Die Tedeschis können belegen, dass sie schon vor über 200 Jahren einen Weinausschank betrieben haben. Mit den Generationen wurde aus einem Ausschank ein Weingut. Die Leidenschaft für den Spitzenweinbau begann aber mit Riccardos Vater Lorenzo. Lorenzo war es, der sehr früh in Qualität investierte, in einer Zeit als Amarone noch keine so große Rolle spielte, kümmerte er sich um die besten Lagen in der unmittelbaren Nähe des Weinguts und pflegte diese. Schon die Generationen davor hatten Parzellen in der Lage Monte Olmi erworben obwohl vollkommen klar war, dass man aus diesem kargen und terrassierten Weinberg weniger Trauben würde keltern können als aus den direkt benachbarten Flachlagen. Lorenzo entschied aber diese Weine einzeln auszubauen und auf die Flasche zu bringen und dies zu einer Zeit, als Qualitätsweinbau nahezu in allen Regionen Italiens keine Rolle spielte. So füllen die Tedeschis mit dem Amarone Monte Olmi den ältesten Cru-Wein der Valpolicella, der Weinberg ist nun schon seit über 100 Jahren in Familienbesitz.
Die Ergebnisse aus dem Monte Olmi waren quasi ein Fingerzeig für Riccardo. War dies doch der Beweis dafür, dass die Qualität der Lagen auch hier in der Valpolicella, genauso wie im Burgund, im Bordelaise oder im Piemont die wichtigste Rolle spielt. Im Valpolicella-Gebiet wurden Trauben schon immer getrocknet. Vor dem 20. Jahrhundert, um Weine mit Fruchtsüße zu produzieren. Mit immer besser werdenden klimatischen Verhältnissen dann auch immer mehr trockene Weine, denn es war immer mehr reifes Traubenmaterial vorhanden und die Selektion für die Trauben welche sich zur Trocknung eignen, musste nicht mehr so rigoros betrieben werden. Nun wurde so viel Amarone produziert, dass man diesen getrost nutzen konnte, um mit seinem Trester die Gärung für den einen oder anderen nicht durchgegorenen Valpolicella noch einmal zu starten. Dieses Verfahren ist nun schon lange als Ripasso bekannt und es gibt wohl kaum einen anderen Erzeuger, der einen so vollfruchtigen und feinen Valpolicella Ripasso macht wie Riccardo Tedeschi. Das gleiche gilt für seinen Amarone, der nun zum größten Teil auf der Tenuta Maternigo entsteht.
Dieses Gut mit seinen arrondierten Lagen wurde von den Tedeschis neu aufgebaut, um nicht in ertragsschwachen Jahrgängen vom Kauf von Trauben abhängig zu sein und um sich für den Klimawandel zu wappnen. Denn es liegt deutlich höher als die ursprünglichen Lagen und mit mehr Höhenmetern verlangsamt sich der Reifeprozess der Trauben. Die Frische wird konserviert, da die Beeren keinem Temperaturstress ausgesetzt sind. Aus einer Parzelle dieser Tenuta kommt der Valpolicella Maternigo, 2022 dann auch der Amarone Maternigo. Mit dem Valpolicella Maternigo möchte Riccardo zeigen, was in der Valpolicella möglich ist, wenn man komplett auf das Trocknen der Trauben verzichtet. Hier findet man einen stilistisch kühlen Wein vor, der komplex ist, aber vor allem von einer intensiven Blaubeer-Aromatik geprägt ist.
An der Spitze der Qualitätspyramide steht die Lage Fabriseria. Die hier gekelterten Weine können sich mit den Spitzengewächsen der besten Winzer der Region messen, wobei man betonen muss, dass man immer etwas Geduld mitbringen muss, um diesen Weinen das volle Potenzial entlocken zu können – dies gilt aber fast für alle Spitzenweine. Der Vorteile bei den Weinen von Riccardo Tedeschi ist, dass man diese, wie die meisten Weine aus der Valpolicella, auch jung mit ihrem vollen Fruchtprofil genießen kann, da sie schon früh eine gute Balance zwischen Frucht und Intensität aufweisen.
Herkunft und Gleichgewicht ist Riccardo am wichtigsten, dies gilt für die Weine aber auch für seine Arbeit im Weingut und in den Weinbergen. Nach Versuchen mit unterschiedlichen Ansätzen ist man als Nachhaltig zertifiziert, denn Riccardo möchte keinen vorgegebenen Rezepten folgen, sondern mit dem lange gewachsenem Wissen der Familie, seinen Geschmack und seine Intuition möglichst schöne Weine auf die Flasche bringen.
Das Jahr 2022 hielt Winzer in Venetien auf Trab. Zunächst war es hier wie auch im Rest Italiens hauptsächlich ein extrem trockener Jahrgang, dann folgten zehn Tage mit intensivem Niederschlag Ende August. Die Befürchtung, dass die Lese wie 2014 verlaufen könnte, war zu dem Zeitpunkt nicht unberechtigt, aber glücklicherweise folgte ein trockener und zugleich auch bedeutend kühlerer September. Diese Zeit nach dem Regen rettete den Jahrgang und die Trauben legten in kurzer Zeit extrem an Zucker zu und konnten daher vollreif gelesen werden. Die Lese war herausfordernd und eine der längsten, an die sich Riccardo Tedeschi erinnern kann - sie ging von Ende August bis Anfang Oktober. Das Ergebnis? Die jungen Weine sind dicht, fruchtbetont und strukturiert.
2021 ist ein herausragender Jahrgang und laut Riccardo Tedeschi der beste Jahrgang seit 1997 oder gar 1995! Das Aroma ist sogar das beste, an das Riccardo sich erinnern kann! Dem feuchten Frühling folgte ein warmer Juni mit genau der richtigen Regenmenge im August. Die Weine sind reichhaltig, verführerisch, aromatisch und dicht.
2020 ist ein Jahrgang, der zwar weniger Menge, dafür aber grandiose Qualität hervorbrachte. Der Frühling war relativ feucht mit ordentlich Niederschlag. Dadurch verrieselten einige Blüten und die Dichte an Trauben war geringer als normal. Der Rest des Jahres verlief ausgeglichen ohne irgendwelche Wetterkapriolen. Riccardo Tedeschi freut sich über die eleganten, etwas schlankeren Weine mit großer Fruchtintensität.
2019 ist auch hier in Venetien nach dem grandiosen Jahrgang 2016 endlich wieder ein absoluter Spitzenjahrgang. Dabei begann das Jahr eher durchwachsen mit einem kühlen und regenreichen April und Mai. Ende Juni wurde es dann sehr warm mit Temperaturen, die zum Teil knapp unter 40 °C lagen. Die Lese war einheitlich und erfolgte ziemlich kompakt Mitte September. Das warme Jahr brachte Trauben mit grandioser Balance und Textur hervor.