Die Familie kam ursprünglich mit den Kreuzrittern aus der Picardie. Heute, in der dritten Generation, sind sie hier im ursprünglich phönizischen Kanaan hauptsächlich Winzer, der Urgroßvater Gaston pflanzte im fruchtbaren Becaa-Valley (schon in der Römerzeit als bestes Agrarland bekannt und genutzt, sie errichteten im Becaa liegenden Baalbek zum Dank an die Götter den Bacchus-Tempel) im Osten des Landes, fast 50 Kilometer von Beirut entfernt, die Reben seiner Wahl, Carignan, Cinsault und Cabernet Sauvignon. Heute 70–80 Jahre alte Reben.
Viel später kam ein wenig Grenache und Syrah für den Zweitwein und Drittwein dazu. Für den in kleinster Menge erzeugten Augenstern des Hauses, den weißen Chateau Musar, kommen nur die hier schon immer existierenden, weit über hundert Jahre alten Prephyloxera-Reben der Obaideh und Merwah zum Einsatz. Das sind die Ursprungsreben von Chardonnay und Semillon, vor 7.000 Jahren von den Phöniziern gen Westen exportiert. Hier in Becaa wird alles reif – dabei alles biologischer Weinbau. Botrytis und Fäulnis sind dank des Klimas unbekannt, keinerlei Spritzungen, sogar fast immer ohne Kupfer und Schwefel – nie grüne Elemente in der rotfruchtigen Cabernet Sauvignon, zum Glück aber genug Säure dank der Cinsault und geniale Würze dank der Carignan-Rebe. Nur spontane Vergärung mit den natürlichen Hefen, immer schon im rohen Zementtank, heute überall wieder »state of the art«. Jahrelanger Ausbau in Beton und im überwiegend gebrauchten Barrique, dann viele Jahre Flaschenlager. Die ähnlich fast ewig haltbaren Weine von Lopez de Heredia und Vega Sicilia werden auch so gemacht.
Erstklassiges Terroir
Viele wegweisende und weise Entscheidungen der Altvorderen Hochars hier im Libanon! Die kiesigen Kalkböden des von zwei Bergketten im Westen und Osten geschützten Becaa-Tals auf 900 Metern Höhe stellen ein erstklassiges Terroir dar, der Hektarertrag liegt bei niedrigen 25 Hektoliter pro Hektar. Die roten und sogar weißen Weine des 25 Kilometer nordöstlich von Beirut, absichtlich nicht im Syrien-nahen Becaa gelegenen Weinguts von Chateau Musar (das ehemalige Schloss Mzar in Ghazir) haben ein enormes, erstaunliches und verblüffendes Alterungspotenzial und können qualitativ problemlos im obersten Bereich des Bordelais mithalten. Die Spur Würze und die gemäßigte Exotik aus der Zugabe von Carignan und Cinsault unterscheiden ihn aber, trotz seiner jeweiligen Entwicklungsphase, zwischen Bordeaux, der Rhone und der Rioja pendelnden Stilistik. Er passt in seiner Reife ob seiner leichten Exotik mit seinem so typischen Hauch von Orangenschale und Mango ungleich besser zur orientalischen Küche als jeder Medoc. Das Weingut Musar wurde jahrzehntelang von Serge Hochar geleitet, der 2014 leider verstarb. Als Familienbetrieb führen seine inzwischen arrivierten Söhnen Gaston (Önologe und Weinmacher) und Marc (Marketing und Finanzen) das Weingut weiter. Die Legende lebt!