Eine Weinverkostung als Blindprobe ist keine leichte Sache, da können die Einschätzungen und Meinungen schon mal weit auseinander gehen. Zusammen mit Elias habe ich mich der Aufgabe gestellt, einen Weißwein zu bestimmen, der sich als eine schier unlösbare Aufgabe präsentiert hat.
Einigkeit herrscht über die intensive, goldene Farbe. Und auch über den Umstand, dass der Wein noch ein paar Jahre braucht, um sich zu entfalten, gab es keinen Dissens. Oder brauchten wir nur eine Ausrede...?
Also was hatten wir: Tropische Frucht oder Streichholz-Reduktion? Leichte Holzunterlegung, Salzigkeit und Gripp. Was für einen Wein hatten wir da eigentlich im Glas? Chardonnay oder Sauvignon Blanc? Chenin Blanc? Loire, Burgund, ein großer Chardonnay aus Kalifornien oder doch ein weißer Bordeaux?
Schließlich haben wir uns festgelegt und sind dann doch ziemlich überrascht worden: Friedrich Beckers 2015er Weißburgunder Klosterstück.
Aber wenn man am Ende darüber nachdenkt, ergibt es doch wieder einen Sinn. Das Klima in der Pfalz ist sehr mild, ein wichtiger Einfluss ist der Zufluss mediterraner Luft durch die Burgundische Pforte. Wie die Pforte selbst, ist auch das Klosterstück burgundisch. Es ist so druckvoll, so straff und präsent, wie man es von einem Chardonnay aus dem Burgund erwarten könnte. Die Vegetation in der Pfalz ist üppig und so sind auch die meisten Weine, vollaromatisch, dicht und langlebig. Durch das besondere Wetter und die sehr guten Böden gedeiht hier fast alles. Viele Rebsorten fühlen sich sehr wohl. Chardonnay, Grauburgunder, Sauvignon blanc und Silvaner können auch extrem gute Ergebnisse erbringen, wenn der richtige Winzer Hand anlegt.
Riesling und Spätburgunder, im Burgund Pinot Noir genannt, sind hier die unangefochtenen Könige. Viele der besten Weine Deutschlands dieser beiden Sorten kommen aus der Pfalz. Aber eben auch die besten Weißburgunder stammen von hier. Weißburgunder ist eine Mutation des Spätburgunders. Wie dieser hat er sehr dünne Schalen, die den Weinen immer etwas leichtes verleihen, denn die Schalen geben vor, wie viel Bitterstoffe Weißweine haben. Wenn Weißburgunder eine hohe Reife erreicht, neigt er zu hoher Zuckerproduktion, die dann schwere und manchmal auch alkoholische Weine ergibt. Die Kunst macht die Wahrung der Balance aus. Kraftvoll, nicht schwerfällig, dabei aber komplex, das ist hier das magische Dreieck. Etwas Holzeinsatz kann dem reifen Lesegut extrem passenden zusätzlichen Druck verleihen.
Fritz Becker hat genau dies gemacht. Er hat einen sehr guten Weißburgunder im Barrique spontan vergoren und dann in einem anderen Barrique ausgebaut. Das Resultat ist ein fulminant druckvoller Weißburgunder, der, wie man hier im Film sehen kann, auch als Chardonnay hätte durchgehen könnte. Dabei hat er diese faszinierend exotischen Früchte, die unglaublich raffiniert mit dem muskulösen Rückgrat spielen. Das ist so in dieser Form vielleicht nur in der Pfalz möglich.