Seit vier Generationen machen auf dem Familienweingut Visionäre Weine. Begonnen hat alles 1880 in den Kellern von Pieropan mit Leonildo Pieropan, einem Arzt aus der Kleinstadt Soave, der getrieben war von seinen Leidenschaften für Wein, Biologie und Chemie. Passt ja auch gut zusammen! Die Söhne Fausto und Gustavo setzten seine Arbeit mit ebenso großer Leidenschaft fort. Der große Durchbruch kam aber, als Leonildo, der gleichnamige Enkel des Gründers, das Weingut Pieropan übernahm. Mit schier endloser Kraft und viel Sinn für seine Berufung entwickelte er seinen Stil, der immer noch Vorbild der gesamten Region ist. Seinen Fokus legte er auf die im besten Terroir, inmitten der Soave Classico Zone angebaute autochthone Rebsorte Garganega. Von jeher wurde bei Pieropan naturnaher Bio-Anbau betrieben und natürlich führt auch die penible Arbeit im Weinberg zu ultra-genialer Qualität. Das unaufhörliche Streben nach höchster Qualität und innovativen Prozessen in der Weinbereitung bilden den Schlüssel zur heutigen Identität von Pieropan und der Region Soave. Zumindest wenn über die oberste Liga im Soave gesprochen wird.
1971 wurde Pieropans Soave »Calvarino« zum ersten Weißwein Italiens, der unter dem Namen seiner 7 Hektar großen Einzellage abgefüllt wurde. Der Blend besteht aus 70 Prozent Garganega und 30 Prozent Trebbiano. Nach der Gärung im Zementtank werden nur die besten Tanks für den Calvarino ausgewählt, dieser darf dann noch ein weiteres Jahr im Keller reifen. Der Soave »La Rocca« wurde nur wenige Jahre später, erstmals 1978, aus 100 Prozent Garganega gemacht. Stilistisch ist er reifer, runder und dichter. Die Trauben werden so spät wie möglich gelesen, zum Teil auch mit etwas Edelfäule. Der Ausbau erfolgt über ein Jahr lang in 500 Liter großen Eichen-Tonneaux aus französischen und slawonischen Bäumen. Das Weingut experimentiert seit ein paar Jahren auch mit 2.000 Liter großen Eichenfässern.
Pieropan bearbeitet heute insgesamt 75 Hektar Rebfläche, 55 Hektar davon befinden sich in der Soave-Classico-Region. 70 Prozent davon werden in Guyot und 30 Prozent in der traditionellen Pergola-Form – also über Kopf – angebaut. 2021 wurde der Lebens-Wunschtraum Leonildos in Form des topmodernen Weinkellers nach fünfjähriger Bauzeit fertiggestellt. Der Keller wurde mit lokalen Materialien aus der Gegend erbaut, zum Beispiel mit Gestein aus Vicenza. Ein Teil ist im Hang vergraben und bleibt dadurch auf natürliche Weise stets gekühlt. Tragischerweise verstarb Leonildo 2018 und konnte den fertiggestellten Keller nie selbst sehen.
Leonildos Söhne Andrea und Dario Pieropan haben nunmehr das Weingut in vierter Generation in ihrer Obhut. Während Andrea sich um die Weinberge kümmert, ist Dario der Önologe der Familie und für die Weinbereitung zuständig. Pieropan produzieren die besten Soave, die diese Welt kennt. Sie sind mit Charakter und Frische ausgestattet. Die perfekte Interpretation der Finesse, der Rebsorte Garganega und des dafür so unübertroffen geeigneten Terroirs.
2022 war wie in ganz Europa auch in Venetien ein sehr heißes Jahr. Die Schwierigkeit lag für die Winzer aber darin, dass es auch eines der trockensten Jahre überhaupt war, mit ungefähr 90 Prozent weniger Niederschlag als in einem gewöhnlichen Durchschnittsjahr. Von Anfang April bis zum 20. August gab es keinen Niederschlag und dabei kratzten die Temperaturen an der 45-°C-Marke. Es gab drei bis vier Hitze-Spitzen im Juni und Juli. Das Weingut Pieropan hat glücklicherweise ein Bewässerungssystem, um vor allem jüngere Reben zu unterstützen. Der Hauptgrund, warum es dennoch solch fantastische Weinqualität gibt, ist wohl, dass die autochthone Rebsorte Garganega so gut mit dem warmen Klima hier umgehen kann, denn sie baut die natürliche Weinsäure in den Trauben nur langsam ab. 2022 wurde von Ende September bis in den Oktober hinein gelesen. Eine längere Mazeration auf den Traubenschalen verhalf den Weinen im Jahr 2022 durch zusätzliche Struktur zu mehr Frische. Leider führte die Trockenheit während der Blütezeit zu 30 Prozent weniger Ertrag im Vergleich zu einem gewöhnlichen Jahrgang, da viele Blüten einfach verrieselt waren und keine Trauben ansetzten.
2021 brachte – wie in vielen Weinregionen Europas – auch in der Soave-Classico-Region hervorragende Weißweine mit grandioser Spannung hervor. Das Weingut Pieropan hatte 10 Prozent weniger Ertrag im Vergleich zu einem Durchschnittsjahr. Die Trauben waren im Gegensatz zum darauffolgenden Jahrgang 2022 zwar am Stock, aber da es ab August sehr trocken und heiß war, blieben die Trauben kleiner. Dadurch ist die intensivere phenolische Struktur zu erklären, die den Weinen ihre fabelhafte Dichte verleiht.