mitte. Was für Schönheiten!
Erste Highlights am linken Ufer
Am Mittwoch folgt ein Auftakt und direkt so ein Paukenschlag am linken Ufer! Das Médoc empfing uns mit offenen Armen und zeigte sofort, dass 2024 hier ein Jahrgang mit Eigensinn ist, dass große Namen oft performen, aber eben auch nicht immer. Dieser Jahrgang ist definitiv heterogen in seiner Ausprägung – die besten hat es aber wirklich genial getroffen.
Pichon Comtesse – nicht die mit der Opulenz, ja fast barocken Wucht großer Jahrgänge wie 23 und 22. Stattdessen: eine Haute Couture-Interpretation eines Pauillac. Ultrafein, singend, mineralisch, mit einer irren Salzigkeit. Rotbeerig, klar, vibrierend, ungemein präzise. Ein Wein für Liebhaber des Subtilen. Gut, aber nicht herausragend präsentieren sich Cos d’Estournel und Calon-Segur. Phelan Segur dann eine grazile Schönheit. Schlank, durchtrainiert, voller Energie. Eine Ballerina, die in vier, fünf Jahren ihre ganze Pracht entfalten wird. Brillant und geschliffen.
Montrose verkörpert »klassische« Eleganz dann noch am ehesten: Die Tannine sind seidig, aber präsent, wie ein feines Gewebe. Die Frucht so klar, definiert und mit hinreißender Länge. Er kann nicht mit der charmanten Ader des 23ers konkurrieren, will er aber auch gar nicht. Seine Stärke ist die Finesse, das Filigrane, das mineralische Tänzeln auf der Zunge. Und dann... Carmes Haut Brion! Hier wurde die Messlatte direkt mal neu definiert. Weingutsdirektor Guillaume Pouthier scherzt, während er diesen Wein einschenkt: »Sorry for the colour, guys!« Und ja, allein die Farbe holt einen schon komplett ab! So dunkel, fast schwarz kommt der Wein ins Glas. Im Mund dann die unendliche seidigkeit; Tannine, satt und doch so fein, so spielerisch. Das hat bisher keiner im Jahr 2024 so hinbekommen. Eine Leichtigkeit des Seins, die an einen Richebourg aus dem Bordeaux denken lässt. Wirklich eine grandiose Klasse!
Diese ganze Serie des Stadtgebiets von Bordeaux ist schon verdammt gut ausgefallen in 2024. Tolles lokales Kleinklima!
– Heiner Lobenberg
Bei Pontet Canet ging 2024 als das Jahr in die Geschichte ein, in dem am meisten Arbeit durch Spritzungen im Weinberg nötig war. Ganz 31 mal musste das Team um Familie Tesseron wegen der schwierigen Witterungsbedingungen in den Weinberg. Am Ende waren die Trauben dadurch sehr gesund, es gab keinerlei Mehltau. Die Lese begann recht spät nach dem heißen, trockenen Sommer Ende September. Das Ergebnis kann sich final wirklich sehen lassen! Butterweiche, seidige, aber durchaus opulente Tannine mit einem so hohen Charmefaktor kommen zusammen mit so enormer Frische. Ein toller Erfolg!
Der Wein ist so sehr Pontet Canet wie Pontet Canet nur sein kann. Ein sehr einzigartiger Charakter am linken Ufer.«
– Heiner Lobenberg über Pontet Canet 2024
Aber mal abgesehen von diesen großen, bekannten Namen, haben auch andere, verlässliche Châteaus am linken Ufer eine beeindruckende Performance in diesem schwierigen Jahrgang hingelegt! Da kommt einem sofort Seguin in den Sinn, der mit seiner erstaunlich dichten Frucht und graziler, vibrierender Mineralität schon sehr an seinen Nachbarn La Mission Haut Brion erinnert. Und dann Clos Manou von Qualitätsfanatiker Stephane Dief: Unendlich fein, fast ein bisschen ungewöhnlich schick in diesem Jahr, aber dafür schon so zugänglich. Die satte Frucht wird von mediterraner Würze begleitet und endet in einem sehr langen, salzigen Finale. Doyac hat dann mit seinem Pelican einen der schönsten Weißweine des Jahrgangs hingelegt! Überhaupt sind die weißen overall sehr gut gelungen, zeichnen sich durch eine Dramatik und Frische aus, wie wir sie zuletzt in den genialen 21ern hatten. Zum Schluss darf Du Retout als kleiner »Best-Buy« nicht unerwähnt bleiben: Mengenmäßig ein Desaster, denn die durchschnittliche Erntemenge in normalen Jahren sind etwa 120.000 Flaschen und in 2024 gerade einmal 36.000, aber die Qualität ist dafür umso erfreulicher! Schwerelos, dabei aber doch überhaupt nicht dünn, sondern mit einem ausgeprägten Lecker-Gen und von ordentlicher Klasse.
Das rechte Ufer: Gewinner in 2024?
Zurück am rechten Ufer, zeigen zunächst weitere Betriebe in Saint-Emilion, wo hier der Hammer hängt! Angefangen bei Chateau Coutet, sowieso immer ein Ausnahmebetrieb, so unglaublich individuell! Winzer Adrien zeigt hier einen Wein, der sich wirklich nicht verstecken muss hinter seinen Vorgängern. So hochintensiv und voller Spannung. Die Cuvée Demoiselle von uralter Genetik, wie sie es nur noch auf Coutet gibt, haut einen dann förmlich um! Nein, nicht weil der Wein fett oder gar schwer ist, sondern weil er in seiner Feinheit und Dramatik so beeindruckt. Und das mag jetzt vielleicht ein wenig unglaubwürdig klingen, aber das ist definitiv einer der besten Weine, die hier jemals erzeugt wurden.
Ja, auch in so einem Jahr geht das, Coutet hat es bewiesen. Wirklich eine große Sensation! Dann folgen im angrenzenden Castillon Clos Louie und Stephane Derenoncourts Domaine de l’A. Die sicherlich besten Weine dieses »Satelliten«, zwei enorm starke, elegante Weine, die aber auch eine irre Kraft und Struktur aufweisen. Direkt in Saint-Emilion darf Beausejour-Duffau keinesfalls unerwähnt bleiben. Ein Kleinod von nur etwa sechs Hektar Top-Terroir, dementsprechend immer rar, in 2024 noch viel rarer als sonst wegen der verschwindend geringen Ernte. Was Winzerin Josephine aber hier an Qualität rausgeholt hat, ist wirklich verblüffend: Ätherisch, fast schwebende Finesse mit totalem Fokus auf die köstliche, mineralisch unterbaute Kirschfrucht – »eine Ode an die Freude«, um Heiner zu zitieren.
Ätherisch, fast schwebende Finesse mit totalem Fokus auf die köstliche, mineralisch unterbaute Kirschfrucht – eine Ode an die Freude.
– Heiner Lobenberg über Beausejour-Duffau
Natürlich dürfen auch einige große Namen nicht fehlen: Auch Cheval Blanc, Figeac und Co. blieben von schwierigen Wetterverhältnissen nicht verschont und hatten teilweise dramatische Ernteverluste zu verzeichnen. Am Ende haben sie es aber geschafft, großartige Weine auf die Flasche zu bringen. Beide sehr klar und fokussiert mit purem Geradeauslauf und viel mineralischer Spannung bis in den langen Nachhall. Sehr spannend: Um den Jahrgang irgendwie einordnen zu können, wurden zum Dinner auf Cheval Blanc die Jahrgänge 2004, 2008 und 2014 serviert. Alles Jahrgänge, die total unter dem Radar fliegen, aber jetzt schon so wunderbar zugänglich sind und durch ihre burgundische Feinheit beeindrucken. Am ehesten verglich man 2024 aber mit 1988; ein tolles Jahr, immer wieder im Schatten von seinen beiden starken Nachfolgern, aber im Grunde auch ein sehr feines und gleichzeitig auch langlebiges Jahr.
Pomerol – DIE Appellation des Jahrgangs?!
2024 – das Cabernet-Jahr? Diese These wankt ein bisschen, sobald man sich Pomerol zuwendet. Wie sonst erklärt man diese Anhäufung von schicken, ja geradezu betörenden Weinen? Lag es vielleicht gerade am etwas höheren Cabernet Franc-Anteil in manchen Pomerols, der hier für eine Extraportion Eleganz sorgte? Schon die Verkostung bei Moueix in Libourne ließ aufhorchen: Durchweg hohe Qualitäten, die den Stil dieser Appellation auf den Punkt brachten. Doch dann folgten einige Ikonen, die das Bild noch schärfer zeichneten:
Pomerol ist höchstwahrscheinlich die beste Appellation des Jahrgangs, weil es hier durch den Lehm nicht so viel Wassereintrag in die Trauben gab.
– Heiner Lobenberg über Pomerol 2024
Der große Le Pin so unendlich fein, dramatisch schick in seiner Aromatik. Ein Wein zum Träumen, der nach großen Burgundergläsern verlangt. Wie schon auf Cheval Blanc, zieht Jacques Thienpont auch den Vergleich zum Jahrgang 1988. Aber 2024 profitiert natürlich von den Fortschritten in Weinberg und Keller. Man könnte vielleicht sagen: 1988 in Perfektion. Aber selbst in einem Jahr wie 2024, wo wir tendenziell geringere Preise erwarten, wird das natürlich einer der teuersten, aber eben auch rarsten Weine sein. Lafleur dann ebenfalls so ein burgundischer Wein in seiner Essenz, hier kommen Erinnerungen an einen Chambertin hoch. Ein heißer Kandidat für den »Pomerol of the Vintage« wäre Vieux Château Certan, vielleicht sogar noch vor Église Clinet, der selbst schon eine Sensation war. Unendliche Feinheit am Gaumen! Außerdem muss man hier den Zweitwein Petit Eglise ganz deutlich hervorheben, der selten so nah am Grand Vin war wie in diesem Jahr. Weiter: Petit Village, La Conseillante, aber auch der Evergreen und heimlicher Superstar La Croix von Jean-Philippe Janoueix strahlt einfach nur so aus dem Glas! Das ist wirklich eine Sensation in dieser Verspieltheit, dieser unendlich feinen, aromatischen Dichte.
Die Wahrheit über 2024 – die breite Masse
Die Euphorie über einzelne Château-Besuche wich bei den großen Verkostungen der Union des Grands Crus de Bordeaux (UGCB), sowie bei den Negociants CVBG und Les Vins de Crus einer deutlich differenzierteren Einschätzung. Hier, im schonungslosen Vergleich der Weine aller Appellationen, offenbarte sich die Achillesferse des 2024er Jahrgangs: eine enorme Heterogenität. Viele Weine vermissten es an Tiefe und Struktur. Es fehlte an innerer Dichte, an dem gewissen Etwas, an Süße und an Fruchtdruck im Kern. Offenbar wurde hier und da zu früh gelesen, aus Angst vor Botrytis, oder zu lasch selektiert. Das Ergebnis: ein wässriger Mittelteil, ein Fehlen der »letzten Umdrehung«.
Häufig betrifft das die Weine vom linken Ufer. Besonders deutlich zeigt sich das, wenn versucht wurde, die Weine durch stärkere Extraktion von Farbe und Tannin aufzumotzen. Diese Versuche, den Weinen mehr Wucht zu verleihen, gingen jedoch oft nach hinten los. Die Tannine wirken trocken, adstringierend, grün und einfach unharmonisch. Auch der übermäßige Einsatz von neuem Holz erwies sich als kontraproduktiv. In Kombination mit dem ohnehin oft filigranen Körper vieler 2024er resultierte das nicht selten in einem unausgewogenen Eindruck. Das Holz dominiert die Frucht, überdeckt die subtilen Aromen, die den Jahrgang eigentlich auszeichnen könnten. Ein Vorteil: Die Weine, die wirklich gut gelungen sind, stachen somit extrem heraus. Das Resultat dieser Faktoren ist aber, dass schon einige Weine einen grünen Charakter und eine sehr leichte Aromatik auszeichnet. Wir haben also durchaus eine deutlichen Streuung in der Qualität und im Stil der Weine, was den Jahrgang 2024 in seiner Gesamtheit sehr heterogen erscheinen lässt. Das Fazit nach diesen Mammutproben: 2024 ist ein Jahrgang der Extreme. Neben den raren Sternstunden, Weine von echter Größe, gibt es leider auch eine breite Masse, die schlichtweg enttäuscht.
Das Finale mit den Größen vom linken Ufer
Zum großen Finale unserer Primeur-Reise standen noch einige der prestigeträchtigsten Châteaux des linken Ufers auf dem Plan. Und vorweg genommen, auch hier zeigte sich, dass der Jahrgang 2024 ein vielschichtiges Bild zeichnet: Es entstanden zweifellos Weltklasse-Weine, doch die Verkostungen regten auch zu interessanten Vergleichen an.
Lafite präsentierte sich mit einer unbändigen Energie: Salzige Mineralität, vibrierende Rasse und eine fast schon singende Intensität prägten den Wein. Ein zutiefst typischer Lafite, der aber auch mit seiner Tanninschärfe polarisiert. Ein Kraftpaket mit Ecken und Kanten, aber auch von unheimlicher Aromatik. Mouton Rothschild wirkte dagegen im Vergleich etwas weniger kraftvoll und fleischig. Es fehlte der letzte Druck, die Fülle großer Moutons. Dennoch ein extrem guter, eher offener und freudestiftender Wein, ein Charmeur, der in diesem Jahrgang aber hinter Lafite zurückbleibt. Die Appellation Margaux hatte es generell schwer im Jahrgang 2024, viele Weine wirkten verdünnt. Doch Château Margaux selbst zeigte sich in bemerkenswerter Form, wenn auch als leichtere Version als der deutlich dichtere und voluminösere 2023er. Aber diese unendliche Feinheit, diese Eleganz! Ein Gedicht! Sicherlich eines der Highlights des linken Ufers. Palmer zeigte verspielte Elemente, seidiges Tannin, ist insgesamt ein sehr geschmeidig-leckerer, extrem schicker Wein, der jedoch nicht ganz die Größe vergangener Jahrgänge erreicht. Aber für die insgesamt eher schwierige Appellation Margaux ein sehr beachtlicher Erfolg und nach Château Margaux sicherlich der zweitbeste Wein. Lynch-Bages – gut, sehr gut, aber nicht Spitze! Zu schlank, trotz geschliffener Tannine und Trinkigkeit. Das viele Holz braucht doch ordentlich Zeit. Pauillac insgesamt, außer andere Ausnahmen wie Pichon Comtesse und Pontet-Canet, dann doch eher kompliziert. Auch bei den ganz Großen: 2024 ist kein Selbstläufer. Neben Sternstunden gibt es aber eben auch hier Weine, die hinter den Erwartungen liegen.
Das Fazit
Nach intensiven Verkostungstagen steht fest: 2024 in Bordeaux ist ein Jahrgang mit Eigensinn und vielen Facetten. Zwar nicht so homogen wie der geniale 2023er, aber in jeder Appellation und in jedem Preissegment finden sich echte Highlights. Der Jahrgang präsentiert sich als »überraschend schick«, geprägt von einer bemerkenswerten Balance aus Finesse, floraler Verspieltheit und seidiger Textur. Allerdings offenbart 2024 eben auch eine gewisse Heterogenität. Neben den Weinen von echter Größe, gibt es auch solche, denen es an Tiefe, Struktur und Fruchtfülle fehlt. Hier zeigen sich die Auswirkungen von unterschiedlichen Herangehensweisen im Weinberg und Keller: Zu frühe Lese, mangelnde Selektion und übereifrige Extraktion fordern ihren Tribut.
Wenn man damals schon die Akribie in der auslesenden Selektion, Mengenreduktion, Nichtextrahierung und reduziertem Neuholz wie in 2024 an den Tag gelegt hätte, wäre der heute manchmal perfekt große 1988er und der fein trinkige 1999 oft ein grandioser Wein. Die besten 2024er werden genau das dereinst werden, da bin ich sicher!
– Heiner Lobenberg über Bordeaux 2024
Am Ende liegt aber genau hier die Chance des Jahrgangs! Man muss nur die richtigen Weine finden und dann ist 2024 eine hervorragende Gelegenheit für Bordeauxliebhaber, die auf der Suche nach feinen, wahrscheinlich früh zugänglichen Weinen sind. Die Preise werden voraussichtlich nochmals deutlich unter dem Niveau des 2023ers liegen. 2024 eignet sich damit perfekt zur »Überbrückung«, während die kraftvolleren 2022er und auch viele 23er noch ihre Zeit im Keller benötigen. Wenn jetzt noch die Preise stimmen, kann 2024 ein toller Erfolg werden – wir sind zuversichtlich!